Mit Hindernissen

16.03.2014 Nabier
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Die ersten zweieinhalb Tage der Woche waren für die Katz. Um den Ablauf in allen Einzelheiten zu schildern, fehlt hier einfach der Platz und mir die Lust. Deshalb nun nur eine kleine Chronologie der Ereignisse.



- Sonntag 17:00 Uhr: Onroad Service von UNITED/ALPHA angerufen, Problem gemeldet.
- Montag 8:00 Uhr: UNITED/ALPHA erneut angerufen
- Montag 8:30 Uhr: Mechaniker des Automobilclubs von Neuseeland trifft ein.
- Montag 9:00 Uhr: zusätzliches Problem: Lenkradsperre blockiert. Mechaniker erstellt Analyse: Reifen defekt, Schlüssel defekt. Meine Analyse: Reifen defekt, Spur verstellt, Schlüssel nicht defekt, Elektronik defekt oder Lenkradschloss klemmt.
- Montag 9:30 Uhr: Mechaniker zieht ab, will Reifen bestellen und Ersatzschlüssel anfordern. Sollen beide bis Dienstagmittag eintreffen.
- Dienstag 14:00 Uhr: Versuch Mechaniker anzurufen. Nicht zu erreichen, sei eine halbe Stunde unterwegs. Reifen seien eingetroffen, Schlüssel unklar. Mechaniker meldet sich sofort.
- Dienstag 15:00 Uhr: Service von UNITED/ALPHA in Auckland angerufen. Nimmt die Sache in die Hand.
- Dienstag 15:30 Uhr: wie vereinbart Service wieder angerufen. Andere Werkstatt beauftragt. Abschleppwagen sei unterwegs.
- Dienstag 15:45 Uhr: Abschleppwagen eingetroffen. WOMO kann nicht abgeschleppt werden, da Räder eingeschlagen sind und Lenkradsperre weiterhin blockiert.
- Dienstag 16:00 Uhr: Chef der Werkstatt trifft ein. Erstmals ein wirklich kompetenter Mechaniker. Erkennt sofort, das nicht der Schlüssel die Ursache ist, sondern die Mechanik im Auto.
- Dienstag 16:30 Uhr: Lenkradsperre gelöst und WOMO kann aus eigner Kraft in die Werkstatt fahren.
- Dienstag 16:45 Uhr: Feststellung, falsche Reifen wurden bestellt und geliefert. Werkstattleiter telefoniert im Umkreis von 200 km nach Reifen.
- Dienstag 17:00 Uhr: Mitarbeiter richtet Spur.
- Dienstag 17:00 Uhr: Telefonat mit Auckland, Ummut dargelegt und Notfallplan angefordert. Ersatzschlüssel nicht auffindbar.
- Dienstag 17:30 Uhr: Ein Reifen in Fox Glacier -120 km Luftlinie entfernt - aufgetan.
- Dienstag 17:35 Uhr: Lösungsidee, ein neuer Reifen und Ersatzrad. Ergebnis: Ersatzrad im gleichen Zustand wie bemängelte Reifen.
- Dienstag 18:00 Uhr: Werkstattchef sucht weiter nach Reifen. Spur soweit gerichtet. Ersatzrad montiert. Fahrt zurück zum Caravan Park. Suche für Dienstag abgebrochen.
- Mittwoch 8:00 Uhr: Fahrt zur Werkstatt. Chef wartet auf Rückruf von Reifenfirmen. Ersatzschlüssel weiter verschwunden.
- Mittwoch 8:10 Uhr: Rückruf. Zwei Reifen in Queenstown - 140 km Luftlinie, 400 km Straße - gefunden.
- Mittwoch 8:30 Uhr: Abflug mit Flugzeug des Werkstattchefs Richtung Queenstown. Herrlicher Flug über Berge und Gletscher.
- Mittwoch 9:20 Uhr: Landung in Queenstown. Reifen einladen.
- Mittwoch 9:25 Uhr: Start in Queenstown.
- Mittwoch 10:20 Uhr: Landung in Haast.
- Mittwoch 10:55 Uhr: WOMO fahrbereit.
- Mittwoch 11:00 Uhr: getankt und ""on road"" - Ersatzschlüssel nicht auffindbar.




