Südostasien ist mehr als fazinierend und auf zu neuen Ufern.

29.12.2013 Sydney
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Am Montagmorgen starteten wir in südwestlicher Richtung zu den Tempelanlagen von My Son. Unterwegs machten wir Pause in einem kleinen Dorf. Dort lernten wir die Herstellung von Reispapier kennen. Ich durfte selbst mit Hand anlegen. Reispapier wird zur Herstellung von Frühlingsrollen verwendet. Wir mussten natürlich das von mir hergestellte Reispapier auch selbst essen.



In My Son errichteten die Cham im 7. bis 13. Jahrhundert am Fuße des Berges My Son, auch Hon Quap - Katzenzahn - genannt, die größten und bedeutendsten Sakralbauten ihrer Geschichte. Die Cham besiedelten früher Zentralvietnam und wurden im 14. Jahrhundert von den Vietnamesen nach Süden verdrängt.
Von den rund 70 Bauten wurden während des Vietnamkrieges die meisten zerstört. Die Amerikaner erklärten dieses Gebiet zur Feuerfrei-Zone, das heißt, es durfe auf alles geschossen werden, was man noch heute deutlich sehen kann. Mit polnischer Hilfe und in den letzten Jahren auch mit Unterstützung der UNESCO wurden etwa 20 Tempel teilweise rekonstruiert und so vor dem völligen Zerfall gerettet.



Die Amerikaner handelten hier wirklich nach dem christlichen Motto: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein. Diese Gegend gehörte ja immerhin zu Südvietnam und war somit Verbündeter der USA.







Zurück ging es nach Hoi An, wo wir an der Japanischen Brücke mit einem ausführlichen Stadtrundgang startete. Die Altstadt von Hoi An steht ebenfalls auf der UNESCO Welterbe-Liste. Besonders in den Abendstunden, wenn Hunderte von bunten Laternen an Bäumen und Häusern die Stadt in eine zauberhafte Kulisse verwandeln, kann man in einem der vielen kleinen Restaurants hervorragend essen und seine Gedanken launig durch die Welt ziehen lassen. Wir verbrachten den Abend mit Christin und Ray, einem Ehepaar aus Canberra, denen wir auf unserer Reise durch Vietnam nun schon zum dritten Mal zufällig begegneten.



Der Heiligenabend 2013 unterschied sich doch sehr deutlich von denen, die wir unter normalen Umständen gewohnt sind. Nicht, dass Weihnachten in Vietnam nicht populär wäre, in Gegenteil: überall, aus allen Restaurants und Geschäften klingen uns wohlvrtraute Lieder entgegen von klingenden Glocken und weißer Weihnacht und das bei Temperaturen von mehr als 25 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit.
Für Abend hatten wir eine Einladung von einer Campany zu einem Chrstmas Eave Gala Dinner. Selbstverständlich haben wir diese Einladung angenommen, wenn wir auch bis heute nicht wissen, was das für eine Campany war und wie wir zu dieser Ehre kamen. Der Abend war dann aber sehr stark an den Vorstellungen amerikanischer Gäste ausgerichtet. Es gab Ratespiele, ein Zauberer zeigte seine Künste und es durfte auch getanzt werden. Das angebotene Essen hatte auch wirklich das Attribut ""Gala"". vrdient. Außerdem wurde noch jeder Gast mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedacht. Inge erhielt einen Seidenschal und ich eine Seidenkrawate nebst passenden Manschettenknöpfen und Einstecktuch. Während des Abend standen wir auch ständig über WhatsApp mit unseren Kindrn in Verbindung, so dass das Fernsein nicht gar so schlimm war.



