Unsere Reise durch Finnland und das Baltikum
3. Woche: von Haapsalu nach Riga

24.06.2018 Riga
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In Haapsalu nuzten wir wieder unsere Fahrräder als Fortbewegungsmittel. Zunächst ging es an dem alten Bahnhof vorbei. Der Eisenbahnverkehr von und nach Haapsalu wurde kurz nach der wiedergewonnenen Selbstständigkeit Estlands im Jahre 1995 eingestellt. Das Bahnhofsgebäude ist ein prächtiger Bau und hatte zur Zeit seiner Enstehung den mit 214 Metern längsten überdachten Bahnstein Europas. Seine Enstehung verdankte er vor allem dem Zaren, der Haapsalu wegen der heilenden Wirkung seiner Schlammbäder zu schätzen wusste.




Heute ist in dem Bau ein Eisenbahnmuseum untergebracht und auf den alten Gleisen parken einige interessante Exponate aus der russischen Eisenbahngeschichte. (Lokomotiven, Gleisbaufahrzeuge, Güterwagen, Triebwagen, etc.)




Weiter ging es bis in die Spitze der Halbinsel, bis uns eine Polizeistreife stoppte und uns klar machte, dass wir in einen wie auch immer gearteten Sperrbezirk vorgedrungen waren. Wir setzten einen bedauernden Gesichtsausdruck, entschuldigten uns und drehten ab in Richtung Innenstadt.




Die Innenstadt wird beherrscht von der mächtigen Burgruine, die Mitte des 13. Jahrhunderts als Bischofssitz erbaut wurde. Sie wurde von der Zeichnerin Ilon Wikland, die hier geboren wurde und nach Schweden immigrierte, als Vorlage zu Illustration der Kinderbücher von Astrid Lindgreen genommen.



Aus der gleichen Zeit wie die Burg stammt auch die Domkirche, die die größte einschiffige Hallenkirche Nordeuropas ist. In der Stadt selbst findet man noch Jugendstil-Villen, die zum großen Teil schön renoviert wurden.
Zum Abschluß des Tages radelten wir noch an den Fährhafen Rohuküla und wieder zurück zu unserem Stellplatz.
Dienstag Morgen fuhren wir weiter nach Pärnu, einer kleinen Stadt an der gleichnamigen Bucht der Ostsee.
Pärnu wurde 1251 vom Deutschen Orden gegründet und unter den Schweden zur Festung ausgebaut, von der aber heute bis auf das Revaler-(Tallinner-) Tor nichts mehr zu sehen ist.




Auch Pärnu erlangte im Zarenreich eine gewisse Popularität als Kurort, der zwar während der Sowjetherrschaft gelitten hatte, aber nach Erlangung der Unabahängigkeit wieder aufblühte. Auf einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt kamen wir auch an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Dazu zählen die orthodoxe Katharinenkirche, die leider geschlossen war, die Elisabethkirche, das alte Rathaus und viele der für Estland typischen Holzhäuser und natürlich das Revaler-Tor.




Mit dem Besuch von Pärnu beendeten wir unseren Aufenthalt in Estland und wechselten nach Lettland. Unsere erste Station hier war Tuja, ein kleines Dorf direkt an der Ostseeküste mit einem schönen Sandstrand und nettem Campingplatz.




Das Wetter war ausgezeichnet, aber die Ostsee zum Baden deutlich zu kalt. Wir machten das Beste daraus und spazierten mit nackten Füßen entlang der Wassergrenze. Auf diese Weise können wir zumindest behaupten, in der Ostsee gewesen zu sein.
Nächstes Ziel war Cesis, eine Stadt mit 17000 Einwohner, am nördlichen Ausgang des Gauja-Nationalparks gelegen.
Auf dem Weg dahin legten wir am Gutshof Liepupe unsere Mittagspause ein. Der Gutshof ist inzwischen zu einem 5 Sterne Hotel mutiert und beherbergt ein erstklassiges Restaurant, dessen Angebot wir uns nicht entziehen konnten und das war gut so.




Nach einer weiteren Stunde Fahrt hatten wir dann unser Tagesziel erreicht.
Deutsche Kreuzritter des Schwertbrüderordens begannen 1209 mit dem Bau der Burg, die dann bis 1561 Sitz des Meisters des Deutschen Ordens war und damit ein Hauptort des Ordens.




Heute sind noch wesentliche Teile der alten Burg erhalten und man kann sich an Hand der Ruinen sehr gut die ehemalige Mächtigkeit der Burg vorstellen. 1577 sprengte sich die Besatzung der Burg selbst in die Luft, um der Eroberung durch Ivan den Schrecklichen zu entgehen.
Das spannendste bei der Burgbesichtigung war die Besteigung des Burgturms über eine enge Wendeltreppe ohne jegliche Beleuchtung. Jeder Besucher bekam eine eigene Laterne mit einer Kerze ausgehändigt um in der völligen Dunkelheit den Weg zu finden.




Ende der 18. Jahrhunders übernahmen die Grafen von Siewers das Anwesen und bauten an der Ostseite ihr neues Schloss, in dem heute das Geschichtsmuseum von Cesis untergebracht ist. Die Stadt selbst hat an sonsten recht wenig zu bieten. Man findet vereinzelt noch einige alte Holzhäuser, von denen die meisten aber noch auf eine bessere Zukunft warten.




