Das letzte Teilstück der Panamericana
Yukon - Larger then life

25.07.2016 Watson Lake, Yukon
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Für die meisten Goldsucher, die nach Dawson City kamen, begann in Skagway, der beschwerliche Weg nach Norden. Skagway liegt am Ende des Lynn Kanals, einem Fjord des pazifischen Ozeans. Heute beginnt dort der Klondike Highway, der über mehr als 700 km eine relativ bequeme Reise in die Geschichte des Gold Rushs möglich macht.
Auch für uns war dieser Highway für die nächsten Tage der Leitfaden, dem wir allerdings in umgekehrter Richtung ab Dawson City Richtung Süden folgten.
Die ersten Kilometer, aus der Stadt raus, führt die Straße mitten durch endlos scheinende Abraumhalden am namensgebenden Klondike River entlang. Der gemeinsame Weg von River und Highway trennt sich aber bereits nach gut 50 Kilometern. Der Highway folgt nun im Wesentlichen der Richtung des Yukon Rivers, der seinen Ursprung nur rund 40 km nördlich von Skagway hat.



Wir verließen den Highway am Montag aber bereits nach wenigen Kilometern und bogen links ab auf dem Dempster Highway. Der Dempster Highway ist die einzige Straße in Kanada, die über den Polarkreis nach Norden geht. Sie bindet die am Mündungsdelta des Mackenzie Rivers in den Nordwest Territorien gelegene Siedlung Inuvik an das kanadische Straßennetz an. Der 734 km lange Highway ist unbefestigt und wir wollten unserem Wohnmobil und uns nicht noch einmal eine solch lange Schotterpiste zumuten. Wir fuhren daher nur ca. 80 km bis zu den Tombstone Mountains nach Norden.



Die Straße verläuft parallel zum North Fork Klondike, einem der Quellflüsse des Klondike Rivers. Leider spielte auch diesmal das Wetter nicht so richtig mit und wir erlebten die Bergkulisse nur wolkenverhangen. Auf der North Fork Passhöhe, in 1400 m Höhe, machten wir kehrt und schlugen für den Tag unsere Zelte auf dem Campground am Tombstone Interpretive Center auf. Nur wenige Kilometer vom Campground entfernt entspringt der North Fork Klondike River einem See.



Am nächsten Tag ging es die gleiche Strecke zurück zum Klondike Highway und anschließend weitere 290 km Richtung Südosten. Die hügelige Landschaft ist geprägt vom Borealen Nadelwald und relativ unspektakulär. Wir überquerten den Steward- und den Pelly River, die beide den Yukon mit ihren Wassermassen auffüllen. Inzwischen war der Yukon auch unser Wegbegleiter und wir fanden auf einem Campground ganz in seiner Nähe einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Auch der nächste Tag brachte landschaftlich wenig Abwechslung. Die Pause bei den Five Finger Rapids ist aber ein Muss. Vom Parkplatz am Highway ging es zunächst 233 Stufen bergab und dann etwa einen Kilometer durch den Wald zu der Stelle am Yukon River, die die letzte große Herausforderung für die nach Norden ziehenden Goldsucher war, Vier Basaltinseln im Strom teilen das Wasser in fünf Arme mit unzähligen Untiefen und Stromschnellen. Nur der am rechten Ufer verlaufende Flussarm bietet für Schiffe genügend Tiefgang, ist dafür aber nur etwas mehr als 6 Meter breit, was an die Navigationskünste der Schiffführer enorme Anforderungen stellte. Nicht wenige Schiffe liefen an hier auf Grund oder zerschellten an den Klippen.



Weiter ging es dann nach Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon. Von den im gesamten Yukon lebenden 37000 Menschen sind etwa 27000 in dieser Stadt zu Hause. Weitere knapp 2000 leben in Dawson City und 1400 Menschen in Watson Lake. An Hand dieser vier Zahlen kann man sich vorstellen, wie groß die restlichen Gemeinden in einem Gebiet, dass rund 25 % größer als Deutschland ist, sind.
Bevor wir uns am nächsten Morgen den schönen Dingen wieder zuwenden durften, musste erst das WOMO mal wieder von außen gereinigt werden; denn der Regen auf dem Dempster Highway hat wieder dafür gesorgt, dass die Farbe Braun, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie auf Dalton Highway, von unserem Auto Besitz ergriffen hat.
Danach ging es kreuz und quer durch den historischen Teil der Stadt. Viele alte Häuser sind wieder schön hergerichtet und erstrahlen im neuen Glanz. Bei manchen hatten wir das Gefühl, dass sie noch nie so gut ausgesehen haben wie heute.
Unmittelbar hinter dem Bahnhof, an dem seit 1900 die Züge aus Skagway eintrafen und den gefährlichen Trail über den White Pass ersetzten, fließt der breite Yukon mit hoher Fließgeschwindigkeit nach Norden. Etwa einen Kilometer weiter südlich liegt die SS Klondike, ein ehemaliges Fracht und Passagierschiff am Ufer auf dem Trockenen und kann besichtigt werden. Beispielhaft ist der Laderaum mit all den Dingen gefüllt, die die Menschen in der Einsamkeit des Nordens benötigten.



