Eine Woche auf der Insel

19.01.2014 Triabunna
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Von Burnie aus ging es zu Wochenanfang südwärts ins Inselinnere. Nachdem wir die Küstenregion verlassen hatten, wurde es auf den Straßen wieder richtig einsam. Die ersten Kilometer waren noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Je weiter wir nach Süden kamen, umso mehr bestimmten Wälder das Aussehen der Landschaft. Zunächst Nutzwälder, später dann immer mehr Natur belassene Regenwälder, eine bunte Mischung aus Laubbäumen, Farnen und anderem, üppig wucherndem Gestrüpp.



Weiter ging es am Lake Plimsoll vorbei, einem auf 520 m gelegenen Stausee. Hier im zentralen Hochland Tasmaniens, das sich etwa zwischen 500 und 700 m über dem Meer erhebt, befinden sich eine ganze Reihe von künstlich aufgestauten Seen, die überwiegend der Stromerzeugung dienen.



Nach weiteren 2 Stunden auf kurvenreicher Strecke, erreichten wir unser Tagesziel Straham an der Westküste. Straham ist ursprünglich ein Fischerdorf und der einzige Hafen an der Westküste Tasmaniens. Heute lebt der Ort von der Lachszucht und vom Tourismus.
Zur Zeit ist ja in Australien Ferienzeit, was normalerweise in Ferienorten für eine gewisse Betriebsamkeit sorgt. Nicht so in Tasmanien. Hochbetrieb herrscht hier scheinbar schon, wenn 10 Touristen über eine Ortschaft herfallen. Von überfüllen Stellplätzen haben wir bisher nichts gemerkt.
Dienstag starteten wir Richtung Osten. Zunächst ging es auf der gleichen Strecke wie bei der Anfahrt wieder zurück ins zentrale Hochland. Unsere Reiseroute führte uns durch Queenstown, einer kleinen Stadt, die vom Kupferbergbau lebt und mit dem Queenstown auf Neuseeland so gar nichts gemeinsam hat. Der Ort wirkt geschäftsmäßig nüchtern und die Umgebung ist vom Kupferbergbau, der hier im Tagebau betrieben wird, bestimmt.



Nächster Halt war Derwent Bridge auf dem Lyell Highway. Nördlich des kleinen Ortes liegt der Lake St. Clair, südlich der Lake King William. Von hier aus kann man mehrtägige Wanderungen starten. Der Lake St. Clair gilt als einer der schönsten und tiefsten Seen Tasmaniens. Die ihn umgebenden Berge erreichen immerhin Höhen von über 1400 m.



Wir übernachteten in Tarraleah, einem Nest zwischen zwei Speicherkraftwerken, bestehend aus einem Landschulheim, 15 Häusern und einem Caravan Park.



Der Mittwoch führte uns dann zunächst durch Hobart hindurch bis zum südlichsten Punkt Tasmaniens, nach South Port. Hier angekommen, fragte Inge ganz spontan: Und, was sollen wir hier? Ich konnte ihr darauf auch keine schlüssige Antwort geben. Wir machten aber das Beste daraus und machten einen ausgedehnten Spaziergang an der Meeresbucht entlang. Der Himmel war grau verhangen, so dass ich noch nicht einmal schöne Bilder machen konnte.



Donnerstag ging es auf der gleichen Strecke an der Mündung des Huon Rivers entlang, wieder nordwärts nach Hobart. Wir hatten uns einen Stellplatz im Osten der tasmanischen Hauptstadt, in Seven Miles Beach ausgesucht, den wir bereits kurz vor Mittag erreichten. Sofort machten wir uns wieder auf den Weg in die Stadt; denn bereits um 12:04 Uhr fuhr der letzte Bus in die City.



Wir durchstreiften die Stadt und fanden auf dem Battery Point das hübsche kleine Cafe ""Jackman & Mc Ross"", das wirklich ganz hervorragenden Kuchen und Torten serviert. Später ging es wieder zum Hafen zurück. Wir liefen noch eine gute Stunde in der historischen Altstadt und fuhren anschließend mit dem Bus zurück. Unseren Abendspaziergang verlegten wir an den wunderbaren Strand in Seven Miles Beach. Kilometerlanger Sandstrand und kaum Menschen, wo findet man so etwas sonst noch.



Viele von Euch, die diese Zeilen lesen, wissen, dass dieser Freitag ein besonderer Tag ist. Nach einem gemütlichen Frühstück vor unserem Wohnmobil, ging es zunächst zur historische Stadt Richmond. Richmond liegt am Coal River und gelang zu seiner Bedeutung durch die älteste, 1823 erbaute und noch heute in Betrieb befindliche Steinbrücke Australiens, an der Verbindungsstraße zwischen Hobart und Port Arthur, der berüchtigten Gefangeneninsel der Engländer.



