Und nun sind sie wieder da
18.04.2014 Neuwied
Am Sonntag wurden unsere Klamotten von innen her nass, am Montag von außen und am Dienstag von beiden Richtungen. Das Wetter war nicht gerade das, was man sich für einen Besuch in einer Stadt wünscht. Aber wir wollen nicht klagen, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten haben wir bei Sonnenschein besucht.
Der Regen, der Sonntagabend einsetzt hatte, machte bis Montagabend überhaupt keine Pause. Es war der erste richtig verregnete Tag während der ganzen Reise. Ich hatte daher genügend Zeit, mein Reisetagebuch auf Vordermann zu bringen und Inge erledigte andere Dinge, die auch wieder einmal wichtig wurden. Am Abend haben wir dann nur zum Essen unser Hotel verlassen und wurden dabei richtig nass.
Gegen 10 Uhr am Dienstag legte der Regen eine Pause ein und wir machten uns auf in die City. Die Innenstadt von Rio hat uns ein wenig enttäuscht. Es gibt einige schöne Gassen mit Kolonialbauten, aber die verschwinden fast im Meer der ausdruckslosen und teils hässlichen Bürogebäude. Viele dieser Bauten verströmen den Charme der späten DDR. Billig, Beton, Beliebig.
Es scheint, dass die Stadt, als sie Mitte der 1960er Jahre ihre Hauptstadtfunktion verloren hatte, architektonisch vergessen wurde. Ausnahmen sind wie schon erwähnt die Oper, der Justizpalast und einige Gebäude der Militärverwaltung. Auch der Königspalast aus der Zeit, als Rio de Janeira Hauptstand Portugals war %28 1808 - 1820 %29 ist in seiner bescheidenen Art sehr hübsch.
Woran es kein Mangel gibt, sind schöne Kirchen und Klöster. Die Orden spielten während der Kolonialzeit eine herausragende Rolle in der Stadtgeschichte und das spürt man noch allenthalben. Wir haben mindestens ein halbes Dutzend Kirchen besucht und ihre Pracht im Innern bestaunt.
Nach mehr als vier Stunden Stadtbummel traten wir den Rückzug an und es war gut so; denn die Regenpause war vorbei. Tropfnass und ziemlich geschafft erreichten wir wieder unser Domizil hoch oben in Santa Teresa.

Langsam ist es genug. Wir merken, dass unsere Gedanken immer stärker um das kommende Wochenende und die Familie kreisen und freuen uns riesig darauf.
Für Mittwoch haben wir uns daher nur noch ein sehr bescheidenes Programm auferlegt - einen ausführlichen Spaziergang durch Santa Teresa.
Der Stadtteil liegt auf einem 150 m hohen Hügel im Süden Rios. Hier leben etwa 40000 Menschen. Viele Europäer und auch viele Deutsche haben sich im 20. Jahrhundert in dem Stadtviertel niedergelassen. Er gilt heute als das Künstlerviertel der brasilianischen Metropole.
In der Zeit, als Rio de Janeiro noch Hauptstadt Brasiliens war, befanden sich in Santa Teresa die ausländische Botschaften. Viele der alten Prachtbauten scheinen in einen Dornröschen-Schlaf verfallen zu sein. Bis vor wenigen Jahren verkehrten die beiden letzten Straßenbahnlinien Rios noch in diesem Stadtteil. Die Straßenbahn - Bonde - war ein echter Touristenmagnet und man konnte mit ihr bis zum Corcovado auf dem die riesige Christusstatue steht, fahren. Nach einem schweren Unfall mit 5 Todesopfern wurde der Betrieb im August 2011 vorübergehend eingestellt und soll zu den Olympischen Spielen 2016 wieder aufgenommen werden, woran die Brasilianer aber selbst nicht mehr glauben.

Den letzten Abend unserer Weltreise verbrachten wir in einem der besseren Restaurants Rio de Janeiros hier in von Santa Teresa und ließen unsere Gedanken noch einmal durch alle Stationen unserer Weltreise wandern.
Am Donnerstagnachmittag traten wir dann endgültig unsere Heimreise an. Es ging von Rio de Janeiro über London nach Frankfurt, wo uns schon unsere Tochter mit ihren Kindern erwartete. Nach einer stürmischen Begrüßung ging es dann auf dem schnellsten Weg nach Oberbieber, wo und der Rest der Familie erwartete. Das es nach fast fünf Monaten von allen Seiten viel zu erzählen gab, braucht man sicher nicht besonders zu erwähnen.
Wir haben auf unserer Reise sehr viel gesehen und viele wunderbare Menschen auf drei Erdteilen kennengelernt, freuen uns aber nun auch wieder im vertrauten Kreis zu sein.