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15.12.2013 Hanoi
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Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir in der Lounge von Bangkok Airways in der thailändischen Hauptstadt und warten auf unseren Weiterflug nach Siem Reap in Kambodscha, wo mit dem Angkor Wat schon das nächste Highlight auf uns wartet. Der Service hier in der Lounge ist hervorragend und bei einer europäischen Fluglinie für die Economy Class nicht vorstellbar. Und so nutze ich die Zeit, um meine Reisetagebuch zu pflegen. Vor wenigen Minuten habe ich den zweiten Reisebericht Online gestellt und nun will ich sehen, wie weit ich mit dem neuen Bericht komme.
Es ist Mittwoch und wir haben heute Morgen Myanmar wieder verlassen. War der Sonntag der Großstadt gewidmet, so sollten uns der Montag und Dienstag zumindest einen kleinen Eindruck von dem Land und seinen Menschen vermitteln.
Nach dem Frühstück erwarteten uns schon unser Guide Shwe und unser Fahrer. Unser Ziel war ein kleines Dorf südlich von Rangun. Der Weg dorthin war wieder abenteuerlich. Es ist schon gut, dass ausländische Touristen in Myanmar kein Auto mieten können und auch nicht fahren dürfen. Nicht nur, dass die Straßen schlecht sind, auch scheint es keine Disziplin unter den Autofahrern zu geben. Hatte ich in Thailand schon über den Fahrstil gejammert, so herrscht hier fast ein Chaos. Aber Inge und ich saßen ja im Fond unseres Wagens und überließen den Rest unserem Fahrer, über dessen Fahrstil wir nicht zu klagen brauchten.
Als erstes besuchten wir den Markt in Thanlyin, vielleicht 20 km südlich von Rangun gelegen. Hier kommen scheinbar wirklich nicht all zu viele Touristen hin, denn wir hatten das Gefühl, hier die Attraktion zu sein. Es war ein typischer Dorfmarkt, auf dem alles Mögliche angeboten wurde. Hier kaufen die Hausfrauen alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs ein. Man muss wissen, dass es in Myanmar noch so gut wie keine Supermärkte gibt und auf dem Markt viele, viele kleine Händler diese Lücke schließen.



Von dort ging es dann weiter zu dem Dorf Padagyi, wo wir zunächst ein kleines Kloster besuchten. Zuvor hatten wir auf einem nahen Markt Blumen und Obst als Geschenk für die Mönche gekauft. Es war ein ziemlich ärmliches Kloster. Der Empfang war sehr herzlich und wir wurden mit frischem, grünen Tee bewirtet. Hier konnten wir auch unmittelbar Einblick in das klösterliche Leben nehmen



Aber das war nicht das eigentlich Spannende, sondern der anschließende Spaziergang durch dieses Dorf. Man darf sich das Dorf nicht als geordnete Ansammlung von Häusern so vorstellen, wie wir es gewohnt sind. An der unbefestigten Straße drängen sich natürlich die Häuser und Hütten. Etwas abseits der Straße verteilen sich dann die Bauten jedoch im Gelände und sind höchstens über Trampelpfade miteinander verbunden.



Die Menschen hier leben in größter Armut. Bei den meisten Bauten würden wir gar nicht von Häusern sprechen, sondern höchstens von Hütten und auch das ist bei vielen der Bauwerke eine äußerst freundliche Umschreibung.



Hier spürt man die Jahrzehnte lange Abschottung Myanmars doch sehr deutlich. Es werden mit Sicherheit auch noch Jahrzehnte vergehen müssen, bis sich hier ein angemessener Lebensstandard eingestellt hat.
Weiter ging es zum Hmaw Wun Fluss. Hier liegt auf einer kleinen Insel, mitten in den braunen Fluten die Yele Pagode. Um zu ihr zu gelangen, muss man mit einem kleinen, schwankenden Boot übersetzen. Die Pagode selbst ist nicht sonderlich spektakulär, bietet aber mit ihrer reizvollen Lange ein schönes Fotomotiv. Gläubige und Mönche dieses Klosters füttern regelmäßig die in Fluss freischwimmenden Welse. Es ist interessant zu beobachten, wie sich Hunderte dieser Tiere um die besten Happen schlagen. Das Wasser scheint dann zu kochen.