Das große Ärgernis sind aber nicht nur die knapp zweieinhalb Tage, die wir in Haast verloren haben, sondern auch, dass für die knapp 700 km auf der Landstraße bis Picton jetzt nur noch eineinhalb Tage zur Verfügung stehen. Da bleibt für Besichtigungen, Spaziergänge und Relaxen kaum Zeit. Wenn wir die schleppende Abfertigung in Christchurch und den Werkstattbesuch am Dienstag der Vorwoche noch hinzurechnen, gingen uns durch den sehr schlechten Zustand des Fahrzeugs, die mangelnde Qualifikation des ersten Mechanikers und des schlechten Service von UNITED/ALPHA in Christchurch mehr als fünf Tage verloren. Das allerschlimmste aber ist, dass uns diese Firma mit einem nicht verkehrssicheren Fahrzeug auf die Straße ließ und damit die Gesundheit von Inge und mir gefährdete. Das wird mit Sicherheit noch ein Nachspiel haben.
Hätten wir nicht das Glück gehabt, beim zweiten Versuch mit der Firma Johnston Motors Haast, an einen äußert freundlichen, hilfsbereiten und kompetenten Fachmann zu gelangen, hätte unser Aufenthalt u.U. noch länger gedauert.
So, nun genug geärgert. Es gibt ja auch noch schöne Erlebnisse, über die wir an dieser Stelle viel lieber berichten.
Mit dem Begriff ""warten"" sind ansonsten die Ereignisse der ersten beiden Wochentage umfassend beschrieben. In Haast leben knapp 300 Einwohner, die sich auf drei getrennte Ortsteile und das nähere Umfeld verteilen. Während der drei Tage die wir dort waren, waren wir die Attraktion des Dorfes; denn unser Pech hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet.
Am Mittwochmorgen hatte ich dann das Glück, mit nach Queenstown fliegen zu können. Es zeigte sich, dass der Chef der Werkstatt auch ein erfahrener Pilot ist und das kleine Flugzeug elegant und sicher steuerte. Die eingeschlagene Route führte durch die Gletscherwelt der mehr als 3000 m hohen Berge der südlichen Alpen. Der Augenblick, an dem das Flugzeug die niedrige hängende Wolkendecke an der Westküste durchstieß und der Blick auf die Berge, schneebedeckten Hänge und Gletscher frei wurde, war atemberaubend. Sowohl der Hin- als auch der Rückflug waren nicht nur sehr schön. Diesen Teil der grandiosen Bergwelt der Südinsel bekommen sicher nicht viele Touristen zu sehen; denn hier gibt es weder Straßen noch Tracks und die Sightseeing Flüge gehen fast alle weiter nach Norden, zum Mount Cook.



Nachdem zwischen uns und der Straße wieder ausreichend Gummi war, starteten wir umgehend. Von Haast bis Greymouth führt die A6 ziemlich exakt nach Nordosten und es wechseln sich küstennahe und bergige Streckenabschnitte ab.
Zwischen Haast und Greymouth sind fast alle Brücken über die Bäche und Flüsse noch einspurig. Wir hoffen, dass dies auch noch lange so bleibt; denn es verleiht der Fahrt an der Westküste einen Hauch von Abenteuer. Die längste und auch eine der schönsten erreicht man kurz hinter dem Ortsausgang von Haast. Sie führt über den Haast River. Die Brücke ist immerhin 737 m lang und hat zwei ""passing bays"", damit entgegenkommender Verkehr ausweichen kann.



Nach Norden wurde die Wolkendecke immer dichter und ließ kaum mehr einem Sonnenstrahl bis zum Boden durch. Das ist deshalb schade, weil Gletscher eben nur wirken, wenn sich ihr Weiß gegen den blauen Himmel deutlich absetzt.
Den Fox Glacier, einem der drei großen Gletscher, der neben dem Franz Josef Glacier und dem Tasman Glacier seinen Ursprung im Bergmassiv des Mount Cook hat, erlebten wir daher nur als einen anderen grauen Flecken am Berg, als die Wolken.



Ähnlich ging es uns auch an dem etwa 20 km weiter nördlich gelegenen Franz Josef Glacier. Das Wetter wollte uns scheinbar ärgern; denn als wir am nächsten Morgen vom ca. 70 km Luftlinie entfernten Greymouth nach Süden schauten, leuchteten uns die Berge und Gletscher frech entgegen.



Greymouth hat knapp 10 000 Einwohner und ist das wirtschaftliche Zentrum der etwa 600 km langen Westküste von Haast im Süden bis Karamea im Norden. Hier trifft auch die aus Christchurch kommende Eisenbahnlinie auf die Westküste. Greymouth hat einen hübschen Bahnhof und ein paar nett hergerichtete Häuser aus der Gründerzeit, bietet aber ansonsten mit seinen schmucklosen Zweckbauten wenig Anreize.
Den ersten Halt am Donnerstag legten wir nach etwa 40 km an den Pancake Rocks, interessanten Felsformationen ein, die durch die Auswaschungen der Wellen entstanden sind. Ihren Namen verdanken sie dem schichtartigen Aufbau der Felsen, die wie aufeinander gelegte Pfannkuchen aussehen.



Wir folgten der Küstenstraße weiter bis kurz vor Westport. Die Wolkendecke schien uns an diesem Tag zu verfolgen, konnte uns aber bis Picton nicht mehr einholen. Hier bogen wir in die Lower Buller Gorge ein und folgten dem Buller River bis fast an seine Quelle im Lake Rotoiti, bei St. Arnaud, einem bekannten Skiort auf der Südinsel. Unterwegs legten wir mehrfach Fotostopps ein, um die schönen Landschaftsbilder festzuhalten.



