Skandinavienrundfahrt
Seen, Wälder, Tundra und Fjorde

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29.05.2022

Von Kaarina bis Oravais


Der Start in die neue Woche begann mit einem Ausflug in den Schärengarten der der Küste von Turku vorgelagert ist. Er besteht aus unzähligen kleineren und größeren Inseln, die beim Rückzug der Gletscher während der letzten Eiszeit entstanden sind. Nur ein Bruchteil von ihnen ist auch bewohnt.

Der Weg von Kaarina nach Mossala führt über die Staatsstraße 180, trägt den schönen Namen Skärgàrdens Ringväg und, wenn ich richtig gezählt habe, über 14 Inseln.

Fünfmal mussten wir eine Fähre nehmen. Die kürzeste Strecke betrug 300 m und die längste ca. 8 km. Das Beste daran ist, dass sie alle kostenfrei sind. Sie sind Bestandteil des öffentlichen Straßennetzes und werden vom Steuerzahler finanziert.

Je weiter wir in die Inselwelt vordrangen, desto weniger wurde der Verkehr und desto schmaler die Straßen.
Auf den Inseln, über die wir fuhren, wird Forst- und Landwirtschaft betrieben. Das Reizvolle an der Fahrt sind die immer wiederkehrenden Ausblicke auf das Meer mit weiteren Inseln.
Sowohl in Nagu,



als auch in Korpo haben wir die aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert stammenden Steinkirchen besucht. Von außen wirken sie rustikal und schlicht. Innen kann man noch die Reste der Fresken erkennen, die auf das gotische Gewölbe angebracht wurden.



Am Tagesziel auf der Insel Mossala angekommen, machten wir noch eine Kurzwanderung zu einem Aussichtsturm, von dem wir bei strahlend blauem Himmel einen tollen Ausblick in den Schärengarten hatten.


Am nächsten Morgen ging es wieder ein gutes Stück zurück in Richtung Festland. Nach 4 Fähren und etwa 35 km erreichten wir wieder Nagu. Der kleine Ort hat im Winter etwa 1500 Einwohner und im Sommer über 10000, die in den vielen Hotels, Ferienhäusern oder auf ihren Booten Erholung suchen. Ich schätze, dass am heutigen Abend der Ort mit Inge und mir genau 1502 Einwohner hatte.

Wir fanden wieder einen ruhigen Übernachtungsplatz in einem Kiefernwäldchen in unmittelbarer Nähe der Ostsee und mit Blick auf die Schären. Wir saßen noch lange auf einer Parkbank am Wasser und ließen unseren Blick über die Schären schweifen.
Am Morgen war es pünktlich um 8 Uhr mit der Ruhe vorbei. Ein kommunaler Arbeiter fegte im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Motorgebläse den Wald. Sinn war es wohl, vor den anrückenden Touristenströmen die Kiefernzapfen zu beseitigen.
Wir ließen uns nicht beeindrucken, frühstückten in Ruhe und anschließend ging es weiter zurück in Richtung Festland. Am Wegesrand lag das kleine Städtchen Pargas, dem wir noch einen Kurzbesuch abstatteten. Sehenswert waren die alten Holzhäuser der Gamla Malmen

und die Steinkirche aus den 14. Jahrhundert, die für lutherische Verhältnisse ausgesprochen prächtig ausgestattet ist.




Und weiter ging es nach Turku, der alten Hauptstadt Finnlands. Erst nachdem Russland im 18. Jahrhundert Finnland als autonome Provinz einverleibt hatte, wurde Helsinki zur Hauptstadt erklärt. Vorher war über Jahrhunderte hinweg die Burg von Turku Residenz des schwedischen Königs, wenn er sich in der östlichen Provinz aufhielt.


Von der Burg ging es am Ufer des Aurojoki entlang zur Altstadt. Highlights waren eindeutig die orthodoxe



und die lutherische Kathedralen.




Die orthodoxe Kathedrale wurde im 18. Jahrhundert während der Regierungszeit Zar Alexanders als Zeichen der Anbiederung im lutherischen Turku erbaut. Die Anfänge der lutherische Kathedrale gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Die Kirche wurde über die Jahrhunderte hinweg mehrfach geplündert oder durch Feuer beschädigt. Sie ist das Nationalheiligtum Finnlands.
Nur wenige Holzhäuser haben das Feuer Anfang des 19. Jahrhunderts überstanden. Heute schien die Stadt eine einzige Baustelle zu sein.

