Das Outback I

02.02.2014 Kings Canyon
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Die letzte Etappe hin zur Hauptstadt von South Australia ging durch eine sommerreife Agrarlandschaft. Teils war das Getreide schon geerntet, teils stand es noch auf den Halmen. Die Wiesen und Weiden waren bereits alle gelb und überall lagen die fertigen Heuballen bereit zum Abholen. Ansonsten gab die Landschaft nicht viel her, nur ab und zu sah man an der Bahnlinie riesige Getreidesilos. Etwas Abwechslung gab es erst wieder, als wir kurz vor unserem Tagesziel die Adelaide Hills kreuzten, deren Berge bis über 700 m reichen.
Adelaide ist eine moderne Großstadt mit etwa einer halben Million Einwohnern. Im Stadtzentrum findet man noch einige schöne Häuser aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, das Stadtbild prägen aber moderne Zweckbauten.



Die Stadt hat sich seit unserem letzten Besuch im Jahr 2002 stark geändert. Wir hatten sie etwas beschaulicher in unserer Erinnerung. Das mag natürlich auch an uns liegen.



Für uns gab es zwei wichtige Gründe Adelaide zu besuchen. Der erste ist, das Adelaide der Ausgangspunkt für unsere Durchquerung des australischen Kontinents von Süd nach Nord sein wird. Der zweite Grund ist aber mit Sicherheit genau so wichtig. In dem südlichen Vorort Warradale lebt unsere gute Freundin Helga, die wir auf unserem Trip natürlich unbedingt besuchen mussten und wollten. Sie erwartete uns bereits und bei dieser Gelegenheit lernten wir auch ihren Partner Manfred kennen. Es gab natürlich viel zu erzählen; über gemeinsame Bekannte in der alten Heimat, über Ereignisse in unserem Leben seit dem letzten Treffen und wir erhielten auch tolle Tipps und gute Ratschläge für unsere Weiterfahrt.



Am Mittwochmorgen nach dem Frühstück starteten wir dann zu unserem über 3000 km langen Trip nach Darwin, auf den wir uns schon besonders gefreut hatten. Zunächst ging es nach Port Pirie, wo wir unsere Vorräte für die kommenden heißen Tage auffüllten.



Nach Mittag ging es dann weiter Richtung Norden an Port Augusta vorbei, wo der Princes Highway endet und der Stuart Highway beginnt.



Wir kennen Port Augusta von früher und schenkten uns daher einen weiteren Besuch.
Es ging noch einmal 180 km weiter nach Norden, nach Woomera. Wenige Kilometer nördlich von Port Augusta änderte sich die Landschaft und wurde immer wüstenähnlicher. Die vergangenen Tage waren bereits mehr als warm, hier im Outback wurde es aber erst so richtig heiß. Die Höchsttemperatur lag deutlich über 40 Grad und abends um 22:30 lag sie immer noch bei schlappen 37 Grad. Unsere Klimaanlage im Wohnbereich des Wohnmobil schaffte es nicht mehr die Temperatur abzusenken. Erst als ich zusätzlich noch den Motor startete und die Klimaanlage des Führerhauses mithalf, wurden die Temperaturen langsam erträglich.



Neben den Temperaturen, gibt es noch eine Plage im australischen Outback: die Fliegen. Hier in der heißen Wüstengegend leben Myriaden von diesen kleinen Biestern. Diese Quälgeister sind deutlich kleiner als unsere Stubenfliegen, haben aber die unangenehme Eigenschaft, sich zu Dutzenden direkt auf einen Menschen zu stürzen, so bald der sich ins Freie wagt. Sie stechen nicht und beißen nicht, versuchen aber möglichst im Dreipack gleichzeitig in jede Öffnung des Kopfes, egal ob Augen, Ohren, Mund oder Nase, einzudringen und das nervt!! Mit diesen Plagegeistern werden wir wohl die nächsten Tage leben müssen.



