Das letzte Teilstück der Panamericana
Gletscher, Gletscher, Gletscher

09.07.2016 Valdez, Alaska
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Seward ist am Independence Day so etwas wie die Hauptstadt Alaskas. Selbst aus der nahen Großstadt Anchorage strömen Tausende in die kleine Stadt am südlichen Ende der Alaska Railroad, um ihren Nationalfeiertag zu feiern. Jährlich werden zwischen 30 und 40 Tausend Gäste erwartet.



Pünktlich eine Minute nach Mitternacht wurde am Montag an der Waterfront in Seward das Feuerwerk zur Begrüßung Feiertags gezündet. Im Verlauf des Sonntags hatte sich die Stadt bereits gut gefüllt und am Abend war kaum mehr ein Parkplatz zu finden.
In Scharen saßen die Amerikaner mit Familie und Freunden am Ufer der Resurrection Bay an ihren Lagerfeuern und warteten auf den Begin ihres Nationalfeiertags.



Das Feuerwerk war sicher nicht mit dem auf der Festung Ehrenbreitstein an ""Rhein in Flammen"" zu vergleichen, aber die ""ahh"" und ""ohh"" Rufe ließen keinen Zweifel an der Begeisterung aufkommen.
Der Tag selbst wird von zwei Höhepunkten bestimmt. Das ist zum Einen der ""Mount Marathon Race"" und als Zweites die Parade.



Der Wettlauf geht über eine Strecke von insgesamt 5 km und startet in der Main Street, die nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt. Nach ca. 800 m beginnt der Aufstieg auf den 3022 Fuß (etwa 900 m) hohen Mount Marathon. Das Spannende dabei ist, das ab diesem Punkt fast alle Regeln außer Kraft gesetzt werden. Auf welchen Weg und wie die Bergspitze erreicht wird, ist gleichgültig. Hauptsache ist, dass der Gipfel erreicht wird. Das Gleiche gilt für den Weg zurück in die Stadt. Es gibt Läufer, die den Weg abkürzen, in dem sie auf dem Hosenboden Schneefelder oder Felsen herabrutschen. Andere klettern durch Felsspalten, um den Weg zu verkürzen. Etwa an dem Punkt der Strecke, wo der Aufstieg begann, ergaben sich dann beim Zurückkommen der Läufer vom Gipfel die spektakulärsten Bilder. In großen Sprüngen ging es eine Geröllhalde herab und über eine Felsplatte. Stürze waren wohl unausweichlich und man konnte den Eindruck gewinnen, manchmal auch gewollt; denn wenn ein Läufer nach einem Sturz wieder aufstand und weiter lief, war ihm tosender Ablaus gewiss. Auf den restlichen Metern zum Ziel wurden die Läufer dann noch einmal richtig angefeuert. Vielen Läufern standen die Strapatzen ins Gesicht geschrieben, anderen traute man einen zweiten Lauf zu.



Der Lauf wurde in drei Gruppen gestartet. Erste Gruppe waren die Jugendlichen von 7 bis 17 Jahren. Ihre Strecke war verkürzt und führte auch nicht ganz bis zum Gipfel.
Die zweite Gruppe waren die Männer und nach der Parade starteten die Frauen. Das Spektakel war aber jeweils das gleiche.



Die Parade wurde von den Veteranen angeführt, hinter denen dann in bunter Folge alles was sich bewegen ließ, ob Nutzfahrzeug oder Bagger, Motorrad oder das neue Auto, Feuerwehr und Krankenwagen, durch die Straßen zog. Auch eine Blütenkönigin, Meerjungfrauen und ein Königspaar auf Motivwagen vervollständigten die Parade. Sogar Bonbons wurden geworfen oder verteilt.
Nachdem auch der Frauenlauf seinen Abschluß gefunden hatte, kehrte die Stadt innerhalb kürzester Zeit wieder zu ihrem Normalzustand zurück. Um 18 Uhr war alles vorbei und es war kaum zu glauben, dass noch vor einer Stunde tausende Menschen die Straßen gefüllt hatten. Da wir für den Seeweg keine Tickets mehr bekommen hatten, mussten wir also den 680 km langen Landweg von Seward nach Valdez einschlagen und brauchten dafür 5 Reisetage. Am Dienstag starteten wir die erste Etappe. Es regnete wenigsten nicht und daher machten wir auch wenige Kilometer nördlich von Seward einen Abstecher zum Exit Glacier.



Der Gletscher gehört zum Harding Icefield, dem südlichen Ausläufer der Alaskakette. Eine 14 km lange Stichstraße führt zu einem Parkplatz, von dem aus wir dann einen 2 km langen Trail zur Gletscherzunge wanderten. Dabei waren rund 100 Meter Höhenunterschied zu meistern. Erst ging es auf einem bequemen Weg bis zu einem Aussichtpunkt, von dem aus man schon einmal den Gletscher in der Ferne sehen konnte. Anschließend wurde der Weg steiler und verlief über Geröll und Felsplatten bis wenige Meter an den Gletschermund heran. Obwohl kein Sonnenschein, so hatte sich der Ausflug doch gelohnt; denn nirgens sonst kamen wir bisher so nahe an einen Gletscher heran. Nach den obligatorischen Fotos ging es zurück zum Womo und dann auf dem Seward Highway wieder zurück bis Anchorage. Das Wetter war wenig einladend, größere Pausen oder weitere Abstecher einzulegen. In Anchorage füllten wir unsere Vorräte wieder auf und fuhren noch bis Eagle River, etwa 25 km nordöstlich der Metropole.
Wir wollten ja so gerne auch einmal Lachse bei ihrem Weg an ihre Laichplätze beobachten. Das Eagle River Nature Center versprach, der geeignete Platz dafür zu sein. Also fuhren wir am Mittwoch Morgen die 25 km am Eagle River entlang Richtung Osten, parkten unser Auto und maschierten voller Erwartung auf einem 5 km langen Trail durch den Wald. Mehrere Aussichtsplattformen an Bächen und auf Brücken luden zum Verweilen und Beobachten ein, aber außer ein paar Enten zeigten sich weder Lachs noch Bieber. So haben wir wenigsten etwas für unsere Gesundheit getan.



