Das letzte Teilstück der Panamericana
Rund um den Denali

26.06.2016 Anchorage, Alaska
Zurück Tourenübersicht Vorwärts


Nach einer solchen Woche, wie der vergangenen, fällt es mir richtig schwer, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Sehr viele Gedanken der letzten Monate, ja sogar Jahre, waren auf das Ziel, das Eismeer mit dem eigenen Wohnmobil zu erreichen, ausgerichtet. Nun, wir haben es geschafft und nun werden wir langsam aber sicher unsere Gedanken intensiver auf die Ziele ausrichten, die in den nächsten Wochen und Monaten vor uns liegen.
Aber erst haben wir einmal drei Tage lang so gut wie gar nichts unternommen. Wir haben das Wohnmobil wieder wohnlich gemacht, waren in Fairbanks schön essen, haben uns Klamotten gekauft und gefaulenzt. Musste einfach mal sein. Wir haben auf dem Campground ein Ehepaar aus Darmstadt kennengelernt, dass die Panamericana alleine und auf eigene Faust gefahren ist, dem auch nur noch die 800 km bis zur Prudhoe Bay fehlten. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass wir bei einer guten Flasche Wein schnell gemeinsam viele Stationen in Süd-, Mittel- und Nordamerika in Gedanken ansteuerten und uns viel zu erzählen hatten.
Montag Morgen verließen wir Fairbanks auf dem Parks Highway. Der Highway ist nach Georg Alexander Parks benannt, der von 1925 bis 1933 Gouverneur Alaskas war. Aber der Name passt auch deshalb gut zu der Straße, weil sie der Zugang zum Denali National Park und zum Denali State Park ist. In Nenana machten wir eine kurze Pause, besichtigten das Rail Road Museum, machten einen kurzen Abstecher zum Nenana River, schauten uns zumindest von außen die alte Kirche an und ""bummelten"" durch Downtown. Alles in Allem brauchten wir vielleicht 30 Minuten, dann ging es weiter.



Weil alle Welt uns erzählte, um diese Jahreszeit sei es am Denali National Park besonders voll, hatten wir in Healy, ca. 11 Meilen nördlich der Denali Park Road, uns einen Stellplatz reserviert. Wie sich später herausstellte, total überflüssig, zumal der Platz sein Geld wirklich nicht wert war. Wieder dazu gelernt.
Wir fuhren erst durch zum Nationalpark Informationszentrum und machten uns etwas kundig. Es regnete mal wieder und daher waren wir dann doch recht früh auf dem wirklich nicht guten Stellplatz.



Da man mit dem eigenen Fahrzeug nur sehr gegrenzten Zugang zum Nationalpark hat, haben wir am Dienstag Morgen vom Informationszentrum aus den kostenlosen Shuttle Bus genommen, der uns in 10 Minuten zur Rangerstation gebracht hat, wo die Schlittenhunde der Ranger ihr zu Hause haben. Man muss wissen, das auch heute noch während des Winterhalbjahres die meiste Arbeit der Ranger im Park mit Hilfe der Schlittenhunde erledigt wird. Viele Erklärungen zu den Hunden, Alaskan Huskys, deren Zucht und Eigenschaften und eine kurze Demo mit einem Schlitten auf Rädern folgten. Es war recht informativ.



Zurück zum Informationszentrum liefen Inge und ich dann den Roadside Trail, der aber Gott sei Dank, nicht an der Straße entlang geht, sondern nur eben die gleiche Richtung hat. Kein Bär hat uns gefressen und kein Elch aufgespießt.
Der Mittwoch war dann unser Haupttag im Denali National Park. Wir hatten eine Busfahrt bis ans äußerste, befahrbare Ende des Parks gebucht. Die Fahrt, eine Strecke, ging über 92 Meilen nach Kantishna, einer alten Goldgräbersiedlung. Obwohl die Mine noch betrieben wird, spülen, so glaube ich, die Lodges und Campgrounds wesentlich mehr das Gold in die Taschen der Eigner.
Die Busfahrt startete um 8:45 Uhr und ging über fast 12 Stunden. Der Bus war kein bequemer Reisebus, sondern so ein Gefährt, wie man es von den amerikanischen Schulbussen her kennt. Praktisch, robust und sehr wenig Komfort. Aber dafür hatten wir die perfekte Busfahrerin. Die Frau redete von den 12 Stunden mindestens 10 Stunden, aber keinen Unsinn, sondern sie hatte wirklich ein unheimliches Wissen über den Park, die Pflanzen und die Tiere. Meist erspähte sie auch zuerst, wenn sich irgendwo in der Landschaft etwas bewegte.
Ja, wir haben viele Tiere gesehen, einen ausgewachsenen Elch, Karibuherden, Dickhornschafe (wenn auch nur als kleine weiße Punkte in der Landschaft) und auch einige Grizly Bären, die leider auch alle etwas weit entfernt waren. Aber wir haben sie eben mit eigenen Augen in freier Wildbahn gesehen und das ist das Wichtige.



