Das letzte Teilstück der Panamericana
Die Kenai Halbinsel

03.07.2016 Seward, Alaska
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Das, was uns in Anchorage interessierte, hatten wir bereits am Sonntag alles schon besucht. Es gab also keinen Grund mehr, länger in der Stadt zu stehen.
Montag Morgen verließen wir Anchorage auf dem Seward Highway und nahmen Kurs auf die Kenai Halbinsel.



Nach etwa 25 km erreichten wir den Turnagain Arm, einen östlichen Ausläufer des Cook Inlets, der tief in Land hinein reicht. Das Wetter war gut und so genossen wir die herrlichen Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel der Chugach Moutains. Am östlichen Ende des Turnagain Arms beginnt die Portage Glacier Route, die nach Whittier am Prince William Sound führt.
Das enge Tal teilen sich der Portage River, die Railroad und die Straße. Bald stauten sich hier die Wolken und damit war auch das schöne Wetter wieder vorbei. In früheren Jahren war nach rund 11 km die Straße zu Ende und die Autos mussten per Huckepack mit der Eisenbahn durch einen 4 km langen Tunnel transportiert werden. Dieses Verfahren war jedoch ziemlich zeitaufwendig und teuer und so entschloss man sich Anfang des Jahrtausends den Tunnel nach Umbauarbeiten auch für den Autoverkehr zu nutzen. Zur vollen Stunde können die Autos von Whittier nach Westen fahren und zur halben Stunde umgekehrt. Zwischendurch verkehrt dann noch die Eisenbahn.
Auf der Fahrt durch den Tunnel haben wir uns Hoffnung gemacht, der Berg sei auch eine Wetterscheide und am östlichen Ende des Tunnels würde uns die Sonne entgegenlachen. Genau das Gegenteil war der Fall.



Von Whittier aus gibt es Trails, die über den Berg auf den Portage Glacier führen. In jüngeren Jahren wäre das vielleicht eine Herausforderung gewesen, aber wir haben darauf verzichtet. Ansonsten ist der Ort in 5 Minuten angehandelt. Er besteht aus dem Fährterminal der Alaska Marine Highway, ein paar alten, ungenutzten Militärgebäuden, drei Gift Shops und das wars.
Wir wollten nach Whittier, weil wir noch die Hoffnung hatten in der 2. Juli Woche eine Fährpassage über den Prince William Sound nach Valdez zu bekommen. Leider Pech gehabt. Am 4. Juli ist in den USA Nationalfeiertag und rund um diesen Termin ist alles auf Wochen hin ausgebucht.
Wir übernachteten direkt am Prince William Sound und hofften, wenigstens am nächsten Morgen ein paar schöne Ausblicke auf die vergletscherten Berge zu erhaschen. Wir konnten aber froh sein, wenigstens das Wasser des Prince William Souds zu sehen, obwohl wir nur wenige Meter von ihm entfernt standen. Also ging es wieder zurück.
Pünktlich um 9 Uhr wechselte die Ampel am Osteingang des Tunnels auf grün und es ging wieder über die Schienen zurück nach Westen.



Gleich hinter dem Tunnelausgang kommt man an den Portage Lake, bis vor wenigen Jahren noch ein echter Gletschersee, in den der Portage Glacier kalbte. Inzwischen hat sich der Gletscher allerdings weit zurückgezogen.
Vom westlichen Ende des Sees beginnt eine eineinhalb Kilometer lange Stichstraße zu einem Trail, der an den Byron Glacier führt. Der Trail ist ein bequemer Wanderweg und nach einer guten Meile erreicht man den Gletscher, oder besser das, was von ihm übrig geblieben ist; denn leider hat der Klimawandel auch vor diesem Naturwunder nicht Halt gemacht. Trotzdem; uns hat der Spaziergang gefallen und die Bewegung hat uns auch nicht geschadet.