Nach einem Restaurantbesuch zogen wir uns in unser Womo am Fährhafen zurück.
Reisen heißt für uns, die Landschaft zu erfahren und die Städte zu erlaufen. Nachdem wir am Vortag mehr als 13 km gelaufen waren, ging es am Himmelfahrtstag an der Ostseeküste entlang nach Rauna. Unterwegs legten wir Fotostopps in Naantalie und Pyhämaan bei der Uhrikirkko ein. Naantalie ist ein angesagter Erholungsort für die nahen Großstädten mit schönen alten Holzhäuser und einer imposanten Kirche.

Wenn wir den Reiseführer richtig gelesen hätten, hätten wir uns die 25 km Umweg zu der Uhrikirkko in Pyhämaan gespart; denn dort steht eindeutig, dass die Kirche nur von Juni bis August geöffnet ist und dass die sehenswerten Malereien in dem unscheinbaren Nebenkirchlein zu finden sind.

In Rauna fanden wir einen Übernachtungsplatz im Yachthafen unmittelbar an der Ostsee. Wir steigerten unser Wohlbefinden durch einen echt finnischen, erholsamen Saunagang.

Rauma ist eine der wenigen Städte, die gleich mit zwei UNESCO-Weltkulturerbestätten aufwarten kann. Da ist zunächst die Altstadt, die das umfangreichste Ensemble an Holzhäusern in Skandinavien besitzt. Grund ist, dass nach dem Brand von 1682 kein weiteres Feuer die Stadt heimgesucht hat. Die meisten Häuser sind fein heraus geputzt, einige verströmen aber auch den Reiz des Morbiden.

Ursprünglich besaßen alle Häuser keine Nummern sondern Namen, die auch heute noch an vielen Häusern zu finden sind.

Natürlich machten wir auch der um 1520 erbauten Heilig Kreuz Kirche unsere Aufwartung, die ursprünglich zum nicht mehr vorhandenen Franziskaner Kloster gehörte.



Störend fanden wir, dass ein unablässiger Strom von Autos durch die Gassen rollte. Ob die Ursache eine Verkehrsstörung an anderer Stelle war oder ob es immer so ist blieb uns unklar.
Nachdem wir genügend Bilder geschossen hatten, ging es zum zweiten Weltkulturerbe weiter. Es liegt im Stadtteil Lappi, ca. 20 km vom Stadtkern entfernt. In einem Waldstück finden wir versteckt zwischen den Bäumen die bronzezeitlichen Steingräber von Sammallahdenmäki.

Weiter ging es an der Küste entlang nach Norden. Am Leuchtturm auf der Insel Reposaari fanden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, war der Himmel grau und regnerisch, was sich auch den ganzen Tag nicht änderte. Wir setzten unsere Reise an der Küste des Bottnischen Meerbusens gut 100 km fort bis nach Kristinestad, einer Kleinstadt an der Mündung des Tjöcka. In einer Regenpause machten wir einen Bummel durch den Ort und ließen die schönen Holzhäuser, das Rathaus und die Kirchen auf uns wirken.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto kleiner werden die großen Städte. Wasa, eine bedeutende Hafenstadt am Bottnischen Meerbusen zählt gerade einmal 68 000 Einwohner. Touristisch hat die Stadt nur wenig zu bieten. Wie legten eine kurze Verschnaufpause ein und schon ging es noch einmal 50 km weiter Richtung Nordosten. Oravais, ein kleines Fischerdorf mit einem schönen Wohnmobilstellplatz unmittelbar am Wasser, war unser Tagesziel.

In der kommenden Woche wollen wir den Polarkreis überschreiten und Anfang der darauf folgenden Woche das Nordkap erreichen. Bis dahin sind es noch rund 500 km, bzw. 1200 km, aber das dürfte kein Problem sein; denn die Straßen sind durchweg gut zu befahren und der Verkehr wird immer weniger, je weiter wir nach Norden kommen.
Der Verkehr in Finnland verläuft sehr entspannt. Inzwischen haben wir über 2000 km in Finnland zurückgelegt und aggressives Fahren oder Drängeln konnten wir auch in den Großstädten nicht feststellen. An Geschwindigkeitsbeschränkungen wird sich größtenteils gehalten, das mag auch daran liegen, dass Radarfallen ganz offensichtlich zum normalen Straßenbild gehören. Sie werden zwar meistens angekündigt, aber ob sie dann nach 100 m oder 2 km folgen bleibt ungewiss. Auch kommt es vor, dass zwei Radarfallen sehr kurz aufeinander folgen.

Für Fußgänger und Autofahrer in den Städten erscheinen uns die größten Gefahren von den Rad- und E-Rollerfahrern auszugehen. Sie huschen rechts und links an einem vorbei ohne klingeln oder abzubremsen. Im Münsterland geht es nach unserer Erfahrung gerade zu gesittet dagegen zu.
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