Das Outback II
09.02.2014 Katharine
Unser nächstes Ziel hieß Alice Springs, die Metropole im roten Zentrum Australiens. Von Kings Canyon ging es zurück über die Luritja Road zum Lasseter Highway und von dort wieder nach Erldunda am Stuart Highway. Anfangs war der Himmel nur aufgelockert bewölkt, aber je näher wir dem Stuart Highway kamen, desto dunkler wurden die Wolken und wir wurden von einem kräftigen Gewitter überrascht. Die Temperatur hatte sich zwischen 30° und 35° eingependelt, dafür stieg aber merklich die Luftfeuchtigkeit. Bis nach Alice Springs wechselten immer wieder Schauer und Sonnenschein ab. Ein Vorteil davon ist, dass die Waldbrandgefahr inzwischen gegen Null geht.

Die Stadt selbst ist schnell erkundet. Auf unserer Suche nach dem Visitor Center sind wir bereits an allen wesentlichen Punkten vorbei gekommen. Die Stadt macht wieder diesen für Australien typischen, aufgeräumten Eindruck. Sie erlangte ursprünglich als Verstärker-Station der Telegraphenlinie Adelaide - Darwin und als Eisenbahndrehpunkt Bedeutung. Heute scheint sich das Meiste um den Tourismus zu drehen.
Von Alice Springs aus wollten wir die westliche MacDonnell Ranges erkunden, was uns aber leider nicht ganz geglückt ist. Morgens war der Himmel immer noch sehr stark bewölkt und kräftige Schauer verzögerten immer wieder unseren Start. Die MacDonnell Ranges sind ein Gebirgszug, der sich von Alice Springs sowohl in östliche als auch in westliche Richtung erstreckt und dessen Berge bis über 1700 m reichen. Gegen 11 Uhr glaubten wir, das Wetter habe sich soweit stabilisiert, dass wir unseren Ausflug wagen könnten. Unser erstes Ziel, das Simpson Gab, erreichten wir auch noch halbwegs trocken, so dass wir den kurzen Fußmarsch bis unmittelbar zum Gab auch noch wagen konnten. Für richtig schöne Bilder fehlte zwar die Sonne, aber man muss auch einmal mit weniger zufrieden sein.

Auf dem Weg zum nächsten Ziel, dem Stanley Chasm kamen die Wolken dem Erdboden immer näher und man konnte teilweise die Berge nicht mehr erkennen. Das Stanley Chasm ist ein Gebirgskessel, der sich besonders durch seine kräftig roten Felsformationen auszeichnet. Als wir dort ankamen regnete es nur, so dass wir noch nicht einmal einen Fuß vor unser Auto setzten. Wir gaben dem Wetter noch einmal eine Chance sich zu bessern, in dem wir dort eine Mittagspause einlegten. Aber nein, es gab keine Besserung und wir brachen hier unsere Erkundungsfahrt ab. Auf der Rückfahrt mussten wir schon durch einige Floodways, die zwar noch sehr wenig Wasser führten, aber es spritzte schon ganz ordentlich.

In Alice Springs besuchten wir noch den ANZAC Hill, von dem aus man einen guten Blick über die Stadt erleben kann - und bei Sonnenschein sicher auch einen sehr schönen.

Pünktlich zur Abreise aus Alice Springs am Mittwochmorgen war auch das Wetter wieder deutlich besser. Auf unserer Fahrt nach Norden konnten wir links und rechts der Straße die Berge der MacDonnell Ranges aus der Ferne betrachten. Schade, aber so ist es nun mal.
Unseren ersten Stopp legten wir nur wenige Kilometer nördlich von Alice Springs ein. Genau am Breitengrad 23° 26` und 16"" überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks und erreichten damit tropische Gefilde.

Der Stuart Highway brachte uns auf manchmal endlos scheinenden Geraden zügig voran. Die Landschaft wurde mit jedem Kilometer immer grüner und immer öfter stand Wasser rechts und links der Straße in den Gräben. In Barrow Creek hatten wir in etwa das halbe Tagespensum geschafft. An der alten Telegraphen-Station füllten wir den Tank auf und machten eine kurze Mittagspause, bevor es weiter nach Norden ging.