Den ersten Weihnachtstag verbrachten wir dann wie geplant mit viel Nichtstun, bummeln durch die Altstadt von Hoi An und gutem Essen.
Am zweiten Weihnachtstag stand wieder ein Ortswechsel an. Mit dem Flieger ging es in die südliche Metropole Vietnams, nach Ho Chi Minh City, besser bekannt als Saigon. Nachdem wir am frühen Nachmittag unser Hotel bezogen hatten machten wir uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Wir waren ja bereits vor 14 Jhren einmal hier und waren gespannt, ob wir das ein oder andere wieder erkennen würden. Dem war aber kaum so. Außer dem Rathaus und der Oper schien alles vollkommen anders. Die Stadt wirkt aufgeräumt und sehr modern. Überall sprießen moderne Hochhauskomplexe aus dem Boden. Von Sozialismus ist nichts mehr zu spüren. Hier scheint ein Jeder etwas zum Verkauf anbieten zu können. Egal ob Räucherstäbchen oder Waschmaschinen, alles kann man haben. Saigon ist ein einziger, riesengroßer Markt mit unbegrenzten Möglichkeiten.



Die Vietnamesen feiern nicht nur ihr eigenes Neujahrsfest, das Tetfest, sondern auch das unsere. In einem nahe unserem Hotel gelegenen Park wurden schon seit Tagen Bühnen und Buden aufgebaut. So bald eine fertig wurde, wurde direkt etwas verkauft oder dargeboten. Und das alles bei einer unglaublichen Lautstärke. Saigon ist die wohl lauteste Stadt, die ich bisher erlebt habe.
Wenn ich in den vorangegangenen Berichten etwas zum Verkehr in den Städten und Ländern Südostasiens geschrieben haben sollte, vergesst es. Was man hier in Saigon geboten bekommt, kann man nur sehr schwer beschreiben. Alleine vom Zuschauern kann man richtig schwindelig werden. Vor allem in den Abendstunden fahren die Saigoner scheinbar zum Zeitvertreib und Vergnügen ununterbrochen über die breiten Prachtstraßen. Dabei finden ganze Familien mit vier und manchmal auch mit fünf Personen auf einem einzigen Motorrad Platz. Ich glaube, wenn ich den Versuch starten würde, hier Auto oder Motorrad zu fahren, gäbe ich nach 200 Metern auf und würde mich heulend an den Straßenrand setzen.



Am Freitag haben wir dann das Standard-Toouristenprogramm mit einer Stadtbesichtigung abgeschlossen. Als erstes ging es zur Kathedrale ""Notre Dame"", die von den Franzosen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Im Anschluss besuchten wir das Hauptpostamt, das ebenfals aus der Kolonialzeit stammt und in dem die Postbeamten wie vor einhundert Jahren ihren Dienst verrichten. Hier gab es auch einen kleinen Zwischenfall, den ich sehr wahrscheinlich garnicht erwähnt hätte und auch kein Bild davon veröffentlich hätte, wenn mich die Polizei nicht am fotografieren gehindert hätte. Als wir das Postamt verließen, demonstrierten einige ältere Frauen lautstark und hielten selbst gefertigte Plakate hoch. Auf jede Demonstrantin kamen etwa 3 Polizisten. Wir konnten nicht feststellen, dass die Frauen bei ihrer Aktion behindert wurden, offensichtlich war die Aktion dem Regime aber doch so unangenehm, dass man so gar bereit war, ausländische Touristen einzuschüchtern. Wie man sieht, haben sie genau das Gegenteil von dem erreicht, was beabsichtigt war.



Es folgte noch ein Besuch in Chinatown und seinen Märkten, bevor es abschließend in die bedeutendste Pagode Saigon, in die Chua Thien Hau Pagode - Pagode der himmlischen Frau - ging. Sie besitzt chinesische Wurzeln. Hier haben wir auch die Zeremonie für den richtigen Umgang mit Räucherstäbchen kennengelernt.
Am Abend besuchten Inge und ich noch den Bitexco Financial Tower, das mit 68 Stockwerken und 265,5 m das zweihöchste Gebäude der Stadt, wo wir für viel Geld wenig zu Abend aßen. Das besondere an diesem Gebäude ist nicht die Höhe, sondern seine Architektur, es ist nämlich einer Lotusblühte nachempfunden.



