Das letzte Teilstück der Panamericana
Von den Gletschern zu den Goldgräbern

15.07.2016 Chicken, Alaska
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Valdez liegt im Osten des Prince William Sound an der Mündung des Lowe Rivers. Seine wirtschaftliche Bedeutung bezieht der 3500 Einwohner Ort zum Einem aus dem Tourismus und zum Zweiten, weil hier der südliche Endpunkt der Trans Alaska Pipeline ist, wo das Öl auf Schiffe verladen wird.



Die nahen Berge der Chugach Mountains sind eine herrliche Kulisse für den Ort. Im Unterschied zu den meisten anderen Orten kann man in Valdez so etwas wie einen Ortskern, der sich rund um den Hafen erstreckt, entdecken.



Uns hat Valdez von allen Orten im südlichen Alaska am besten gefallen. Da gutes Wetter für die nächsten Tage angesagt ist, nutzten wir die Gelegenheit und buchten gleich nach unserer Ankunft eine Bootsfahrt auf dem Prince William Sound.
Das Wetter am Sonntagmorgen war dann doch nicht so wie angekündigt. Die Wolken hingen tief an den Bergen. Aber immerhin war hier und da etwas Blau zu sehen. Um 10 Uhr startete unser Ausflug und siehe da, mit jeder Meile, die wir uns aus der Hafenbucht von Valdez entfernten, hellte sich die Kulisse auf und die Sonne konnte ihre wärmenden Strahlen zu uns auf das Boot und die Bojen senden, die die Seelöwen als Sonnendeck nutzten und faul darauf räkelten.



Die Fahrt ging westwärts an der Columbia Bay vorbei und wir sahen in der Ferne die Abbruchkante des Columbia Gletschers. Eisbrocken, die vom Gletscher stammten, trieben uns aus der Bucht entgegen.



Unser Ziel lag aber weiter westlich im Unakwik Inlet. An nördlichen Ende des Fjords gleitet das Eis des Meares Glaciers in das Meer.



Das Schiff fuhr bis auf vieleicht 100 m an die Abbruchkante heran. Dabei musste es mehrere Eisbarieren vorsichtig durchfahren, um keinen Schaden zu nehmen.



Auf dem Schiff trat eine merkwürdige Stille ein. Alle warteten darauf, dass der Gletscher kalbt. Bei jedem Knacken des Eises stieg die Spannung und einen Raunen ging durch die Menge. Dann also geschah es: von donnerdem Grollen begleitet stürzten einige kleinere Brocken ins Meer.



Wir dümpelten über eine Stunde vor dieser schönen Kulisse, aber der erhoffte große Abbruch blieb leider aus.



Auf der Rückfahrt beobachteten wir noch wie sich die Seehunde auf den Eisschollen sonnten, Waale vorbei zogen



und wir fuhren an einer beachtlichen Seelöwenkolonie vorbei.



Es war kein großer Umweg, als wir nördlich von Valdez auf die Dayville Road abbogen und die gut 6 km zur Solomon Gutch Hatcherie fuhren. Hier werden einige der aus den Meer zurückkehrenden Lachse über eine Fischtreppe abgefangen. In Brutbecken werden die Eier und der Samen der Fische zusammengebracht und jährlich über 200 Millionen Jungtiere gezüchtet, die dann im kommenden Jahr in die Freiheit entlassen werden. Nach ihrem Aufenthalt im Salzwasser kehren etwa 1,3 Millionen von ihnen nach einigen Jahren zurück. Mir gefällt diese Art der Lachszucht wesentlich besser, wie die in Nordeuropa, wo die Tiere nicht in die Freiheit entlassen werden, sondern in riesigen Netzen im Meer fett gemacht werden. Wir haben den frischen Lachs aus dem Meer gebraten, gekocht und gebeizt und ich kann allen verraten, er war köstlich.



