Das letzte Teilstück der Panamericana
Quer durch die Prärie

07.08.2016 Whiteshell Provincial Park
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Nach Watson Lake verläuft der Alaska Highway zunächst ziemlich exakt nach Osten und pendelt um dem 59sten Breitengrad, d.h. mal sind wir in British Columbia, mal im Yukon. Der Liard River ist jetzt unser Begleiter. Nach etwa 80 km verlassen wir dann aber endgültig den Yukon und orientieren uns in Richtung Südosten. Die Straße ist wie am Vortag auch: gut zu fahren, aber unspektakulär.
Kurz vor unserem Tagesziel, den Liard River Hotsprings, entdeckte Inge zunächst einen einzelnen Schwarzbären direkt neben der Straße, der seelenruhig das saftige Gras fraß und keinen Gedanken daran verschwendete, sich von uns stören zu lassen. Wenig später das gleiche Spiel im rechten Straßengraben, nur dass es dieses Mal ein Bärin mit ihren beiden Jungen war. Es trennen uns vielleicht 20 m von den Tieren und wir nahmen uns alle Zeit um sie zu beobachten.



Der Highway mit seinen breiten Grasrändern scheint das Wild anzuziehen; denn noch einmal musste ich runter von Gas, weil eine relativ große Büffelherde mit großen Bullen und jungen Kälbern direkt an der Straße weidete.
Am Ziel angekommen, mussten wir natürlich die heißen Quellen testen. Die Liard River Hotsprings liegen nahe der Recreation Area versteckt in einer sumpfigen Tallichtung. Ein bequemer Holzsteg machte es uns aber sehr einfach, sie zu erreichen. Die Hotsprings bilden einen schönen naturbelassenen Pool. Das Bad in dem immerhin 36 Grad warmen Wasser war genau richtig zum Entspannen und den Staub der Landstraße abzuwaschen.



Auf dem Steg durch das Sumpfgelände begegnete uns dann auch noch eine Elchkuh, die in dem seichten Wasser nach jungen Gräsern suchte. Auch sie war kaum scheu und wir konnten noch einmal ein paar schöne Bilder machen.
So viel Wild haben wir außerhalb des Denali National Parks bisher noch nie in so kurzer Zeit sehen können. So kommt es, dass ein Tag, der eigentlich total unspektakulär verläuft plötzlich eine Wende bekommt und man ihn so schnell nicht vergisst.
Ganz anders dagegen der folgende Tag. Viel Landschaft, aber keine spektakulären Tierauftritte. Nach 60 km erreichen wir den Muncho Lake, einen kristallklaren See, der mit seiner smaragtgrüne Farbe das Auge fesselt. Auch die Bäche und Flüsse glitzern in den unterschiedlichsten Grüntönen in der Sonne. Es ist einfach nur schön, das Auto dahingleiten zu lassen und die Natur zu bewundern.
Der Alaska Highway, dem wir weiterhin folgen, überquert die Northern Rockies. Das sind die nördlichen Ausläufer der Rocky Mountains, von dessen Bergen zwar keine Gletscher mehr die Hänge herabgleiten, die aber immerhin noch Höhen mit mehr als 2000 m erreichen. Auf der Passhöhe in knapp 1300 m Höhe begrüßte uns der Summit Lake. Wir fanden Zeit für eine Pause und parken unser WOMO direkt am See, tranken eine Tasse Kaffee und genossen die malerische Kulisse.



Den Abend und die Nacht verbrachten wir auf dem Tetsa River Campground. Das Feuer knisterte im Firepitt und der nahe Fluss rauschte in seinem Bett. Hier und da hörten wir ein Hörnchen oder einen Vogel rufen. Wir ließen den Tag Revue passieren und machten uns Gedanken über die nächsten Reisetage.