Über holprige Straßen ging es dann zurück in die Metropole.
Der letzte Tag unseres Aufenthalts in Myanmar war einem Ausflug in die ca. 80 km nördlich von Rangun gelegene alte Hauptstadt des Mon Reiches Bago vorbehalten. Bei der Fahrt durch die nördlichen Stadtteile Ranguns war ein deutlicher Unterschied zu den am Vortag durchquerten südlichen Stadtteilen zu erkennen. Hier haben die internationalen Konzerne ihre Niederlassungen, hier sind die Autohäuser deutscher Nobelmarken, hier sind die Banken und Versicherungen, usw. Entsprechend besser sind die Straßen und es ist auch wesentlich sauberer.
So bald man über die Stadtgrenze hinauskommt, wird die Bebauung wieder sichbar ärmer. Bei der rund zweistündigen Fahrt über Land, konnten wir wieder Dörfer sehen, wie sie so bei uns selbst im Mittelalter nicht gewesen sein dürfen.
In Bago angekommen besuchten wir zunächst das Kha Khat Wain Kloster. Es ist eines der größten Klöster in Myanmar. Höhepunkt des Tages ist, wenn sich um 11 Uhr mehrere hundert Mönche des Klosters zum Mittagstisch versammeln. Sie ziehen dann im Gänsemarsch über die schmalen Pfade durch den Garten des Klosters zum Speiseraum. Die Wege dorthin wird von Dutzenden von Gläubigen und Touristen gesäumt, die die Mönche mit Süßigkeiten, Obst und anderen Opfergaben versorgten. Nach einem langen Tischgebet wird dann wortlos gegessen. Es gab viel Reis und andere landestypisch zubereitete Speisen. Die Mönche müssen mit dieser Mahlzeit bis zum nächsten Frühstück ausharren.



Bago selbst ist eine Provinzhauptstadt mit über 250.000 Einwohnern. Entsprechend quirlig ist auch hier der Verkehr.
Wichtigstes Bauwerk der Stadt ist die Shwesandaw Pagode, ihre Ursprünge gehen bis in das Jahr 825 zurück und sie soll Reliquien Buddhas enthalten.



Wir besuchten auch noch die Rekonstruktion des alten Königspalastes. Der Palast war ganz aus Holz gebaut. Von dem Original sind dem entsprechend nur noch bescheidene Überreste erhalten, die zum Teil in der Rekonstruktion an ihrem ursprünglichen Einbauort ausgestellt werden.



Weiter besuchten wir noch zwei riesige liegende Buddha-Figuren



und einen Tempel, der den Naturgeistern gewidmet ist. Hier spielten Musikanten auf original burmesischen Instrumenten mystische Musik zu der Tänzerinnen ihre Kunst zeigten.



Zum Abschluß besuchten wir dann noch den Buddha mit den vier Gesichtern in der Kyaipun Pagode.



Myanmar ist ein interessantes Land, das den Besuch wirklich lohnte. Ohne unseren Guide Shwe, hätten wir das alles in so kurzer Zeit nicht sehen und erleben können. Auch unserem Fahrer, der uns absolut sicher und souverän durch das Verkehrschaos lenkte, sagen wir Dankeschön.
Der Mittwoch war mal wieder ein reiner Reisetag. Wir flogen über Bangkok nach Siem Reap in Kambodscha unserem ersten ganz großen Highlight entgegen. Dort trafen wir in den frühen Abendstunden ein.
Am nächsten Morgen erwartete uns bereits um 8 Uhr unser Angkor-Guide Choeung Chiv nebst Fahrer und Auto. Sie führten uns die nächsten drei Tage durch die riesigen, auf fast 200 Quadratkilometer verteilten Anlagen von Angkor.
Angkor teilt sich in zwei Hauptkomplexe auf, Angkor Thom und Angkor Wat. Wir besuchten zunächst Angkor Thom. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von 3 x 3 km und beinhaltet Dutzende Ruinen ehemaliger Paläste und Pagoden. Der Name bedeutet ""große Hauptstadt"". Jedes der Bauwerke wäre bei uns sehr wahrscheinlich einen Eintrag in die UNESCO Liste der Weltkulturerben würdig. Besonders schön fanden wir die Stadttore, zu denen man auf langen Steinbrücken, die rechts und links von Göttern und Dämonen gesäumt wurden, gelangt.
Der größte und beeindruckendste Tempel in diesem Teil ist der Staatstempel Bayon mit seinen Gesichtertürmen.



