Das letzte Teilstück der Panamericana
Das frankophone Kanada

28.08.2016 Saint John
Zurück Tourenübersicht Vorwärts


Langsam fangen wir an zu rechnen. Es waren zwar am Mittwoch noch sechs Wochen, bis wir unser Wohnmobil in den Hafen von Halifax fahren müssen, aber wir haben ja auch noch einiges vor.
Auf unserem Plan stehen New Brunswick, Prince Edward Island, Neufundland und natürlich Nova Scocia. Bei den Entfernungen hier, mussten wir in der vergangenen Woche dann doch täglich einige Kilometer zurücklegen. In der Summe waren es rund 1700 km.
Am Montag ging es am nördlichen Ufer des St. Lorenz Stroms weiter Richtung Osten. Nach 7 km mussten wir auf die kostenlose Fähre über den Rivière Saguenay, der wenige hundert Meter später in den St. Lorenz Strom mündet. Nach einer Viertelstunde hatte das Schiff den 1,4 km breiten Fluss überquert und Tadoussac erreicht. Auf der Ostseite des Rivière Saguenay steigt die Straße so steil an, dass ich in den zweiten Gang zurückschalten musste. Oben angekommen wird man mit einem herrlichen Blick auf die Mündung des Rivière Saguenay in den St. Lorenz Strom belohnt.



Die Straße verläuft nun mal direkt am Ufer des St. Lorenz Stroms entlang, mal entfernt sie sich vom Ufer und steigt dann direkt wieder auf Höhen zwischen 70 und 100 m an. Das wiederholte sich auf den nächsten 250 km rund 20 Mal. Leider wurde das Wetter immer schlechter und wir mussten streckenweise durch dichten Nebel fahren. Im strömenden Regen erreichten wir am frühen Nachmittag das Fährterminal von Godbout, unser Tagesziel. Gegen Abend hellte sich der Himmel etwas auf. Auf unserem Spaziergang entlang des Flussufers konnten wir sogar einen Wal beobachten, der aber viel zu schnell wieder verschwunden war um ihn fotografieren zu können.



Am Dienstag wechselten wir die Flusseite. Bei makellos blauen Himmel startete um 11 Uhr die Fähre, die uns in einer zweistündigen Fahrt über den hier bereits 53 km breiten St. Lorenz Strom nach Matane brachte.



Die Stadt bietet touristisch nur sehr wenig. Wir erledigten einige Einkäufe, fotografierten im Vorbeifahren den Leuchturm und setzten anschließend unsere Reise noch ungefähr 160 km bis zu dem kleinen Ort Saint Maxime du Mont Louis fort.



Die Berge am Südufer gehören zu den nördlichsten Ausläufern der Appalachen, die über eine Strecke von 2400 km bis in den Norden Alabamas reichen. Von der Straße aus, die auch hier immer wieder zwischen unmittelbarer Ufernähe und bergigem Hinterland wechselt, genießen wir immer wieder herrliche Ausblicke auf den unendlich breit scheinenden Strom.
Die Dörfer entlang der Straße haben auch hier den Namen ""Dorf"" verdient; denn rund um die meist imposanten Gotteshäuser kann man einen echten Ortskern ausmachen. Die Häuser sind bunt und abwechslungsreich und besitzten häufig zur Straße hin Veranden, auf den Schaukelstühle oder Holywoodschaukeln zu sehen sind.
Am Abend erlebten wir dann noch einen wunderbaren Sonnenuntergang über dem St. Lorenz Strom, dessen rot leuchtenden Strahlen einen nahen, bewaldeten Berghang so bunt leuchten ließen, als habe der Indian Summer schlagartig begonnen.



Am Mittwoch folgten wir der Uferstraße weiter nach Osten. Ganz an der Spitze der Gaspésie Halbinsel befindet sich der Parc National Forillon. Er ist der älteste Nationalpark in der Provinz Quebec und umfasst die stark erodierenden Küstenfelsen, die zugleich die nördlichsten Ausläufer der Appalachen sind. Die nur knapp einen Kilometer breite Spitze der Halbinsel ragt über 8 km ins offene Meer und trennt den Sankt Lorenz Golf von der Baie de Gaspé. Hier endet auch der St. Lorenz Strom, dessen Uferstraßen wir seit Quebec über 900 km folgten.



Wir verließen den Park am südlichen Eingang und folgten noch einige Kilometer der Küstenstraße bis kurz vor Gaspé, dem Hauptort der Halbinsel.
Während im Norden die Küste der Halbinsel meist schroff zum St. Lorenz Strom hin abfällt, ist die südliche Küste wesentlich flacher und wird auch stärker landwirtschaftlich genutzt.
Von Gaspé aus verläuft die Küstenstraße zunächst nach Süden und wir erreichten nach etwa 80 km den Touristenort Percé. Wahrzeichen des Ortes ist der 88 m hohe und 438 m lange Kalksteinfelsen Rocher Percé.



