Das letzte Teilstück der Panamericana
Bis ins goldene Herz Alaskas

11.06.2016 Fairbanks, Alaska
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Als wir in Haines von Bord gingen, lag die Enge der Inseln und die Begrenzung der Bewegungsfreiheit von Juneau hinter uns. Von nun an hatten wir wieder die unendlich scheinenden Weiten Kanadas und Alaskas vor uns.
Haines ist eine kleine Gemeinde am nördlichen Ende der Chilkat Halbinsel mit etwa 1800 Einwohner. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Handelsposten gegründet. Wichtigstes Merkmal ist, dass hier der 244 km lange Haines Highway beginnt. Der Highway verbindet den Alaska Highway mit dem Hafen von Haines und wurde während des 2. Weltkrieges aus Sicherheitsüberlegungen zusätzlich zum Alaska Highway gebaut. Er führt von Haines zunächst durch das breite Tal des Chilkat Rivers und erreicht nach dem Überqueren der kanadischen Grenze am Chilkat Pass mit 1065 m seinen höchsten Punkt.
Von Haines wollten wir ursprünglich den Haines Highway nur bis zu den Million Dollar Falls erkunden. Die Straße führt am Rande des St. Elias Gebirges, dem größten zusammenhängenden Eisfeld außerhalb der Arktis und Antarktis vorbei. Bei schönen Wetter hat man wohl einen atemberaubenden Blick auf die bis zu 6000 m hohen, vergletscherten Berge. Leider war uns auch diesmal Petrus nicht hold. Das Wetter war zwar nicht direkt schlecht, aber die Sicht war miserabel. Das Fahren auf dem Highway ist entspannend. Die Tachonadel pendelt zwischen 70 und 75 km/h und wir genießen die Landschaft. Auf der gesamten, gut ausgebauten Strecke kamen uns vielleicht 10 Autos entgegen und gerade einmal eins überholte uns.



Auf dem Weg zu unserem Tagesziel Überquerten wir die Provinzgrenze zwischen British Columbia und dem Yukon, dem sagenhaften Land der Goldgräber. Wir werden aber zunächst den Yukon nur an seinem südlichen Rand berühren und uns erst später genauer seiner Geschichte und seinen Menschen widmen.
Bei den Million Dollar Falls fließt der Takhanne River durch einen engen Canyon und stürzt dabei tosend in die Tiefe. Ganz in der Nähe befindet sich in herrlicher Campground, auf dem wir die kommende Nacht standen. So weit war auch alles geplant. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag die gleiche Strecke wieder nach Haines zurück fahren und nach einem weiteren Tag, an dem wir die Umgebung von Haines erkundet hätten, mit der Fähre weiter nach Skagway fahren. Da wir aber bereits mit dem Schiff bis Skagway gefahren waren, haben wir uns kurzer Hand entschieden unsere Routenplanung zu ändern und Skagway erst später auf unserer Reise, auf dem Weg in den Osten, zu besuchen.



Also ging es am Samstag weiter nach Haines Junction, wo wir den Alaska Highway erreichten. Abwechslung brachte der Besuch des Kathleen Lakes, der etwas abseits des Highway in den Kluane Nationalpark hineinreicht. Haines Junction ist im Wesentlichen eine Straßenkreuzung, an der sich ein paar Tankstellen, Motels, Campgrounds und Werkstätten angesiedelt haben. Wirklich kein Ort, an dem man sich länger aufhalten muss. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten wir von hier aus einen Rundflug über den Kluane Nationalpark, der mit dem Wrangell - St. Elias Nationalpark in den USA eine Einheit bildet, gestartet. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir stoßen noch häufiger in den nächsten Wochen an die Grenzen des Nationalpark und einmal haben wir bestimmt mit dem Wetter mehr Glück.



Die Wolken verhängten uns auch am nächsten Tag die Sicht auf die Berge und wir müssen uns mit dem zufrieden geben, was in näherer Umgebung zu sehen ist. Das sind vor allen Dingen die dunkelgrünen Wälder der Taiga, die immer wieder durch kleinere und größere Seen aufgelockert werden.



Der Alaska Highway nimmt zwischendurch bedauernswerte Zustände an. Schlaglöcher von der Größe einer Bratpfanne reihen sich so willkürlich aneinander, dass man ihnen kaum ausweichen kann. An anderer Stelle ist der Highway über viele Kilometer nur noch eine Schotterpiste mit wellblechartiger Oberfläche. Fährt man zu langsam, wird das Auto fast auseinander gerissen. Fährt man zu schnell, wird es gefährlich. Als wir zu langsam fuhren, hat es mein Navi, das auf der Konsole montiert ist, abgerissen. Aber keine Sorge; wir haben ja immer das richtige werkzeug!. In Beaver Creek, kurz vor der Grenze zu den USA, beendeten wir unsere Tagestour. Es war noch nicht all zu spät und Inge legte noch einen Waschtag ein.
Am Montag verließen wir dann den Yukon und reisten wieder in die USA ein. Gefühlt, sind wir erst jetzt im richtigen Alaska; denn der Wurmfortsatz im Südosten Alaskas gehört landschaftlich eindeutig zu British Columbia.



