Das letzte Teilstück der Panamericana
Inside Passage Teil 1

29.05.2016 Juneau, Alaska
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Dass wir nach Prince Rupert gekommen sind, liegt an den vielen Feunden, die uns von der Inside Paasage vorgeschwärmt haben. Die Inside Passage ist eine Schiffsroute entlang der Westküste von British Columbia und Alaska und führt durch ein Gewimmel an der Küste vorgelagerten Inseln. Sie gilt neben den Hurtigruten als eine der schönsten Schiffspassagen der Welt.
Für die ""Alasca Marine Highway""-Schiife beginnt die Inside Passage in Bellingham, nördlich von Seattle und endet in Skagway in Alaska. Die Schiffe von BC-Ferries starten in Port Hardy auf Vancouver Island und fahren bis Prince Rupert. Wir haben uns für den nördlichen Teil der Passage entschieden, da er besser in unsere Routenplanung passte. Übrigens, der Alaska Marine Highway ist die einzige Wasserstraße, die im US-Straßensystem den Status eines Interstate-Highways besitzt.
Wir werden die Passage nicht in einem Stück fahren, sondern in Ketchikan, Wrangell, Juneau und Haines jeweils von Bord gehen und bis zum eintreffen der nächsten Fähre die Umgebung der Orte erkunden.



Am Samstag Morgen war es dann so weit. Wir fuhren kurz vor 7 Uhr den knappen Kilometer bis zum Fähranleger und reihten uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein. Das Auffahren auf die Fähre war auch gleichzeitig wieder eine Einreise in die USA, mit allem was dazu gehört, also Passkontrolle, Fingerabdruck und Irisscan. Das werden wir sicher noch einige Male über uns ergehen lassen müssen.



Auf die Minute pünktlich um 9 Uhr legte die Fähre ab. Die Wolken hingen tief und dunkel über den Bergen und machten nicht den Eindruck, dass sie sich verziehen wollten. Aber mit jeder Meile, die wir uns nach Norden bewegten, wurden die Lücken in der Wolkendecke immer größer und nach etwa einer Stunde Fahrt suchte man eine Wolke am Himmel vergeblich. Die See war absolut ruhig und es wurde eine wunderschöne Fahrt, mitten durch eine bezaubende Inselwelt, die immer näher an unser Schiff heranrückte.



Nach sechseinhalb Stunden war Ketchikan erreicht, unsere erste Station auf der Inside Passage. Das Ausschiffen verlief zügig. Nun waren wir also in Alaska. Unser erster Weg führte uns in einen Supermarkt, um frisches Obst, Gemüse,Zwiebeln und Kartoffeln zu kaufen; denn die Einfuhr dieser Produkte in die USA ist absolut untersagt. Nun - dieses Mal, als wir uns streng an die Vorschriften gehalten hatten - hat sich niemand darum gekümmert und es wurde auch nicht danach gefragt oder gesucht.
Kurz vor unserem Tagesziel machten uns dann auch die Orcas ihre Aufwartung.



Ketchican ist eine kleine Stadt mit 8000 Einwohnern, aber damit bereits die fünft größte Stadt Alaskas. Sie liegt malerisch am Westufer des Revillagigedo Islands, umgeben von vielen anderen Insel, die das rauhe Klima des Pazifischen Ozeans abhalten.
Ketchikan ist Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe. Man kann sich sehr gut vorstellen, das immer dann, wenn so ein Pott mit 2500 bis 3000 Menschen an Bord hier anlegt, der Trubel in der Stadt rasant ansteigt. Um so intensiver erlebten wir es am Sonntag, als gleich vier dieser Giganten an Uferpromenade festmachten und Ihre Fracht auf die Stadt losliesen. Wir entschieden uns dafür, uns einge Kilometer südöstlich, in der Nähe von Saxman, einen schönen Platz direkt am Ufer zu suchen und das erste Mal in den vergangenen vier Wochen gar nichts zu machen, sondern nur die Aussicht und die Ruhe zu genießen.



Auch am Montag machten wieder 4 große Kreuzfahrtschiffe an der Uferpromenade fest. Wir hatten keine Wahl, wir mussten uns unter die Kreuzfahrer wagen, um die Stadt kennenzulernen. Auf unserem Weg zurück in die Stadt kamen wir am Saxman Totem Park vorbei. Im Park sind über 30 Totempfähle aufgestellt, die aus allen Regionen Südost-Alaskas zusammengetragen wurden, um ihnen auf diese Weise die notwendige Pflege angedeihen zu lassen und vor der Zerstörung zu bewahren.



Ketchikan lebte in der Vergangenheit vor allem vom Lachsfang und dessen Verarbeitung in vielen Konservenfabriken, bis der Tourismus die Stadt entdeckte.
Wir erkundeten die Stadt in zwei ausführlichen Spaziergängen. Am Vormittag ging es zunächst durch den Park Destrict und dann weiter am Ketchkan Creek entlang zur Creek Street, die den historischen Teil der Stadt beherbergt. Die Häuser dieser Straße ruhen meist mit einer Seite am Berghang und auf der anderen Seite auf Holzpfählen, die im Flußbett verankert sind. Hier hat sich bis in die fünfziger Jahre des 20sten Jahrhunderts das wahre Leben, mit Freudenhäusern, Bars, etc. abgespielt.



Am Nachmittag war es dann ""New Downtown"", dem wir uns widmeten. Dieser Stadtbezirk entstand in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und beheimatet an der Wasserfront viele Betriebe, die irgendetwas mit dem Tourismus zu tun haben, so z.B. die ganzen Flightseeing Firmen. Aus Platzgründen sind auch die Gewerbebetriebe über das Ufer hinaus ins Wasser gebaut. Die Bauweise der Häuser in der Creekstraße findet man auch an den Hängen in der Neustadt, eine Seite der Häuser ist im Hang verankert und die andere steht auf Holzstelzen.



