An die Copacabana und auf den Zuckerhut

13.04.2014 Rio de Janeiro
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Nach dem Höhepunkt des Vortages, verliefen die beiden folgenden Tage zwangsläufig wenig spektakulär. Am Dienstag Vormittag spazierten wir zu den warmen Wassern - Aguas Calientes - , die nur wenige Meter von unserem Hotel, aber bereits mitten im tropischen Urwald entspringen. Diese Quellen haben dem Ort ihren eigentlichen Namen gegeben. Bereits die Inkas badeten in diesen Quellen und wir haben es ihnen gleichgetan.



Am Nachmittag ging es zurück zum Bahnhof von wo uns die Eisenbahn wieder nach Pachar brachte und von dort aus ging es mit dem Bus direkt nach Cusco. Der Wettergott machte uns den Abschied leicht. Es regnete und schnell wurde es dunkel, so dass von der Landschaft kaum etwas zu sehen war.



Für Mittwoch hatten wir noch einmal einen halbtägigen Ausflug gebucht, der uns erst zu den Salinen von Maras und anschließend zu den Agrokulturen der Inka nach Moray führte. Die Salinen wurden, wie fast alle Naturresourcen in der Gegen von Cusco, ebenfalls bereits von den Inka genutzt. Eine relativ hoch gelegene Quelle, mit einen Salzgehalt von 40 bis 50 Prozent, ergießt ihr Wasser in über 5800 Becken, die in den Hang hinein gebaut sind. Nachdem das Wasser verdunstet ist, kann das Salz abgeschöpft werden.



Dem so gewonnenen Salz werden allerlei Heilkräfte zugesprochen. Wir haben 4 verschiedene Sorten gekauft, deren Wirkung wir von Freunden und Bekannten, denen wir das Salz als Geschenk mitbringen, testen lassen.
Die Agrikulturen von Moray waren die landwirtschaftliche Versuchsanstalt der Inka. Sie haben dort in mehreren Talkesseln meist kreisrunde Terrassen angelegt. Die größte und besterhaltene Anlage besitzt insgesamt 22 Ebenen. Die Kesselform und die Lage der Terrassen im Fels bewirken, dass sich auf den einzelnen Ebenen deutliche Temperaturunterschiede einstellen, was die Inka für den Anbau unterschiedlicher Feldfrüchte nutzten. Auf den unteren Ebenen konnten tropische Pflanzen angebaut werden, auf obersten Terrassen wuchsen Kartoffeln.



Sowohl der Donnerstag als auch der Freitag waren reine Reisetage. Donnerstag ging es zunächst von Cusco via Lima nach Santiago de Chile, wo wir wieder unmittelbar am Flughafen übernachteten. Damit waren wir auch wieder auf uns gewohnten Höhen angelangt. Nicht dass uns die 3500 m von Cusco besonders viel ausgemacht hätten, von der Höhenkrankheit blieben wir Gott sei Dank verschont, aber angenehmer sind uns die tieferen Lagen doch. Am Freitagmittag starteten wir dann zu der letzten Station unserer Weltreise, nach Rio de Janeiro. Nach knapp 4 Stunden Flugzeit hatten wir dann auch dieses Ziel erreicht. Es war bereits dunkel und sehr, sehr warm. Ein Taxi zu finden war nicht schwer, aber einen Geldautomaten am Flughafen zu finden, das ist uns nicht gelungen. Also mussten wir unsere Barreserven angreifen und nach klassischer Art Geld tauschen, natürlich zu einem wesentlich ungünstigeren Kurs. Das ist uns übrigens auch in den nächsten Tagen nicht gelungen. Es gibt zwar Automaten, aber die akzeptieren unsere Karten nicht.



