Das letzte Teilstück der Panamericana
Prince Edward Island

04.09.2016 Sydney
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Wir haben also inzwischen Saint John an der Bay of Fundy erreicht. Nicht zu verwechseln mit St. Johns in Neufundland, dass wir in einigen Tagen besuchen werden.
Am Montagmorgen haben wir uns das Naturphänomen des rückwärts laufenden Saint John Rivers etwas genauer angesehen. Die Stelle in Saint John, an der man das Schauspiel besonders gut beobachten kann, nennen sich ""Reversing Falls"". Dies hat aber keinesfalls etwas mit einem rückwärts laufenden Wasserfall zu tun, sondern es handelt sich um Stromschnellen, bei denen die Fließrichtung besonders gut zu beobachten ist.
Wir waren etwa eine Stunde vor dem Höchststand der Flut am Aussichtspunkt und tatsächlich, der Fluß hat seine Richtung geändert. Der Gezeitenunterschied, der in der Bay of Fundy bis zu 13 Meter betragen kann, presst das Meereswasser viele Kilometer weit in das Flussbett. Leider ist dies auf den Bilder ja nicht besonders gut zu erkennen, aber normalerweise fließt der Fluss an dieser Stelle von rechts nach links.



Jetzt wollten wir natürlich auch sehen, wie das Wasser wieder seine normale Richtung einschlägt. Bis es so weit war, vergingen aber etwa 3 Stunden. Zeit genug, um sich in Saint John etwas umzusehen.
Die Innenstadt von Saint John machte auf uns einen etwas schläfrigen Eindruck, nicht wie wir es von der größten Stadt in New Brunswick erwartet hätten. Wir liefen durch so gut wie alle Straßen von Downtown, spazierten über den Kings Square und besuchten den sich anschließenden alten Friedhof. Dann ging es zur Kathedrale und zur Market Wharf, den alten Lagerhäusern am Hafen, die nett hergerichtet sind und mit Restaurants und Galerien zum Verweilen einlagen. Bemerkenswert fanden wir die Architektur im historischen Destrikt der Stadt. Sie erinnerte uns mit ihren Backsteinbauten etwas an die industriellen Zweckbauten wir wie sie aus Berlin Siemensstadt in Erinnerung hatten. Richtig hübsch fanden wir den General Store, der noch weitgehend in seinem Originalzustand erhalten ist.



Bald wurde es wieder Zeit, uns auf unseren Beobachtungsposten am Ufer des Saint John Rivers zu begeben. Dort angekommen dauerte es dann doch noch eine ganze Weile, bis der Fluss zum Stillstand kam. Er ähnelte jetzt für wenige Minuten einem See, bevor sich das Wasser erst langsam und dann immer schneller Richtung Mündung in Bewegung setzte.
Anschließend setzten wir unseren Weg Richtung Osten am nördlichen Ufer der Bay of Fundy bis zur Mündung des Petitcodiac Rivers fort. Hier, nahe bei dem Dorf Hopewell Cape findet man die Hopewell Rocks, eine Gesteinsformation, die durch gezeitenbedingte Erosion entstanden ist. Die Fahrt hierher von Saint John dauerte genau so lange, bis die Gezeiten ihren Tiefsstand erreicht hatten und die Gesteinsformationen frei in den Himmel ragten. Wir konnten also trockenen Fusses um sie herum und durch sie hindurch wandern. Leider war die Sonne schon zu weit nach Westen gezogen, so dass für die Fotos die richtige Beleuchtung fehlte. Aber, wie heißt es so schön: Du kannst nicht alles haben.



Den Abend verbrachten wir auf einem Campground am Petitcodiac River. Der Fluss wird auch Chocolate River genannt, weil sein Wasser eine schokoladenbraune Färbung aufweist, die dadurch entsteht, das die von ihm transportierten Sedimente sehr eisenhaltig sind.



Am Dienstag beendeten wir unseren Aufenthalt in New Brunswick. Doch bevor es so weit war, legten wir noch eine Pause in Shediac ein. Die Stadt nennt sich stolz Hummerhauptstadt der Welt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nachdem wir beim Informationszentrum den größten Hummer der Welt bewundert und fotografiert hatten, ging es in den Lobster Shop, wo wir uns mit zwei frisch gekochten Hummern für das Dinner eindeckten.



Unser Tagesziel hieß Cornwall auf Prince Edward Island. Die Insel ist die kleinste der kanadischen Provinzen und liegt geschützt durch Neufundland im Osten vor den Küsten von New Brunswick und Neuschottland im Golf von St. Laurenz. Die Insel ist über eine 14 km lange Brücke mit dem Festland verbunden. Gleich hinter der Brücke haben wir uns am Informationszentrum mit den aktuellsten Informationen über Prince Edward Island eingedeckt, so dass wir nun in aller Ruhe in den nächsten Tagen die Insel erkunden können.



Am Abend gab es dann ein fürstliches Dinner mit den Leckereien, die wir unterwegs eingekauft hatten. Die Überraschung war aber der Nachtisch. Während wir beim Essen saßen, klopfte es an die Tür und wir bekamen von wildfremden Leuten als Begrüßung auf Prince Edward Island frische selbstgepflückte Brombeeren und Eis gebracht.