Am kommenden Morgen machten wir noch einmal einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Cesis, bevor wir in Richtung Riga aufbrachen. Unterwegs legten wir einen Stop in Sigulda ein und besichtigten die Ruine der alten Ordensburg und das neue Schloss.



Nördlich der Stadt befindet sich die restaurierte Burg Tauraida und ganz in der Nähe, am anderen Ufer der Daugava die Burgruine Krimulda.
Erwähnenswert ist noch, dass bei fast allen besichtigten Burgen und Burgruinen intensive, von der Euopäischen Unions unterstützte Renovierungs- und Erhaltungsarbeiten im Gange sind und dadurch die Anlagen zur Zeit für Besucher auch nur teilweise zugänglich sind.




auf Nachdem wir auch das Abenteuer der Turmbesteigung bestanden hatten ging es weiter in die Metropole Lettlands.
Noch am gleichen Nachmittag machten wir uns von unserem am linken Ufer der Daugava gelegenen Stellplatz zu der auf anderen Seite des Flusses gelegenen City auf.
Riga ist wie fast alle bedeutenden Siedlungen an der südlichen Ostseeküste eine Gründung des Schwertbrüderordens oder des Deutschen Ordens im 12. und 13. Jahrhundert.




Bereits von der Brücke aus kommten wir die Skyline der alten Hansestadt bewundern. Unmittelbar neben der Brücke befindet sich das Rigaer Schloss, dass heute der Sitz des Staatspräsidenten ist und auf eine Gründung des Schwertbrüderordens zurückgeht. Das Besondere an Riga ist, das geschlossene Bild der Altstadt, mit vielen gut erhaltenen Bauwerken aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die gesamte Altstadt wird von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt.
Zentrum der Altstadt ist der Markplatz an dem sich das Rathaus und das Schwarzhäupterhaus befindet. Natürlich darf auch der 1211 begonnene Dom nicht unerwähnt bleiben.








Auf unserem Spaziergang stellten wir fest, das etwas Besonderes in der Stadt anstand. Die breite Uferstraße an der Daugava war gesperrt und ein großes Zelt, zwei große Bühnen und viele kleine Verkaufsstände für Essen und Trinken waren aufgebaut. Chöre boten auf den Bühnen ihr Können dar und überall trugen die Mädchen und Frauen bunte Blumenkränze auf ihren Köpfen. Langsam wurde uns klar, dass das Fest zur Sonnenwende vor der Tür stand, das in Lettland in der Nacht von 23. zum 24. Juni (Johannistag) gefeiert wird.
Aber zunächst ging es erst einmal wieder zurück zu unserem Stellplatz. Den nächsten Tag füllten wir mit weiteren Besichtigungen. Dazu zählte auch der große Markt, der im südlichen Stadtteil Moskauer Vorstadt liegt. Mich hat natürlich das riesige Angebot an Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse besonders interessiert.



Nach vier Stunden Fussmarsch ging es erst wieder einmal zurück zum Wohnmobil, wo wir unsere müden Füße ausruhten, bevor wir die nächste Runde starteten.
Gegen 21 Uhr ging es erneut, diesmal allerdings mit unseren Fahrrädern, wieder in die Stadt. Wir wollten unbedingt etwas von dem Volksfest miterleben. Jetzt drängten Tausende Menschen auf die Festmeile. An allen Buden und Bierständen hatten sich lange Schlangen gebildet. Von den beiden großen Bühnen klangen lettische Volkslieder zum Sonnenwendfest und es herrschte eine schöne und gelöste Atmosphäre. Auf der größeren Bühne wurden überwiegend Gesangseinlagen von lettischen Volkschören dargeboten. Vor der etwas kleineren Bühne animierten Volkstänzer die umstehenden Besucher zu Mitmachen, was auch tatsächlich gelang. Auch wir waren natürlich mit von der Partie. Man konnte also im wahrsten Sinne von Volkstänzen sprechen.

Gegen 22:30 Uhr wurden dann auch die vorbereiteten Johannisfeuer entzündet. Wir tranken ein Bier, hatten ein sehr nettes Gespräch mit einem holländisch/lettischen Ehepaar und machte uns gegen 23:30 Uhr wieder auf den Weg zurück zum Stellplatz. Es war ein wirklich gelungener Abend.




Für den Sonntag hatten wir uns eigentlich vorgenommen mit den Fahrrädern einen Ausflug in die nähere Umgebung Rigas, nach Jürmala am Rigaer Strand, zu machen. Lange sah es so aus, dass das Wetter uns den Ausflug vermasselt. Ständig regnete es. Es hat aber auch den Vorteil, dass ich zum Schreiben meines Tagebuches ausreichend Zeit und Inge sich hausfraulichen Aufgaben widmen konnte. Als sich gegen 16 Uhr das Wetter doch noch stabilisierte wagten wir den Versuch. Wir kamen unserem Ziel immerhin bis auf etwa 7 km nahe, dann zwang uns der einsetzende Regen zur Umkehr. Nach 1,5 Stunden und gut 30 km Fahrt kamen wir ziemlich nass und durchgefroren wieder an unserem mobilen Zuhause an. Schnell brachte die Heizung die Luft in unserem WOMO auf angenehme Temperaturen und wir lauschten den Regentropfen, die nun wieder ununterbrochen an die Außenhaut unseres Wohnmobils klopften.

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