Wieder ging es fast immer nur gerade aus. Abwechslung brachten dann etwa 100 km vor unserem Tagesziel die Devils Marbles. Als ""Karlu Karlu"" sind diese durch Verwitterung rund geschliffenen Granitblöcke Heiligtümer der hier ansässigen Aborigines. Um die Gesteinsformationen besser betrachten zu können, verlässt man den Stuart Highway nach rechts und fährt ca. 2 km auf dem Old Stuart Highway. Man bekommt dabei einen recht guten Eindruck davon, wie schmal der alte Highway bis vor wenigen Jahren gewesen sein muss.

Eine gute Stunde später ereichten wir dann unser Tagesziel Tennant Creek. Tennant Creek ist mit gerade einmal 3000 Einwohnern eine der größeren Städte im australischen Outback und gleichzeitig Verkehrsknotenpunkt. Der Ghan, die Eisenbahn von Adelaide nach Darwin hat hier eine Station und der Barkly Highway zweigt wenige Kilometer nördlich der Stadt nach Osten ab und verbindet das ""Rote Herz"" Australiens mit den Städten an der Ostküste. Vor gerade einmal 80 Jahren begann hier auch der große Goldrausch. Die Vorkommen wurden bis in die 2000er Jahre abgebaut und gelten noch nicht als erschöpft.

Wenige Kilometer nördlich der Stadt besichtigten wir auch die alte Telegraphen-Station aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die weitgehend im Original erhalten ist. Noch einige Kilometer weiter kommt man an der Stelle vorbei, bis zu der John McDouall Stuart, nach dem der Highway benannt wurde, im Jahre 1860, aus dem Süden kommend, gelangte, bevor ihn die Aborigines zur Umkehr zwangen. Sein Versuch 2 Jahre später war erfolgreicher.
Nach gut 400 km erreichten wir Daly Waters. Daly Waters war ursprünglich auch eine Telegraphen-Station. Bedeutung erlangte der Ort allerdings erst durch seinen Flughafen, von dem aus die australische Fluggesellschaft Qantas ihre ersten internationalen Flüge startete. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wandelte der Flughafen sich dann zu einem Militärflughafen. Heute legen viele Reisende auf dem Stuart Highway wegen der aus dieser Zeit stammenden urigen Kneipe ""Daly Waters Pub"" eine Verschnaufpause ein, die sich auf jeden Fall lohnt - so auch wir.

Noch einmal mussten 180 km bis zu unserem Tagesziel Mataranka bewältigt werden. Am Ziel angekommen, wurden wir mit einer Termalquelle in einem tropischen Urwald belohnt. Während wir im Termal Pool relaxten begann es zu regnen, was schade war, aber für den Februar normal ist; denn hier im Norden bestimmt um diese Jahreszeit der Regen das Wettergeschehen.

Die gut 400 km der letzten Etappe auf unserem Weg nach Darwin standen für Freitag an. Über a href= http://de.wikipedia.org/wiki/Katherine>Katherine undPine Creek ging es weiter nach Norden. Beiden Orten werden wir auf unserem Rückweg aus dem Kakadu Nationalpark mehr Aufmerksamkeit schenken. Wir wurden immer wieder von Schauern überrascht, die hier in den Tropen recht heftig sein können. Auf halber Strecke zwischen Pine Creek und Adelaide River verließen wir den modern ausgebauten Highway und fuhren die nächsten 70 km auf dem ""Old Stuart Highway"". Dieses Teilstück ist als Touristenstraße erhalten und führt über eine 5 bis 6 m breite, kurvenreiche Asphaltpiste durch eine wunderschöne, tropische Landschaft. Anders als auf dem modernen Highway, wo man zwar häufig das Schild ""Floodway"" sieht, mussten wir hier mehrfach, wenn auch durch absolut harmlose Bachläufe hindurch.