Weiter ging es zurück zum Seward Highway und dann in westlicher Richtung bis zur Junction mit dem Hope Highway. Die 25 km lange Stichstraße verläuft in nördliche Richtung bis zum südlichen Ufer des Cook Inlets und dann nach Westen bis Hope, einem kleinen verträumten Ort in dem etwa 150 Menschen leben. An diesem Ort, so scheint es, sind die letzten einhundert Jahre unbemerkt vorüber gegangen. Hope entstand während der Gold Rush Ära, in der es auch seine Blütezeit erlebte. Damals lebten hier über 3000 Menschen. Durch das Erdbeben von 1964 wurde Hope stark in Mitleidenschaft gezogen und viele alte Häuser wurden zerstört.



Von Hope bis zu unserem Tagesziel Cooper Landing waren es noch einmal 80 km. Etwa 20 km vor unserem Ziel verließen wir den Seward Highway und bogen auf den Sterling Highway ab, der bis nach Homer führt. Von nun an war der Kenai River, ein reißender Gletscherstrom, unser Begleiter. Einen Stellplatz fanden wir wie so häufig in einen Campground in einem State Forest. Diese Campgrounds sind nicht nur wesentlich kostengünstiger als private Campingplätze, sondern sie liegen meistens auch landschaftlich schöner und die Stellplätze sind viel großzügiger gestaltet. Nachteil ist vielleicht, dass nicht immer Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung gewährleistet ist. Aber wir sind ja mehrere Tage autonom, so dass dies für uns kaum ein Problem wird.



Am Mittwoch folgten wir dem Flusslauf bis zu seiner Mündung in das Cook Inlet bei Kenai. Nach 14 km verließen wir den Highway und folgten der parallel verlaufenden Skilak Lake Route, einer 30 km lagen Schotterpiste, auf der unser Auto noch einmal so richtig durchgeschüttelt wurde. Am See legten wir einen kurzen Fotostopp ein.
In Kenai besuchten wir die Russisch Orthodoxe Kirche und den historischen Ortskern. Man muss wissen, dass die Russen als erste Europäer im 18. Jahrhundert die Westküste Alaskas besiedelten und dort ihre bis heute sichtbaren Spuren hinterließen.



Anschließend ging es zurück nach Soldotna, einer gerade einmal 69 Jahre alten Siedlung, die als Versorgungszentrum für die Region gegründet wurde. Soldotna gilt als die Fishing Hauptstadt Alaskas. Der Kenai River ist ein Dorado für Angler, die jedes Jahr zur Lachssaison hier in Scharen einfallen. Für den King Salmon ist es aber zur Zeit noch etwas früh, so dass man nur vereinzelt Angler an den eigens für sie hergerichteten, kilometerlangen Stegen antreffen konnte.



Abends standen wir wieder auf einem wunderschönen Platz in einer Recreation Area.
Am Donnerstag folgten wir dem Sterling Highway weiter in südlicher Richtung. Die Straße erreicht nach rund 35 km das Ufer des Cook Inlets und es ergaben sich herrliche Ausblicke über das Wasser hinweg zu den südlichen Ausläufern der Alaska Range.



Nach etwa der Hälfte der Strecke kommt man an dem Abzweig nach Ninilchick vorbei, den man auf keinen Fall verpassen sollte. Eine Russe siedelte sich 1847 mit seiner Familie an und gründete das Dorf. Da sich die meisten modernen Betriebe entlang des Highway ansiedelten, konnte der Ort noch viel von seiner Ursprünglichkeit bewahren. Wir unternahmen einen Spaziergang durch das Dorf und anschließend den Aufstieg zur russisch Orthodoxen Kirche, der mit tollen Ausblicken über das Ninilchik, die Mündung des Ninilchik Rivers in das Cook Inlet und die Alaskakette am anderen Ufer belohnt wurde. Besonders hübsch ist der Friedhof der Gemeinde, der sich hoch oben auf dem Bergrücken direkt neben der Kirche befindet.