Auch hier wird wieder auf jedes Haus, das älter als 150 Jahre alt ist, als historisches Gebäude besonders hingewiesen. Immerhin steht hier auch die älteste katholische Kirche Australiens. Von Richmond ging es im Laufe des Nachmittags wieder zurück nach Hobart, wo wir diesen besonderen Tag mit einem besonderen Dinner abschließen werden.
Der vergangene Abend war gelungen. Das Dinner nahmen wir im Restaurant ""Montys on Monpelier"" am Battery Point zu uns. Das Menu bestand aus acht hervorragend aufeinander abgestimmten Gängen, dazu wurden vier verschiedene tasmanische Weine und zwei australische Dessertweine gereicht. So kann man leben.



Damit auch ich die köstlichen Weine bedenkenlos genießen konnte, hatten wir unser Wohnmobil ganz in der Nähe in einem ruhigen Wohngebiet abgestellt, wo wir dann auch die Nacht verbracht hatten.
Jeden Samstag findet am Salamanca Place der Salamanca Market statt. Das ist ein Straßenmarkt auf dem sowohl frische Produkte, aber auch Kunsthandwerk und alle möglichen andere, schöne und nutzlose Dinge angeboten werden. Er ist natürlich ein Touristenmagnet, der auch uns magisch angezogen hat.



Nach einem ausführlichen Bummel über den Markt sagten wir der tasmanischen Hauptstadt Adieu und es ging weiter nach Port Arthur.
Das Gefangenenlager ist heute nur noch eine Ruine und läßt kaum mehr das Schicksal der hier meist sehr jungen Gefangenen erahnen, der Jüngste war gerade einmal 9 Jahre - in Worten ""neun"" , die Meisten zwischen 15 und 17 Jahren alt. Es liegt romantisch an einer Bucht, mit herrlichem Ausblick auf das Meer. Dass im 19. Jahrhundert Erziehung mit Schikane, Demütigung, Strafe und dem Brechen der Persönlichkeit gleichgesetzt wurde, ist eine Sache, dass man aber auch heute scheinbar nicht in der Lage ist, diese Verbrechen beim Namen zu nennen, ist eine ganz andere. Dabei waren die Verbrechen, die die meisten Gefangenen begangen hatten von ungeheurer Tragweite; z.B. drei Brötchen gestohlen, Toys gestohlen oder aber auch nichts Dergleichen. Sie haben scheinbar nur gestört und mussten weg oder wurden als Arbeitskräfte gebraucht.



Nachdenklich verließen wir nach ein paar Stunden das ehemalige Gefangenenlager und uns wurde schmerzlich bewusst, dass die Wertschätzung von Menschen auch in unserer Gesellschaft; denn es war ja eine europäische Gesellschaft, vor nicht all zu langer Zeit nicht besonders hoch war.
Am Sonntag standen einige der meist besuchten Natursehenswürdigkeiten Tasmaniens auf dem Programm. Nach dem Frühstück ging es zunächst zur Tasman Arch und zum Devils Kitchen. Das Meer hat hier in ausdauernder Arbeit, über viele Jahrtausende hinweg, an der Steilküste interessante Auswaschungen vorgenommen. Dabei hat es zunächst den Fels unterspült, so dass Höhlen entstanden, die dann später einstürzen und so z. B. den beeindruckenden Bogen der Tasman Arch übrig gelassen haben. Das Meer war aber bei unserem Besuch besonders ruhig, so dass wir nichts von der brausenden und tosenden Dynamik erleben konnten, die sonst wohl hier herrscht.



Auf einem Hinweisschild hat Inge etwas von einem Wasserfall in ungefähr 1.7 km Entfernung gelesen, also mussten wir auch dorthin. Der Fußweg führte an der Kante der Steilküste vorbei durch den Busch. Wiederholt boten sich schöne Ausblicke auf das Meer und die herbe Küstenlandschaft. Am Ziel angekommen, fanden wir zwar keinen Wasserfall, sondern einen Parkplatz, zu dem wir auch hätten fahren können. Immerhin wurden wir noch einmal mit einem schönen Ausblick auf das Meer belohnt und, was noch wichtiger war, ich sah im Buschwald das erste lebende Känguru, seit wir in Australien sind. Noch eine Beobachtung war interessant: Der Busch hatte wohl vor nicht all zu langer Zeit gebrannt. Überall wuchsen neue Triebe aus den total verkohlten Baumstämmen. Bei einem normalen Buschfeuer verbrennen zwar die trocknen und dünnen Zweige, aber der Baumstamm und die dicken Äste überleben das Feuer und treiben wieder mit aller Macht aus.



Weiter ging es. Wenige Kilometer später erreichten wir die Blue Hole, ebenfalls eine von den Meereswellen ausgespülte und eingestürzte Höhle, die aber bei weitem nicht so tief ist und deren Besonderheit darin besteht, dass sich der wolkenlose Himmel herrlich blau darin spiegeln kann. Leider war er nicht wolkenlos.
Wir fuhren noch eine kleine Schleife an der Küste entlang, bevor wir über den Arthur Highway die Tasman Peninsula verließen. Auf dem Weg zu unseren Tagesziel Triabunna erledigten wir in Sorell noch schnell unseren Sonntagseinkauf. In Australien und somit auch in Tasmanien sind viele große Geschäfte an sieben Tagen in der Woche und dann auch 24 Stunden offen. Für uns Zigeuner natürlich ideal, aber ob es sein muss?

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