Das letzte Teilstück der Panamericana
Neufundland die Erste

11.09.2016 Fermeuse
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Wir haben nun schon Donnerstag und von Neufundland noch so gut wie nichts gesehen. Aber der Reihe nach:
Den Montag verbrachten wir auf dem Campground, nahe bei der Fähre, die uns am Dienstagmorgen von Sydney nach Neufundland bringen sollte. Nachdem ich den Reifenwechsel bereits am Vortag erledigt hatte, blieb schön viel Zeit, für andere Dinge, die von Zeit zu Zeit auch gemacht werden müssen.
Zwei Stunden vor Abfahrt ist auf der Fähre bereits Checkin. Es braucht eben seine Zeit, bis so ein Riesenpott beladen ist. Überwiegend wurden Sattelschlepper und Aufleger an Bord gebracht. PKW's und Wohnmobile waren klar in der Minderheit. Das Meer war extrem ruhig und windstill, so dass dicker, fetter Nebel aufziehen konnte. Teilweise waren der Bug und das Heck des Schiffes nicht mehr zu erkennen. Nach etwas mehr als 6 Stunden waren wir plötzlich im Hafen von Port aux Basques, ohne vorher etwas gesehen zu haben. Die Fahrt zum Übernachtungsplaz war Gott sei Dank nur kurz.



In der Nacht fing es dann an zu regnen. Am Morgen dann wieder dichter Nebel und dazu noch Regen. Obwohl ich fand, dass ich mit 70 Stundenkilometern bei der Wetterlage nicht gerade langsam unterwegs war, flogen die LKW's geradezu an uns vorbei. Nach gut 50 Meter war von den Fahrzeugen schon nichts mehr zu sehen. Ich nehme an, dass die alle Radar an Bord haben.



In Corner Brook, der mit 20000 Einwohnern zweitgrößten Stadt auf Neufundland legten wir eine Pause ein um unsere Vorräte aufzufüllen und zu tanken. Neufundland lebt vom Fischfang und von der Papierherstellung und Corner Brook ist neben Gander das Zentrum dieser Industrie.



Erst am Nachmittag wurde es etwas besser und man konnte zumindest ""fifty shades of gray"" am Himmel erkennen. Auf dem Weg nach St. John's übernachteten wir irgendwo in einem Provincial Park, mit der Hoffnung, dass es am Donnerstag besser werden würde.
Zu allem Überdruss hat inzwischen auch noch dass Ladegerät von meinem Laptop den Geist aufgegeben. Jetzt muss ich erst einmal sehen, ob ich Ersatz beschaffen kann.
Am Donnerstag dann wieder das gleiche Bild. Regen, Regen, Regen. Es war ja geplant, dass wir uns an der nordwestlichen Küstenlinie Richtung St. Anthony entlanghangeln, was bei dem Wetter aber keinen Spaß macht. Also haben wir kurtfristig umdisponiert und fahren weiter auf dem Trans Kanada Highway in Richtung St. John's. Vielleicht finden wir ja Zeit, diese Ecken auf dem Rückweg zu erkunden. Am Ende dieses Tages standen wir auf einen Campground im Terra Nova Nationalpark und hoffen auf den nächsten Tag.
Zunächst den Wetterbericht von Freitag; denn der ist sehr kurz: REGEN.
Das Wasser kam von allen Seiten, vor vorn, von oben, von rechts, von links. Teilweise war es so schlimm, dass man nicht mehr von fahren sprechen konnte, sondern schwimmen das bessere Wort dafür gewesen ist. Vom Nationalpark ging es am Morgen über den 60 km langen Trinity Isthmus, das ist die Landzunge, die die Avalon Halbinsel mit dem Rest von Neufundland verbindet, an die Trinity Bay.
Ich hatte einfach keine Lust mehr weiterzufahren. Daher suchten wir uns in der Nähe von Green's Harbour einen Platz und hoffen nun wieder auf den kommenden Tag. Im Laufe des Nachmittags hat der Regen aufgehört, was ja schon mal ein gutes Zeichen ist.
Und - um wieder mit dem Wetterbericht zu beginnen - unsere Hoffnung wurde erfüllt. Es machte endlich mal wieder Lust zu fahren, anzuhalten, Fotos zu schießen und weiterzufahren.
Von Green's Harbour ging es an der Küste der Trinity Bay nach Norden. Auf fast der gesamten Strecke gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Abwechslung bringen nur die 50 km/h Schilder. Wir entdeckten die wunderschönen, unten auf dem Bild zu sehenden, Badehäuser und der Himmel schenkte uns wenig später einen tollen Regenbogen; denn ganz konnte der Regen es noch nicht lassen.