Unser Hotel lag im Stadtteil Santa Teresa, etwa 21 km vom Flughafen entfernt. Santa Teresa war der Stadtteil der Europäer und ist heute eins der Künstlerviertel von Rio. Die Fahrt dorthin kam uns unendlich lang und auch ein wenig gruselig vor, aber nach gut 30 Minuten war das Hotel erreicht.
Der Wetterbericht versprach für die beiden kommenden Tage noch recht ordentliches Wetter. Ab Sonntagabend sollte es regnen und gewittern und so kam es auch. Für uns galt daher, die kommenden Stunden so optimal zu nutzen, wie möglich. Die Frage war nur, womit fangen wir an und wie kommen wir am besten dorthin. Am Samstagmorgen beim Frühstück haben wir dann etwas im Internet recherchiert und fanden eine Schweizerin, die hier ihre Dienste als Reiseführerin anbietet. Angerufen, Glück gehabt, Preis ausgehandelt, Uhrzeit vereinbart.
Bevor uns Susanna am Mittag abholte, hatten wir noch ausreichend Zeit, den Weg zur nächsten U-Bahn zu erkunden.



Santa Teresa liegt auf einem der vielen Hügel von Rio de Janeiro und die U-Bahn verkehrt auf zwei Linien natürlich nur im ufernahen Bereich. Die Entfernung zur der Station betrug zwar nur 1.4 km, aber gleichzeitig mussten wir auch fast 150 Meter bergab und was bei den Temperaturen noch viel schlimmer war, anschließend wieder bergauf.



Unser Hotel lag in einer besseren bis sehr guten Wohnlage, was uns bei unserem Spaziergang zur Bahn aber sofort auffiel, war, dass es so gut wie kein Haus gibt, das nicht durch extreme Sicherungsvorkehrungen geschützt ist. Zwei bis drei Meter hohe Zäune, zusätzliche Videokameras und Wachpersonal scheinen die Regel zu sein. Wir haben uns zumindest tagsüber nicht bedroht gefühlt und bei Dunkelheit gehen wir halt nicht zu Fuß.
Pünktlich zur Mittagszeit erschien Susanna in unserem Hotel und kutschierte uns mit ihrem privaten PKW sicher durch die Millionenmetropole. Zuerst ging es in die Innenstadt.
Auf der Fahrt dorthin stiegen wir aus und gingen die vom Künstler Jorge Selarón Rios geschaffene Fliesentreppe hinunter. Nachdem er seine eigene Fliesensammlung hier verarbeitet hatte, schickten ihm Menschen aus aller Welt Fliesen zu, die er an der Treppe anbrachte, u.a. auch viele aus Deutschland.



Es war Samstagnachmittag und entsprechend leer waren die Straßen. Wie in allen Ländern Lateinamerikas spielen auch in Brasilien die Kirchen eine besondere Rolle. Wir besuchten daher zuerst die moderne, aus den 1960er Jahren stammende Kathedrale. Ob man sie schön finden muss, wissen wir nicht, sie ist aber in ihrer Betonarchitektur zu mindest interessant. Der hohe, kegelförmige Innenraum wird an der Decke durch ein riesiges, aus Glasbausteinen bestehendes, symmetrisches Kreuz abgeschlossen, welches die nach allen Richtungen offene Haltung der Katholischen Kirche symbolisieren soll. Rios ursprünglicher, vollständiger Name lautet ""Sao Sebastia do Rio de Janneiro"" und so ist es natürlich selbstverständlich, dass die Kirche dem heiligen Sebastian geweiht ist.



Nächste Station war die ""Praça Floriano"", einer der schönsten Plätze der Stadt, an der neben anderen imposanten Bauten auch das Teatro Municipal do Rio de Janeiro liegt, das neben dem Theater auch die Oper beherbergt. Es soll eines der schönsten Opernhäuser Südamerikas sein. Leider fehlte für eine intensivere Besichtigung die Zeit. Vielleicht holen wir es in den kommenden Tagen nach.



