Das letzte Teilstück der Panamericana
An den Pazifischen Ozean

20.05.2016 Prince Rupert
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Nachdem wir am Montag gegen Mittag den Icefields Parkway verlassen hatten, ließen wir zunächst Jasper links liegen und fuhren zum Maligne River. Der Fluss entspring etwa 50 km südöstlich von Jasper in einem Gletscher See. 6 km von der Stadt entfernt und kurz bevor er in den Athabaska River mündet, zwängt er sich durch einen bis zu 20 m tiefen und sehr engen Canyon, den die Wassermassen in Jahrtausenden gegraben haben. Wir folgten dem Fluss in Richtung seiner Quelle und erreichten auf halber Strecke den Medicine Lake. Der See ist nichts anderes, als ein sehr breites und flaches Flussbett, das sich im Frühjahr vollständig mit Wasser füllt und dann wie ein großer See wirkt, während in der trocknen Jahreszeit nur ein Rinnsal sich seinen Weg durch das breite Flusbett sucht. Eine Besonderheit des Medicine Lakes ist, das an seinem nordlichen Ausgang, dort wo man den Abfluss erwartet, nur ein absolut trocknes Flussbett findet. Das Wasser verschwindet in einem unterirdischen Höhlensystem und kommt erst im 17 km flussabwärts befindlichen Magline Canyon wieder an den Tag.



Kurz bevor wir den Maligne Lake erreicht hatten, gab es einen Stau auf der Straße. Ein Schwarzbär graste relativ nahe an einem Hang und ließ sich von den neugierigen Menschen nicht stören.
Nachdem auch wir unsere Fotos von dem Bären gemacht hatten, ging es weiter unserem Ziel entgegen. Am Maligne Lake angekommen, hatte sich der Himmel leider etwas zugezogen und wir konnten das Farbenspiel, für das der See bekannt ist leider nicht erleben. Trotzdem bildet der See mit der ihn umgebenden Bergkulisse ein reizendes Fotomotiv. Auch auf der Rückfahrt nach Jasper hatten wir noch einmal das Glück einen Schwarzbären beobachten zu können.



In Jasper angekommen parkten wir unser Wohnmobil in der Nähe des Bahnhofs und machten einen kurzen Bummel durch die Stadt. Das Erscheinungsbild des kleinen Ortes ist stark von den Bedürfnissen des Tourismus geprägt. Souvenirgeschäfte, Restaurants, Bars und Sonstiges, was man einem Touristen glaubt anbieten zu müssen reihen sich aneinander. Uns gefielen noch am besten der kleine Bahnhof und die davor ausgestellten Lokomotiven; denn seine ursprüngliche Bedeutung erlangte Jasper durch den Bau der transkontinentalen Eisenbahn.



Wir fuhren zum Campground und sorgten dafür, dass unser Magen etwas zu arbeiten bekam. Genau hier auf diesem Campground erreichten wir im Jahre 2010 den nördlchsten Punkt unserer Panamericana Tour. Jeder Kilometer, den wir nun fahren, ist für uns absolutes Neuland. Wir sind gespannt wie Kinder vor Weihnachten, was die nächsten Tage, Wochen und Monate bringen werden.
Bis zum Hafen von Prince Rupert sind es nun noch 1076 km. Die Strecke wollen wir in drei Etappen zurücklegen. Am Dienstag starteten wir etwas früher als normal. Unser Tagesziel war Prince George. einige Kilometer westlich von Jasper passierten wir den Yellowhead Pass, wovon wir so gut wie nichts merkten; denn er erhob sich mit seinen 1110 m gerade einmal 100 m über der übrigen Landschaft. Er trennt die kanadischen Provincen Alberta und British Columbia. Für den Rest des Tages fuhren wir durch das Tal des Fraser Rivers. Rechts von uns sieht man die Ausläufer der Rocky Mountains und links die Cariboo_Mountains. Unsere Aussicht wird von einem Wechselspiel von schneebedeckten Bergen, den reißenden Fluss, tiefblauen Seen und dunklen Nadelwäldern bestimmt. Bei Kilometer 100 erreichten wir die Rearguard_Falls. Wie groß die Falltiefe des Fraser Rivers an dieser Stelle ist konnte ich nicht ermitteln, sie reicht aber, um für die Lachse ein unüberwindliches Hindernis zu bilden.