Wir sind nun schon den vierten Tag auf der Insel, haben alle Straßen abgefahren (ohne die Straßen innerorts sind es etwas mehr als 50 km), haben einige kleine Seen im Inselinnern besucht und sind in Ketchikan die meisten Straßen abgelaufen. Um etwas wirklich Spannendes zu erleben, muss man dann schon auf Standardangebote zurückgreifen. Hier auf Revillagigedo Island werden von mindestens einem dutzend Unternehmen Flüge zu den Misty Fjords angeboten, die etwa 80 km östlich der Insel sich tief ins Festland graben. Während des Flugs passierten wir dicke Wolken und Regenschauer. Der Pilot flog selten höher als 1500 Feet, etwa 450 m, so dass wir alle Einzelheiten am Boden gut erkennen konnten. Einen Grizzly bekamen wir aber leider nicht zu Gesicht. Der Flug dauert etwa zwei Stunden mit einer Zwischenlandung auf einem kleinen See mitten im Misty Fjords National Park. Trotz Sonnenschein waren doch viele Wolken am Himmel, die der Landschaft etwas von ihrer Farbenpracht nahmen.
Nachdem wir wieder festen Boden unter Den Füßen hatten, suchten wir uns einen ruhigen Platz am Ufer und ließen den lieben Gott einen guten Mann sein.



Am Abend fuhren wir dann zum Fähranleger; denn in der Nacht um 3:45 Uhr ging es mit dem Schiff weiter nach Wrangell, unserer zweiten Etappe auf der Inside Passage. Das Wetter meinte es dieses Mal nicht so gut. Grau war die Farbe des Tages. Die Wolken hingen tief und dunkel an den Bergen und die Temperatur war auch im Keller. Gegen Mittag hatten wir einen netten Platz ca. 4 Meilen südlich von Wrangel gefunden. Nach den wichtigsten täglichen Arbeiten konnten wir nur noch an eins denken - schlafen.



Wrangell ist die zweitälteste Siedlung in Alaska und liegt auf der gleichnamigen Insel. Der Ort, der nur auf dem Seeweg oder per Flugzeug erreichbar ist, hat ca. 2600 Einwohner. Da das Wasser rund um die Insel relativ seicht ist, können die großen Kreuzfahrtschiffe die Insel nicht anlaufen, wodurch Wrangell noch etwas von seinem ursprünglichen Karakter behalten hat.
Die wohl bekannteste Person, die in Wrangell gelebt und gewirkt hat, war wohl Wyatt Earp, der für kurze Zeit hier Sheriff war.
Donnerstag Morgen: Die Farbe des Himmels wird immer noch von den unterschiedlichsten Grautönen bestimmt. Am Vormittag ging es die vier Meilen zurück bis zur ""Stadt"". Wir schauten uns die Petroglyphen, die in der Nähe des Flughafens am Strand verstreut zu finden sind, an. Experten schätzen das Alter der Steinzeichnungen auf über 8000 Jahre. Unklar ist, ob die Zeichnungen hier am Strand gefertigt wurden oder ob sie von Gletschern hierher transportiert wurden. Insgesamt sollen etwa 40 Zeichnungen vorhanden sein. Sie sind nur bei Ebbe sichtbar. Wir konnten etwa eine Hand voll entdecken. Die meisten sind wohl von Seetang bedeckt.



Ganz in der Nähe befindet sich ein kleiner Schiffsfriedhof aus neuerer Zeit. Wir finden, er passt zwar malerisch hierher, ist aber bestimmt nicht ganz unproblematisch. Man sieht hier in Alaska immer wieder Ecken, wo alte Schrottautos, Baufahrzeuge oder eben auch Schiffe achtlos abgestellt wurden und vor sich hin gammeln. Sie verleihen dem Land einen etwas maroden Charm - na ja.



Beim Einkaufen haben wir uns erkundigt, wo man auf Wrangell frischen Fisch kaufen kann. Mit ungläubigem Erstaunen in den Augen bekamen wir erklärt, dass dies nicht möglich sei, sondern Jedermann, wenn er Fisch haben will zur Angel greift und ihn sich frisch aus dem Meer holt. - Wieder etwas gelernt.
Da das Wetter nicht besser werden will, haben wir uns am frühen Nachmittag einen wunderschönen Platz etwa 150 m hoch über dem Meer mit einen tollen Blick auf die Zimovia Strait gesucht und hoffen das irgendwann sich doch die Sonne noch zeigt.



Über den Freitag gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Nach dem Frühstück starteten wir unsere Rundreise über die Insel. Fast alle befahrbaren Straßen, auch die unbefestigten sind wir in der Hoffnung auf schöne Tierbilder entlang gefahren. Leider vergebens und so waren wir wieder relativ früh am Nachmittag an unserem schönen Plätzchen hoch oben über der Zimovia Strait.



Der Fahrplan der Fähren bestimmt unseren Zeitplan. Unter anderen Umständen hätten wir den Aufenthalt auf Wrangell bestimmt um mindestens einen Tag abgekürzt. So mussten wir sehen, wie wir den Samstag halbwegs sinnvoll über die Runden brachten. Wir nutzten die Zeit für einen Spaziergang durch den Regenwald, tranken Kaffee, aßen Kuchen lasen in unseren Büchern weiter und erledigten einige andere Kleinigkeiten.



Nun ist es Sonntag Mittag, wir stehen am Fähranleger und warten auf das Schiff, dass uns in einer 12 stündigen Fahrt nach Juneau, der Hauptstadt Alaskas bringen soll.

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