Der Highway ist wieder in einem eindeutig bessere Zustand und wir konnten unser Wohnmobil ganz ruhig dahin gleiten lassen. Der Himmel meinte es ebenfalls sichtlich besser mit uns, so dass sich ein wunderbares Gefühl der Zufriedenheit einstellte. In solchen Augenblicken bestätigt sich der Satz, dass der Weg das Ziel sei, von alleine. Unser deutsches Fahrzeug fällt natürlich überall auf und wir werden von sehr vielen Menschen ungläubig angesprochen. Erst wollen sie möglichst Alles über unsere Reise erfahren, aber sehr schnell kommen die Gespräche auch auf ganz andere Themen und das ist gerade das Spannende.
Schön war auch folgende Geschichte: An einem Rastplatz sprachen wir mit einem amerikanischen Ehepaar von der Ostküste. Das Gespräch dauerte etwa eine halbe Stunde und es drehte sich um alle möglichen Themen. Etwa eine halbe Stunde später erreichten wir eine einspurige Baustelle. Der Verkehr wurde nicht wie bei uns üblich durch eine Ampel geregelt, sondern durch zwei Arbeiterinnen, die sich über Funk verständigten, geregelt. Wir kamen als erstes Fahrzeug an die Baustelle und mussten beim Stoppschild der Dame halten. Sie war aber bereits auf unser Kommen vorbereitet. Die Frau vom Rastplatz hatte ihr schon alles mögliche erzählt und sie auf uns vorbereitet. Da fragt man sich natürlich, ob wir so etwas wie scheue und seltene Geschöpfe sind, deren Erscheinen sich in Windeseile herumspricht. Wir fanden es auf jeden Fall unheimlich toll.
Und so verbrachten wir den Rest des Nachmittags und den Abend richtig zufrieden in Tok, wieder so eine Siedlung mit vielen Tankstellen, Motels, etc. am Alaska Highway, wo sich zwei Straßen kreuzen. Wir wussten nicht so recht, was wir hier sollten, aber es heißt, man muss hier gewesen sein. Also - Wir waren da.



Und weiter ging es durch die Taiga. Von Tok aus verläuft die Straße in nordwestliche Richtung nach Delta Junction. Anfangs bestimmte die Alaska Range das Landschaftsbild, zu der auch der Denali, der höchste Berg Nordamerikas, zählt. Die Straße führt durch den Borealen Nadelwald, der nicht gerade abwechslungsreich ist, aber es kommt keine Langeweile auf. Waldbrände spielen im Ökosystem der Taiga eine wichtige Rolle. Wir konnten die unterschiedlichsten Vegetationsstufen, die sich nach einem Waldbrand einstellen, gut von der Straße aus beobachten und lernten auch, dass offensichtlich nicht alle Bäume durch einen Brand endgültig zerstört werden, sondern besonders jüngere Bäume erneut auszutreiben begannen.



Zur Mittagszeit stellten wir das WOMO an einem Rastplatz ab und spazierten gut 20 Minuten durch den Wald zum Lisa Lake. Ein kleiner See, umgeben von dunklen Wäldern und im Hintergrund die mächtigen Berge der Alaska Range.



In Delta Junction endet nach 1422 Meilen der Alaska Highway. Nachdem die üblichen Fotos geschossen waren und dem Information Zentrum unsere Aufwartung gemacht hatten, ging es noch einmal knapp 10 Meilen weiter zum Big Delta State Historical Park. Hier am Zusammenfluss vom Delta River und Tanana River wird die Geschichte eines um 1900 erbauten Rika's Landing Roadhouse erzählt, die geprägt ist vom Goldrausch und später durch die Ängste der amerikanischen Militärs vor einer Besetzung Alaskas durch die Japaner während des 2. Weltkrieges. Man kann sich kaum vorstellen, mit welchen Widrigkeiten die Menschen hier noch um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu kämpfen hatten.



Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen sehen wir auch zu ersten Mal die Trans-Alaska-Pipeline, wie sie den mächtigen Tanana River überquert. Der Highway 2 heißt jetzt Richardson Highway, läuft über weite Strecken unmittelbar am Ufer des träge dahin laufenden Tanana Rivers entlang und brachte uns in einer zweistündigen Fahrt ins Herz Alaskas - nach Fairbanks.



