Rund um die irische Insel
Woche 5: Von Cliften nach Derry

09.06.2019 Derry
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Die neue Woche begannen wir mit einem Hauswirtschaftstag.



Von unserem Standplatz auf einer kleinen Landzunge am Meer hatten wir nur etwa 5 km bis zum Campingplatz. Der Platz war schön und gepflegt, nur das Trinkwasser war leicht grünlich. Inge pflegte das Innere unseres Wohnmobils und ich versuchte mich an ein paar kleineren Reparaturarbeiten. Ansonsten genossen wir den Tag und erholten uns ein wenig von den anstrengenden Strassenverhältnissen.



Am Dienstag Morgen setzten wir unsere Rundreise um die irische Insel fort. Erstes Ziel war die Kylemore Abbey. Michael Henry, ein Industrieller erwarb das Anwesen für seine Frau und baute ihr auf dem 7000 ha großen Gelände ein Schloss. Leider konnte sich seine Frau nicht sehr lange an dem Schloss erfreuen. Sie starb mit nur 45 Jahren während einer Ägyptenreise. Zum Andenken an sie baute Michael Henry auf dem Gelände eine neugotische Miniaturkathedrale und ein Mausoleum für seine Frau.







Unser Spaziergang durch die Anlage führte uns zuerst zum Mausoleum, dann zur Kathedrale und anschließend zum Schloss, in dem man einige Räume in Parterre und im ersten Stock besichtigen kann. Zur Schlossanlage gehört auch ein viktorianischer Garten, der etwas abgelegen an einem Südhand angelegt wurde. Der Garten gliedert sich in einen Teil mit Zierpflanzen und einen anderen Teil mit Nutzpflanzen (Gemüsegarten). Gerade zum richtigen Zeitpunkt haben wir unsere Besichtigung beendet; denn es fing wieder an zu regnen.



Die Straße führte uns an Meeresarmen mit Muschelfarmen vorbei und dann über Land. Die Gegend erinnert mit ihren kargen Berghängen und mageren Wiesen irgendwie an die Hochalpen, nur dass wir uns gerade einmal 20 bis 30 m über dem Meeresspiegel bewegen. Immer wieder kommen wir durch Landstriche, die jetzt im Juni durch das Violett der Rhododendren geprägt sind. Wir empfinden dieser Pflanzen als etwas sehr schönes. Für viele Einheimische sind die Rhododendren allerdings zur Plage geworden, verdrängen sie doch im Unterholz der Wälder alle anderen Sträucher, Blumen und Beeren. Die Straße ist teilweise schmal, aber sehr gut zu befahren. Abwechslung bringen immer wieder die Schafe, die völlig unvermittelt auf der Straße stehen oder laufen und damit unsere volle Aufmerksamkeit verlangen.



Wir erreichen die Clew Bay und legen eine kurze Erholungspause ein. Über Westport und Newport geht es weiter zu unserem Tagesziel Mallaranny, ebenfalls an der Clew Bay gelegen. Die im Reiseführer versprochene Infrastruktur fehlt allerdings vollständig. Schade, sonst wäre der Platz perfekt. Wir werden aber trotzdem die kommende Nacht hier verbringen.



Vor dem Schlafengehen versprach ich Inge, dass uns am kommenden Morgen die Sonne wecken werde. Zugegeben, es sah wirklich nicht danach aus. Aber – es war so.



Der Mittwoch war wesentlich besser, als von den Meteorologen voraus gesagt. Fahrtziel für den heutigen Tag, war ein besonderer Ort für die streng gläubigen Iren. Es liegt ungefähr 60 km im Landesinnern von der Westküste entfernt. Im Jahre 1879 geschah hier ein Wunder. Insgesamt 15 Personen beschrieben übereinstimmend, dass am Abend des 21. August ihnen auf der Außenwand der Pfarrkirche Maria, Josef und der Evangelist Johannes erschienen seien. Außerdem sah man ein Lamm vor einem Kreuz, das von Engeln umgeben war. Mich erinnert die Geschichte doch sehr stark an das Märchen vom König mit seinen neuen Kleidern.



Die Nachricht von der Erscheinung sprach sich sehr schnell in ganz Irland herum und schon ein Jahr später fanden die ersten Wallfahrten statt. Heute zählt Knock mit jährlich etwa 1,5 Millionen Pilgern zu den wichtigsten Pilgerstätten neben Lourdes und Fatima.



Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang durch die weitläufige Anlage, besuchten die Kirchen und das nett gestaltete Museum, beobachteten die Pilger am Kreuzweg und ihre anschließende Prozession mit einer Marienstatue ausgehend von der letzten Station des Kreuzweges an allen Kirchen vorbei bis sie sich in der Kathedrale auflöste. Auf unserem Weg zurück zum Campingplatz besuchten wir noch den alten Friedhof, der mit seinen verwitterten Kreuzen eine ganz eigene, etwas mystische Atmosphäre ausstrahlt.



Der neue Tag führte uns dann wieder nach Norden in Richtung der Atlantikküste. Unterwegs machten wir einen Abstecher zum Glencar Wasserfall. Der Bach stürzt sich in mehreren Kaskaden vom Tableau des Ben Bulben bis zu den tiefen Gewässern des Sees Glencar Lough, Besonders jetzt, nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Tage, bietet er ein beeindruckendes Schauspiel.



In einer Regenpause machen wir unseren Erkundungsspaziergang, um anschließend in unserem Auto eine kleine Stärkung zur Mittagszeit zu uns zu nehmen. Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, noch eine Etappe anzuhängen. Es geht nach Donegal an der Mündung des nur 5 km langen Eske Rivers in die Donegal Bay. Wieder warten wir eine Regenpause ab, bevor wir einen Spaziergang durch die Stadt wagen. Das Dorf / Stadt hat nur 2600 Einwohner und ist schnell erkundet. Neben den Ruinen einer Abtei, die in Mitten eines Friedhofs liegen, gibt es noch ein altes Schloss, das Old Castle. Es liegt malerisch auf einen kleinen Bergrücken in einer Schleife des Eske Rivers.



Wir beschließen den Tag mit einem Besuch im gleichnamigen Restaurant. Als wir am Freitag wach wurden und aus dem Fenster schauten, sahen wir wenigstens einige blaue Flecken am Himmel. Wir hatten also Chancen, einen etwas weniger regenreichen Tag zu erleben. Nach dem Frühstück holte ich die Drohne aus ihrer Verpackung und übte mich als Drohnenpilot. Ich musste feststellen, dass ich noch viel besser werden kann. Ich habe Luftaufnahmen von den Ruinen der Abtei und vom Fluss gemacht, aber die Flughöhe hätte durchaus noch einiges höher sein können. Na ja, Übung macht den Meister. Nach dieser Übung ging es westwärts zu den Slieve League. Die Fahrt ging über rund 50 km und war problemlos, nur auf den letzten 500 m war sie anstrengend. Ich war froh, dass in dem steilen Stück kein Gegenverkehr kam und ich anhalten musste. Die Klippen gehören mit zu den höchsten in Europa und sind einer der Hauptanziehungspunkte für Touristen in Irland. Wir hatten aber Glück, von einem Ansturm an Besuchern war nichts zu spüren. Mit dem PKW kann man bis zum Aussichtspunkt fahren, die Option blieb uns mit dem großen Fahrzeug jedoch verwehrt. Wir wanderten also die gut 2 km vom Besucherparkplatz auf der zwar sehr schmalen, aber sonst gut ausgebauten Fahrbahn unserem Ziel entgegen. Die Steigungen mit teils mehr als 20 % ließ uns die niedrigen Temperaturen gar nicht so richtig wahrnehmen.



Am „View Point“ angekommen bewunderten wir das fantastische Panorama und machten unsere Film- und Fotoaufnahmen. Ich habe mich ein wenig geärgert, dass ich meine Drohnen nicht mit hier hoch genommen habe. Es war nämlich trocken und fast windstill. Außerdem haben wir auch kein Schild gefunden, auf dem der Drohnenflug verboten wurde. Das war bei vielen anderen Sehenswürdigkeiten der Fall.



Wieder zurück beim Wohnmobil machten wir uns auf den zweiten Teil unserer Tagesetappe. Sie uns nach Narin/Naran unmittelbar an der Küste. Das Wetter wurde immer besser und beim Blick ausn dem Womo-Fenster konnte man den Eindruck gewinnen, in der Karibik zu sein. Wenn nur die Temperaturen ein wenig angenehmer wären.



