Das letzte Teilstück der Panamericana
Neufundland die Zweite

19.09.2016 Channel Port aux Basques
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In der neuen Woche setzten wir unsere Rundreise um die Avalon Halbinsel fort. Am Montag ging es immer der Küstenlinie folgend zunächst nach Süden und dann nach Westen. Die Landschaft ist einmalig schön. Bewaldete Hügel wechseln sich mit tiefblauen Seen ab. Anschließend geht es wieder abwärts zum Meer, um wenige Meter später wieder steil bergauf zu gehen. Wir bewegen uns ständig zwischen Meeresniveau und etwa 200 Metern über dem Meer. Ganz im Süden durchfuhren wir die baumlose Marsch- und Sumpflandschaft, die sich jetzt im Herbst mit ihren Rottönen besonders schön zeigt.



Die Zahl der Seen, an denen wir vorbeifuhren, scheint endlos. Überhaupt: Man kann den Eindruck bekommen, das ganz Neufundland nur aus einem Netz von bewaldeten Bergrücken und Dämmen besteht, die einzig die Aufgabe haben, die Seen zusammen zu halten.
Mein Navi hat mir verraten, das wir auf diese Art und Weise bei den bisher knapp 2000 Kilometern, die wir auf Neufundland gefahren sind, einen Gesamtanstieg von fast 25000 Metern hatten, die wir natürlich auch wieder bergab mussten. Eine ebene Strecke scheint es auf dieser Insel nicht zu geben, oder wir haben sie noch nicht gefunden. Die Belastung für unser Wohnmobil ist dabei natürlich entsprechend groß.
Dazu kommt noch, dass die Straßen auf Neufundland nicht gerade die Besten sind. Bewegt man sich nicht gerade auf dem Trans Kanada Highway und der ist mit seinen Spurrillen auch nicht im besten Zustand, sind Schlaglöcher die Regel. Natürlich gibt es auch hier und dort schöne, neue Strecken, bei denen die Augen des Fahrers auch einmal die Umgebung abtasten dürfen. Ansonsten muss er seinen Blick auf das nächste Schlagloch richten. Das trübt zwangsläufig etwas die Freude beim Fahren.
Der Höhepunkt am Montag war eindeutig unser Besuch auf Cape Mary's. Ganz im Südwesten der Halbinsel ragt eine Landzuge ins Meer, auf der natürlich wieder ein Leuchtturm zu finden ist. Aber dies ist nicht das Besondere. Nur wenige Hundert Meter vom Leuchtturm entfernt findet man einen Felsen, auf dem tausende von Basstölpel ihr Sommerquatier haben. Ein Trail führt bis ganz nahe an den Felsen heran, so dass man die Tiere aus nächster Nähe beobachten kann. Ohne sichtbare Kraftanstrengung stürzen sich die Vögel in den Wind und zeigen ihre Segelkünste. Die Landung wirkt dagegen leicht tölpelhaft, ist aber trotzdem zielgenau.



Am Dienstag verließen wir die Avalon Halbinsel und es ging zurück zur Hauptinsel und dort auf die Bonavista Halbinsel, die im Osten von der Trinity Bay begrenzt wird. Am nordöstlichen Ausgang der Bucht liegt der kleine, 300 Einwohner zählende Ort Trinity, dem die gesammte Bucht ihren Namen verdankt. Der Ort liegt geschützt in einer natürlichen Hafenbucht umgeben png kleinen Felsinsel. Die bunten Häuser verleihen dem Farbenspiel von Himmel, Felsen und Meer eine zusätzliche Note. Prunkstück ist die aus dem 19. Jahrhundert stammende St. Paul's Anglican Church, die ganz aus Holz erbaut ist und mehr als 500 Menschen einen Platz bietet.



Wir machten einen ausgiebigen Spaziergang durch den leicht schläfrig wirkenden Ort, in dem außer Touristen nicht viele Menschen zu sehen waren, in dem es im vorvergangenen Jahrhundert aber wesentlich lebendiger zugegangen sein muss; denn Trinity war ein Zentrum für Handel, Fischerei und Schiffsbau.



Am Mittwoch führte uns dann die Straße nach Bonavista, an der nördlichen Spitze der Halbinsel. Der Name Bonavista verspricht mehr, als der 5000 Einwohner zählenden Ort halten kann. Ein Spaziergang im Ort, so fanden wir, lohne nicht. Statt dessen fuhren wir die vier Kilometer zum Cape Bonavista, auf dem wieder ein Leuchturm residiert, um unseren Morgenspaziergang zu machen. Angeblich ist hier im Jahre 1497 der Genuese Capote im Auftrag der britischen Krone als erster Europäer an Land gegangen. Der sagenhafte Fischreichtum Neufundlands führte, ähnlich wie das Gold in Alaska, dazu, dass ihm sehr bald viele britische Fischer hierher folgten und ihr Sommerlager aufschlugen.