Am Wonder Lake, fast am Ende der Denali Park Road haben wir dann auch fast den Denali, den höchsten Berg Nordamerikas, gesehen. Fast, weil wir das untere Drittel und die Spitze sehen konnten. Dazwischen waren Wolken.



Am Donnerstag ging es am Nenana River entlang weiter Richtung Süden auf dem Parks Highway. Der Nenana fließt hier durch ein sehr breites Tal. Zu beiden Seiten des Tals erheben sich die teils noch schneebedeckten Berge der Alaska Range.



In Cantwell biegt der Fluß links ab nach Osten. Hier beginnt auch der Denali Highway. Ich konnte nicht widerstehen und musste zumindest die ersten Meilen auf dieser Schotterpiste fahren.
Für uns ging es danach weiter auf dem Parks Highway. Unterwegs bemerkte Inge, dass der Denali fast ohne Wolken zu sehen war. Also musste ein kurzer Fotostopp eingelegt werden, was auch gut war; denn als wir auf dem nur wenige Meilen weiter südlich gelegenen Denali View Point angekommen waren, hatte sich der Berg schon wieder hinter Wolken versteckt.



Tagesziel war Talkeetna, ein kleiner Ort, etwas östlich des Highways gelegen. Von hier aus werden viele Rundflüge über den Denali National Park angeboten. Leider spielte das Wetter wieder einmal nicht mit. Dunkle Wolken lagen über dem Park und es lohnte einfach nicht, dafür das Geld auszugeben.



In Talkeetna herrschte Hochbetrieb. Die Touristen reisen in Scharen mit Bussen und der Eisenbahn hier an; denn das Dorf gilt als besonders authentisch. Das Sehenswerte, ein paar nette Häuser aus der Gründerzeit, ist aber in einer halben Stunde abgearbeitet. Wir suchten uns einen ruhigen Übernachtungsplatz einige Kilometer außerhalb und versuchten am folgenden Tag noch einmal unser Glück, einen Rundflug zu starten. Obwohl der Tag vielversprechend begann, lösten sich unsere Träume schnell wieder auf.
Nächste Station war Wasilla. Auch in Wasilla sucht man einen Ortskern vergebens. Die Stadt wurde 1917 als Versorgungsstation für den Bau der Alaska Railroad gegründet und hat diesen Charakter beibehalten. Bekannt ist der Ort aber auch als der historische Startpunkt der Iditarod dem längsten und härtesten Schlittenhundenrennen der Welt. Der Startpunkt wurde zwar inzwischen aus kommerziellen und logistischen Gründen nach Anchorage verlegt, aber das Headquarter befindet sich noch in Wasilla, dem wir natürlich einen Besuch abstatteten.



Am nächsten Tag ging es über Palmer und den Old Glenn Highway zum Eklutna Lake. In den State- und Nationalparks findet man in Alaska die schönsten und fast immer die günstigsten Campgrounds. Das war auch hier der Fall. Wir schlugen daher kurz entschlossen hier unsere Zelte auf und unternahmen am Nachmittag eine kleine Wanderung am Ufer des Sees entlang.



Es waren noch einmal 70 Km bis nach Anchorage, der größten Stadt Alaskas. In der Nacht hatte es wieder kräftig geregnet und man hätte glauben können, das unser Wohnmobil an den Wolken kratzen würde. Die Route führte weiter über den Old Glenn Highway am Ufer des Knik Rivers vorbei, der bei Anchorage in das Cook Inlet und damit in den Pazifischen Ozean mündet.
Unterwegs machten wir am Eagle River Halt und hofften darauf, die Lachse springen zu sehen. Der Fluss war durch die vergangenen Regentage allerdings so reißend, dass es selbst für die Lachse zu anstrengend war und sie sich lieber noch etwas in den ruhigeren Gewässern des Knik Rivers erholten.
Gegen Mittag erreichten wir dann die Metropole. Anchorage quadratisch, praktisch, gut,eben eine moderne amerikanische Stadt, mit breiten Straßen, viel Verkehr und nur wenigen Häusern, die älter als 50 Jahre sind. Man muss allerdings bedenken, das viele Häuser dem verheerenden Erdbeben von 1964 zum Opfer gefallen sind. Auf einem ausgedehnten Spaziergang am Nachmittag haben wir alles Sehenswerte besucht. Am interessantesten war vielleicht noch der Wochenendmarkt. Hier werden neben Essbarem aus der Region auch Kunsthandwerk aus der Alaska angeboten. Hier lernten wir auch den deutschstämmigen Autor Bernd Richter kennen, der zusammen mit seiner Frau Susan in den USA als Kinderbuchautor bekannt ist.



Da wir am Eagle River keinen Salmon zu sehen bekommen hatten, habe ich mir dann am späten Nachmittag ein Stück von einem Lachs auf einem Teller im Restaurant etwas genauer angesehen.

Zurück Home Vorwärts