Skandinavienrundfahrt
Seen, Wälder, Tundra und Fjorde

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05.06.2022

Von Oravais bis zum Nordkap


Es ist erstaunlich mit welch geringen Ressourcen man beim Camping auskommt. Egal ob Wasser, Strom oder Gas; es ist nur ein Bruchteil dessen, was wir zu Hause verbrauchen und erst recht, wenn man den Verbrauch eines Pauschaltouristen in einem vier Sterne Hotel zugrunde legt. Dabei leben wir keinesfalls schlechter. Da die Vorräte jedoch stark begrenzt sind, geht man auch automatisch bewusster und sparsamer damit um.
In der neuen Woche bewegten wir uns wie im letzten Bericht angekündigt weiter an der Ostseeküste entlang nach Norden. Nach etwa 40 km verließen wir die Hauptroute und wählten die Küstenstraße. Es ist aber fast gleichgültig, welche Straße man fährt; die Straßen sind breit und gut und führen durch endlose Wälder.

In Jakobstad, einer Kleinstadt mit etwa 40000 Einwohnern, legten wir einen Fotostopp ein. Die Sehenswürdigkeiten wiederholen sich: Kirche (meist verschlossen), Rathaus, Holzhäuser und das Heimatmuseum. Das war es dann auch schon. Es mangelt aber nie an großzügigen Parkplätzen.

Die Küstenstraße von Jakobstad nach Kokkala war dann ein wenig abwechslungsreicher. Es ging über mehrere Inseln, die mit Brücken verbunden sind und wir hatten immer wieder hübsche Ausblicke aufs Meer mit den vorgelagerten Schären. Kokkala ist eine der ältesten Hafenstädte Finnlands. Durch die Landhebung, die hier seit der letzten Eiszeit noch nicht abgeschlossen ist, ist der ehemalige Hafen versandet und man hat die Stadt nach dem letzten Brand 7 km Richtung Meer neu aufgebaut. Aber danach hat er seine ehemalige Bedeutung nie wieder erlangt.

Die letzte Tagesetappe führte uns dann bis nördlich von Kalajoki, wo wir unweit des Meeres übernachteten.

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Auf der nächsten Etappe gab es keinen Grund anzuhalten. Und so kamen wir schon um die Mittagszeit in Oulu an. Die Stadt liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses und hat etwa 200 000 Einwohner. Für die Innenstadt gilt das gleiche, was ich bereits über Jakobstad geschrieben habe, nur das hier das Rathaus sich zwecks Renovierung auch noch hinter Plastikplanen versteckt hat.

Dafür ist die Umgebung umso reizvoller. Nach kurzer Suche fanden wir auf der Insel Kuusisaari im Mündungsdelta des Oulujoki einen sehr schönen Übernachtungsplatz, von dem aus wir in wenigen Minuten zu Fuß das Stadtzentrum erreichten.

Wirklich störend fanden wir die E-Scooter, die man an jeder Straßenecke mieten kann. Sie rauschen lautlos rechts und links an einem vorbei und werden nach Gebrauch wie weggeworfener Müll überall stehen und liegen gelassen. Das passt eigentlich so gar nicht zu den sonst so ordentlichen und sauberen Stadtbildern.

Ganz anders sieht es mit den Fahrrädern aus. Oulu besitzt ein 680 km langes, gut ausgebautes Radewegenetz, das rege genutzt wird. Tausende Fahrräder parken in der Innenstadt ordentlich auf speziellen Plätzen. Selbst im Winter, bei -9 Grad Durchschnittstemperatur, beträgt der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen noch 22 %. Das ist Weltrekord.

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Die letzte Etappe vor dem Polarkreis führte uns über 220 km nach Rovaniemi. Die Hälfte der Strecke verlief noch einmal an der Küste des Bottnischen Meerbusens entlang bis kurz hinter Kemi. Dort verließen wir die Küstenstraße und folgten dem Kemijoki ins Landesinnere. Es gab kaum Verkehr und so erreichten wir nach knapp 3 Stunden bereits unser Tagesziel.