Die Rocky Mountains haben wir nun auch endgültig hinter uns gelassen. Der Highway verläuft zunächst nach Osten und später nach Süden. Geraden von 12, 15 oder 20 km Länge wechseln sich ab mit leicheten Hügelketten, die aber teilweise heftige Steigungen und Gefällstrecken aufwiesen. Die Landschaft ist nun wesentlich eintöniger. Wir durchqueren große Waldgebiete, die erst kürzlich oder auch vor ein paar Jahren abgebrannt sein müssen und können an den unterschiedlichen Vegitationsstufen beobachten, wie sich die Natur von solchen Ereignissen erholt.
Nach 200 km erreichen wir Fort Nelson, besuchen das Visotor Center, tanken, gehen Einkaufen und fahren anschließend weiter. Der Ort ist von der Öl- und Gasindustrie geprägt und gibt uns keinen Anreiz, länger hier zu verweilen.
Nach weiteren 80 km schlagen wir am Buckinghorse River unser Nachtlager auf.
Die letze Etappe auf dem Alaska Highway stand auf dem Fahrplan. Gut 200 km sind es bis Fort St. John. Die Stadt ist ein bedeutendes Versorgungszentrum. Man merkt das auch daran, das überall am Highway große Händler Bau- und Erntemaschinen anbieten. Es werden dort nicht nur ein oder zwei Maschinen angeboten, sondern gleich Dutzende gleicher Ungetüme stehen zu Auswahl.
Auch hier machten wir am Visitor Center Halt und erhofften uns Hinweise auf echte Sehenswürdigkeiten. Die Menschen hier geben sich alle Mühe, ihre Heimat interessant zu präsentieren, aber nach dem x-ten Pioniermuseum braucht man kein weiteres.
Also gings wieder ab ins Wohnmobil. Es waren jetzt noch etwa 80 km, dann hatten wir es geschafft, der Mile ""0"" Pfosten wurde erreicht und damit Dawson Creek. Rund um diesen Meilenstein stehen ein paar nett hergerichtete Häuser aus den 1940er Jahren, ansonsten gibt es auch hier nicht viel Bemerkenswertes.



Mit dem Verlassen des Alaska Highway haben wir auch das letzte Bindeglied zu diesem herrlichen Land hinter uns gelassen. Am nächsten Tag ging es dann 200 km weiter nach Osten, wo wir im ""Queen Elizabeth Provincial Park"" am Cardinal Lake einen Ruhetag einlegten. Abwechslung brachte ein Ranger, der von Stellplatz zu Stellplatz ging und allen mitteilte, dass sich ein Bär auf dem Campground herumtreibe. Zweidrittel der Stellplätze wurden sicherheitshalber geräumt. Wir hatten Glück und konnten stehen bleiben, wurden aber zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert. In der Nähe, wo der Bär gesehen wurde, wurde eine Bärenfalle aufgestellt. Am Morgen unserer Abreise war die Falle geschlossen und der Bär saß wohl in der Falle.



Jetzt fingen die richtigen Reisetage an. Über die Prärie, die immer eintöniger wurde, ging es zur Hauptstadt von Alberta, nach Edmonton. Es gibt gar keine Anreize, irgendwo auf der Strecke eine längere Pause einzulegen. Einzig, dass hier und da noch Rapsfelder blühen, die der Landschaft wenigstens ein wenig Farbe verleihen. Sonst gibt es nur Wälder, Wiesen, Getreidefelder und Ölpumpen zu sehen. Was vielleicht noch auffällt, ist, dass die Gegend relativ gut mit der Eisenbahn erschlossen ist. Aller- dings nur Güterverkehr; denn die riesigen Mengen Getreide und Futtermittel, die hier produziert werden, müssen ja irgendwie weggeschafft werden.
Nach der langen Fahrt, schauten wir uns Edmonton erst am folgenden Tag an. Sie ist eine moderne, schnell wachsende Stadt, die sehr schön auf den Hügeln an beiden Ufern des North Saskatchewan Rivers gelegen ist. Das Stadtzentrum selber hinterlässt allerdings, wie bei den meisten nordamerikanischen Städten, kaum einen Eindruck, der sich einprägt. Die Bauten sind kaum älter als 10 Jahre und könnten in jeder beliebigen Stadt überall auf der Welt stehen. Den stärksten Eindruck hinterließ noch die West Edmonton Mall mit hunderten Geschäften aller Art, mit einer gigantischen Halle in der sich mehrere Achterbahnen ineinander verschlangen, mit Eislaufbahn, einem riesigen Wellenbad und und und ...
Wer es mag, kann hier Stunden und Tage verbringen, ohne auch nur einmal sich vom Tageslicht stören oder ablenken zu lassen.



Wir verließen die Stadt gegen 17 Uhr und fuhren noch 50 km nach Osten in den Elk Island National Park, wo wir ganz in der Nähe des Astotin Sees standen und am Abend noch schön lange an unserem Lagerfeuer saßen und plauderten.
Am Mittwoch lag wieder ein Strecke von über 500 km vor uns. Es ging überwiegend über den vierspurigen Trans Canada Highway Richtung Südosten.
Wir kamen in Vegreville, einer kleinen von ukrainischen Einwanderern geprägten Ortschaft vorbei und bewunderten das weltgrößte Osterei, das in einem kleinen Park am Visitor Center neben einem Weiher aufgebaut ist.