Die Hauptstadt der Provinz Prince Edward Island heißt Charlottetown, ein kleines beschauliches Städtchen am Zusammenfluss der drei Flüsse Hillsborough, Yorke und Eliot mit gerade einmal 35000 Einwohnern. Viel gibt es nicht anzuschauen. Zwei Kirchen, die City Hall, die Wharf und das war es auch schon.



Die Rundfahrt um die Insel starteten wir am nächsten Morgen entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Insel ist sehr flach, so dass die Flussmündungen alle sehr breit sind und wie Meeresarme tief in das Land hineinragen. Das Sehenswerteste an der Küste sind die Leuchttürme, die natürlich an den exponiertesten Küstenabschnitten zu finden sind. Um sie zu erreichen muss man besonders an der Westküste immer wieder weit auf die Landzungen hinausfahren und anschließend die gleiche oder eine parallel verlaufende Straße zurückfahren. Auf diese Weise kommen schnell ein paar hundert Kilometer zusätzlich zusammen. Da wir ja ausreichend Zeit haben, haben wir uns diesen Spaß natürlich nicht nehmen lassen. Die Landschaft ist sehr stark landwirtschaftlich geprägt. Getreidefelder wechseln sich mit Kartoffeläcker und Weiden ab. Beide Straßenseiten sind fast immer durchgehend bebaut. Das heißt nicht, das sich hier Haus an Haus befinden würden; denn die Grundstücke sind meistens so großzügig bemessen, dass man das Gefühl hat, jedes einzelne Haus steht für sich alleine in einem Park. Geschmackvolle Blumenrabatte lockern die immer sauber gemähten Rasenflächen auf, deren Qualität manchen Golfplatz in den Schatten stellen.



Den ersten Rundreisetag beendeten wir im Red Point Provincial Park. In der Nacht hat es furchtbar geregnet und gestürmt. Rechtzeitig zum Start unserer zweiten Etappe hörte der Regen auf. Es ging erst zum East Point, wo wieder ein schöner Leuchtturm auf uns wartete und dann an der Nordküste der Insel entlang in westlicher Richtung. Die Fahrt war schön, aber wenig aufregend. Im Laufe des Tages hatte sogar die Sonne wieder die Oberhand über die grauen Wolken gewonnen und auch der Sturm verlor seine Kraft.



Und wieder konnten wir Anzeichen dafür erkennen, dass der Herbst nicht mehr allzuweit sein konnte. Wir beobachteten in den vergangenen Tagen, Wildgänse, die auf ihrem Weg in den Süden in Wood Island eine kurze Pause eingelegt hatten. Auch sahen wir andere Vogelarten, die sich zu Schwärmen zusammenfanden, um sicher bald die große Reise in den Süden zu starten.



Wie die ersten beiden Tage verlief auch der dritte Tag unserer Inselumrundung problemlos. Zuerst ging es zum North Cape, wo wieder ein Leuchtturm darauf wartete fotografiert zu werden. Hier oben im Norden ist es immer etwas windiger, weshalb man hier auch viele Windräder findet. Sie machen zwar die Landschaft nicht schöner, aber auch in Kanada ist eben Energie nicht zum Nulltarif zu haben.



Die Menschen hier im Norden leben vom Ackerbau und der Fischerei. Kleinste Fischerhäfen wie z.B. Seacow Pond bieten uns immer wieder ein hübsches Fotomotiv. Vom North Cape ging es an der Westküste nach Süden. Am Fischerhafen von Cape Wolfe reizte uns besonders das Farbenspiel zwischen dem Grün der Insel, dem Rot des Sandstrandes, dem dunklen Blau des Meeres und dem weiß-blauen Farbenspiel des Himmels.



Nur wenige Kilometer weiter im Süden ist der West Point mit seinem Leuchtturm erreicht. Und wieder das gleiche Zeremoniell: Anhalten, kurzer Spaziergang, Leuchtturm fotografieren und dann weiterfahren.



Über Summerside ging es anschließend zurück bis Borden-Carleton direkt an der Brücke zum Festland, wo sich der Kreis schloss.
Zusammengefasst: Prince Edward Island bietet wenig Spektakuläres, aber dafür um so mehr herrliche und gepflegte Kulturlandschaft. Bei unserer Fahrt über die Insel kamen wir uns manchmal vor, als ob wir durch einen riesigen Park fahren würden. Die Rasenflächen, egal ob am Straßenrand, um die Häuser oder auch Lagerhallen wirkten immer wie frisch gemäht. PEI, wie sich die Insel selber nennt war einfach nur schön.
Sonntag ging es dann über die Confederation Bridge wieder zurück zum Festland. Noch einmal berührten wir für ein kurzes Stück die Erde von New Brunswick, bevor es nach Nova Scocia ging. Wir fuhren auf dem Trans Kanada Highway und machten außer zu Tanken keine Pause. Ziel war Sydney auf Cape Breton Island, von wo aus wir am Dienstag Morgen die Fähre nach Neufundland nehmen wollen.
Wir kamen schnell voran, so dass ich die eigentlich für Montag geplante Arbeit, den Reifenwechsel, bereits am Sonntagnachmittag erledigen konnte. Kaum hatte ich die erste Schraube gelockert, eilte schon ein andrer Camper zur Hilfe. Er nahm mir mehr oder weniger das Werkzeug aus der Hand und in zwanzig Minuten waren beide Vorderreifen gewechselt. Ich muss wohl einen furchtbar hilflosen Eindruck gemacht haben oder er war nur höflich und dachte, einen so alten Mann darf man nicht arbeiten lassen.

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