Und wieder unterwegs

04.06.2017 Gent
Zurück Tourenübersicht Vorwärts


Wir stehen am Strand von Ostende und der Wind peitscht den Regen mit aller Kraft gegen unser Wohnmobil. Was gibt es da Schöneres, als die letzte Woche Revue passieren zu lassen und mit dem Reisetagebuch zu beginnen.

Also dann mal los:

Am Montagmorgen vergangener Woche war unser Haus wieder leer und wir machten uns daran, das Wohnmobil startklar zu machen. Gegen 15 Uhr war es soweit und ab ging es in Richtung Westen. Es sollte keine große Etappe werden. Wir suchten uns das kleine Dorf Rurberg am Rurstausee aus. Hier empfing uns ein hübscher kleiner Stellplatz auf dem wir unseren ersten Abend verbrachten. Mit einem Spaziergang am Seufer entlang und einem abschließenden Glas Wein in der warmen Abendsonne beschlossen wir den ersten Tag.



Am Dienstag Vormittag ging es erst noch einmal einige Kilometer zurück zur ehemaligen nationalsozialistischen Ordensburg Vogelsang. Hier sollten im Dritten Reich die Nachwuchskader für die Partei gedrillt werden. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde aber der Lehrbetrieb bereits wieder eingestellt. Die noch nicht vollständig fertiggestellte Anlage blieb aber weitgehend von den Zerstörungen des Krieges verschont. Nach dem Ende des Krieges wurde sie zunächst von der britischen und anschließend von der belgischen Armee genutzt. Erst 2006 wurde sie an die Bundesrepublik zurückgegeben. Heute befindet sich darin ein internationale Begegnungsstätte und Museen.



Allein die Lage dieser Trutzburg im Nationalpark Eifel lohnt einen kurzen Besuch.
Anschließend ging es weiter Richtung Belgien. Über das Hohe Venn erreichten wir die kleine Stadt Sint Truiden in der Region Limburg.
Wir stellten unser Wohnmobil auf dem kostenfreien Parkplatz in der Nähe des Beginenhofes ab und erkundeten die Stadt. Ein Beginenhof ist ein Ort, an dem unverheiratete und verwittwete, katholische Frauen seit dem Mittelalter ohne Gelübte enthaltsam zusammenlebten. Beginenhöfe gibt es in vielen Städten Flanderns. Erst 2006 starb in Gent die letzte Begine mit fast 100 Jahren, die diese Tradition aufrecht erhielt.



Ein weiteres Schmuckstück der Stadt ist auch der Grand Place mit Kirche und Rathaus.



Am Mittwoch ging es dann mitten in die Hauptstadt Belgiens nach Brüssel. Einen optimalen, wenn auch nicht ganz billigen Stellplatz fanden wir auf dem Gelände der Jugendherberge Generation Europe in Molenbeek. Von hieraus erreicht man den Grand Place, das Herz der Hauptstadt bequem in 20 Minuten Fussmarsch.
Bevor man die Schelde überquert und das eigentliche Herz der Stadt erreicht, glaubt man sich jedoch in einer anderen Welt. Die Auslagen der Geschäfte gleichen eher denen von arabischen oder nordafrikanischen Basaren. Die Frauen tragen zu achtzig Prozent lange Kleider und Kopftücher. Burkas haben wir aber nicht gesehen. Faszinierend war auch der riesige Markt der sich am Vormittag im Ortskern von Molenbeek ausbreitete. Auch hier war das Angebot wieder sehr stark orientalisch geprägt.



Ganz anders jenseits der Scheldebrücke. Nach wenigen Metern nahm die Kopftuchdichte deutlich ab und das Publikum präsentierte sich international. Vorbei an der Börse, einem Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert erreichten wir bald den Grand Place. Dieser Platz ist einer der prächtigsten Plätze, die Europa anzubieten hat. Das Rathaus, das Königshaus und das Haus der Herzöge von Brabant bestimmen das Aussehen des Platzes. Ergänzt wird dieses Ensemble durch barocke Zunfthäuser und Häuser wohlhabender Patrizier. Besonders nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Fassaden angestrahlt werden, entfaltet der Platz seinen besonderen Reiz.



Natürlich haben wir auch Männeken Piss, das Königsschloss, die Kathdrale und das Europaparlament besucht. Jetzt fehlte eigentlich nur noch eins, das Atomium. Das haben wir uns für den Abfahrttag vorbehalten.
Freitagmorgen ging es also in Richtung der zweitgrößten Stadt Belgiens, nach Antwerpen. Nach wenigen Kilometern erreichten wir dann das Gelände der Weltausstellung von 1958. Hier dominiert das Atomium. Es stellt die atomare Struktur eines Eisenkristalls in 160-milliardenfacher Vergrößerung dar. Es wurde in den letzten Jahren aufwendig renoviert. Die matt gewordennen Aluminiumhüllen wurden durch Edelstahlplatten ersetzt, so dass das Wahrzeichen von Brüssel wieder in altem Glanz erstrahlt. Von der 100 Meter hohen Aussichtsblattform der obersten Kugel hat man einen tollen Ausblick auf die Hauptstadt.



Unser Stellplatz in Antwerpen war etwa 5 Kilometer außerhalb gelegen. Den Hauptbahnhof konnten wir aber bequem mit der Straßenbahn erreichen. Von hier aus ging es dann in einem 20 minütigen Fussmarsch zum Marktplatz, dem Herzen der Stadt. Im Unterschied zu den barocken Fassaden von Brüssel wirken die Patrizierhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert fast schmucklos. Einzig die fahnengeschmückte Renaissancefassade des Rathaushauses mit dem davorstehenden Brabo-Brunnen zeigt, wie wohlhabend auch diese Stadt war und ist.



Der berühmteste Sohn der Stadt ist wohl Peter Paul Rubens, deshalb ist ein Besuch im Rubenshaus auch ein absolutes Muss.



Rubens war ein Popstar seiner Zeit und brachte es zu seinen Lebzeiten zu enormem Reichtum. Aus seiner Werkstatt gingen viele große Künstler hervor und begründeten den Ruf der flämischen Malerei. Viele große Werke des Künstlers und seiner Schüler kann man in der Kathedrale bewundern.



Am Pfingssonntag machten wir Station in Gent. Hier konnten wir das Stadtzentrum von unserem Stellplatz aus bequem mit dem Fahrrad erreichen. Wir haben uns auf Anhieb in diese mittelalterliche Stadt verliebt. Jeder Schritt, den man durch die Stadt macht, bietet eine andere PerspeKtive Es sind nicht einzelne Bauten, die uns so beeindrucken, sondern das Gesamtbild der Innenstadt. Bei manchen Häusern hat man den Eindruck, die Zeit sei einfach stehengeblieben. Von der St. Michaelsbrücke hat man ein wunderbaren Ausblick auf die Türme der Sankt Baafskathedrale, den Belfried und der Sankt Nikolauskirche. Wir durchstreifen stundenlang den Stadtkern und wiederholen das ganz noch einmal am Abend, als die Beleuchtiung den Häuserfassaden einen besonderen Glanz verlieh.



Bei schönstem Wetter saßen tausende Besucher in dem Straßenrestaurants und Bars und ließen sich verzaubern.

Zurück Home Vorwärts