Rund um die irische Insel
Woche 4: Von Kenmare nach Cliften

02.06.2019 Cliften
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Wie vergangenen Donnerstag ging es auf der N71 wieder nach Norden. Der Parkplatz am Torc Wasserfall war wieder stark gefüllt und ich fand für unser Fahrzeug keinen passenden Platz mehr. Also ging es weiter bis nach Killarney, einer mittelgroßen Stadt, die stark vom Tourismus geprägt ist. Bevor man die Innenstadt erreicht, säumen Dutzende Hotels den Straßenrand. Wir stellen unser Womo auf einem geräumigen Parkplatz ganz in der Nähe des historischen Distrikts ab und spazieren eine Stunde lang durch die Stadt.







Erwähnenswert finden wir vor allen Dingen die Marien Kathedrale und den angrenzenden Killarney National Park, in den wir nur wenige hundert Meter vorgedrungen sind. Für mehr reichte die Zeit nicht; denn die Parkuhr war unerbittlich.



Anschließend ging es erst ein Stück auf der N72 und dann auf der R563 in Richtung Dingle Halbinsel. Ich habe ähnlich schlechte Straßenverhältnisse wie auf dem Ring of Kerry erwartet, aber im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen, war das Fahren hier richtig entspannt. Natürlich wurde die Straße auch auf diesem Abschnitt immer wieder eng und kurvenreich, aber unser Womo wurde bei weitem nicht so stark durchgeschüttelt und hin und her geworfen.



In Dingle, dem Hauptort der Halbinsel machten wir eine größere Pause, besuchten die Kirche, bummelten an der Strandpromenade entlang, suchten und fanden den Dingle Pub und erledigten noch ein paar notwendige Einkäufe. Für einen Besuch im Pub war es leider noch etwas früh.



Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, setzten wir unsere Fahrt auf dem Slea Head Drive bis zur Spitze der Halbinsel fort. Dieser Abschnitt der Straße ist aber teilweise wirklich eng. Selbst zwei PKW haben an diesen Stellen keine Chance aneinander vorbei zu kommen.



Wir haben es aber geschafft und stehen an diesem Abend auf einem terrassenförmigen Parkplatz und schauen über das Wasser auf eine Vielzahl kleiner und größerer Inseln. Schöner kann es nicht sein. Am Dienstagmorgen sind wir extra etwas früher als sonst aufgestanden; denn wir wollten vor dem Ansturm der Touristen die Engstelle auf der Straße zurück nach Dingle passiert haben. Zuvor gab es aber wie gewohnt das Frühstück. Der Wolken waren aufgelockert und der Wind hatte sich gelegt. Es waren also die idealen Voraussetzungen um meine Drohne steigen zu lassen. Langsam werde ich etwas mutiger. Ich habe sie so weit aufs Meer hinausfliegen lassen, bis ich sie mit bloßem Auge kaum mehr sehen konnte. Ich habe ein paar nette Panoramaaufnahmen gemacht und sie dann wieder erfolgreich gelandet.







Neben uns parkte eine irisch/neuseeländische Familie. Ich wollte eigentlich nur noch „god bye“ sagen. Aber so schnell kamen wir nicht los. Im Nachbarfahrzeug hatte wohl die Batterie den Geist aufgegeben. Also durfte ich noch Starthilfe leisten. Danach ging es dann aber los. Wir hatten die Engstelle schon fast hinter uns gelassen, als uns doch noch ein PKW entgegen kam. Gott sei gedankt war es ein Kleinwagen. Er musste um einige Meter zurücksetzen bis zu einer etwas breiteren Stelle. Ich drückte unser Wohnmobil links ganz nahe an die Felswand, blieb stehen und der PKW konnte sich zentimetergenau an uns vorbei zwängen.



Anschließend war die Fahrt für den heutigen Tag absolut problemlos. Unser Tagesziel war Tralee. Über Dingle erreichten wir nach ca. 90 Minuten Fahrt Blennerville. Wir schauten uns die Windmühle an und spazierten am Lee Kanal bis zur Schleuse, die aber nicht mehr in Betrieb ist.