Bevor wir das Abendessen zubereiteten, machten wir noch einen Spaziergang über den unendlich wirkenden Sandstrand. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich trauen, in den kalten Fluten des nördlichen Atlantik zu baden. Uns hielt es dann doch eher an Land und ich machte noch einige Flugübungen mit meinem Spielzeug. Auf unserer Rundreise um die irische Insel ging es am Samstag zunächst in den Glenveagh National Park. Über die Straßen in Irland muss ich noch einen besonderen Absatz schreiben, aber wir haben das Gefühl, dass hier in Norden insgesamt die Straßen um einiges besser sind als im Süden der Insel.



Herzstück des Parks ist der See „Lough Beagh“, der den Park in zwei Hälften Teilt. An seinem Ufer liegt das Glenveagh Castle, Das große Landhaus wurde von Captain John George Adair in den Jahren 1870 bis 1873 erbaut. Heute ist es der Hauptanziehungspunkt im National Park.



Vom Parkplatz am Besucherzentrum fahren wir mit dem Shuttle Bus zum Castle und machen anschließen einen zweistündigen Rundgang durch die Anlage mit ihrem Garten und anschließend über einen sehr steilen Fußweg zu den Aussichtspunkten. Kurz bevor ein neuer Regenschauer einsetzt, haben wir wieder den Ausgangspunkt unseres Spaziergangs erreicht und es geht mit dem Shuttle Bus zurück zum Parkplatz.



Noch einmal ging 30 km weiter, ganz in die Nähe zur Grenze von Nordirland. Wir übernachteten auf einem Parkplatz am „Lough Swilly“ mitten in einem Vogelschutzgebiet. Bevor wir den Tag beschlossen, machten wir uns natürlich noch auf die Pirsch, um seltene Vögel zu beobachten. Alles was wir zu sehen bekamen, waren Tauben, Amsel, Elster und Rotkelchen. Na wer sagt's denn!



Sonntagmorgen waren es dann gerade einmal 17 km bis zum ausgesuchten Platz in Derry. Wir hatten Glück, dass wir so rechtzeitig ankamen; denn noch keine halbe Stunde später und der kleine Parkplatz war hoffnungslos überfüllt. Nachdem wir das WOMO gut abgestellt hatten, machten wir uns direkt auf den gut einen Kilometer langen Weg in die Innenstadt. Die Altstadt von Derry liegt auf der rechten Seite des Flusses. Unser Weg führte also über die Peace Bridge, eine Fußgängerbrücke über den River Foyle, der Stadt teilt, in die Innenstadt.



Unmittelbar am Ende der Brücke stößt man auf das Guidehouse, das Rathaus der Stadt, wo wir auch die Touristeninformation fanden. Wir besorgten uns einen Stadtplan und machten uns auf den Weg.



Zunächst ging es auf „The Wall“, die Stadtmauer. Sie ist noch vollständig erhalten und kann bequem zu Fuß bezwungen werden. Von der Mauer aus bekommt man ganz nette Einblicke in die Stadt. Aber heute auf Sonntagmorgen wirkt sie wie ausgestorben. Man trifft auf einige Jogger, Leute die ihren Hund ausführen, junge Familien und eben Touristen. Nach Verlassen der Mauer durchstreifen wir noch die Altstadt. Inge und ich können aber nicht die Meinung vieler anderer Kommentatoren teilen, die Derry als besonders schön finden.



Wir verlassen die Altstadt und damit auch den protestantischen Teil von Derry und wenden uns den tiefer liegenden katholischen Gegenden der Stadt zu. Hier in den Arbeiterviertel von Derry kam es 30. Januar 1972 zum sogenannten „Bloody Sunday“, der Initialzündung für den fast 3 Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg in Nordirland, dabei schossen britische Soldaten wahllos auf Demonstranten und töteten 13 Personen.







Durch das Karfreitagsabkommen von 1998 wurde ein fragiler Frieden geschlossen, den die Briten durch ihre Strategie beim Austritt aus der EU wieder gefährden. Nachdem wir die wichtigsten Schauplätze besucht hatten, ging es noch zur katholischen St. Eugene's Cathedrale, um anschließend in einem Pup in der Nähe des „River Foyle“ einen Lunch zu uns zu nehmen.



Danch ging es zurück zum Wohnmobil. Es war auch höchste Zeit, denn die Stunden mit stabilem Wetter waren für diesen Tag aufgebraucht.
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