Die Great Ocean Road
26.01.2014 Kingston SE
Die Überfahrt nach Melbourne verlief ruhig. Der erhoffte klare Sternenhimmel blieb aus und man sah schon beim Sonnenuntergang, dass über dem Festland dunkle Wolken in der Überzahl waren. Gegen 7 Uhr am Freitag verließen wir gerade richtig vor Beginn der Rush Hour die Fähre und starteten direkt Richtung Westen. Es hatte angefangen zu regnen und das machte es uns leicht, auf einen Stadtbummel zu verzichten.
Auf der Gegenspur des Freeways stauten sich kilometerlang die Fahrzeuge, die in die Stadt hinein drängten. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt ließ der Verkehr langsam nach, dafür aber nahm der Regen kräftig zu. Nach weiteren 40 km hatten wir Geelong, eine Industriestadt am westlichen Ende der Port Phillip Bay, an der auch Melbourne liegt, erreicht. Wenige Kilometer südlich, bei Torquay, beginnt eine der schönsten Straßen der Welt, die Great Ocean Road. Ihr werden wir bis zum westlichen Ende bei Peterborough folgen. Die Great Ocean Road wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, um die Truppen schneller an der Küste verteilen zu können. Womit sich wieder einmal der - dumme - Spruch Heraklits in leicht abgewandelter Form bewahrheitet: ""Der Krieg ist der Vater aller - großartigen - Dinge"".

Zunächst sah das Wetter noch recht Trübe aus und wir hatten kaum Hoffnung auf die notwendigen Sonnenstrahlen, die das Zusammenspiel von Wasser, Fels, Sand und dem Grün der Landschaft erst so richtig schön machen. Aber wie fast immer, wir hatten mal wieder Glück. Mit jedem gefahrenen Kilometer wurden die Wolkenlücken größer und die türkisgrünen Wasserflächen ebenso. Ich hatte richtig Schwierigkeiten, den Fuß von der Bremse zu nehmen; denn wenn man glaubt ein schönes Foto im Kasten zu haben, kommt gleich das nächste noch schönere Motiv.

Nach ungefähr 100 km auf dem Kriegspfad erreichten wir Apollo Bay, unser Tagesziel. Übermorgen, am 26. Januar ist der Australia Day und damit endet auch die Ferienzeit in Australien. Das bedeutet aber auch, dass an diesem Wochenende noch einmal alles auf den Beinen, bzw. auf den Rädern ist. Entsprechend voll und knapp sind auch die Stellplätze und damit auch mehr als doppelt so teuer wie normal. Wir trösten uns damit, dass spätestens am 29. Januar der Spuk vorbei ist, weil erstens die Ferien zu Ende sind und zweitens wir uns dann ins Outback begeben.
Man sollte wirklich den Tag nicht vor dem Abend loben. Nachdem wir uns auf unserem Stellplatz eingerichtet hatten, machten wir uns auf den Weg in das City Center von Apollo Bay - was für ein schöner Name für 3 Geschäfte und 4 Restaurants in einem 300 Seelen Ort - und prompt wurden wir bis auf die Haut richtig nass.
Und weiter ging es westwärts auf der Great Ocean Road. Wir starteten wieder bei sehr durchwachsenem Wetter. Nach wenigen Kilometern erreichten wir den Great Otway National Park. Hier machte ein kräftiger Schauer dem Regenwald alle Ehre. Aber es blieb bei nur einem Schauer. Mitten im National Park führte uns ein Abstecher - fast - bis zum Leuchtturm am Cape Otway, aber 300 m vor dem Leuchtturm steht ein Kassenhäuschen und man verlangt 19.50 $ pro Person, nur um Leuchtturm unmittelbar zu sehen. Wir waren der Meinung, das muss nicht sein und gaben uns mit ein Blick durch unser Teleobjektiv zufrieden.

Auf der 12 km langen Strecke zum Kap kamen wir durch dichte und hohe Eukalyptuswälder und hier erlebten wir das, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten: Auf vielen Bäumen entlang der Straße dösten Koala Bären oder sie fraßen sich an den Blättern der Bäume satt. Wir machten an mehreren Stellen Pausen und beobachteten die putzigen Tiere.

Wenige Kilometer weiter Richtung Kap konnten wir aber auch den Schaden betrachten, den eine zu dichte Population der Tiere am Wald ausrichten kann. Eukalyptusbäume brauchen von Zeit zu Zeit das Feuer um sich zu regenerieren. Das Ausbleiben des Feuers und der Hunger der Tiere haben dazu geführt, dass die Bäume kahl wurden und dadurch abstarben.

Zurück ging es zur Great Ocean Road und weiter zu den ""Zwölf Aposteln"". Sie sind auf dem westlichen Teil der Touristenstraße wohl die Attraktion. Bei den Zwölf Aposteln handelt es sich um Felsblöcke, die der südlichen Steilküste unmittelbar vorgelagert sind.

Das Meer nagt seit Millionen von Jahren an der Küste und lässt dabei die etwas härteren Gesteinsbrocken etwas länger stehen. So entstanden diese klitzekleinen Inseln. Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat sich das Meer aber einige davon geholt und so zählt man aktuell nur noch acht Apostel. Der neunte wurde im Jahre 2005 von den Wellen besiegt.

Für die nächsten Kilometern westwärts brauchten wir eine ganze Menge Zeit; denn kaum hatten wir einem Scenic Lookout unsere Referenz erwiesen, wartete auch schon das Nächste.
Zwischen Port Campbell und Peterborough wartet zum Abschluss noch die ""London Bridge"" auf den Besucher. Bis 1990 bestand die London Bridge aus einer Landzunge, die an zwei Stellen unterspült war und dadurch das Aussehen einer Brücke besaß. An einem Januartag wurde der größere Bogen weggerissen und zurück blieb der Torso, wie wir ihn heute kennen.

Am Nachmittag machten wir dann noch einen großen Satz nach Westen, nach Narrawong an der Mündung des Surry Rivers in der Nähe von Portland.
Über Mount Gambier führte uns dann am Sonntag unsere Reise nach Kingston. Die Fahrt ging Mitten durch die Kornkammer Australien mit nicht enden wollenden Getreidefelder. Hier und da sah man mal eine Weide oder auch einen Nutzwald, sonst war die Strecke doch recht eintönig.
In Mount Gambier machten wir eine Pause und besuchten den ""Blue Lake"". Das Wasser dieses Vulkankraters hat die Eigenschaft, das es zweimal im Jahr radikal seine Farbe wechselt. Im November, zu Beginn des australischen Sommer, nimmt es die auffallend kräftig blaue Farbe an, dem der See seinen Namen verdankt. Ende März ändert sich dann die Farbe wieder in ein nichtssagendes Grau. Angeblich gibt es bis heute noch keine Erklärung dazu.

Unser Tagesziel Kingston SE ist mal wieder so ein Ort, wo der Name und auch die Hinweisschilder weit mehr versprechen, als vorhanden ist. Es besteht absolut keine Gefahr, dass Assoziation zu Kingston Town auf Jamaika aufkommen.