Wir schlugen unser Nachtlager wieder auf dem Campground im Terra Nova Nationalpark auf.
Der Donnerstag brachte uns wieder ein Stück näher an die Westküste der Insel. Die hatten wir uns ja auf Grund des Wetters für den Schluss aufgehoben. Über die Fahrt auf dem Trans Kanada Highway bis wenige Kilometer südlich von South Brook gibt es wenig zu berichten, außer, dass mir auf der ganzen Strecke ununterbrochen der Scheibenwischer zuwinkte. Herrschten am Mittwochnachmittag noch angenehme 26 °C, zeigte unser Thermometer nun nur noch stolze 5,5 °C an. Eine Frau an der Kasse eines Supermarktes bemerkte dazu ganz lakonisch: ""it´s newfoundland, fore seasons on one day"", dem ist nichts hinzuzufügen. Am Abend wurden wir aber dann doch noch mit dem diesem Bild belohnt.



Über Deer Lake ging es am nächsten Tag zur Westküste und dort in den Gros Morne Nationalpark. Ganz zu Anfang unserer haben Reise haben wir uns sowohl von den USA als auch von Kanada je eine Jahreskarte für die Nationalparks gekauft. Diese Investition hat sich inzwischen mehr als ausgezahlt. Die Karte von Kanada erlaubt es uns, ohne zusätzliche Kosten, alle von ""Parks Canada"" betreuten Einrichtungen zu besuchen.
Der Gros Morne Nationalpark teilt sich in zwei Teile auf. Der nördliche Teil gruppiert sich rund um den Mount Gros Morne und den Western Brook Pond und bietet in der Hauptsache unendlich viele Möglichkeiten zum Wandern. Unser Tagesziel war Green Point im nördlichen Teil.
Kurz vor dem Ziel machten wir in Rocky Harbour, schon mitten im Nationalpark gelegen, ein Abstecker. Es gab mal wieder einen Leuchtturm zu besichtigen.



Am Green Point standen wir an einer Klippe in 20 Meter Höhe über dem Meer. Das Wetter musste ausgenutzt werden und wir machten uns direkt auf, um uns auf einen Spaziergang an der Abbruchkante entlang des angeblich ältesten, Milliarden Jahre alte Gestein auf unserer Erde anzuschauen.



Zurück an unserem Wohnmobil konnten wir am Abend, bei absolut klarem Himmel, einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben. So lange die Sonne noch über dem Horizont stand, waren die Temperaturen noch gut auszuhalten, aber bereits wenige Minuten nachdem der Glutball im Meer versunken war, zogen wir uns freiwillig in unser WOMO zurück.



Der Western Brook Pond ist ein ehemaliger Fjord, der seit einigen Tausend Jahren vom Meer getrennt ist. Die Felswände rechts und links des Wassers ragen bis 700 Meter steil in die Höhe. Um dieses Panorama auf einer Bootsfahrt zu genießen, dürfen die Wolken aber nicht ganz so tief hängen, wie am Samstagmorgen.



Wir verzichteten auf die Bootsfahrt und waren mit der Wanderung von der Uferstraße durch das Sumpfgebiet zum See und wieder zurück zufrieden.



Der südliche Teil des Nationalparks umschließt die Tablelands. Diese tafelartigen Berge ragen schroff empor und weisen einen besonders hohen Magnesiumgehalt auf, wodurch an seinen Flanken und Hängen kaum eine Vegetation überleben kann. Ein kurzer Trail führte uns durch diese angebliche Mondlandschaft; denn bei genauerem Hinsehen findet man, wenn auch verstreut, überall kleine, nur einige Zentimeter große Pfanzen, deren Namen wir nicht kennen, die aber ohne Zweifel schon ihr Herbstkleid übergezogen haben.



Für die Nacht stehen wir, noch im Nationalpark, an der Nordwestecke des Upper Trout River Pond.
Sonntag und Montag bewegten wir uns langsam Richtung Port aux Basques, von wo uns am späten Montagabend die Fähre wieder zum Festland zurückgebracht hat.
Neufundland ist schön und der Besuch hat sich absolut gelohnt. An den Tagen, an denen das Wetter mitspielte, haben wir unvergessliche Eindrücke gesammelt. Wenn es regnete und wir hatten einige Regentage, dann regnete es so kräftig und ausdauernd, wie wir es auf unserer ganzen Reise bisher nicht erlebt hatten und so verabschiedete es uns auch.
In unserer Zeitrechnung haben wir uns kräftig verschätzt. Die zwei Wochen, die wir auf der Insel waren, waren einfach zu wenig.

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