Das letzte Teilstück der Panamericana
Auf City-Tour durch den Osten Kanadas

21.08.2016 St. Simeon
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In dieser Woche besuchten wir einige der großen Metropolen im Osten Kanadas. Den Anfang machte am Montag Ottawa, die Hauptstadt Kanadas. Die Stadt liegt ganz im Osten Ontarios und ganz in der Nähe der Provinzgrenze zu Quebec. Entsprechend groß ist auch schon der französische Einfluss.
Unser Ausgangspunkt für den Stadtbesuch war ein Campground ca. 20 km westlich der Innenstadt in der Nähe des Kanada Highways. Am Morgen fuhren wir 2 km bis zu einem Park & Ride Platz und nahmen von dort aus den Bus. Die Busse haben in der Stadt und selbst auf der Autobahn meist eigene Fahrspuren, so dass wir in 40 Minuten das Zentrum erreicht hatten.
Die Stadt ist, zumindest wenn man von Westen her in die Innenstadt fährt, von sehr vielen Grünanlagen umgeben. Entlang des Ottawa Rivers begleiten Nebenstraßen und Fahrradwege den Highway.



In der Stadt angekommen, verließen wir den Bus und machten uns zu Fuß auf zunächst in Richtung Parlament Hill. Dieser Stadtteil ist das repräsentative Herz Kanadas. Auf einem Hügel unmittelbar am Ufer des Ottawa Rivers erhebt sich stolz das Parlamentsgebäude, umgeben von weiteren, im gleichen englischen Stil erbauten Regierungsgebäuden. Das Land feiert im nächsten Jahr seine 150 jährige Einigung, in Folge dessen jetzt viele Gebäude, so auch der Ostflügel des Parlaments, mit Bauzäunen umgeben ist. Was ich bis dahin auch noch nicht wusste, ist, dass Kanada erst 1982 seine wirkliche Souveränität von Großbritannien erlangte.



Nachdem wir allen Gedenktafel und Denkmälern unsere Reverenz erwiesen hatten, spazierten wir weiter. Nur wenige hundert Meter östlich des Parlaments fließt der Rideau Canal in den Ottawa River. Auf seinen letzten 300 Metern muss er einen Höhenunterschied von 22 Metern überwinden. Die Wasserbauingenieure schufen dafür Anfang des 19. Jahrhunderts 8 Schleusenkammern von etwa 9 mal 30 Metern und insgesamt 9 Schleusentore. Die Anlage wird wie zu ihren Anfangszeiten auch heute noch handbetrieben. Vier oder fünf Angestellte von Parks Canada, der Verwaltung aller nationalen Parks und Kulturdenkmäler, kurbeln dann kräftig mit Hilfe von Kettenwinden die schweren Schleusentore auf und zu. So vergeht über eine Stunde, bis ein Schiff alle 9 Tore passiert hat. Dieser Service kommt nur noch den Freizeit- und Hobbyschiffern zu gute. Eine Berufsschifffahrt gibt es nicht mehr. Die Anlage wir von der UNESCO auf der Liste der Weltkulturerben gelistet.



Am Hotel Chateau Laurier, einem schlossartigen Bau von Anfang des 20. Jahrhunderts, der das ehemaligen Eisenbahnhotel der Canadian Pacific Railway beherbergte, ging es vorbei in die Altstadt.



Rund um die Byward Markets fühlten wir uns dann so richtig wohl. Ein Markt mit frischen Obst, Gemüse und Blumen, der diesen Namen verdient. Restaurant, Brotstuben, Schokoladengeschäften, Bistros und Konditoreien. Das war nicht mehr das Amerika, was wir bisher auf unserer Reise erlebt hatten, das war ein europäisch - französisches Amerika.