Der Verkehr in diesen Tagen auf dem Sterling Highway ist um ein vielfaches dichter als üblich. Die Lachs- und Heilbuttsaison hat begonnen und Homer gilt als einer der besten Angelplätze in Alaska. Wir fuhren zunächst durch bis an die äußerste Spitze des Homer Spit, einer 7 km langen Landzunge, die in das Inlet reicht. Wir hatten Glück und fanden auch noch einen Stellplatz, wenn auch für viel Geld.
Es gibt Legenden und Mythen, die davon erzählen, dass Menschen Homer bei herrlichen Sonnenschein, direkt am grünblauen Meer, umgeben von einer fantastischen Bergkulisse gesehen haben wollen. Wir waren an drei Tagen dort und haben maximal unterschiedliche Grautöne bei den Wolken erkennen können.
Es ist ja auch so: Wenn man sich auf eines auf der Kenai Halbinsel verlassen kann, dann ist es, dass man sich nicht auf das Wetter verlassen darf. Es gibt Tage, an denen sich die Wetterlage dreimal ändert und Regen ist hier halt normal.
Freitag unternahmen wir den Versuch von der Homer End Road aus vielleicht doch den ein oder anderen schönen Ausblick auf die Bergwelt zu erhaschen. Leider nicht sehr erfolgreich. Auf dem Rückweg zu unserem Stellplatz schauten wir dann noch etwas den Anglern zu, wie sie scheinbar mit Leichtigkeit jede Menge Lachse aus einer am Spit befindlichen Lagune zogen.



Nachdem auch der Samstagmorgen keine Wetterbesserung versprach, ging es über Soldotna und Cooper Landing wieder zurück zum Seward Highway und dann Richtung Süden nach Seward. Das Weter hatte sich zumindest für den Nachmittag deutlich gebessert.
In Seward ist am dem 4. Juli die Hölle los. Normal hat der Ort 2500 Einwohner. An dem Tag werden bis zu 30000 Gäste erwartet. Der Versuch auf dem öffentlichen Campground, der immerhin 500 Stellplätze bietet, noch einen Platz zu finden war natürlich chancenlos. Aber auch dieses Mal hatten wir Glück. Wir fanden auf dem Parkplatz an der Lutherischen Kirche einen Stellplatz.
Das schöne Wetter musste natürlich ausgenutzt werden und wir machten einen ausführlichen Rundgang durch die Gemeinde. In einigen Straßen herrschte bereits Volksfeststimmung. Es ertönte Musik, geröstete Maiskolben und frisch gebratener Hailbutt wurden angeboten. An der Uferpromenade fanden wir Hunderte von Wohnmobilen, Campern und Zelten vor und überall lag bereits das Holz für das abendliche Lagerfeuer bereit. Für Alaskaner scheint ein Abend auf einem Campground ohne eigenes Lagerfeuer undenkbar zu sein.



Am Sonntag wieder das Übliche: Grau in Grau mit leichtem Regen. Was macht man an so einem Tag: Man geht ins Sealife Center. Und das war auch die richtige Entscheidung. Wo sonst kann man so unterschiedlichen, den Ocean als Lebensraum nutzenden Tieren unmittelbar zuschauen. In riesigen Aquarien können über zwei Stockwerke hinweg Seelöwen, Seeotter oder auch Puffins beim Tauchen beobachtet werden. In mehreren anderen Aquarien werden Silberlachse in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstufen während ihres Süßwasseraufenthalts gezeigt. Es gäbe noch viel darüber zu erzählen. Einfacher ist, Ihr schaut Euch den Film an, der sich hinter diesem Link verbirgt.



Später am Nachmittag besuchte uns dann das Ehepaar aus Darmstadt, das wir in Fairbanks kennengelernt hatten und von dem ich schon berichtet habe.

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