Danach ging es noch ein paar Kilometer weiter bis zum Campingplatz in Tralee, wo wir die kommende Nacht verbringen werden. Nach einer kurzen Pause ging es dann in die Stadt. Tralee ist die Hauptstadt des County Kerry und hat ca. 20000 Einwohner. Einzige Sehenswürdigkeiten sind vielleicht die St. James Cathedrale und der Rosengarten. Dieser befindet sich im der City am nächsten gelegenen Teil des Stadtparks. Zur Zeit blühen die meisten Rosen und ihr Duft erreicht uns schon bevor wir die Rosenrabatte erreicht haben.



Dass dieser Rosengarten existiert ist der findigen Idee eines Bürgers zu verdanken, der 1959 auf die Idee kam, ein Festival zu organisieren auf dem die „Rose von Tralee“ gekürt wurde. Seit dem stellen sich jedes Jahr Dutzende Frauen und Mädchen zur Kür. Ursprünglich waren nur Frauen aus Irland zugelassen, später wurde der Bewerberinnenkreis auf alle irischstämmigen Frauen aus der ganzen Welt erweitert. Heute kommen die meisten Bewerberinnen aus dem Ausland. Wir machten noch einen Bummel durch die Stadt, tranken in einem Pub ein Ale, machten kleinere Einkäufe und kehrten, kurz bevor es zu regnen begann, wieder zu unserem Wohnmobil zurück. Zwei Tage vernünftiges Wetter, d.h. Abwechslung zwischen Sonne, Wolken und auch einmal einem Schauer, war wohl mehr, als man in Irland erwarten darf. Bei Tagesanbruch war es wenigstens noch trocken, aber die Farbe des Himmels war grau und zwar ohne Abstufung. Auch auf den ersten Kilometern Richtung Nordosten brauchte ich noch keinen Scheibenwischer. Aber dann begann es zu nieseln und hörte auch die ganze Fahrt über nicht auf. Nach 50 km erreichten wir bei Tarbert den Shannon River, der hier bereits ca. 4 km breit ist und ca. 20 km weiter westlich in den Atlantik mündet. Jede Stunde verkehrt hier eine Fähre und bringt die Fahrzeuge samt Passagieren in ca. 20 Minuten ans nördliche Ufer. Eigentlich waren wir ja zu spät, aber ich glaube der Fährmann hat uns schon von weitem gesehen und sich gedacht, die nehmen wir auch noch mit. Und so legte das Schiff mit einigen Minuten Verspätung ab.



In Killimer fuhren wir von Bord und es ging über Kilrush, wo wir unsere Mittagspause einlegten, weiter nach Westen nach Kilkee an der Atlantikküste. Von hier aus ging es dann einige Kilometer nach Südwesten auf dem Loop Head Drive, einer sehr schmalen Küstenstraße, die unmittelbar an den Klippen von Kilkee entlangführt. Leider war, wie bereits oben beschrieben, das Wetter wirklich nicht das Beste. Inge hatte aber einen besonderen Übernachtungsplatz gewählt. Wir parkten unser Wohnmobil auf einem schönen Parkplatz, maximal 10 m vom Abgrund entfernt.



Der Wind peitschte das Wasser so heftig gegen die schroff abfallenden Felsen, so dass der Regen dieses Mal nicht von Oben, sondern von unten kam. Der Platz hat selbst bei diesem Wetter einen besonderen Reiz, wie muss es erst bei schönem Wetter sein?



Einen kleinen Vorgeschmack bekamen wir noch am späteren Abend, als sich tatsächliche für einige Minuten die Sonne durch das Grau kämpfte. Wir werden hier die kommende Nacht verbringen und uns vom Wind (hoffentlich sachte) in den Schlaf wiegen. Vielleicht hält ja der Wettergott morgen für uns eine Überraschung bereit. So ganz sachte war das Wiegen dann doch nicht. Der Wind schüttelte doch recht kräftig an unserem Wohnmobil. Irgendwann hat man sich aber doch ein wenig daran gewöhnt und die Müdigkeit siegt. In der späteren Nacht ließ der Wind dann auch etwas nach, um uns am Morgen wieder kräftig zu wecken. Die Farbe des Himmels ist wieder stufenlos grau. Unsere Trip auf dem „Wild Atlantic Way“ bringt uns als nächstes zu den Klippen von Moher. Die Klippen ziehen sich über 8 km an der Küste entlang und fallen an ihrer höchsten Stelle 214 steil ab zum Meer. Sie sind einer der größten Touristenmagnete Irlands und stehen auf der UNESCO Liste der Welt Natur Erbe.