Noch lagen über 450 km vor uns. Der Himmel Richtung Südosten wurde immer trüber. In Saskatoon, mit 300000 Einwohnern die größte Stadt Saskatchewans hatten wir die Gewitterfront, oder die Gewitterfront uns eingeholt. Der Gewitterregen hörte, mit kurzen Unterbrechungen, bis in den späten Abend nicht auf und wir verschanzten uns in unserem mobilen Zuhause.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken verzogen und wir starteten eine weitere große Etappe. Wir wollten die breite Autobahn meiden und hatten uns eine Parallelroute ausgesucht. Obwohl ich in meinem Navi die Einstellung ""unbefestigte Straßen meiden"" vorgenommen hatte, mussten wir feststellen, dass doch gerade dies auf großen Abschnitten der Fall war. Der ""noch"" befestigte Teil der Straßen war außerdem in einem Zustand, dass man kaum von Straßen sprechen konnte. Also suchten wir nach gut 100 km den schnellsten Weg zum Kanada Highway zurück, der auch nicht unbedingt mit unseren Autobahnen zu vergleichen ist. 450 km später war es genug für diesen Tag. In Broadview, einem kleinen, hübschen, von der landwirtschaft lebenden Ort, der seinem Namen alle Ehre macht, verbrachten wir eine ruhige Nacht.
Der Freitag brachte auch so gut wie keine Abwechslung. Die Straße breit, der Himmel leicht bewölkt, der Tank voll, so ging es weitere 400 km nach Osten, bis kurz vor die Tore von Winnipeg.



Winnipeg ist die Hauptstadt der kanadischen Provinze Manitoba. Wir hatten die Stadt schon im Herbst 2010 besucht, konnten aber nicht widerstehen ihr auch dieses Mal wenigsten kurz die Referenz zu erweisen. Winnipeg ist im Gegensatz zu den Städten im Westen wesentlich urbaner. Man findet Villenviertel, deren Häuser aus richtigen Steinen erbaut wurden. Es gibt Alleen, deren Bäumen man ansieht, dass sie schon einige Jahrzehnte die Straßen schmücken. Am Zusammenfluss von Assiniboine River und Red River findet man auf dem ehemaligen Bahn- und Lagergelände die Forksmarkets. Wie andere Städte weltweit auch, hat Winnipeg diesen nicht mehr benötigten Industriekomplex in einen ansprechenden, urbanen Erholungs- und Unterhaltungsbereich mit Museen, Gallerien und kleinen Geschäften verwandelt. Nachdem wir durch die Hallen gebummelt waren und uns im Visitor Center mit aktuellem Infomaterial über Manitoba versorgt hatten, ging es zurück zum WOMO und dann weiter Richtung Osten nach Steinbach.
Steinbach ist eine Gemeinde mit rund 15000 Einwohnern, die in den vergangenen 150 Jahren viele mennonitische Glaubensbrüder aus Europa und vor allen Dingen aus der Ukraine anzog. Ihre ""Muttersprache"" ist aber Plattdeutsch, was darauf zurückzuführen ist, dass Katharina die Große den von der Katholischen Kirche und dem Staat verfolgten Christen in ihrem riesigen Reich Zuflucht gewährte, von denen dann aber viele den Wirren des zwanzigsten Jahrhunderts zu entkommen suchten und nach Kanada und anderen amerikanische Staaten weiterzogen.
Der Ort Steinbach selber ist wieder eine typisch amerikanische Kleinstadt. Sehr sauber und aufgeräumt. Was den Besuch aber lohnend macht, ist die Menonite Heritage Village, ein Freilichtmuseum in dem über zwanzig Häuser und Bauwerke zusammengetragen wurden, die die Siedlungsgeschichte der Mennoniten in Manitoba erzählen. Schon das Bescherzentrum am Eingang gibt einen vervorragenden Einblick in die Geschichte der Glaubensgemeinschaft und ihrem Weg in die neue Welt.



Kurz vor dem Verlassen des Museums trafen wir im General Store noch Doris und ihren Mann Elmer, die beide noch ein wenig Deutsch, bzw. Plattdeutsch sprachen und uns rasch in ein interessantes Gespräch verwickelten. Diese kurzen, persönlichen Kontakte sind auch die eigentlichen Höhepunkte unserer Reisetag, viel mehr als ein schönes Gebäude oder ein bedeutungsschweres Denkmal.
Von Steinbach fuhren wir dann noch einmal 120 km Richtung Osten in den WhiteshellProvincial Park und dort auf einen Campground am Falcon Lake. Hier nehmen wir nun noch einmal einen Tag Auszeit.

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