Wir ließen uns sehr schnell verführen und kehrten zum Lunch in ein Fischrestaurant ein. Auch der Wein, ein französischer Chardonnay, passte wunderbar. So gestärkt, setzten wir unseren Standrundgang nach gut einer Stunde fort.
Es gibt auch wieder Kirchen, die es mit europäischen Sakralbauten aufnehmen können. Die Kathredralbasilika Notre Dame ist die älteste Kirche Ottawas und gleichzeitig Bischoffssitz. Der obere Teil der Türme ist wie für Kanada typisch mit Metall überzogen. Im Innern ist die neuklassizistische Kirche reich ausgeschmückt. Die Decke des Hauptschiffes ist in königsblau mit goldenen Sternen gehalten und verleiht dem Innenraum einen majestätischen Ausdruck.



An National Peacekeeping Monument und der National Galery vorbei ging es zur Alexanderbrücke, von der aus man die schönsten Fotoaufnahmen des Parlament Hills und der Schleusenanlage von Flussseite her machen kann.



Allmählich taten uns die Füße weh und wir bewegten uns durch den Majors Hill Park und noch einmal wieder am Parlament vorbei Richtung Bushaltestelle.
Die Busse kommen hier im Sekundentakt an und es dauerte vielleicht 4 Minuten, bis auch der richtige Bus für uns dabei war.
Der Besuch in Ottawa war ein guter Anfang für unsere Städtetour. Es heißt ja, dass Montreal und Quebec noch mehr zu bieten hätten. Wir sind gespannt.
Der Dienstag brachte uns dann wieder zurück in die Wirklichkeit. Wir mussten uns über volle Straßen und Autobahnen unseren Weg nach Osten bahnen. Wir hatten uns einen Campground im Osten der Millionenstadt Montreal als Basisstation für die Erkundung der Stadt ausgesucht. Der Campground wirbt damit, das er nahe an einer Buslinie, die zur Innenstadt führt, gelegen sei. Naja, es ist eben alles relativ. Um die Haltestelle zu erreichen muss man erst einmal 30 Minuten laufen und anschließend 70 Minuten mit dem Bus fahren. Außerdem sollte das in der Werbung angepriesene FREE WIFI doch Geld kosten und es fing obendrein noch an zu regnen.
Es war kein Regen, es war eine Sintflut, die bis in die späte Nacht hin andauerte. Zur Belohnung empfing uns dann der Morgen mit einem strahlenden Blau. Es ging also am Mittwoch nicht mit dem Bus, sondern mit dem Wohnmobil zu einem rund 25 km entfernten Park & Ride Parkplatz und von dort mit der UBahn in die City.
Montreal liegt auf einer Insel, die von den Mündungsarmen des Ottawa Rivers und dem St. Lorenz Strom gebildet wird. Die Stadt zählt rund 1,7 Millionen Einwohner und in der Metropolregion leben sogar über 4 Millionen Menschen. Entsprechend geschäftig geht es in der Stadt zu und von Ruhe der kanadischen Provinz ist hier nicht zu spüren.



Wir spazierten zunächst den breiten Boulevard René-Lévesque in Richtung Centre Ville, um uns an der Touristeninformation auf den aktuellsten Stand bringen zu lassen. Man muss schon sagen, die Beratung war professional, wirklich gut und umfassend. Mit zusätzlichen Infomaterial machten wir uns auf den Weg, die Stadt etwas genauer kennenzulernen.
Ganz in der Nähe befindet sich die Cathédrale Marie-Reine-du-Monde, sie ist Sitz des Erzbischofs und ein verkleinerter Nachbau des Petersdoms von Rom. Durch die sie umgebenden hohen Profanbauten, kann die Kirche aber heute nicht mehr richtig ihre Wirkung entfalten.