Was uns aber am meisten beeindruckte, war zu sehen, welche Hindernisse und Barrieren normalerweise diese Fische überwinden können und müssen, nur um einen geeigneten Laichplatz in ihrem Heimatgewässer zu finden.
Anschließend ging es zurück zum Richardson Highway und dann in nördlicher Richtung bis zum Blueberry Lake. Hier fanden wir den vielleicht schönsten Campground in einer Recreation Area. Der Campground war neu oder neu hergerichtet. Die Wege waren asphaltiert und die ebenfalls asphaltierten Stellplätze waren exakt in der Waage.



Die nächsten beiden Tage brachten uns wenig Neues. Es ging auf dem Richardson Highway nordwärts über Glennallen und dann weiter bis zum Tok Cutoff Highway, der uns zurück zum Alaska Highway brachte. Auf dem teilweise wieder stark unter dem Permafrost leidenden Highway ging es anfangs am Copper River mit Blick auf die Wrangell Mountains entlang und dann durch die Fichtenwälder der Taiga unserem Tagesziel Tok entgegen.



Weiter ging es zunächst ein kurzes Stück auf dem Alaska Highway bis zur Tetlin Junction und dann auf dem Taylor Highway Richting Nordosten. Die Straße war wie inzwischen gewohnt, wenn wir durch Gebiete mit Permafrostböden fuhren - ziemlich schwankend. Landschaftlich gehört die hügelige Taiga bereits zu den westlichen Ausläufern des Yukon Gebirges.



Die Spannung und das Erwarten stiegen: Unser Tagesziel war der absolute ""Nabel der Welt"" oder vielleicht sogar das Zentrum des Universums. Wir kamen nach Chicken.



Der Ort, oder wie sagt man zu einer Siedlung, in der zwischen 4 und 20 Menschen permanent leben, wurde während des Klondike Gold Rushes Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und erlebte seine Blütezeit um die Jahrhundertwende mit rund 700 Goldsuchern. Es ging dann aber auch wieder genauso schnell bergab. Heute wird das Gold aus den Taschen der Touristen gewaschen, die in den Sommermonaten ein vielfaches der Einwohner ausmachen. Die Straßen im Ort, aber auch der Highway sind naturbelassen. Fragt man, ob die Straße nicht irgendwann befestigt wird, bekommt man die Antwort: ""Sicher, aber erst dann, wenn die Schweine fliegen können"" - also nie.
Überall im Dorf findet man Zeugnisse längst vergangener Zeit. Ein überdimensionaler, ehemals schwimmender Schaufelradbagger, mit dem das Erdreich abgetragen und in seinem Innern das Gold aus dem Sand und den Steinen gewaschen wurde, ist das beeindruckendste Denkmal aus der Goldgräberzeit. Er war noch bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Betrieb.



Die Touristen können im Shop eine Lizenz erwerben und das notwendige Handwerkszeug mieten. Dann dürfen sie vier Stunden lang ihr Glück versuchen und nach Gold suchen. Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung die Leute an die Arbeit gehen, kann man den Aussagen glauben, dass in Chicken noch immer reichlich von dem Edelmetall gefunden wird.
Ansonsten findet man im Dorf noch zwei Bars, zwei Cafes, zwei Tankstellen, zwei Campgrounds und zwei Stores. Es scheint, dass heute hier zwei Familien um die Gunst der Touristen konkurrieren.



Am nächsten Tag fuhren wir die letzten Kilometer auf Alaskas Straßen. Auf dem Taylor Highway, der jetzt ""Top of the World"" Highway heißt, ging es auf der Schotterpiste Richtung Kanada. Die Name der Straße rührt daher, dass sie über weite Strecken genau über die Bergrücken der Yukonberge verläuft und man sowohl rechts wie links die Gipfel der anderen Berge unter sich sieht. An den Flüssen und Bächen entlang der Straße wird auch heute noch an vielen Stellen professional nach Gold gesucht.



Um die Mittagszeit erreichten wir auf der Passhöhe von gut 1200 m die Amerikanisch / Kanadische Grenze - Adieu Alaska.

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