In Heart's Content endete früher das erste Überseekabel, das in Irland seinen Anfang nahm und hier auf Neufundland endete. Die Station ist heute liebevoll renoviert und als Museen eingerichtet. Für mich als Techniker war das ein besonderer Leckerbissen. Die Patchfelder, auf denen die Verbindungen gesteckt wurden, erinnerten mich doch stark an die modernen Serverschränke, die auch nicht immer besser aussehen.



Über den Landrücken ging es von dort zur Conception Bay und dort an der Küste entlang in südlicher Richtung. In Harbour Grace suchten wir das Museum des berüchtigten Piraten Peter Easton, der hier im 17. Jahrhundert sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Wir fanden zwar das Museum, leider waren wir aber etwas spät, nicht am Tag, sondern im Jahr; denn die Saison endet hier bereits Ende August. Wir wurden dafür aber mit einen hübschen Fischerdorf entschädigt.



Nach St. John's waren es noch rund 100 km, die wir teils unmittelbar an der Küste, mit malerischen Ausblicken auf die Bay und ihren verträumt am Ufer ruhenden Fischerdörfern, genossen und die letzten Kilometer dann auf dem Trans Kanada Highway bis zu unserem Tagesziel zurücklegten. Wir haben, zwar mit Unterbrechungen, damit den TCH von Victoria im Westen bis St. John's im Osten befahren.
In St. John's registrierten wir uns auf dem stadtnächsten Campground, tranken einen Cappuccino und waren schon wieder unterwegs. Wir trauten dem Wetter nicht so recht und wollten den Sonnenschein möglichst optimal ausnutzen. Es ging als Erstes zum Signal Hill. Der Berg diente während den Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich im frühen 19. Jahrhundert nicht nur als Signalstation, sondern auch als Festungsanlage, die mit einer ganzen Reihe von Kanonenbatterien bestückt war. Von dort oben kann man die ganze Stadt und ihren Hafen überschauen. In der abendlichen Sonne leuchtete unten an der Hafeneinfahrt Fort Amherst mit dem ältesten Leuchtturm Neufundlands.



Da die Sonne um diese Uhrzeit genau über der Stadt steht, konnte ich keine hübschen Aufnahmen des Stadtpanoramas machen. Wir beschlossen daher an nächsten Morgen, sofern die Sonne scheint, noch einmal hierher zurückzukommen. Bevor wir wieder zu unseren Übernachtungsplatz zurückkehrten besuchten wir noch den kleinen Fischerort Quidi Vidi, unmittelbar vor den Toren vor St. John's. Als wir dort ankamen, tummelten sich schon drei Hochzeitsgesellschaften vor der malerischen Kulisse, was wohl jede weitergehende Beschreibung erübrigt.



Am Sonntagmorgen ging es dann, wie erhofft, bei Sonnenschein wieder zurück auf den Signal Hill. Dort schossen wir die noch ausstehenden Fotos.



Anschließend machten wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt. Auch hier bieten sich immer wieder bezaubernde Motive. St. John's ist bekannt für seine in leuchtenden Farben erstrahlenden Häuserzeilen. Wir besuchten natürlich die St. John Basilika und, womit wir nicht gerechnet hatten, das Court House. In dem in Stein gegossenen Hause des Rechts, in dem auch heute noch das oberste Gericht der Provinz tagt, konnten wir so gut wie alle Räume besichtigen. Am beeindruckendsten war natürlich der große Sitzungssaal, der mit seiner Ausgestaltung schon anzeigt, wo die Macht über Gut und Böse zu finden ist.



Von der Stadt ging es anschließend zum Cape Spear, dem östlichsten Punkt Neufundlands und damit auch von gesamt Kanada. Hunderte von Kanadiern hatten bei dem schönen Wetter offensichtlich den gleichen Gedanken wie wir und bevölkerten das als National Historic Site ausgewiesenen Terrain zwischen den Leuchttürmen. In dem alten Leuchtturmgebäude, dessen Leuchtfeuer seit 1955 nicht mehr in Betrieb ist, wurden die Wohnräume originalgetreu wiederhergestellt. Am Cape Spear können auch noch die Bunkranlagen besichtigt werden, die während des zweiten Weltkrieges vor deutschen Uboot-Angriffen schützen sollten.



Anschließend fuhren wir noch rund 100 km an der Küste entlang Richtung Süden. In dem klitzekleinen Ort Fermeuse parken wir neben der Kirche und hoffen auf eine ruhige Nacht.

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