Mit Rovaniemi hatten wir in etwa auch die Halbzeit unserer Skandinavien Rundreise erreicht und es wurde Zeit einen Waschtag einzulegen. Also ging es nicht wie sonst üblich auf einen schönen Platz an irgendeinem See, sondern für zwei Nächte auf einen Campingplatz mit Waschmaschine.

Abends besuchten wir ein rustikales, lappländisches Restaurant. Als Vorspeise gab es Bärensuppe mit viel Bärenfleisch und wenig Brühe. Geschmacklich erinnerte sie uns an Ochsenschwanzsuppe. Zum Hauptgericht wählten wir Rentierragout auf Kartoffelpüree mit Moosbeerenkompott.

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Das Wäsche waschen war schneller erledigt als gedacht und so blieb auch noch Zeit für einen Hausputz. Nach fast 4 Wochen "on the roaad" war das auch bitter nötig.

Nachmittags starteten wir dann den Versuch, den Polarkreis mit dem Fahrrad zu erreichen, was aber misslang. Ständig sprang die Kette von meinem Fahrrad ab. Ich hatte natürlich nicht das passende Werkzeug dabei. Nach der Hälfte der geplaten Strecke ging es zurück zum Womo, wo der Schaden innerhalb von Minuten behoben war.

Da wir am folgenden Tag den Polarkreis sowieso kreuzen werden, haben wir uns einen erneuten Versuch geschenkt und sind stattdessen zum Arktikum in die nahe Stadt geradelt. Das Museum zeigt auf interessante Art das Leben und Wirtschaften in den arktischen Regionen früher und heute. Auch der herauf ziehende Klimawandel wird thematisiert.

Richtig dunkle Nächte haben wir schon seit einigen Tagen nicht mehr erlebt, aber seitdem am 3. Juni um 1:55 die Sonne in Rovaniemi aufgegangen ist wird es voraussichtlich rund 2 Wochen dauern, bis wir wieder einen Sonnenuntergang erleben können.
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Am Morgen holten wir mit dem Wohnmobil nach, was uns am Vortag mit den Fahrrädern misslang. Ca. 10 km nordöstlich von Rovaniemi verläuft angeblich auf dem Gelände der „Santa Claus Village“ der Polarkreis. Eine nicht zu übersehende Markierung zeigt an, dass man sich auf dem 66° 32' 35“ befände. Aber wie mein Bild beweist, ist diese Angabe doch recht ungenau und der tatsächliche Polarkreis befindet sich laut Wikipedia auch ungefähr 2,2 km weiter nördlich bei 66° 33' 46“.



Aber was soll es. Die meisten Touristen kommen hierher, weil hier angeblich der Weihnachtsmann zu Hause ist. Es gibt hier alles, was das weihnachtliche Herz begehrt. Angefangen von künstlichen Weihnachtsbäumen, über Baumschmuck, Nikolausbärte und noch viel mehr. Wer es wünscht, wird auch vom Santa Claus höchst persönlich empfangen. Natürlich gegen Bezahlung. Auch kann man von hier aus schon im Sommer Weihnachtsgrüße an die Lieben zu Hause absenden, die dann auch pünktlich um die Weihnachtszeit zu Hause eintreffen.



Auf dem Weg nach Norden legten wir in Sodankylä eine Kaffeepause ein. Hier befindet sich die älteste Kirche Finnlands. Die Holzkirche stammt aus der Zeit der Christianisierung des Lapplandes im 17. Jahrhundert. Eine neue Steinkirche hat ihre Aufgaben übernommen. Da die Kirche verschlossen war, war eine Besichtigung nicht möglich. Mir ist aber durch ein Loch in der Eingangstür eine schöne Aufnahme von dem Kircheninnern gelungen.



Unser Weg führte uns noch einmal ca. 100 km Richtung Norden. Die folgende Nacht verbrachten wir auf einem abseits der Straße gelegenen Parkplatz irgendwo im Nirgendwo. Als Bundesbürger will man es kaum glauben, aber in Finnland ist es gelungen selbst in den entferntesten Gebieten ein schnelles Internet bereitzustellen.
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Die erste Mitternachtsonne hatte sich hinter ganz dicken Wolken versteckt und es regnete dazu auch noch kräftig. Wir haben aber noch einige Tage, um das Ereignis hoffentlich noch mehr als einmal zu erleben.
Unsere erste Station nach dem Frühstück war der Kaunispää, ein 438 m höher Hügel, von dem aus wir einen schönen Blick in den Urho Kekkonen Nationalpark hatten. Man kann gut erkennen, wie die Taiga langsam in die Tundra übergeht.