Nach einer Pause ging es weiter die Küste der Baie Des Chaleurs entlang Richtung Campbellton. Die Baie ist ein Seitenarm des Sankt-Lorenz-Golf.
Campbellton liegt am westlichen Ende der Baie Des Chaleurs, die auch die kanadischen Provinzen Quebec und New Brunswick trennt.



Am Freitag führte uns unsere Reise rund um die Acadische Halbinsel. Der Name der Halbinsel wurde von der seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hier ansässigen französischsprachigen Bevölkerung abgeleitet, den Akadiern. Im Freilichtmuseum ""Village Historique Acadien"" nahe Bertrand erfuhren wir mehr über die wechselvolle Geschichte und Lebensweise dieser französischen Siedler. In den Häusern und Werkstätten des Museums erklären und zeigen Nachkommen der Siedler in Kostümen aus der damaligen Zeit, wie sich das Leben in den vergangenen Jahrhunderten hier an der kargen Ostküste Kanadas abspielte.



Wir haben noch nirgends so viele Fahnen in den Farben der französischen Tricolore gesehen, wie auf der Akadischen Halbinsel. Vor fast jedem zweiten Haus wehte die französische Fahne, die mit einem gelben Stern im blauen Feld ergänzt ist. Manchmal sind es auch gleich mehrere, die auch noch durch die Fahne von New Brunswick ergänzt werden. In seltenen Fällen auch noch mit der kanadischen Flagge. Dann fällt es gleich auf, wenn vor einem Haus nur die kanadische Fahne weht. Wir übernachteten einige Kilometer östlich von Miramichi in Lower NewCastle an der Miramichi Bay.



Die Provinzhauptstadt Fredericton liegt ziemlich zentral im Landesinnern der Provinz. Die Fahrt ging über einen gut ausgebauten Highway, der rechts und links von riesigen Wäldern gesäumt wird. Dieser Landesteil lebt überwiegend von der Forstwirschaft und versorgt die großen Papierfabriken an der Küste mit dem notwendigen Rohstoff.
Hier und da verfärben sich schon die Blätter der Ahornbäume, leuchten in einem hellen Gelb und noch blassen Rot. Es ist ein untrügliches Zeichen, dass bald der Indian Summer über das Land zieht und, so hoffen wir, in prächtige Farben taucht.
Am Ufer des Saint John Rivers finden wir eine wunderbare Bleibe für die Nacht. Der Fluss durchfließt hier sanfte Hügelketten und die Tiden der Bay of Fundy, in die er bei Saint John in den atlantischen Ozean mündet, reichen bis hier her und zwingen den Fluss je nach Gezeitenstand seine Fließrichtung zu ändern.



Der Besuch in der Stadt am Sonntagmorgen war schnell erledigt. Die Hauptstraße, die Queens Street wirkte total verschlafen und die Architektur der Häuser gab auch nicht viel mehr her.



Eine nette Abwechslung brachte dann aber doch der Besuch der Christ Church Cathedral. Die im Jahre 1853 geweihte Kirche ist Sitz des anglikanischen Bischofs von Fredericton.
Gerade als wir an das Tor der Kirche kamen, wurde dieses von innen geöffnet. Der Gottesdienst war zu Ende und der Bischof, Dr. David Edwards persönlich, verabschiedete an der Tür die Kirchenbesucher. Als er uns Touristen entdeckte, sprach er uns an und forderte uns gerade zu auf, seine Kirche zu besuchen und möglichst viele Fotos zu machen. In Windeseile hatte sich unter den noch anwesenden Kirchenbesuchern herumgesprochen, dass wir deutsche Gäste waren. Wir wurden von den meisten auffallend freundlich gegrüßt und einige verwicklten uns in Gespräche, die sich natürlich, wie sollte es auch anders sein, darum drehten, wo her wir aus Deutschland kommen und wie uns Kanada und New Brunswick im Besonderen gefallen.



Da wir am Vortag den Highway gewählt hatten, folgten wir anschließend dem Saint John River auf der Landstraße nach Süden, bis zu seiner Mündung. Die Straße ist im Reiseführer und auch auf der Straßenkarte als ""landschaftlich schön"" gekennzeichnet. Die Bezeichnung ist nicht ganz falsch, fährt man doch durch eine hügelige Landschaft von der man immer wieder Ausblicke auf den Fluss erhaschen kann. Die Straße ist aber in einem dermaßen misserablen Zustand, dass sich zumindest für den Fahrer das Rechts- und Linksschauen erübrigte. Die 50 km mehr, die die Landstraße gegenüber dem Highway länger ist, haben sich definitiv nicht gelohnt.

Zurück Home Vorwärts