Zwischendurch wird das Flusstal mal breiter, mal enger und teilweise auch sehr eng. Dort, wo sich der Fluss seinen Weg durch eine besonders enge Felsschlucht bahnen muss, haben die Neuseeländer wieder eine kleine Attraktion aufgebaut, um den Adrenalinspiegel zu erhöhen. Auf der Swinging Bridge - siehe Bild - kann man den Fluss überqueren und anschließend an einem über die Schlucht gespannten Seil wieder ans andere Ufer zurück gleiten. Wir haben uns auch für den Rückweg für die Brücke entschieden.



In St. Arnaud erreichten wir auch die Passhöhe von ca. 900 m. Nach dem ersten Abstieg ging es durch das sehr breite Hochtal des Wairau Rivers auf langen Geraden unserem Tagesziel entgegen. Dabei durchquerten wir die scheinbar endlosen, maschinengerechten Weinfelder, auf denen die Trauben des Marlborough Weins reifen. Es war Erntezeit und die Trauben wurden mit riesigen Vollerntern gelesen.



Bei Sonnenschein und frischen Temperaturen erreichten wir am späten Nachmittag Picton. Picton ist mit seinen 3 000 Einwohnern ein kleines verschlafenes, aber hübsches Städtchen, dass nur dann zum Leben zu erwachen scheint, wenn eine Fähre aus Wellington eintrifft.
Wir bummelten durch die wenigen Straßen und an der Hafenpromenade entlang und genossen den letzten Abend auf der Südinsel Neuseelands.



Freitagmorgen hieß es mal wieder früh raus, frühstücken, Auto für die Fähre herrichten und ab in den Hafen. Bereits um 8 Uhr wurde der Check In geschlossen und um 9 Uhr legte das Schiff ab in Richtung Wellington. Bevor die offene See erreicht wurde, ging es zunächst durch den Queen Charlotte Sound und dann durch den Tory Channel und am Arapawa Island vorbei. Die Cook Strait trennt die Nord- von der Südinsel und ist an ihrer engsten Stelle nur etwa 25 km breit. Nach zweieinhalb Stunden erreichten wir den Wellington Harbour, die große Bucht an der die neuseeländische Hauptstadt liegt und nach einer weiteren Stunde legt das Schiff am nördlichen Stadtrand von Wellington an.



Wir suchten uns einen zentrumsnahen Parkplatz und durchstreiften anschließend bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein die Innenstadt. Mit der Cable Car ging es auf einer 628 m langen und steilen Strecke hinauf zum Botanischen Garten, von dem aus man einen tollen Blick auf die Stadt und die Bucht genießen kann. Zurück im Stadtzentrum besuchten wir noch den Bienenkork, das neuseeländische Parlament, bummelten am alten Gouverneurspalast vorbei und spazierten über die Hafenpromenade zurück zum Auto.
Unseren Stellplatz fanden wir an dem Abend in Lower Hutt, von dem wir sonst nicht viel sahen.



Samstag ging es dann über Upper Hutt und von dort über die ""classic new zeeland wine trail"" nach Martinborough und von dort weiter nach Dannevirke.



Außer in unmittelbarer Umgebung von Martinborough haben wir kaum Rebstöcke gesehen, nur die Schilder am Straßenrand zeigten uns an, dass wir richtig waren. Zwar ist der Ort viel kleiner als das deutsche St. Martin an der Weinstrasse, aber sie haben nicht nur Ähnlichkeit im Namen, sondern auch im Flair.



Viel mehr als Wein, scheint hier Rindfleisch und Schafswolle zu wachsen. Als wir unser Tagesziel Dannevirke erreichten, hatte der Himmel mal wieder sein bestes graues Kleid angelegt und es regnete leicht. Der Vorteil davon war, ich fand endlich Zeit, diesen Bericht zu schreiben.
Zu Dannevirke gibt es nicht viel zu erzählen. Im Ort leben ungefähr 5 500 Einwohner, deren Vorfahren skandinavische Einwanderer waren und die den Wikinger-Nimbus pflegen, was durch entsprechende Hinweise und Bilder sichtbar wird.



Anders sieht das mit Napier aus, das ca. 130 km entfernt am Pazifischen Ozean liegt. Die Industriestadt besitzt den bedeutendsten Hafen der Ostküste und zählt immerhin 55 000 Einwohner.



Für Touristen wurde Napier aber durch ein großes Unglück bekannt. Im Februar 1931 zerstörte ein Erdbeben die Stadt fast vollständig. Durch das Erdbeben wurde der Boden um bis zu 2.7 m gehoben, wodurch 40 qkm Neuland entstand. Auf diesem Gelände wurde die neue Stadt im ""Art Deco"" Stil erbaut. Aus Geldmangel durften hier Architekturstudenten ihre Ideen verwirklichen, was der Stadt nicht schlecht bekommen ist.





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