Auch die beiden Dampfzylinder mit ihren Nebenaggregaten, die das Schaufelrad am Ende des Schiffes antrieben, lassen erahnen, wie es im Maschinenraum des Schiffes zuging. Von all dem waren natürlich die Passagiere der ersten Klasse weit entfernt. Sie lebten in komfortablen Kabinen und im Speisesaal wurden die Tische immer anspruchsvoll gedeckt. Für die Gäste der zweiten Klasse war das Leben auf dem Schiff dagegen regelrecht spartanisch.



Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch einige Kilometer stromaufwärts, bis zu der Stelle, wo vor gut einhundert Jahren die berüchtigten Stromschnellen den Schiffen, die aus dem Bennet Lake kamen, das Leben schwer machten. Diese Stromschnellen gaben der Stadt auch ihren Namen; denn die Schaumkronen ließen beim Betrachter den Eindruck einer weißen Pferdemähne entstehen. Für viele Goldsucher waren bereits hier die Träume von Glück und Reichtum zu Ende. Heute sind diese Rapids in einem Stausee verschwunden, der die Elektrizität für die Stadt liefert.



Am Freitag starteten wir dann die letzte Etappe auf dem Klondike Highway bis nach Skagway. Kurz nach Verlassen der Stadt machten wir am Miles Canyon halt. Hier zwängt sich der Yukon in eine enge Basaltschlucht. Die hohe Fließgeschwindigkeit und die dadurch entstehenden Verwirbelungen machten auch diesen Abschnitt des Flusses zu einem Wagnis und erforderten enorme Geschicklichkeit von den Schiffern.



Über Carcross, wo der Lake Bennet und der Lake Nares ineinander übergehen, ging es dem White Pass entgegen. Die Engstelle zwischen den beiden Seen gab dem Ort auch den Namen - Caribou Crossing.
Hier in rund 800 m Höhe befindet sich ein ganzes Gewirr aus Seen, die fast alle ineinander übergehen oder über kurze Flüsse miteinander verbunden sind. Diese Seen gelten als Head Water des Yukon Rivers, dem keine eindeutige Quelle zugeordnet ist.
Am südlichen Ende des Bennet Sees trafen der Chilkoot Trail und der White Pass Trail zusammen. Hier ließen die Abenteurer ihre mitgebrachten Boote zu Wasser oder bauten sich einfache Schiffe und Flöße, mit denen sie ihrem Traumziel Dawson City entgegen fuhren. Auf diesen Trail entstanden auch die Bilder, die uns allen aus Dokumentationen über den Klondike Gold Rush bekannt sind.
Bereits im Jahre 1898 wurde die Eisenbahnteilstrecke der ""White Pass & Yukon Route"" bis Bennet fertiggestellt, wodurch der beschwerliche Gebirgsübergang nicht mehr zu Fuß bewältigt werden musste. Nachdem 1978 der South Klondike Highway zwischen Skagway und Carcross fertiggestellt wurde, verlor auch die Eisenbahn ihre Bedeutung. Heute verkehrt sie nur noch auf diesem Abschnitt als Touristenattraktion.



Je näher wir der Passhöhe kommen, desto weniger können wir noch sehen. Auf der Passhöhe, die auch die Grenze zwischen den USA und Kanada ist, reicht die Sicht vielleicht noch für 50 m. Damit waren die erhofften Fotoaufnahmen Passé.
Auf der amerikanischen Seite ging es nun relative steil bergab. Auf 20 km ging es über tausend Meter bergab und strapazierte die Bremsen unseres Autos.



In den Nachmittagsstunden erreichten wir dann Skagway. Wir fuhren bis zum südlichsten Punkt der Straße am Fähranleger, wo auch der Klondike Highway für uns endete, in Wirklichkeit aber beginnt. Wir hatten diesen Punkt fast schon einmal erreicht, als wir mit der Fähre während der Fahrt durch die Inside Passage am Fähranleger für etwa eine Stunde festmachten.



Skagway ist heute ein reiner Touristenort, der regelmäßig von den großen Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird. Bis zu vier dieser riesigen Schiffe können gleichzeitig hier anlegen und entlassen dann tausende Menschen auf die wenigen Straßen. Wir hatten Glück und es lag gerade nur einer dieser Pötte am Kai.
Aber wie schon erwähnt, in den Jahren des Gold Rush war Skagway der Ausgangspunkt für die Glücksucher, die meist per Schiff aus Seatle kommend hier an Land gingen. Diesen Mythos vermarktet die Stadt heute optimal. Die Häuser am Broadway, der Hauptstraße, und in den südlichen Querstraßen sind alle schön hergerichtet. Wir beschließen den Tag mit einem kühlen Bier an der Bar der kleinen ortsansässigen Brauerei.