Weitere 270 km mussten bis zu unserem Tagesziel gefahren werden. Der Highway 16, auch Yellowhead Highway genannt ist hervorragend ausgebaut, so dass die Strecke in drei Stunden geschafft war. Gegen 13 Uhr erreichten wir Prince George eine zwar relativ kleine, aber für die Verhältnisse im Norden von British Columbia ist die Stadt mit ihren gut 70000 Einwohnern ein bedeutendes Zentrum der Holzindustrie. Touristisch gibt die Stadt nicht besonders viel her. Wir besuchten das Freilicht Eisenbahnmuseum und sahen uns Zeugnisse ein längst vergangenen Technikgeschichte an, bevor wir uns einen Platz für die kommende Nacht suchten.
Die zweite Etappe ging bis Smithers, einem Ort mit 5500 Einwohnern, am Ostrand der Coast Mountains gelegen. Die Fahrt hierher bot wenig Aufregendes. Wieder waren es Wälder, Berge und Seen, die abwechselnd das Landschaftbild bestimmten.
Smithers besitzt eine hübsche Main Street, die wir entlang spazierten und dabei das Aushängeschild einer Sausage Factory entdeckten. Wir gingen in das Ladengeschäft und tatsächlich, es gab eine tolle Auswahl von Wurst und Käse nach europäischen Rezepten. Wir konnten natürlich nicht widerstehen und haben uns für die nächsten Tage reichlich eingedeckt.



Zu Beginn der letzten Etappe bis Prince Rupert regnete es und der Blick in unsere Fahrrichtung versprach auch keine Änderung. Rechts von uns fließt der Bulkley River dahin. Immerhin ein Fluss, der mindestens so viel Wasser führt wie unsere heimische Mosel. Bei Moricetown zwängt sich sein Wasser durch eine enge Felsspalte, bevor er wieder gemächlich nach Norden fließt.



Bei Old Hazelton fließt der Bulkley River in den wesentlich mächtigeren Skeena River, der für den Rest des Tages unser Begleiter sein wird. Der kleine Ort Hazelton liegt etwas abseits des Yellowhead Highways und besitzt noch etwas vom Flair der Pionierzeit. Der kurze Spaziergang durch den Ort und am Ufer des Bulkley Rivers hat sich gelohnt.



Unser Wohnmobil mit deutschen Kennzeichen zieht natürlich immer wieder die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Die Leute fragen immer ungläubig, ob es sich wirklich um ein deutsches Fahrzeug handelt, und wie es den Weg bis hierhin gefunden hat. Auf diese Weise ist es leicht für uns, immer wieder mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Es sind nicht nur Alte, sondern auch immer wieder Jugendliche, die höchst interessiert Fragen stellen.
Von Hazelton aus geht es nun in südwestliche Richtung weiter durch das Skeena Tal.
Am Abzweig des Highways 37 liegt das kleine Indianerdorf Kitwanga. Sehenswert sind hier die in der Orstmitte aufstellten Totempfähle.



Der Himmel wurde immer heller, der Fluß immer breiter und es war eine Lust, durch dieses Tal unserem Tagesziel Prince Rupert entgegen zu steuern. Wir fuhren durch bis zum Fähranleger, erledigten dort das Einchecken für Samstag, dann zum Post Ofice um meine neue Kreditkarte in Empfang zu nehmen und anschließend zum Campground, wo wir die nächsten beiden Nächte uns aufhalten werden. Das mit der Kreditkarte wisst ihr ja noch gar nicht. Zwei Tage vor unserer Abreise erhielt ich die Nachricht, dass meine Kreditkarte missbräuchlich genutzt wurde und gesperrt sei. Aber dank dem Organisationstalent meine Tochter war das natürlich kein Problem.



Abends gingen wir noch in ein nettes Fischrestaurant im historischen Kern von Prince Rupert und stießen später in unserem Wohnmobil auf das Erreichen des Pazifischen Oceans und damit auf die Ost-West Durchquerung des amerikanischen Kontinents an.
Am Freitag starteten wir einen kleinen Ausflug in die Umgebung von Prince Rupert. Die einzige Straße in die Umgebung führt nach Port Edward und diesen Ort kann man wirklich vergessen, gäbe es nicht ca. 4 km östlich der Township eine aufgelassene Fischfabrik, die man besichtigen kann. Genau dies haben wir gemacht. In der ""North Pacific Cannery"" wurden bis 1981 Lachse verarbeitet und in Dosen konserviert. Die Fabrik gilt in Kanada als Historic Site und steht damit unter Denkmalschutz. Man kann sich sehr gut die Plackerei vorstellen, mit der die Arbeiter hier fast 100 Jahre lang Konserven für den Welt herstellten.





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