Woomera, unser Tagesziel, ist ein kleiner verschlafener Ort in der Nähe des Stuart Highways, der seine größten Tage wohl während der Zeit des Kalten Krieges erlebt hat. Er war und ist das australische ""Cape Canaveral"". Hier testet die australische Armee ihre neuesten Spielzeuge.



Die Donnerstagsetappe durch das Outback war anfangs noch recht abwechslungsreich. Kurzer Wüstenbewuchs wechselte mit Buschlandschaft und Salzseen. Je weiter wir nach Norden kamen, desto eintöniger und kahler wurde die Landschaft. Die größte Abwechslung bestand darin, dass sich die Farbe des Asphalt von dunklem Anthrazit über Hellgrau und leicht Rosa, zu einem kräftigen Rot wandelte.



Nach rund 380 km erreichten wir Coober Pedy, die Opal-Hauptstadt der Welt, wie sie sich selbst nennt. Hier werden, neben anderen Bodenschätzen, die weltweit meisten Opale aus der Erde geschürft. Die Miner, die hier den Edelstein aus der Erde holen, reichen vom Einmannbetrieb bis zum multinationalen Konzern. Die Landschaft rund um Coober Pedy sieht aus, als ob riesige Maulwürfe überall ihre Hügel aufgeworfen hätten, nur dass es eben keine Tiere, sondern Menschen sind, die sich hier in die Erde wühlen.
Übrigens, Donnerstag erreichte das Thermometer satte 43° C und um 22 Uhr war die Temperatur um stolze 4° auf 39° C abgesackt, Freitagmorgen waren es dann nur 26° C, was richtig angenehm war, leider nur für kurze Zeit.
Bevor wir uns wieder auf den Track begaben, wie die Australier den Stuart Highway nennen, statteten wir der Stadt einen kurzen Besuch ab. Coober Pedy ist nämlich etwas besonderes: Die meisten Häuser sind in die Erde gefräst, nur die Eingänge sind überirdisch. Damit erreicht man, dass in den Wohnungen das ganze Jahr über angenehme 24° C herrschen, ganz ohne Heizung und Klimaanlage. So wie wir die Landschaft kennengelernt haben, kann man es eigentlich gar nicht glauben, aber im australischen Winter wird es hier auch richtig kalt. Auch die katholische Kirche des Dorfes ist bis auf den Eingang und den Glockenturm vollständig in den Hang gefräst.



Am Ortsausgang machten wir Stopp bei ""Toms Working Opal Mine"". Es ist eine typische Ein-Mann-Mine auf einem Claim, der gerade einmal 50 m x 100 m misst.



Es gab eine sieben Minuten lange Einführung über die Entstehung und Beschaffenheit des Opal und anschließend erkundeten wir die unterirdischen Stollen und Gänge, die der Miner, in der Hoffnung auf den ganz großen Opalfund in jahrelanger Arbeit in das Gestein gegraben hat. Ich glaube, dass er inzwischen mit den Eintrittsgeldern weitaus mehr verdient, als mit gefundenen Opalen.







Im Umkreis von 20 bis 30 km um Coober Pedy findet man Hunderte solch kleiner Minen. Hier wird die Erde ohne Rücksicht auf Verluste umgegraben und das nur, um den Menschen in aller Welt einen schönen Stein um den Hals zu hängen; denn Opal ist für andere Zwecke kaum zu gebrauchen.
Zwanzig Kilometer nördlich von Coober Pedy zweigt rechts eine 11 km lange Gravel Road zu den Breakaways Lookouts vom Highway ab. Hier hat man einen tollen Ausblick auf die Abbruchkante der Hochebene und auf die bunte Vielfalt der tiefer liegenden Wüstenlandschaft.