Auf der Rückfahrt über den White Pass sahen wir von der Landschaft noch weniger als am Vortag. Erst ab Carcross, wo wir einen Zwischenstopp einlegten, wurde das Wetter langsam besser. Wir waren froh, dass wir die ursprünglich geplante Eisenbahnfahrt über den Pass nicht im Voraus gebucht hatten; denn bei der Wetterlage hätten wir während 80 Prozent der Fahrt nur auf eine weiße Nebelwand geschaut.
Unterwegs kamen wir an einer geschlossenen Gold- und Silbermine vorbei, deren langsam verfallende Überreste am Highway zu sehen sind.



Sehenswert sind in Carcross die Eisenbahnbrücke, der Bahnhof und der Generalstore. Am Bahnhof wurde gerade ein Zug Richtung Skagway abgefertigt und wir warteten bis zu seiner Abfahrt.
Im Genaralstore werden all die Dinge angeboten, die man in einem Giftshop erwartet. Der Reiz macht die Art und Weise aus, wie die Dinge angeboten werden. Man fühlt sich um einige Jahrzehnte zurückversetzt. Einige Häuser aus der Gründerzeit und zwei kleine Kirchen machen das Bild von Carcross komplett.



Von Carcross fuhren wir dann die Tagish Lake Road bis nach Tagish, wo wir wieder auf einem Recreation Campground übenachteten. Das Wetter hatte sich so weit gebessert, dass ich abends meine neue Axt ausprobieren konnte und, wie es sich in Kanada gehört, ein wärmendes Feuer anzünden konnte. In Kanada ist es üblich, dass auf den öffentlichen Campgrounds kostenlos Firewood zur Verfügung gestellt wird, dass in den ebenfalls an jedem Stellplatz vorhandenen Firepitt verbrannt werden darf. Obwohl die Umgebungstemperatur auf etwa 13 Grad abgesunken war, konnten wir es an unserem Lagerfeuer bequem bis fast Mitternacht aushalten.



Im Yukon gab es jetzt nur noch ein Ziel, dass wir ansteuern wollten: Watson Lake. Von Tagish waren es noch etwa 20 Kilometer bis zum Alaska Highway und dann noch einmal 360 Kilometer Richtung Osten bis zum Tagesziel.
Bei Teslin überspannt die mit über 600 m längste Brücke des Alaska Highway den Mündungsarm des Nisutlin Rivers in den Teslin Lake. Unmittelbar vor der Brücke legten wir einen Fotostopp ein. Uns fielen zwei identische belgische Wohnmobile mit auffälliger Beschriftung auf. Es stellte sich heraus, dass es die Begleitfahrzeuge von zwei jungen Belgiern waren, die die Panamericana von der Prudhoe Bay im Norden bis nach Ushuaia auf Feuerland laufen wollen. Die 25000 km lange Strecke wollen die beiden Männer, Weking und Seba, im täglichen Wechsel in 590 Marathonläufen bewältigen, von denen sie bereits 45 geschafft haben. Begleitet werden sie von Lisbeth und An, die die Fahrzeuge steuern und für das Wohlergehen der Gruppe sorgen. Mit diesem Link kann man den Lauf der Beiden verfolgen.



Wir legten noch einmal an den Rancheria Falls einen Fotostopp ein, die man etwa 1 km vom Highway entfernt versteckt im Wald finden kann. Wir genießen die schönen Bilder und weiter geht es die restliche Strecke bis Watson Lake. Der Highway ist gut zu fahren, bietet aber wenig Anreize, weitere Stopps einzulegen. Kurz vor dem Ort biegt links eine Schotterstrecke ab, die uns unmittelbar an den Watson See bringt und dort auf dem Campground schlagen wir für die nächsten beiden Nächte unsere Zelte auf.
Kein Mensch würde von Watson Lake Notiz nehmen, gäbe es dort nicht diesen berühmten Sign Post Forest. Während der Bauzeit des Alaska Highways war Watson Lake ein wichtiger Versorgungspunkt für die US Armee. Im Jahre 1942 nagelte der GI Carl K. Lindley das erste Schild mit Name und Meilenangabe bis zu seinem Heimatort an einen Straßenpfosten. Daraus ist bis heute ein Wald mit über 80000 Schildern aus aller Welt gewachsen. Meistens sind es nur Ortseingangsschilder oder Autokennzeichen, manchmal findet man aber auch Schilder auf denen exact die Richtung und Entfernung zu einem Ort angegeben ist.



Nach einem Spaziergang rund um den Wye Lake kehrten wir zu unserem Stellplatz zurück, wo ich nun sitze und diesen Bericht fertigstelle; denn auch das muss sein und kostet manchmal viel Zeit.
Morgen werden wir weiterziehen und schon bald die Grenze zu British Columbia überqueren. Damit ist das Abenteuer Alaska und Yukon für uns abgeschlossen.

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