Rund um die irische Insel
Woche 6: Von Derry nach Skerries

16.06.2019 Skerries
Zurück Übersicht Vorwärts






Die neue Woche begann etwas hektisch. Schon früh am Morgen füllte sich der Parkplatz und bereits um 8 Uhr war der Platz eigentlich voll. Wie so oft im Leben, gibt es auch hier Menschen, die ohne Rücksicht auf andere ihren Vorteil suchen und wahrnehmen. Ich hatte das Wohnmobil schon so geparkt, dass ich eigentlich hätte nur geradeaus fahren müssen um den Parkplatz zu verlassen. Aber genau vor uns parkte bereits ein Fahrzeug und ich musste einen Rechts- und dann Linksbogen fahren um den Platz zu verlassen. Auch das wäre noch gegangen, hätten nicht mehrere Fahrzeuge versucht ganz nahe links neben uns einzuparken. Wir mussten die Autos also verscheuchen; denn mit meinem langen Heck wäre ein Ausparken unmöglich gewesen. Innerhalb von 5 Minuten versuchten 3 Fahrzeuge dort einzuparken. Wir beschlossen daher schnellstmöglich den Platz zu verlassen. Das Frühstück wurde abgebrochen und schon ging es los. Auf dem Weg aus der Stadt hatten wir auch den Eindruck, dass der Fahrstil in Nordirland deutlich aggressiver ist als in der Republik Irland.



Inge hatte uns einen schönen Platz direkt am Atlantik ausgesucht, den wir nun ansteuerten. Dort angekommen wurde erst einmal fertig gefrühstückt und dann ging es auf einen ausgedehnten Strandspaziergang. Ich hatte mal wieder mein Spielzeug mitgenommen und versuchte weitere Aufnahmetechniken.



Nach knapp zwei Stunden setzten wir unsere Fahrt nach Osten, entlang der Küste fort. An einem netten Aussichtspunkt legten wir erneut einen Fotostopp ein, bevor es auf zum „Giants Causeway“ ging. Dieser Küstenabschnitt zählt mit seinen bizarren Felsen zum UNESCO Weltnaturerbe. Um diese von der Natur geschaffenen Kunstwerke zu bewundern, muss man aber zunächst recht ordentlich in die Tasche greifen, immerhin kostet der Eintritt rund 15 €.



Hauptsehenswürdigkeit sind aus dem Wasser ragende Basaltseulen, die vor rund 60 Millionen Jahren von der Lava eines Vulkans geschaffen wurden. Wer hier eine beschauliche Ruhe erwartet hätte, wäre aber total fehl am Platze gewesen. Bei schönen Wetter, so wie es heute war, füllen Tausende Menschen die Wege und was sonst noch irgendwie erreichbar ist.



Nach zwei Stunden hatten wir genug gesehen und machten uns auf den Weg zum ausgesuchten Campingplatz. Wir hatten aber Pech, er war bereits ausgebucht und so stehen wir mal wieder für die kommende Nacht auf einem Parkplatz. Die Nacht war ruhig und angenehm. Nach dem Frühstück ging es dann weiter Richtung Osten zur „Rope Bridge“. Diese 20 m lange Hängebrücke führt über eine 30 m tiefe Meerenge zwischen dem Festland und der nur 170 m mal 100 m großen Insel „Carrick a Rede. Die Insel ist unbewohnt und die schwingende Brücke dient einzig der Touristenbelustigung. Auch ich musste natürlich über diese Brücke. Von der Insel gab es schöne Ausblicke auf die Steilküsten des Festlandes. Nach 15 Minuten hatte ich jede Ecke der Insel besucht und es ging zurück aufs Festland.



Einige Kilometer weiter in Balycastle legten wir unsere Mittagspause ein, kauften einige Kleinigkeiten und dann ging es auch schon weiter. Jetzt änderte sich unsere Fahrtrichtung nach Süden. In Waterfoot erreichten wir wieder das Meer, das aber jetzt nicht mehr Atlantik, sondern Irische See heißt. Auf kurvenreicher Straße ging es nun unmittelbar am Ufer entlang bis nach Glenarm, einem kleinen Dorf mit knapp 600 Einwohnern. Wir fanden unmittelbar am Ufer einen Platz für die kommende Nacht. Bevor es jedoch so weit war, gab es noch Abendbrot und anschließend einen Spaziergang durch das Dorf. Dabei entdeckten wir, dass sich auch hier ein Castle mit Garten befindet. Es ist aber nur an ganz wenigen Tagen im Jahr für Besucher zugänglich, so dass ein Besuch sich erübrigte.



