Das letzte Teilstück der Panamericana
Der Stress musste nicht sein

25.09.2016 Antigonish
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In der Nacht zum Dienstag brachte uns also die Fähre von Neufundland wieder zurück aufs Festland, nach Sydney. Neuschottland ist die letzte Region, die wir auf unserer diesjährigen Reise besuchen werden. Dafür bleiben uns noch ziemlich exakt 2 Wochen, bevor wir unser Wohnmobil in Halifax in den Hafen fahren müssen.
Die Überfahrt über die Capot Strait verlief ruhig. Es regnete die ganze Nacht, so dass uns rein gar nichts davon abhielt, die Augen zu schließen und vom Indian Summer zu träumen, den wir wenigsten ansatzweise noch erleben wollen.
Festland ist eigentlich nicht richtig; denn Sydney liegt auf Cape Breton Island, einer Insel, die nur über einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Im nordwestlichen Teil der Insel liegt der Cape Breton Highlands National Park, unser nächstes Ziel.
Das Wetter war nicht besser als auf Neufundland. Wir fuhren auf der Uferstraße durch Nieselregen und Nebel und konnten nur erahnen, dass es diese Landschaft auch in ""schön"" gibt. An einem Rastplatz legten wir die Frühstückspause ein und holten einen Teil des zu kurz gekommenen Schlafes der vergangenen Nacht nach. Weitere 80 km später hatten wir den Nationalpark bei Ingonish erreicht. Bei dem Wetter hatten wir keine Lust, noch viel zu unternehmen. In einer Regenpause machten wir wenigsten einen ausgedehnten Spaziergang über den Campground, der unmittelbar an der Mündung des Warren Brook in den Altlantischen Ozean liegt. Dabei entdeckten wir diesen wunderschönen Pilz.



Der Wechsel ist das Beständige und so war der Mittwoch mal wieder ein wunderbar sonniger Tag. Die Reise ging weiter über den Cabot Trail, so heißt der 320 km lange Rundkurs im nördlichen Teil von Cape Breton Island. Die Straße gilt besonders zwischen Ingonish und Cheticamp als eine der schönsten Panoramestraße in Nordamerika. An vielen Stellen hat man traumhafte Ausblicke auf die Ufergegend und das angrenzende Meer. Auch der 18 km lange Abstecher zur Bay St. Laurent durfte nicht fehlen. Er führte uns an der Stelle vorbei, an der Giovanni Caboto (John Cabot) 1497 an Land ging und damit als erster Europär den Nordamerikanischen Kontinent betrat. Am Ziel erwartete und ein kleines Fischerdorf, in dem die Menschen auch wirklich noch vom Fischfang leben. Im natürlichen, nur von einem engen Zugang vom Meer getrennten Hafen schaukelten Dutzende einfach Fischkutter vor sich hin und warteten auf ihren nächsten Einsatz.



Im kommenden Jahr feiert ""Parks Canada"" sein 150-jähriges bestehen. Aus diesem Anlass wir zur Zeit überall gearbeitet. Besonders auf dem Straßenabschnitt an der Westküste mussten wir durch kilometerlange Baustellen, was ein kurzfristiges Anhalten unmöglich machte.
Ich habe schon mehrfach über den relativ schlechten Zustand der Straßen in Kanada berichtet. Das gilt aber absolut nicht für die Straßen in den Nationalparks. Man kann fast auf den Meter genau am Zustand der Straße erkennen, ob man in einen Nationalpark hinein fährt, oder ob man ihn verläßt.
Nach einer relativ kurzen Etappe bendeten wir den Tag auf dem Campground in Cheticamp.
Von dort machten wir am folgenden Donnerstag eine kurze Wanderung in den Nationalpark. Die Bewegung war genau das Richtige, um im Kopf wieder Platz zu schaffen für die Bilder der nächsten Tage.



Die vergangenen drei Tage haben mehr Streß verursacht, als es uns lieb war. Bereits auf der Fahrt zum Campground leuchtete kurz die rote Warnlampe für das Kühlersystem auf. Angehalten, unter das Auto geschaut, nichts gesehen, Wasser nachgefüllt, weitergefahren. Nach fast 30000 km auf nordamerikanischen Straßen bei teils extremer Belastung war das ja vielleicht normal.
Aber eben nur vielleicht. Es folgte die Fortsetzung von Winnipeg. Kurz nachdem ich die Zeilen über den Donnerstag geschrieben hatte, schaute ich noch einmal etwas genauer unter das Fahrzeug und sah die Bescherung. Der Wasserschlauch zwischen Motorblock und Kühler hatte ein Leck unmittelbar hinter der Schlauchschelle. Also Schlauchschelle gelöst, Schlauch an der lecken Stelle abgeschnitten und versucht, den Schlauch wieder neu zu befestigen. Aber er wollte partu nicht halten. Die Krümmung des Schlauchs war zu stark und die Schelle rutschte immer wieder ab. Als es dunkel wurde gab ich meine Versuche für diesen Tag auf.
Am Morgen dann die nächsten Versuche und dieses Mal bei strömendem Regen. Aber es gelang mir nicht. Nette Nachbarn auf dem Campground chauffierten Inge erst in eine Werkstatt und dann zu einem Bootsbauer, wo sie ein etwa gleich starkes Schlauchstück bekam, dass ich dann an den alten Schlauch anflanschte. Das gelang auch recht gut und nach einer Viertelstunde war der Schaden behoben - dachte ich!
Am Samstag starteten wir dann zuversichtlich unsere nächste Etappe. Aber nach 10 km leuchtete schon wieder das rote Licht. Wieder angehalten, nachgeschaut und diesmal aber direkt die neue Bescherung gesehen. Der Schlauch war so morsch, dass er wenige cm hinter der Verlängerung wieder brach.
Dieses Mal habe ich keine eigenen Versuche gestartet, sondern bin direkt in eine Mechaniker Werkstatt gefahren. Und hier hatten wir wieder Glück. Wir trafen auf einen Mann, der erstens hilfsbereit und zweitens kompetent war. Er suchte so lange in den Schrottautos, die hinter seiner Werkstatt waren, bis er etwas halbwegs passendes gefunden hatte. Nach einer Stunde hatte er das Teil an unser Auto angepasst und eingebaut.
Und wieder hieß es: ""Inge und Heinz on the road"". Seine Lösung sieht sehr robust aus und wir sind sicher, dass sie bis nach Hause reicht.



Wir setzten unsere Fahrt bis nach Antigonish an der St. Georges Bay fort, wo wir uns erst einmal erholen müssen. Und, was sagte meine Tochter dazu, als ich ihr am Telefon von unserem Maleur erzählte? - ""Papa, das gehört doch auch dazu, oder?"" - Recht hat sie!
Antigonish ist eine hübsche kleine Stadt, die von Schotten und Iren im 17. Jahrhundert gegründet wurde und in der bis heute diese Traditionen gepflegt werden. Wir kamen zufällig gegen Ende des Gottesdienstes an einer der vielen Kirchen vorbei. Direkt wurden wir eingeladen in die Kirche einzutreten, Bilder zu machen und Kaffee zu trinken. Wie immer sind auch hier die Leute sehr offen, freundlich und kommunikativ. Wenn sie merken, dass wir aus Deutschland kommen, müssen wir erzählen, wie lange wir in Kanada bereits sind und was wir schon alles gesehen haben.





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