Es ging zurück nach Eagle River und dann weiter auf dem Glenn Highway. Nach wenigen Meilen machten wir einen kleinen Umweg und besuchten in Eklutna den russisch ortodoxen Friedhof, der ein weiteres, schönes Beispiel für die russische Kultur in Alaska ist.



Nach Palmer führt die Straße durch ein breites Tal entlang des Matanuska Rivers zwischen den Talkeetna Mountains im Norden und den Chugach Mountains im Süden. Nach weiteren 50 km fanden wir direkt am Ufer des Matanuska Rivers im Schatten des King Mountain wieder einen herrlichen Platz für die Nacht.
Donnerstag ging es weiter auf dem Glenn Highway. Nach ca. 40 km erreichten wir den Aussichtpunkt für den Matanuska Glacier. Anders als im Reiseführer beschrieben, reicht der Gletscher bei Weitem nicht bis nahe an die Straße heran, sondern kann nur aus der Ferne bewundert werden. Um dem Gletscher näher zu kommen, muss man eine kostenpflichtige Schotterpiste befahren, aber auch dann kommt man nicht unmittelbar an das Eis. Möchte man auch das erreichen, muss man noch eine geführte Tour buchen. Also machten wir unsere Fotos aus der Ferne.



Bei Meile 160 zweigt links die Lake Louise Road ab. Der Lake Louise liegt 30 km abseits des Highways mitten in der Taiga. Der Himmel zeigt inzwischen immer mehr blaue Flecken und wir beschließen den Tag an dem See zu beenden. Die Straße dorthin war allerdings mehr als anstrengend.



Sie führt durch ein Gebiet, in dem der Permafrost bis knapp unter die Oberfläche reicht, weshalb die Erde permanent in Bewegung ist. Die Straße wird gehoben und abgesenkt, mal auf der rechten Seite mehr, mal auf der linken Seite mehr. Das Womo wir dadurch dauernd hin und her geworfen und es ging nur sehr langsam voran. Am Ziel wurden wir aber für unsere Mühe belohnt. Angenehme 25 Grad und Sonnenschein, was will man mehr und dazu eine grandiose Landschaft mit Blicke über den See hinweg auf die schneebedeckten Berge der Alaska Range und die Gletscher der Wrangell Mountains mit Mount Sanford, Mount Drum und Mount Wrangell.



Die vierte Etappe verlief dann über Glennallen, einem reinen Versorgungsstützpunkt. Hier endet der Glenn Highway und es geht südwärts auf dem Richardson Highway, den wir weiter nördlich zwischen Delta Junction und Fairbanks bereits befahren haben. Nach wenigen Kilometern begegnet uns auch eine alte Bekannte wieder - die Trans Alaska Pipeline, die entlang des Highways nach Valdez führt.
An der Einmündung des Edgerton Highways bogen wir links ab und fuhren etwa 50 km nach Osten entlang des Copper Rivers. Bei blauem Himmel und guter Sicht wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken auf die Flusslandschaft und die dahinter liegenden Gletscher belohnt.
Wir fuhren bis zum Ende der befestigten Straße nach Chitina. Am Copper River beobachteten wir noch die Einheimischen beim Fangen von Lachsen. Sie benutzen eine Technik, bei der an einer 6 bis 7 m langen Stange ein Netz angebracht ist, das in die trübe Brühe des Flusses getaucht wird. Die Männer stehen dabei fast vollständig in den Fluten. Diese Fangmethode ist nur den Alaskanern erlaubt, die aber dafür auch noch eine besondere Genehmigung benötigen.



Anschließend ging es zurück zum Richardson Highway, wo wir wieder in einer Recreation Area einen Stellplatz fanden.
Die fünfte und letzte Etappe nach Valdez war auch die mit Abstand schönste. Der Morgen begrüßte uns mit einem makellos blauen Himmel und angenehmen 18 °C, eigentlich so, wie wir ihn uns erträumt haben.
Wenn über den Bergen der blaue Himmel leuchtet, macht das Fahren doppelt so viel Spaß. Nach jeder Kurve ändert sich die Sicht total und ich musste mich zurückhalten, damit ich nicht jedesmal auf die Bremse trat, um einen Fotostopp einzulegen. Erster Höhepunkt war aber dann der Worthington Glacier, der wirklich fast bis an den Highway heranreicht. Besser noch als aus unmittelbarer Nähe, imponiert der Gletscher mit seinen beiden Zungen, die den Berg hinabgleiten, aus einigen Kilometern Entfernung.



Nachdem wir den Gletscher auch aus der Nähe begutachtet hatten, ging es über den Thompson Pass weiter nach Süden. Das Tal wir enger und wir fuhren an den schroffen Felswänden des Keystone Canyons vorbei bis zu zwei Wasserfällen, dem schmalen Bridal Veil Falls und dem breiteren Horsetail Falls. In beiden Fällen stürzt das Wasser über einen Kamm rund 100 m in die Tiefe und wird vom vorbei fließenden Love River aufgefangen. Nun trennen uns nur noch wenige Meilen von unserem Ziel Valdez am Prince William Sound, das wir kurz nach Mittag erreichen. Hier werden wir nun einige Tage verbringen, bevor es auf der gleichen Straße wieder nach Norden gehen wird.





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