Am Mittwochmorgen haben wir dann doch noch einen kurzen Spaziergang zum Glenarm Castle gemacht. Wir kamen dem Schloss zwar nicht wirklich nahe, aber mit dem Zoom meiner Kamera konnte ich wenigsten die Front des Schlosses filmen. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Belfast.



Unterwegs machten wir in Carrickfergus, einem etwas größeren Ort an der Küste, halt. Zu betsaunen gibt es hier eine mächtige Normannenburg auf einem schwarzen Felsen, der ins Meer hinaus ragt. Die Burg wurde 1177 von John de Courcy erbaut. Die Burg wurde im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach umgebaut und erweitert. In ihrer langen Geschichte diente sie Königen, war Armeeposten, Gefängnis, Kriegsgefangenenlager und Luftschutzbunker.



Damit die Menschen auch hier in Nordirland etwas von der englischen Monarchie träumen können, trägt der englische Kronprinz seit seiner Hochzeit den Titel Baron von Carrrickfergus. Na, das ist doch was! Am Nachmittag erreichten wir Belfast, die Hauptstadt Nordirlands. Belfast ist mit knapp 350000 Einwohnern auch die größte Stadt in Nordirland und nach Dublin die zweitgrößte Stadt auf der Insel. Nachdem wir den Campingplatz endlich erreicht hatten, wir mussten durch die ganze Stadt, machten wir es uns in unserem Wohnmobil behaglich und ließen so den Tag ausklingen.



Für Donnerstag stand dann die Stadtbesichtigung an. Nur wenige hundert Meter vom Campground entfernt befindet sich die Bushaltestelle und in einer guten halben Stunde hat man die Innenstadt erreicht.



Die Ticketverkäufer wissen genau, an welchen Bushaltestellen die Touristen ankommen. Auch wir wurden direkt abgefangen und es gab gefühlter Maßen kein Entkommen mehr. Aber wir wollten ja so wie so eine Stadtrundfahrt machen. Es ging kreuz und quer durch die Stadt. Die Titanic wurde in den Docks von Belfast gebaut und so bekommt man auf der Fahrt durch die Hafengegend auch ganz viel von diesem Schiff erzählt. Das Schiff trägt auch heute noch dazu bei, dass der Tourismus in Belfast profitiert. Neben dem Titanic Hotel, dem Titanic Museum, dem Titanic Erlebniszentrum, kann man auch noch die Reste der Dockanlagen besichtigen, in denen das Schiff 1912 gebaut wurde.



Weiter ging es zum Parlament. Dass die Spaltung der nordirischen Gesellschaft noch nicht überwunden ist, erkennt man auch daran, dass nach der letzten Wahl 2017 die Unionisten und die Sinn Fein sich nicht auf eine neue Regierung einigen konnten. Wir kamen natürlich auch durch die Stadtteile, in denen der Nordirlandkonflikt in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts am stärksten wütete. Die Mauer, die damals die Katholiken von den Protestanten trennte ist noch weitgehend erhalten. Sie ist über und über mit Graffiti bemalt und damit auch eine Touristenattraktion. Auch die Tore, die während der Bürgerkriegszeit die einzige Verbindung zwischen den verfeindeten Stadtteilen darstellte, sind noch vorhanden. Ich hoffe, dass durch die aktuelle Politik in Westminster diese Dinge nicht wieder notwendig werden.



Wieder zurück im City Center besuchten wir die City Hall, das Rathaus der Stadt. Der prächtige Bau wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neubarocken Stil erbaut. Hier tagte auch 1921 das erste nordirische Parlament. Wir waren gerade rechtzeitig da und konnten eine Führung durch die Sitzungssäle und die Repräsentationsräume im ersten Stock des Rathauses mitzumachen. Anschließend besuchten wir noch die Ausstellung zur Geschichte der Stadt im Erdgeschloss.