Den Nachmittag brauchten wir für unbedingt notwendige Einkäufe, Wartungsarbeiten am WOMO und für die Planung der nächsten Tage.
Das Ergebnis der Planung sieht wie folgt aus:
Donnerstag: Besuch von Chena Hot Springs.
Freitag: Rückfahrt nach Fairbanks, Visitor Center.
Samstag: Besuch des Pionier Parks, des Marktes und eventuell einer Bootsfahrt auf dem Chena River.
Sonntag: Abfahrt Richtung Norden zur Prudhoe Bay.
Chena Hot Springs liegt ca. 60 Meilen nordöstlich von Fairbanks, fast an der Quelle des Chena Rivers. Der Besuch lockt mit einem Bad in den heißen Quellen. Die Chena Hot Springs Road führt durch das breite Tal des Chena Flusses, der mal rechts, mal links von der Straße mäandert und viele Seitenarme bildet. Das Gebiet befindet sich schon am südlichen Rand der Permafrostzone, wodurch die Straße ständig in Bewegung ist und man das Gefühl hat, auf einer Achterbahn zu fahren.
Sobald man die Stadt verlassen hat, wirkt die Straße wie eine normale Landstraße, die durch einen endlosen Wald führt. Der Eindruck ist aber bei weitem nicht richtig. Es sind relativ viele Autos auf der Straße, die irgendwo her kommen und auch wieder verschwinden. Dann fallen die grünen Straßenschilder auf, die am Anfang eines Feldweges stehen, was darauf schließen lässt, das irgendwo abseits vielleicht noch ein Haus zu finden ist. Schaut man etwas genauer hin, sieht man zwischen den Bäumen Satellitenschüssel. Der endgültige Beweis, dass hier doch noch sehr viele Menschen leben, sind aber die vielen, am Straßenrand aufgestellten Briefkästen. Nach ca. 20 Meilen wurden wurden diese jedoch seltener.



In Chena Hot Springs gibt es einen landwirtschaftlichen Betrieb, mit angeschlossenen Hotel, Restaurant, Wohnmobilstellplatz und natürlich einem Poolbereich, der zum Baden einlädt. Bevor wir den Sprung in den heißen Pool wagten, haben wir noch eine Führung durch den Betrieb mitgemacht. Natürlich wird die Wärme der heißen Quellen nicht nur zum Baden genutzt, sondern auch für Treibhäuser, Beheizung der Räumlichkeiten und zur Stromerzeugung.
Eine Besonderheit ist das Eismuseum. In einer ziemlich großen Halle werden größere und kleinere Eisskulpturen für Ausstellungen gefertigt, Auch findet man dort eine Eisbar, an der man wirklich eiskalte Getränke zu sich nehmen kann und zwei vollständig aus Eis gefertigte Hotelzimmer, in denen nicht nur die Wände aus Eis bestehen, sondern auch die Möbel, inklusive Bett.



Am Freitag ging es dann wie geplant nach dem Frühstück wieder zurück nach Fairbanks. Am wirklich sehenswerten Visitor Center machten wir Halt und informierten uns über die Gegebenheiten auf dem Dalton Highway, der 140 km nördlich von Fairbanks beginnt und bis zum Eismeer führt. Ergebnis ist: wir werden den Versuch am Sonntag starten.
Das Besucherzentrum bietet nicht nur die üblichen Informationen, sondern zeigt auch in anschaulichen Ausstellungen, wie sich das Leben im Norden Alaskas abspielt. Zentral Alaska ist wurde ursprünglich von den Athabasken, sie stellen auch heute noch eine große Minderheit, die einen Sonderstatus genießt und eine eingeschränkte eigene Gesetzgebung ausübt.
Eine Folkloregruppe mit Tänzen und Gesängen und zwei Filme über die Nordlichter und die Brooks Range, die wir auf unserer Fahrt nach Norden durchqueren müssen, rundeten den Besuch ab.
Über den Besuch in Downtown ist wirklich nicht viel zu berichten, eben eine typisch amerikanische Kleinstadt mit ein paar etwa 100 Jahre alten Häusern, breiten Straßen und viel Parkplatz.
Aber es gibt noch andere wirklich nette Orte in Fairbanks, die es sich lohnt anzuschauen und die wir Samstag besucht haben. Da ist zu einem der ""Farmer Market"", der dreimal in der Woche stattfindet und neben landwirtschaftlichen Produkten der Umgebung noch schönes Kunsthandwerk der Athabasken feilbietet.



Lohnnenswert ist auch der Besuch des ""Pionier Parks"", in dem viele Originalhäuser aus der Stadt und der Umgebung zusammengestragen sind. Hier gewinnt man einen wesentlich besseren Eindruck vom frühen Leben in Fairbanks, als in der Stadt selbst.



Romantiker finden auch einen Schaufelrad-Dampfer, mit dem man auf dem Chena River eine Ausflugsfahrt machen kann, die aber leider nicht mehr in unseren Zeitplan passte; denn wir mussten noch unbedingt für die nächsten 6 Tage einkaufen. Auf dem Weg zu Eismeer gibt es außer Tanstellen so gut wie keine Versorgung. Das muss also alles vor Fahrtbeginn in Fairbanks erledigt werden.

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