Direkt auf der anderen Straßenseite findet man den Zentralbahnhof. Hier tauchten wir für einige Minuten in die Untergrund-City ein. Sie ist ein weitverzweigtes unterirdisches Labyrinth, in dem man hunderte Geschäfte, Restaurants und Fastfoodketten findet. Angeblich kann man sich hier tagelang aufhalten und bei schlechtem Wetter die Sorgen übertage vergessen.
Da wir weder Sorgen hatten, noch Geld ausgeben wollten, drängten wir wieder ans Tageslicht, ohne zunächst zu wissen, wo wir übehaupt sind. Nach einigen Blicken auf den Stadtplan und die Straßenschilder war die Orientierung zurück gewonnen und es ging Richtung Altstadt.
Die ältesten Bauwerke Montreals befinden sich rund um den Place d'Armes. An der Südostseite findet man die Basilika Notre-Dame de Montréal, ein neugotischer Bau aus dem 19. Jahrhundert. Sie war zeitweise die größte Kirche auf dem amerikanischen Kontinent nördlich von Mexiko City.



Auf der dem Dom gegenüberliegenden Seite des Platzes findet man das Gebäude der Banque de Montréal. Sie ist die älteste Bank Kanadas und es lohnt sich einen Blick in den Kassenraum zu werfen. Welche abgrenzende Wirkung die Ausgestaltung dieses monumentalen Raumes auf normale Bürger hat, bzw. haben musste, ist leicht vorstellbar.



Durch die Altstadt ging es dann zum alten Hafen von Montreal, der heute überwiegend eine Amüsier- und Flaniermeile ist.



Langsam wurden unsere Beine schwer und wir beschlossen uns wieder in Richtung U-Bahn zu bewegen.
Der Donnerstag war wieder ein Reisetag. Aber im Gegensatz zu den vorangegangenen Reisetagen, gab es endlich mal wieder Gründe, Pausen einzulegen. Vom Montreal ging es zunächst gut 100 km auf dem Highway 20 nach Osten. Hier verließen wir den Kanada Highway, überquerten den St. Lorenz Strom und erreichten am nördlichen Ufer die Stadt Trois-Rivières. Sehenswert sind die sehr überschaubare Altstadt mit hübschen Häusern, dem Ursulininen Kloster und der Kathedrale Assomption de Trois-Rivières.



Die Stadt war eigentlich gar nicht der Grund, warum wir die Flussseite wechselten, sondern hier beginnt der Chemin du Roy, der Königsweg. Die Straße wurde ab 1731 gebaut und verbindet die Städte am Nordufer des St. Lorenz Stroms mit Quebec.
Nur wenige Kilometer flussabwärts von Trois-Rivières erreichten wir Cap-de-la-Madeleine. Die Stadt am ZUsammenfluss von Saint Maurice River und St. Lorenz Strom beherbergt die Basilika Notre Dame du Cap, ein Heiligtum zu dem jährlich viele tausend Pilger wallfahren. Hier hat das katholische Frankreich sichtbare Spuren hinterlassen.



Nach dem wir alles ausgiebig in Augenschein genommen hatten, ging es in gemütlicher Fahrt weiter Richtung Quebec. Die Straße trägt ihren Namen ""Chemin de Roy"" zu Recht. Man hat zeitweise das Gefühl, durch einen riesigen Schlossgarten zu fahren, von dem man immer wieder herrliche Ausblicke auf den Strom genießen kann. Die Städtchen und Dörfer entlang der Straße haben wirklich diese Bezeichnung verdient. Viele der Hausgrundstücke reichen bis unmittelbar an das Flussufer. Die Ortschaften könnten genau so gut irgendwo in Frankreich gelegen sein. So kam es, dass wir für die gerade einmal 290 km Fahrtstrecke über 8 Stunden brauchten.
Unser Tagesziel war Levis, die Schwesterstadt am gegenüber von Quebec gelegenen Ufer des St. Lorenz Stroms.
Der Freitag gehörte dann ganz dieser bezaubernden Stadt Quebec. Mit den Shuttlebus ging es direkt ins Herz der Stadt an den Place d'Armes. Wir näherten uns vom Westen her kommend der City und schon auf der Fahrt wurde sichtbar, dass Quebec keine normale amerikanische Stadt ist. Die Häuser in den Randbezirken sind fast alle von riesigen Grünflächen umgeben und auch meist aus Stein gebaut. Je näher wir dem Zentrum kamen, desto mehr erinnerte das Straßenbild an europäische Städte. Als wir dann auch noch die Stadtmauer durchfuhren, war die Atmosphäre perfekt.
Quebec verteilt sich auf zwei Ebenen. Die obere Stadt ist mit einer Stadtmauer umgeben, die von einer Zitadelle ergänzt wird. Die gut erhaltenen Gebäude stammen überwiegend aus der französichen Zeit, die bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreicht.
Wir starteten unseren Rundgang am Place d'Armes, der bis unmittelbar an das Steilufer heranreicht. Der Platz wird auf seiner Südseite vom Château Frontenac, einem Monumentalen, ehemaligen Eisenbahnhotel beherscht. Wir besichtigten zumindest die Empfangshalle des Luxushotels.