Die Beschreibung „überlaufen“ ist eine zurückhaltende Beschreibung dessen, was hier los ist. Die Autos stehen mindestens schon 200 m vor der Einfahrt zum Parkplatz Schlange, obwohl wie an einer Mautstation an drei Kassenhäuschen abgefertigt wird. Für die Busse gibt es darüber hinaus noch einen weiteren Parkplatz. Und das alles bei einem durchaus durchwachsenem Wetter. Wie muss das wohl bei angenehmen Temperaturen, Sonnenschein und wenig Wind aussehen. Wir machen uns nach einer kurzen Verschnaufpause vom Parkplatz auf zu den Klippen. Zunächst schauen wir aber im Besucherzentrum einen kurzen Film an, der die Klippen bei herrlichem Wetter zeigt. Aha! So kann es also aussehen.



Gut ausgebaute Pfade sorgen dafür, dass die Menschenmassen sich auch sicher entlang der Klippen bewegen können. Leider ist der Himmel auch jetzt wieder dicht verhangen. Wir wandern rechts und links zu den Abhängen hinauf und machen ein paar Film- und Fotoaufnahmen. Eigentlich wollten wir hier den Tag beschließen, aber der Wind ist doch wieder sehr stark und erreicht in Böen fast Sturmstärke. Eine Nacht im Schaukelbett reicht uns und so beschließen wir bis Caherconnell Cashel, etwas abgelegen von der Küste, weiterzufahren. In dem kleinen Ort gibt es gleich zwei Sehenswürdigkeiten, die eine Besichtigung lohnen. Zuerst schauten wir uns den Dolmen, das ist ein Hügelgrab aus der Zeit von 3800 bis 3200 Jahren vor Christus. Bei Ausgrabungen hat man die Gebeine von Kindern und Erwachsenen gefunden.



Nur etwa 800 m Luftlinie davon entfernt befindet sich eine keltische Ringwallanlage. Die Anlage stammt aus dem 10. Jahrhundert, wurde wohl von einer wohlhabenden Familie, die auch in der lokalen Politik eine Rolle spielten, angelegt. Im Innern des Ringwalls wurden die Grundmauern von Wohnhäusern und Stallungen ausgegraben. Außerdem fand man zwei Lochgräber in denen die Überreste eines Kindes und einer Frau gefunden wurden. Gut erhalten ist auch die kreisrunde Feuerstelle, die etwa einen Meter in die Erde eingelassen ist.



Damit schlossen wir den Donnerstag ab. Die nächsten Tage werden wir fern ab der Küste im Landesinnern verbringen. Zunächst geht es nach Killinaboy. Am Ortseingang finden wir einen Friedhof mit den Ruinen einer Kirche und eines Rundturms. In der Ruine der Kirche findet über dem Südportal eine Sheela-na-gig, eine in die Wand eingelassene Steintafel, mit dem Bildnis einer nackten Frau. Man vermutet, dass die Figur vor Unheil bewahren sollte.



Auf dem Friedhof, der bis in jüngste Zeit genutzt wurde, sehen wir uralte Gräber mit Steinplatten und keltischen Kreuzen, deren Inschrift über die Jahrhunderte so verwittert ist, dass sie nicht mehr oder kaum noch lesbar sind.



Nach weiteren 20 km erreichen wir die Ruinen der Klosteranlage Kilmacdaugh.



Von Weitem sehen wir schon den schlanken Runden Turm der Anlage. Er steht, wie die Ruinen der Klostergebäude inmitten zahlloser Gräber, die zum Teil mehrere Jahrhunderte zurückreichen.



Nachdem alle Foto- und Filmaufnahmen gemacht sind, geht es dann über gut ausgebaute Straßen nach Shannonbridge, einer sehr kleinen Stadt am Ufer des River Shannon (175 Einwohner). Hier werden wir den heutigen Tag beschließen.