Man kann auf dieser Strecke ein Gefühl dafür entwickeln, wie es vor dem Ausbau des Highways gewesen sein muss, wenn einem hier die extrem bis zu 53 m langen ""Road Trains"" entgegen kamen. Seit Alice Springs begegneten uns immer wieder solche Ungetüme und je weiter wir nach Norden kamen, umso häufiger.

Noch etwas weckte seit Alice Springs unsere Aufmerksamkeit: Erst kleine, 20 bis 30 cm hohe, schlanke Erdhaufen waren rechts und links des Highways zu sehen. Sie wurden zunehmen höher und breiter und erreichten am alten Highway eine Höhe von bestimmt 3 m und an der Basis einen Durchmesser von mindestens einem Meter. Es handelt sich um Termitennester. Offensichtlich bietet die feuchte und warme Umgebung den Termiten beste Lebensbedingungen.

Die letzte Etappe auf dem Weg nach Darwin, war auch unsere Känguru-Etappe. Endlich sahen wir einmal mehr lebende Tiere, als tote am Straßenrand. Gegen 15 Uhr erreichten wir Palmerston, etwa 20 km südlich von Darwin.

Erst am Samstag legten wir dann die letzten Kilometer auf dem Stuart Highway zurück und damit war ein weiteres Ziel unserer Reise, nämlich die Durchquerung des australischen Kontinents von Süd nach Nord, geschafft.

Wir müssen gestehen, dass wir total falsche Vorstellungen von der Landschaft entlang des Stuart Highways hatten. Wir haben uns die Landschaft deutlich wüstenartiger und eintöniger vorgestellt und damit auch die Fahrt hierher wesentlich anstrengender. Das Gegenteil war der Fall. An der einen oder anderen Stelle hätten wir durchaus noch gerne etwas länger verweilt, als es unser Zeitplan vorsah.
Darwin ist die Hauptstadt der Northern Territory und nach unseren Begriffen eine Kleinstadt mit etwa 70 000 Einwohnern, also etwa so groß wie Neuwied. Für hiesige Verhältnisse ist es eine Metropole, mit allen zugehörigen Attributen, wie Parlamentshaus, Museen, Theatern, usw.

Wir hatten schönes Wetter und das heißt, dass um 13 Uhr die Sonne mit 87,5° fast senkrecht am Himmel stand. Der Spaziergang an der Hafenpromenade und durch die Mall entwickelten sich so fast zwangsläufig zu einer ständigen Suche nach Schatten und Abkühlung, die wir vorzugsweise in Geschäften oder Cafes fanden.
Für den Sonntag hatten wir uns eine ganze Menge vorgenommen. Es sollte von Darwin aus über den Arnhem Highway in den Kakadu Nationalpark gehen. Sicherheitshalber machten wir uns im Visitor Center in Darwin noch einmal mit den aktuellen Straßenverhältnissen vertraut. Es stellte sich heraus, dass bedingt durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage der Adelaide River den Highway unter Wasser gesetzt hat und es selbst für 4WD-Fahrzeuge kein Durchkommen gab. Also disponierten wir um und planten vom Süden über den Kakadu Highway unserem Ziel näher zu kommen. An der Rangerstation, Parkeingang, erfuhren wir dann, dass wetterbedingt auch die allermeisten Attraktionen des Parks geschlossen waren. Es machte also wenig Sinn, die vielen Kilometer zu fahren und doch überall vor verschlossenen Toren zu stehen. Damit war dieses Kapitel erledigt. Es ging dann auf dem Stuart Highway wieder Richtung Süden bis Katherine.

Unterwegs besuchten wir noch die Edith Falls und die Katherine Gorge, aber beide Sehenswürdigkeiten waren saison- oder wetterbedingt nur teilweise zugänglich. In Katherine stand am Sonntag die Sonne wirklich im Zenit und damit entwickelten sich unsere kurzen Ausflüge an beiden Sehenswürdigkeiten zu einer richtigen Tortur. Schade! Für den Norden Australiens sind wir halt einfach zur falschen Jahreszeit hier.