An der Ostseite des Hotels ging es dann vorbei zur Treppe, die über 310 Stufen hinauf zur Zitadelle führen. Und das in brütender Mittagshitze. Die Zitadelle ist auch heute noch ein aktiver militärischer Bereich, weshalb wir leider in unseren Bewegungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt waren. Aber von hier aus konnten wir auf die Stadtmauer, deren begehbaren Abschnitt wir erkundeten.



Von der Stadtmauer ging es zurück in die Gassen der Altstadt, wo wir eine Stärkung zu uns nahmen.



Frisch gestärkt ging es anschließend bergab in die Unterstadt. Hier sind noch weitere hübsche Gassen mit den üblichen Geschäften, Restaurants und Bars, durch die sich die Touristenmassen zwängen. Romantische Plätze runden das Bild ab. Dort wo früher die Hafenanlagen standen, entwickeln sich langsam schöne Wohngegenden.
Überall in den Straßen und Gassen von Quebec findet man Gaukler oder Musikanten. Vieleicht war es ja auch nur das Unerwartete, wir können aber nur festhalten: diese Stadt ist wirklich schön.



Am Samstag bewegten wir uns dann am nördlchen Ufer des St. Lorenz Stroms weiter nach Osten. Der Straßennamen hat sich geändert. Die Straße heißt jetzt ""Avenue Royal"". Das königliche klingt auch hier an.
Erste Station war etwa 13 km östlich von Quebec der ""Chute Montmorency"". Der Montmorency River fällt über die Steilküste des kanadischen Schilds unmittelbar an seiner Mündung in den St. Lorenz Strom um 83 Meter in die Tiefe. Er ist mit dieser Fallhöhe der höchste Wasserfall Kanadas und um fast 30 Meter höher als die Niagara Fälle.



Gut 20 km weiter ereichten wir dann Sainte-Anne-de-Beaupré. Wieder so ein Ort, wo sich alles um Wunder, Heilung, Gnade, usw. dreht. Er wird gerne als das Lourdes Nordamerikas bezeichnet und wird jährlich von rund einer halben Million Gläubigen aufgesucht. Wer hier die größere Bedeutung hat, das Christentum oder der Kommerz, ist nur schwer auszumachen.
Wir konnten wenigstens einige schöne Bilder machen; denn wir waren zum richtigen Zeitpunkt in der Kirche, als ein Vater seine Tochter zum Traualtar brachte.



Bis zu unserem Tagesziel St. Simeon ging es mal an der Küste entlang um wenig später wieder auf mehrere hundert Meter Höhe auf den kanadischen Schild aufzusteigen. Die Berge zwingen die Straße immerhin auf Höhen von mehr als 700 Metern.
Am Sonntag ging es nur wenige Kilometer weiter bis kurz vor die Mündung des Saguenay Rivers in den St. Lorenz Strom. Die meiste Zeit des Tages verbrachten wir damit, unsere Berichte zu aktualisieren, Daten zu sichern, die nächsten Tage zu planen, usw.
Eben das Übliche.

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