Auf der Nationalstraße ging es zunächst weiter bis Ivalo. Ein Anhalten lohnte nicht. Wenige Kilometer später erreichten wir den Inari See. Der Reiz des Sees machen die vielen Inseln aus, die ihn wie eine Seenplatte erscheinen lassen. Von der Uferstraße boten sich immer wieder schöne Ausblicke auf den See und seine Inselwelt.



Inari, der gleichnamige Hauptort ist das touristische Zentrum der Gegend. Er beherbergt im wesentlichen Hotels, einem Campingplatz auf dem zum Zeitpunkt gerade eine Kolonne von 33 italienischen Wohnmobilen einlief, einem Museum und einem Supermarkt. Etwa 20 km nach Inari ging es links ab auf die Straße nach Norwegen und damit zum Nordkap. Die noch etwa 60 km bis zur Grenze führten durch eine wenig abwechslungsreiche Landschaft. Moore bestimmen das Landschaftsbild, zwischen denen nur noch kleinwüchsige Birken gedeihen können. Unser Tagesziel war ein Wanderparkplatz kurz vor der norwegischen Grenze.

Der Wettergott kannte keine Gnade. Wir gingen bei Sonnenschein los und kamen bei Sonnenschein wieder an unserem Womo an, aber dazwischen hatte es kräftig geregnet. Die Wanderung führte uns über einen Lehrpfad an der größten Quelle Finnlands vorbei durch die lichten Birkenwälder. Wir hatten dann den ganzen Abend Zeit wieder trocken zu werden.

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Am Pfingstsonntag nach dem Frühstück ging's also weiter Richtung Norwegen. Unser Ziel war das Nordkap; denn der Wetterbericht versprach für Montag zumindest kaum Regen und mit etwas Glück auch einige Stunden Sonnenschein.
Die wenigen Kilometer bis zum Inarijoki waren schnell zurückgelegt. Er ist der Grenzfluß zwischen Norwegen und Finnland. Vor der Grenze haben wir noch einmal den Tank gefüllt; denn der Diesel ist in Norwegen doch deutlich teurer.
Das Klima im Flußtal scheint wesentlich günstiger; denn es wird Landwirtschaft betrieben und auch die Bäume sind höher und kräftiger. Wenig später war die Landschaft aber wieder ähnlich wie in Finnland.

Nach 100 km erreichten wir die südliche Spitze des Porsangerfjords. Immer wieder mußte ich die Scheibenwischer bemühen, um den Durchblick zu bewahren. Aber jetzt wurde es langsam besser. Die Ausblicke auf das Blau des Fjord 's mit seinen Inseln und den bunten Häusern an seinen Ufern ließen die Zeit und die Kilometer wie im Fluge vergehen. Das Tolle war: mit jedem Kilometer wurde das Wetter besser und bald hatten wir den schönsten Sonnenschein.



Das Nordkap liegt auf der Insel Magerøya, die wir durch einen 7 km langen Tunnel unter dem Meer erreichen.

Der Aufstieg zum 300 m hoch gelegenen Felsen des Nordkap führt durch eine zauberhafte Gebirgslandschaft, in der nur noch Moose und Flechten gedeihen. Rechts und links der Straße zeugen noch Schneereste vom erst kürzlich vergangenen Winter.

Auf dem Plateau des Felsen standen bereits Dutzende andere Wohnmobile. Wir suchten uns schnell einen geeigneten Platz und schon ging es mit Fotoapparat, Filmkamera und Fotodrohne bewaffnet raus, um die obligatorischen Fotos zu machen; denn man weiß ja nie. Das Wetter kann sich hier in kürzester Zeit ändern.



Den weiteren Tag verbrachten wir überwiegend im Wohnmobil. Die Sonne erreicht am Nordkap um 0:15 Uhr ihren tiefsten Punkt. Ob wir den bei klarem Himmel erleben dürfen, erzähle ich im nächsten Bericht.
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