On the road

12.01.2014 Burnie
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Dieses Mal sitze ich in der Lounge der Spirit of Tasmania, die uns in ca. 9 Stunden nach Tasmanien bringen soll. Ich nehme an, die Zeit reicht mir, um den neuen Wochenbericht bis zur aktuellen Stunde fertig stellen zu können.
Die Etappen der letzten Tage waren überschaubar und wir ließen es ruhig angehen. Am Montag führte uns unser Weg weiterhin südwärts durch die Snowy Mountains. Die ""Schneeberge"" erreichen bis zu 2200 m. Hier findet man das einzige Skigebiet Australiens. Auf der Strecke zu unserem Tagesziel kamen wir auch an Australiens Hauptstadt Canberra vorbei, der wir bei einem kurzen Besuch selbstverständlich auch unsere Referenz erwiesen.
Canberra wirkt für eine Hauptstadt sehr entspannt. Wir befuhren breite, fast autolose Straßen, keine Hektik, kein Stress. Das mag auch daran liegen, dass zur Zeit die Hauptferiensaison ist und viele Hauptstädter sich an anderen Orten in den Verkehr stürzen. Canberra ist wahrlich kein Touristenmagnet. Die Stadt wirkt aufgeräumt und ordentlich. Schlichte, moderne Verwaltungsgebäude prägen das Stadtbild. Einzig das Parlament ist etwas besonderes. Das Gebäude ist in einen grünen Hügel integriert, auf dessen Gipfel eine riesige australische Flagge weht.



Weiter ging es unserem Tagesziel Bombala entgegen. Bombala liegt ziemlich exakt in der Mitte zwischen den Konkurrenten Sydney und Melbourne und war deshalb ursprünglich als Sitz der australischen Bundesverwaltung vorgesehen. Aber Canberra setzte sich durch und Bombala blieb ein kleines beschauliches Provinzstädtchen am Ufer des gleichnamigen Flusses. Die Felder und Wiesen rechts und links des Highways waren meist der Jahreszeit entsprechend reif und gelb; ganz anders hier. Wir sahen sattgrüne Wiesen und Gemüsefelder und dunkelgrüne Nadelholzwälder. Der nahe Fluss macht es möglich.



Bis hier hin haben wir uns überwiegend auf breiten, gut ausgebauten Highways bewegt. Unsere nächste Etappe sollte zumindest ein Wenig daran ändern. Das Tagesziel Orbost wäre natürlich auch über den Highway erreichbar gewesen, aber wir wählten den Weg durch den Snowy Mountains National Park und das bedeutete unendlich viele Kurven, enge Strassen, Gravelroutes, aber auch eine herrliche Landschaft mit kaltem Regenwald und absolut keinem Verkehr. Wir haben gezählt, auf über 100 km kamen uns gerade einmal 5 Fahrzeuge entgegen und ein Auto hat uns überholt, aber auch nur deshalb, weil wir einen Foto Stopp einlegten.



Buschfarne und 3 bis 4 m hohe Baumfarne begrenzten den dichten Regenwald. Die Fahrt auf der nicht befestigten Straße erinnerte uns sehr stark an die Carretera Austral in Chile, es fehlten nur noch die kritischen Steigungen und die Strecke war bei weitem nicht so lang.
Über Orbost wüsste ich nichts erwähnenswertes zu berichten, außer seiner schönen Lage am Südrand der Snowy Mountains auf ca. 700 m über dem Meer.
Auch unser nächstes Tagesziel Rosedale, 200 km westlich, besitzt, außer einem auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftigen Campingplatz nichts, was man in einem Reisebericht erwähnen muss. Der Platz überraschte uns dann aber mit einer Top Sanitäranlage.



Unterwegs dorthin kamen wir an Lakes Entrance vor bei und wir machten in der Nähe von Sale einen Abstecher zur ""Bass Strait"". Für das Auge war der Anblick kilometerlanger Sandstrände ein Genuss, aber es wehte ein eiskalter antarktischer Wind, dem unsere Sommerbekleidung nichts entgegen zu setzen hatte. Der Strandspaziergang schrumpfte deshalb auf wenige Minuten zusammen.



Uns fehlten noch einmal ca. 200 km bis nach Melbourne, die wir am Donnerstag zurücklegten. Der Campingplatz Ashley Garden liegt recht günstig zum Fährterminal der TT-Line, die uns am Freitag nach Tasmanien bringen soll. Uns ist aufgefallen, dass seit unserem letzten Besuch im Jahr 2002 der Verkehr in der Stadt erheblich zugenommen hat. Aber bei der defensiven Fahrweise der Australier ist das kein Problem. Auch wenn man als Orts Unkundiger kurzfristig die Fahrbahn wechseln muss, reicht es, den Blinker zu setzen und der nachfolgende Verkehr fällt direkt zurück und schafft eine Lücke, in die man wechseln kann.