In der Stadtgeschichte Rios spielen Klöster eine herausragende Rolle. Wir besuchten das Sao Bento Monastery, eines der wichtigen Klöster des Landes. Der Bau des Klosters begann im 17. Jahrhundert und im Laufe der Zeit hat man immer wieder das Gebäude ergänzt und verändert. Ein Publikumsmagnet sind die zahlreichen wertvollen Gemälde, Goldarbeiten und vergoldete Holzschnitzereien. Regelmäßig während der Messe kann man dem gregorianischen Chor lauschen - ein Erlebnis der besonderen Art. Das Kloster wird von der UNESCO geschützt.



Die letzte Station in der Innenstadt war das Sambadrom, während des Karnevals in Rio der Nabel der Welt, aber für den Rest des Jahres eher eine triste Parademeile.
Den Abschluss der Führung machten wir dann auf dem Berg Corcovado. Auf der Fahrt dorthin fuhren wir auch durch einige Favelas, die Armenviertel von Rio, in denen es im vergangenen Jahr zu Unruhen wegen den immensen und unsinnigen Kosten für die Fussball WM und die Olympiade im Jahr 2016 gekommen ist.



Auf dem Corcovado steht die weltbekannte Christusstatue, die schützend die Arme über die brasilianische Metropole ausbreitet. Von dem 710 m hohen Berg hat man den perfekten Überblick über die Stadt, die Bucht und die vorgelagerte Inselwelt Rio de Janeiros.



In Santa Teresa gibt es eine ganze Reihe netter Restaurants, die fast ausschließlich von den Einheimischen besucht werden. Wir fanden ein nettes Fischrestaurant und schlossen diesen Abend zufrieden ab.
Am Sonntag waren wir wieder auf uns selbst gestellt. Da der Wetterbericht für Anfang der Woche immer schlechter wurde, haben wir uns für diesen Tag die beiden Sehenswürdigkeiten vorgenommen, für die ein halbwegs gutes Wetter unabdingbar ist: den Zuckerhut und die Cobacabana.
Es ging wieder von Santa Teresa 150 Höhenmeter bergab zur U-Bahnstation ""Gloria"", dann vier Stationen weiter und zu Fuß an die Talstation der Seilbahn. Es war furchtbar schwül und der Schweiß dran aus allen Poren, obwohl unser Weg nur bergab und über ebene Straßen führte.



Die Seilbahn führt in zwei Etappen auf die Spitze des Zuckerhuts, diesem markanten Granitfelsen, von dem aus man ebenfalls einen schönen Blick auf die Stadt und die Copacabana genießen kann. Nachdem wir allen Winkeln des Felsens unsere Aufwartung gemacht und Dutzende Bilder geschossen hatten, ging es wieder mit der Seilbahn bergab und weiter zum Strand der Strände, zur ""Copacabana"". Dieser Strand ist sicher neben der Riviera der bekannteste Strand der Welt, 4 km lang, Sand und Palmen. Den Namen hat dieser Strand, weil angeblich im 17. Jahrhundert hier in einem Schiffsfrack ein Bild der Muttergottes von Copacabana in Bolivien gefunden wurde. Diesen Wallfahrtsort am Titicacasee haben wir vor vier Jahren bei unserer Panamericana-Tour besucht.



Inge hat das Wasser getestet und es war ihr zu kalt. Ich habe dann sogar freiwillig auf einen Test verzichtet. Dafür haben wir aber unmittelbar an der Avenida Atlantica in einen Restaurant lecker gegessen und uns anschließend wieder auf den Weg zurück zu unserem Hotel gemacht.
Der Aufstieg nach Santa Teresa war die Hölle, 31° C, 99% Luftfeuchtigkeit. Oben angekommen war keine Kleidungsstück, inklusive der Socken mehr trocken. Es half nur noch eins: ausziehen, duschen und Wasser trinken. Wir waren noch keine 5 Minuten im Zimmer, als es auch schon anfing zu regnen und das hielt die ganze Nacht über an.

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