Während ich diesen letzten Teil des Wochenberichtes schreibe, fliegen wir in 11000 Meter Höhe mit knapp 1000 km/h mitten über dem australichen Kontinent unserem nächsten Ziel Sydney entgegen, wo wir voraussichtlich Sonntagfrüh kurz vor 11 Uhr landen werden. Dann gibt es nur noch eins, ab ins Hotel und ausschlafen.



Wir haben nun also schon den Südostasien-Teil unserer Erdumrundung abgeschlossen und es ist an der Zeit, einen Rückblick zu wagen. Bisher durften wir vier sehr unterschiedliche und doch in vielerlei Hinsicht ähnlichen Ländern unsere Aufwartung machen. Thailand ist mit Sicherheit das am weitesten entwickelte Land von den Vieren und Myanmar das am weitesten abgeschlagene Land. Außer in Vietnam, scheint der Buddhismus in allen Ländern eine zentrale Rolle zu spielen. Vietnam wirkt sehr sekularisiert. Höchstens die Lehren des Konfuzius, die ja keine Religion darstellen, scheinen von größerer Bedeutung zu sein.
In Thailand haben wir eine bunte Mischung aktiver und historischer Tempelanlagen besuchen können. Auch ist hier überall die Präsenz des Königs zu spüren, der fast religiöse Verehrung genießt. In Myanmar dagegen haben wir ausschließlich aktive Klöster und Tempel besichtigt. Das religiöse Leben scheint auch heute noch von sehr großer Bedeutung zu sein. Unser Besuch in Kambodscha beschränkte sich ausschließlich auf Angkor und damit auch nur auf historische Tempelanlagen. Vom religiösen Leben der Kambodschaner haben wir nur sehr wenig gesehen. In Vietnam scheint die Religion nur noch wenig Bedeutung zu haben. Wir haben zwar hier und dort kleinere Tempelanlagen gesehen, deren Pracht aber in keiner Weise an die in Thailand und Myanmar heran reicht.
Alle vier Länder sind noch arm. In Myanmar ist dies am augenscheinlichsten. In Vietnam konnten wir auch 40 Jahre nach dem Ende noch viele Zerstörungen eines sinnlosen Krieges sehen und die Antwort auf die Frage, was die USA hier eigentlich wollten, bleibt absolut unklar.
In Thailand bin ich selber gefahren und konnte deshalb immer selbst bestimmen, wo und wann wir anhielten, Pause machten oder einen Tempel besichtigten. In Myanmar und Kambodscha war das nicht möglich; denn als Tourist kann man kein Auto mieten und darf nicht selst fahren. Wir hatten uns daher über das Internet einen Guide engagiert. Das war gut so; denn ohne deren Hilfe hätten wir vieles nicht gesehen. Wir wurden von ihnen auch nicht einmal in eine Verkaufsausstellung geführt. Ganz anders dagegen in Vietnam. Die Fremdenführer hatte ich über eine Argentur gebucht. Jeden Tag standen wir in anderen Verkaufsräumen, in denen letztendlich doch immer wieder das Gleiche angeboten wurde. Auch mein Hinweis, dass wir sowieso nichts kaufen würden, half nur wenig. Unsere Guides mussten dann halt unbedingt zur Toilette und schon standen wir wieder in einem Verkaufsraum. Das Schlimme ist ja auch gar nicht, dass man durch die Verkaufsaustellung geht, sondern dass man sich die ausgestellten Sachen nicht einmal in Ruhe ansehen kann. Ein Seitenblick auf irgendeinen Gegenstand reicht bereits, um von einem Verkäufer angesprochen zu werden, der sofort die Qualitäten dieses und des nächst teureren Produktes anpreist. Und das nervt. Vielleicht hätten wir uns die eine oder andere Kleinigkeit gekauft, aber so nicht.
Zusammenfassend können wir sagen, dass sich unser Besuch hier in Südostasien für uns gelohnt hat, nur dass die zur Verfügung stehende Zeit eigentlich viel zu kurz war.



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