Wir schlossen noch einen Rundgang durch die Innenstadt an. Belfast ist eine moderne Stadt und unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen europäischen Städten gleicher Größe. Sicher, jede Stadt hat seine Geschichte und viele Plätze erzählen Geschichten, aber langsam ist unsere Aufnahmefähigkeit erschöpft. Mit dem Bus geht es am späten Nachmittag wieder zurück zum Campground. Wie geplant verließen wir am Freitag, nachdem wir unser Wohnmobil vom Abwasser entsorgt und mit Frischwasser versorgt hatten, die Hauptstadt in Richtung Süden.



Eine kurze Pause legten wir in Kilclief ein, da uns die Aussicht auf ein Kastell (Wohnturm Burg) lockte. Leider war es nicht möglich, dem wehrhaften Bau näher zu kommen. Also machten wir nur ein paar Fotos und schon ging es weiter.



Nach weiteren 10 km erreichten wir Ardglass, wo wir an der Marina den Rest des Tages und die kommende Nacht verbringen werden.



Zur vergangenen Nacht kann man nur sagen: es hat geregnet! Laut Wetterbericht bestand eine gewisse Chance auf besseres Wetter, Als wir gegen 11 Uhr starteten, wir hatten ja für heute keine weite Strecke eingeplant, regnete es zwar nicht mehr so heftig, aber der Nieselregen nahm uns je Sicht. So kam es, dass wir von der angeblich sehr schönen Strecke unmittelbar entlang des Ufers nicht viel zu sehen bekamen. Stehenbleiben war keine Option; denn wir wussten ja nicht, ob und wann der Regen aufhört. Also sind wir langsam weiter nach Süden gerollt. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Ruinen der Klosteranlage Monasterboice. Das Kloster wurde im frühen 6. Jahrhundert gegründet und nach einem Brand im Jahre 1097 aufgegeben. Der Friedhof aber wird, wie in Irland üblich, bis heute weiter genutzt. Von der ursprünglichen Anlage sind der Rundturm, zwei Kirchenruinen und die aus dem 9. Jahrhundert stammenden Hochkreuze. Das Muiredachkreuz ist 5,2 m hoch. Ornamente und Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament sind überraschen gut erhalten. Mit 6,5 m ist das Westkreuz noch einmal über einen Meter höher und zeigt ebenfalls Darstellungen aus der Bibel.







Anschließend wollten wir noch eine Klosteranlage besuchen. Leider fand an diesem Samstag aber dort ein Kinderfest statt und so war dieses Ziel für uns nicht erreichbar. Den kulturellen Abschluss von Irland nahmen wir dann am Sonntagmorgen. Es ging, wenn auch nur wenige Kilometer, noch einmal über sehr enge Straßen zum Visitor Center von Knowth and Newgrange. Wir waren zwar schon kurz nach 10 Uhr dort, aber der Parkplatz war schon reichlich gefüllt. Das Visitor Center hatte wegen Neu- und Umbauarbeiten geschlossen. Schade, aber das hatte den Vorteil, dass wir gratis mit den Shutle Busen Tempelanlagen in Knowth und anschließend Newgrange gefahren wurden.



Knowth ist die ältere der beiden Anlagen und ihre Entstehung reicht weit in das 4. vorchristliche Jahrtausend zurück. Der eigentliche Hügel, immerhin 127 m im Durchmesser, wurde in der Steinzeit um ca. 3500 bis 3200 v. Chr. geschaffen und diente den Steinzeitmenschen als Tempel. In der Eisenzeit wurde er dann als Wohnhügel umfunktioniert. Auch die frühen Christen (Kelten) nutzten den Hügel als sichere Wohnstatt, bis die Normannen ihn als Trutzburg ausbauten. Den Haupthügel umgeben etwa 20 kleinere Grabhügel.



Die Entstehung von Newgrange wird von den Wissenschaftlern mit Hilfe der Radiokarbonat Bestimmung auf das Jahr 3150 v. Chr. festgelegt. Die Anlage wurde in den 1970'er Jahren rekonstruiert und für Touristen zugänglich gemacht. Ein ca. 22 m langer Gang in den Hügel endet in einer kreuzförmigen Grabkammer. Das besondere an Newgrange ist, dass am 21 Dezember die Sonne durch das obere Eingangsfenster bis auf die Rückwand der Grabkammer scheint.







Wieder zurück am Visitor Center setzten wir unsere Fahrt bis an die Strandpromenade von Skerries fort, wo wir unsere vorletzte Nacht in Irland verbringen wollen. Am Abend waren wir dann noch wirklich schön im Restaurant „The Windmill“ essen.



Zurück Übersicht Vorwärts