Trotzdem war ich froh, als wir unser Tagesziel erreicht hatten. Am Freitag hieß es dann früh aufstehen. Die Fähre legte um 9 Uhr in Melbourne ab und wir mussten wenigsten eine Stunde vorher da sein. Wir bekamen aber von der Reederei am Donnerstagabend eine SMS, dass, wegen des zu erwartenden Andrangs, die Einschiffung bereits um 6 Uhr starten soll. Dem war natürlich nicht so. Als wir gegen 6:30 Uhr das Terminal erreichten, legte das Fährschiff gerade erst an und musste ja zunächst noch entladen. Sonst lief alles planmäßig und so sitzen wir jetzt an Bord der Sprit of Tasmania und lassen uns langsam unserem nächsten Traumziel Tasmanien entgegen schippern, das wir voraussichtlich heute Abend gegen 18 Uhr erreichen werden.



Die Fahrt über die Bass Straße dauerte dann doch etwas länger und es wurde fast 19 Uhr, bevor wir Land erreichten. Unterwegs konnten wir wenigsten einige Delphine beobachten, die sich neugierig unserer Fähre näherten.



Weitere 45 Minuten vergingen, bevor wir mit unserem Womo wieder festen Grund unter den Rädern hatten. Nach Tasmanien darf kein frisches Obst eingeführt werden. Bei der Einreise wurden besonders die Camper überprüft. Auch wir mussten unseren Vorrat an Apfelsinen, Pfirsichen und Tomaten opfern. Der Stellplatz, den wir uns ausgesucht hatten, lag nur 5 Minuten vom Fährterminal entfernt. Wir genossen unseren ersten Abend auf Tasmanien in einer total ungewohnten Stille und planten unter einem tollen Sternenhimmel die kommenden Tage.
Das Ergebnis unserer Planung war, dass wir die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn eroberten. Am Samstag ging es auf dem Bass Highway, der sich im Norden Tasmaniens an der Küste parallel zur Bass Straße entlang schlängelt, zunächst nach Ulverstone, einem hübschen kleinen Städtchen an der Mündung des Leven Rivers.



Die Gebäude auf der Hauptstraße stammen zum großen Teil aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, was hier schon als richtig alt gilt. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt fuhren wir ca, 40 km ins Landesinnere, zum Leven Canyon. Der Leven River, der hier doch eher einem Bach entspricht, zwängt sich hier über etliche Katarakte zwischen steil aufragenden Berghängen hindurch. Um dieses Schauspiel zu betrachten, mussten wir vom Parkplatz ca. 600 m auf einem schmalen Pfad steil bergab durch den kalten Regenwald unter mächtigen Bäumen hindurch und an 4 bis 5 m hohen Baumfarnen wandern. Anstrengend wurde nur der anschließende Rückweg. Über Ulverstone ging es zurück und weiter bis kurz hinter Burnie, unserem Tagesziel.



Am Sonntag bewältigten wir die restlichen 150 km des Bass Highways bis zum westlichen Ende an der Mündung des Arthur Rivers. Die Landschaft hier im Norden Tasmaniens erinnert uns sehr stark an die Voralpenlandschaft der Schweiz oder die Schwäbische Alp. Die Felder und Wiesen sind ordentlich bestellt und die Ortschaften wirken, als ob die Kehrwochen penibel eingehalten würden. Die Ränder des Highways sind, obwohl viele Kilometer, ordentlich gemäht und kein Unrat ist zu sehen.
Uns sind viele Mohnfelder aufgefallen, die zur Zeit in voller Blühte stehen. Am Abend haben wir durch das Internet gelernt, dass Tasmanien der größte Produzent von legalem Schlafmohn weltweit ist. Die Produktion geht fast ausschließlich an die pharmazeutische Industrie zur Herstellung von Morphium.
Unsere erste Pause legten wir nach ca. 70 km in Stanley ein. Der Ort liegt auf einer Halbinsel, die 7 km ins Meer hinein reicht. Am Ende der Halbinsel erhebt sich der 143 m hohe Nut, der harte Lavakern eines ehemaligen Vulkans. Ein Sessellift bringt den fußkranken Besucher nach oben, wo ein 2 km langer Panoramarundweg schöne Ausblicke auf das Meer, die Küste und das Hinterland erlaubt.



Nach diesem Abstecher ging es weiter nach Westen bis zum ""egde of the world"" an der Mündung des Arthur Rivers. Von der Fahrt dorthin gibt es nichts Spektakuläres zu berichten, außer dass die Landschaft schön ist und uns unser Weg durch den Lebensraum der Tasmanischen Teufel führte. Außer ein paar toten Tieren am Straßenrand haben wir leider die Spezies nur noch auf den Hinweisschildern am Straßenrand gesehen.



An der Kante der Welt war es zugig und verdammt kalt. Wir machten uns also bald wieder auf den Rückweg.



Etwa 10 km vor Burnie verließen wir den Highway und nahmen die Straße unmittelbar an der Küste entlang. Der Abstecher zum Table Cape erlaubt uns einen schönen Ausblick auf die Küstenlinie bis Burnie.



Über Wynyard ging es dann zurück zu unserem Stellplatz westlich von Burnie.

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