Den zweiten Tag in Folge stehen wir nun schon in unmittelbarer Nähe des River Shannon, nur etwas mehr als 20 km weiter nördlich, dort wo sich der Fluss zu einem großen See, dem Lough Ree weitet. Auf der nur rund 36 km langen Fahrt hierher legten wir zwei Stopps ein. Nach 7,5 km erreichten wir die Klosteranlage „Clonmacnoise“. Sie ist zwar nur noch eine Ruine, hat aber für die irischen Christen noch immer eine hervorragende Bedeutung. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts baute der Mönch Ciaran an dieser Stelle eine kleine (winzige) Holzkirche. Er galt als Gelehrter seiner Zeit und bekehrte angeblich den irischen König zum Christentum und damit auch das irische Volk. Das Kloster entwickelte sich sehr schnell zum Zentrum der Gelehrsamkeit auf der Insel. In seiner langen Geschichte wurde es fast 100 Mal zerstört und immer wieder aufgebaut. In der Mitte des 17. Jahrhunderts zerstörte Cromwell das Kloster endgültig.



Heute präsentiert sich die Anlage als gepflegter Heritage Park. Inmitten uralter Gräber, über 200 an der Zahl, von denen einige aus der frühesten Zeit der Christen stammen sollen, findet man die steinernen Überreste der alten Kirchengebäude. Auch die Mauern der Kapelle, in der der Heilige Ciaran im Jahre 552 im Alter von 33 Jahren beigesetzt wurde. Viele der Grabsteine sind durch Erosion bis zur Unleserlichkeit zerstört. Drei der alten, keltischen Kreuze sind jedoch sehr gut erhalten und stehen jetzt im angrenzenden modernen Museum. An den Originalplätzen findet man Replikate.



Unsere nächste Station war Athlone. Die Stadt liegt ziemlich exakt in der geographischen Mitte Irlands. Außer ihrer schönen Lage am Shannon Fluss, der Franziskaner Kirche, der Marien Kathedrale und dem Fort aus dem 19. Jahrhundert hat die 20000 Einwohner Stadt nicht viel aufzuweisen. Sie wirkt irgendwie doch recht verschlafen. Nachdem wir einen Spaziergang durch die Stadt gemacht hatten, ging es noch einmal rund 7 km weiter, bis zum See.



Der Platz an der Marina, auf dem wir die Nacht verbrachten, war zwar schön gelegen, aber in dem nahen Hotel fand an diesem Samstagabend wohl eine große Hochzeitfeier statt. Er füllte sich immer mehr. Die Leute kreisten teilweise 10 Minuten und mehr auf dem Platz herum und suchten einen Platz. Na ja, so ist das eben, wenn man einfach nur draußen stehen will. Sonntagmorgen ging es dann wieder zurück Richtung Westen. Wir entschlossen uns, entgegen unseren Gewohnheiten, die Autobahn zu nehmen; denn wir sind ja bereits auf dem Weg in die Mitte Irlands auf den Landstraßen gefahren und haben die wichtigsten Sehenswürdigkeiten uns angeschaut. Wir hatten einfach von den schlechten Straßen im Moment genug und genossen regelrecht die ruhige Autobahnfahrt. Nach knapp 1,5 Stunden erreichten wir Galway. Galway ist mit 89000 Einwohnern die größte Stadt an der Westküste Irlands. Obwohl Sonntagmorgen, war der Verkehr doch recht intensiv. Was hatten nicht bedacht, dass Montag Feiertag ist und wussten auch nicht, dass die Geschäfte der Stadt alle an diesem Sonntag geöffnet hatten. Wir kennen das ja von zu Hause. An solchen Tagen ist in der Stadt kein Durchkommen und man bleibt besser weg.



Wir wollten ja auf den Campingplatz in Galway, aber der war natürlich auch ausgebucht. Wir fanden zwar einen Stellplatz in der City, aber der gefiel uns nicht so recht und außerdem war unser Wasservorrat absolut null. Nach einigem hin und her und einem kurzen City Besuch entschieden wir uns daher zur Weiterfahrt nach Cliften, noch einmal 80 km nach Westen. Unterwegs kauften wir 4 fünf Liter Wasserballons und waren damit wieder einsatzbereit. An unserem Tagesziel angekommen, füllte ich das Wasser ein, doch kein Wasserhahn gab auch nur einen Tropfen ab. Es war also gar nicht der Wasservorrat, der zur Neige ging, sondern die Wasserpumpe streikte. Selber schuld! Der Schaden war schnell behoben und wir können wieder Wasser zapfen.



Das Wetter hier an diesem doch recht schönen Platz kann schlechter kaum sein. Der Wind bläst mit 40 bis 50 km/h vom Meer her und peitscht immer wieder den Regen gegen unser Auto. Heute Abend werden wir sicher wieder recht heftig in den Schlaf geschaukelt.
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