Bevor wir uns zum eigentlichen Höhepunkt von Angkor aufmachten, legten wir die dringend notwendige Mittagspause ein. Wer mich kennt, weiss wie ich in der Hitze leiden kann. Es war so um die 35 Grad warm. Die Steine der Ruinen hatten sich schon richtig aufgeheizt und auch die Luftfeuchtigkeit war nicht gerade gering.
Die Tempelanlage von Angkor Wat ist nach Westen ausgerichtet und daher belohnt der Nachmittag die Strapatzen mit besonders schönen Bildern.
Angkor Wat ist das nationale Symbol aller Kambodschaner, das sie auch in ihrem Staatswappen tragen und auf das sie sehr stolz sind.
Zur Vorgeschichte unseres Besuchs in Angkor möchte ich noch erzählen, dass wir Ende 1999 im Großen Palast in Bangkok vor einem Modell dieses einmaligen, uns bis dahin total unbekannten Bauwerks standen und sofort war uns klar, da müssen wir noch hin. Es hat fast auf den Tag genau 14 Jahre gedauert, und nun sind wir hier.
Angkor Wat erstreckt sich auf einem Areal von ca. 1,3 x 1,5 km, das von einem 170 bis 190 m breiten Wassergraben umgeben ist. Der Wassergraben symbolisiert den Ur-Ozean und die gesamt Anlage das Universum.
Bereits vom äußeren Ufer des Wassergrabens konnten wir einen ersten Blick auf die fünf Türme des zentralen Tempels werfen. Der Tempel wurde ursprünglich den Hindugott Vishnu gewidmet.



Ich möchte gar nicht erst versuchen Angkor Wat zu beschreiben. Literatur darüber füllen ganze Bibliotheken von kompetenten Wissenschaftlern geschrieben und alles was ich hier schreiben würde, wäre nur geraubt. Es sind daher nur einige Eindrücke, die ich für uns festhalten möchte.
Wenn man auf einem ca. 10 m breiten Damm den Wassergraben überquert hat, erreicht man die äußere Galerie. Die nach außen gerichteten Wände der Galerie sind mit zig Meter langen Reliefs bedeckt, die mythische Geschichten über gewonnene Schlachten, aber auch über das Alltagsleben des Khmer-Volkes erzählen. Natürlich stehen dabei Könige, Götter und Dämonen im Mittelpunkt.



Nachdem man durch das Westportal den inneren Tempelbezirk erreicht hat, tut sich dem Besucher ein erster, umwerfender Blick auf einen der schönsten Tempel weltweit auf. Nach einem Spaziergang über einen mehrere hundert Meter langen Damm, bei dem man rechts und links an den alten Bibliotheksgebäuden vorbei geht, erreicht man den Haupteingang des Tempels. Nach zweidrittel des Weges, hinter den Bibliotheken, findet man rechts und links des Damms zwei Teiche, von deren Ufern aus man herrliche Fotografien der sich im Wasser spiegelnden Türme des Tempels machen kann.
Der Tempel selbst verteilt sich über drei Ebenen. Die untere sysmbolisiert die Unterwelt, die mittlere die Erde und die obere das Himmelreich. Wir durchstreiften während ca. zwei Stunden den Tempel von der Hölle bis zum Himmel. Um zum Himmel zu gelangen, wurde es richtig mühsam. Nicht nur, dass die Nachmittagssonne die Steine des Tempels immer stärker aufheizten, auch die Treppen und Stufen wurden immer schmaler und steiler. Angkor Wat ist ein mytisches Gesamtkunstwerk und allein das Bewustsein, hier sein zu dürfen, hat die Strapazen gelohnt.
Ziemlich erschöpft, aber mit schönen Bildern im Kopf und der Kamera, kehrten wir am späten Nachmittag in unser Hotel zurück.
Der zweite Tag unseres Aufenthalts in Angkor war weiteren Tempeln des riesigen Komplexes gewidmet. Ich möchte nur die Namen einiger Tempel hier erwähnen, damit wir uns später wieder daran erinnern und die Details in Wikipedia nachlesen können. In der Reihenfolge besuchten wir:



den Tempel Banteay Srei, den Tempel Bateay Samre, den Tempel Ta Prohm, den Tempel Bateay Kdei, den Tempel Takeo, den Tempel Chausay Tevoda, den Tempel Thommanon.