Zwischen Coober Pedy und Alice Springs gib es entlang des Stuart Highways keine erwähnenswerte Siedlung, außer einigen Road Häusern, an denen man rasten und tanken kann. Nach rund 480 km und fünf Stunden Fahrzeit beendeten wir unsere Tagestour am Road Haus Erldunda, wo der Lasseter Highway Richtung Ayers Rock abzweigt.
Es waren noch einmal 270 km bis zum Ayers Rock und wir hatten uns auf eine langweilige und eintönige Strecke eingerichtet, aber weit gefehlt: Je näher wir dem Uluru - Kata Tjuta Nationalpark kamen, desto abwechslungsreicher wurde die Landschaft. Die Rottöne wechselten mit hellem und sattem Grün, das niedrige Buschwerk mit richtigen Bäumen. Nur endlos flach war das Land. Die einzige Erhebung war, etwa auf halber Strecke, der Mount Conner. Ähnlich wie der Uluru steht er wie ein Solitär in der Landschaft. Die Struktur der beiden Erhebungen ist aber grundverschieden. Während der Uluru einem Monolith ähnelt, scheint der Mount Conner eher der Rest einer Hochebene zu sein, die an den Rändern stark abbröckelt.



Gegen Mittag war das Ayers Rock Resort in Yulara erreicht. In einem dorfartigen Komplex sind hier alle touristischen Einrichtungen zusammengefasst, so auch der Caravan Park, auf dem wir die kommende Nacht zu stehen gedenken. Da es für den Stellplatz noch etwas früh war, sind wir direkt zum Nationalpark durchgestartet. Er liegt etwa 12 km südlich des Resorts und schließt so wohl den Uluru - Ayers Rock, als auch die Kata Tjuta - Olgas - ein.



Der Uluru hat für die Anangu, ein Stamm der Aborigines, eine besondere mythische Bedeutung. Hier laufen viele ihrer Traumpfade zusammen, auf denen sie mit ihren Vorfahren kommunizieren und mit deren Hilfe sie ihr Weltbild beschreiben.



An den Kata Tjuta begegneten wir Carmelitta und Wolfgang, die Inge einige Tage zuvor schon einmal auf einem Rastplatz getroffen hatte. Sie stammen aus Bayern und gehören zu der verwegenen Gruppe von Wohnmobilfahrern, die im Herbst 2012 in Deutschland starteten, um mit dem eigenen Womo die Welt zu umrunden. Das war natürlich Grund genug, um mit ihnen den Abend zu verbringen und tolle Abenteuergeschichten aus erster Hand zu erfahren. Es wurde, wie nicht anders zu erwarten, ein gelungener Abend, doch bevor es so weit war, erlebten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang an den Kata Tjuta.



Es wurde spät und am Sonntagmorgen sollte es früh rausgehen; denn der Sonnenaufgang am Uluru war für 6:23 Uhr angesagt und der lässt sich bekanntlich nur schlecht verschieben. Aber wir haben es, wenn auch ohne Frühstück, rechtzeitig geschafft. Vom Sonnenaufgang haben wir eine Filmsequenz erstellt, deren Gelingen wir aber erst zu Hause überprüfen können.



Zum Frühstück kehrten wir noch einmal zum Resort zurück, bevor es kurz nach 8 Uhr zum nächsten Highlight des Outbacks, zum Kings Canyon weiterging. Auf zwei bekannten Walkways kann man den Canyon erkunden. Der Base Walk - Kings Creek Walk - ist relativ kurz und einfach zu gehen, der Kings Canyon Rim Walk dagegen ist wesentlich anspruchsvoller und dreimal so lang. Da muss man sich also entscheiden. Aber wie immer, wir hatten auch hier Glück. Die Nationalpark Verwaltung hat wegen der großen Hitze den Kings Canyon Rim Walk gesperrt und wir können jetzt mit gutem Gewissen behaupten, dass wir natürlich diesen Weg gewählt hätten, wenn es möglich gewesen wäre.



Der Kings Creek, der am Ende der Schlucht zu anderen Zeiten in einem Wasserfall herunterdonnert, führt im Moment leider gar kein Wasser. Er hat nach einer Erdverwerfung über Jahrtausende hinweg den Canyon ausgewaschen. Wir fanden nur ein einsames Wasserloch, dessen Vorräte aber scheinbar reichen, um auf dem Grund der Schlucht eine üppige und vielfältige Vegetation gedeihen zu lassen.

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