Auch am Samstagmorgen ging unsere Tempeltour erst mal weiter. Der Reihe nach besuchten wir noch folgende Pagoden, die jede für sich einen Bericht wert wären, aus Zeit- und Platzgründen muss aber hier darauf verzichtet werden.
Wir starteten mit der Preah Khan Pagode, dann ging es zur Neak Pean Pagode, zur Ta Som Pagode, zur östlichen Mebon, ebenfalls eine Pagode, und zur Pre Rup Pagode
Damit war unser Pagodenprogramm abgearbeitet. Es war auch höchste Zeit; denn unser Kopf war inzwischen voller Steine.
Mittags ging es dann zu dem ca. 20 km entfernten Tonle Sap See. Mit einem Boot ging es hinaus auf den See zu den schwimmenden Dörfern. Hier leben und arbeiten die Menschen auf ihren in das Wasser hinaus gebauten Häusern. Früher fast ausschließlich vom Fischfang, heute natürlich auch vom Tourismus. Der Tonle Sap See ist mit dem Mekong über den Tonle Sap Fluss verbunden. Als weltweit einziger Fluss ändert er zwei Mal im Jahr seine Fließrichtung. Während der Regenzeit führt der Mekong so viel Wasser, das er die Fluten stromaufwärts in den See drückt. Erst im November während der Trockenzeit ändert er erneut seine Fließrichtung und der See wird in den Mekong entwässert. Damit wirkt der Tonle Sap See als riesiger Polder.



Gegen 14 Uhr waren wir wieder zurück. Wir legten in einem Restaurant am Angkor Wat eine kurze Pause eine, bevor wir uns noch einmal in einem ca. zweistündigen Spaziergang von diesem phantastischen Weltkulturerbe verabschiedeten.
Am Sonntagmorgen mussten wir wirklich früh raus. Bereits um 7 Uhr ging unser Flieger nach Hanoi in Vietnam, der nächsten Station unserer Südostasien-Etappe. Die Einreiseformalitäten waren schnell und problemlos. Am Ausgang wurden wir bereits von unserem vietnamesischen Reiseführer erwartet. Er wird uns die nächsten Tage in Vietnam bis in den Süden nach Hoi An begleiten. Bereits kurz nach 10 Uhr hatten wir in unserem Hotel in der Altstadt von Hanoi eingecheckt.
Nach Mittag starteten wir zur Stadtrundfahrt. Als erstes mussten wir natürlich Ho Chi Minh unsere Aufwartung machen. Wir bewunderten das Mausoleum und den Präsidentenpalast von außen und sahen die sehr bescheidenen Arbeits- und Lebensräume von Onkel Ho. Von dort ging es zu Fuß zur Einsäulenpagode, deren Ursprünge in das Jahr 1049 zurückreichen.



Nächste Station war der mitten in der Stadt gelegene Hoan Kiem See. Hier liegt auf einer kleinen Insel im See der Jadeberg Tempel. Die Insel ist mit der roten Brücke, einem beliebten Fotomotiv in Hanoi, mit dem Festland verbunden. Am Anfang der Brücke, noch auf dem Festland, findet man noch das Denkmal für die Literaten.
Durch die wuseligen Gassen der Altstadt ging es zurück zum Hotel. Glaubte ich, dass das Verkehrschaos in jedem der zuvor besuchten Länder bereits seinen absoluten Höhepunkt erreicht habe, so wurden wir erneut eines Besseren belehrt. Das, was sich hier auf den engen Gassen der Altstadt abspielt, unterliegt scheinbar absolut keinen Regeln. Es gleicht viel mehr einem Nahkampf auf dem Schlachtfeld. Es ist ein Wunder, dass offensichtlich sich die Karambolagen in Grenzen halten. In Italien und dort besonders in Neapel ist die Dichte verbeulter Autos deutlich höher. In Hanoi sind bei einer Einwohnerzahl von ungefähr 6,5 Millionen geschätzte 5 Millionen Mopeds registriert und das erklärt Einiges. Wir sind gespannt, ob wir in Saigon noch eine Steigerung erfahren.



Eins können wir aber jetzt schon feststellen: Im Vergleich zu unseren beiden voran gegangenen Reiseführern redet unser hiesiger zwar viel, sagt dabei aber wenig.


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