Ein verspäteter Bericht

17.06.2012 Giovinazzo, Italien
Zurück Tourenübersicht Vorwärts


Während ich diesen Wochenbericht fertigstelle, ist es bereits Donnerstag, der 21. Juni (Sommeranfang). Das liegt nicht etwa daran, dass wir keine Zeit hätten, sondern ganz im Gegenteil. Wir liegen faul vor unserem Wohnmobil im Schatten, lesen etwas oder tun gar nichts. Es ist einfach nur warm. Bereits der Gedanke ans Arbeiten treibt mir den Schweiß aus allen Poren. Aber ich versuche es jetzt doch mal:
Die Nacht vom Sonntag auf Montag standen wir sehr schön und ruhig direkt am Meer auf dem Lungomare in Ferruzzano. Diese Uferpromenade ist noch relativ neu und daher auch noch in einem vernünftigen Zustand, ob wohl auch hier bereits erste Zerfallserscheinungen sichtbar werden. So fehlen halt zwischendurch einfach einmal einige Quadratmeter Verbundsteinpflaster, die vermutlich irgendeiner wesentlicher besser in seiner Hauseinfahrt verwenden konnte. Aber wir wollten sowieso nur diese eine Nacht hier stehen und so beunruhigte uns dies nicht besonders.
Montag ging es dann weitere 90 km an der Küste des ionischen Meeres entlang Richtung Osten. Wir suchten einen schönen Badeplatz auf dem wir ein bis zwei Tage stehen wollten. In der Nähe von Badolato wurden wir auch findig. Der Platz und der Strand schienen ok und auch der Preis stimmte. Aber leider nur bis zum Einbruch der Dunkelheit. Moskitos sind hier in Süditalien selbstverständlich und am Anfang glaubten wir noch, wir seinen unvorsichtig gewesen und hätten das Fliegengitter an der Tür nicht schnell genug hinter uns geschlossen. Nachdem wir ca. 15 Schnaken erledigt hatten, glaubten wir uns schon als Sieger. Pech gehabt. Vor dem zu Bette gehen mussten wir noch einmal unsere Fangkünste beweisen, aber die Nacht wurde trotzdem zur Tortur. Ich hatte das Gefühl, von den Biestern gefressen zu werden. Als ich am Morgen die Augen öffnete, entdeckte ich sofort schon wieder sieben oder acht dick vollgefressene Biester mit meinem Saft. Da gab es nur noch eins - Die Flucht.
Es ging über mehr als 200 km immer an der kalabrischen Küste entlang mit herrlichen Ausblicken auf das ionische Meer. In der Nähe von Corigliano Calabro fanden wir dann aber ein Plätzchen, genau so wie wir es uns vorstellten. Der Campingplatz ist sehr gepflegt und eine scheinbar schnakenfreie Zone. Auch der Strand ist noch um einiges schöner, so dass Inge mich sogar davon überzeugen konnte, mit in das (eis-)kalte Wasser einzutauchen. Hier verbrachten wir die nächsten Tage beim gepflegten Nichtstun. Was uns besonders überraschte, war die Tatsache, dass die schönsten Campingplätze um diese Jahreszeit auch die günstigsten zu sein cheinen. Wir können den Campingplatz Onda Azzurra nur empfehlen.



Bevor wir uns aber häuslich niederließen, ging es noch zum Einkaufen. Dabei entdeckten wir diese besondere Tankstelle:



Dass die Zapfstelle für den Vino Bianco ausverkauft ist, ist für eine Tankstelle nichts besonderes, auch an den normalen Tankstellen ist hier und dort eine Spritsorte nicht verfügbar.
Am Samstag brauchten wir dann doch wieder etwas Abwechslung. Immer an der Küste entlang ging es über Taranto und von dort über die alte Trasse der Via Appia nach Brindisi und anschließend weiter nach Lecce, einer schönen Barockstadt am Absatz des italienischen Stiefels.
Die Gründung der Stadt Lecce reicht der Sage nach bis in das Jahr 1211 v. Chr. zurück. Ihr heutiges barockes Aussehen erhielt die Stadt zu Beginn der Neuzeit im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Weniger die einzelnen Sehenswürdigkeiten, wie der Dom oder die Basilika Santa Croce hinterließen bei uns die tiefsten Eindrücke, sondern das gesamte barocke Stadtbild mit seinen gepflegten Palazzi und Piazza machen die Einzigartigkeit der Stadt aus. Das Herz von Lecce ist zweifelsohne die Piazza Sant?´ Oronzo, die teilweise die Reste des Römischen Amphitheaters einschließt. In der Mitte des Platzes ragt die S. Oronzo Säule empor, die nach einem Entwurf von Giuseppe Zimbalo errichtet wurde; sie war einmal eine der Endsäulen der Via Appia.
Der Korinther Kapitell enthält die Statue von S. Oronzo, dem Schutzherr von Lecce, dem dieses Denkmal gewidmet wurde, um das Ende der Pest (1656) zu feiern. Das Amphitheater wurde erst im Jahre 1938 teilweise wieder ausgegraben. Es fasste einmal zirka 20.000 Zuschauer. Heute finden hier zur Sommerzeit Festivals statt.



Eine wirkliche Sehenswürdigkeit ist auch der alte Friedhof von Lecce. Über den Tod hinaus wird hier die Bedeutung der Verstorbenen in prächtig ausgestatteten Begräbnisstätten dokumentiert. In unmittelbarer Nachbarschaft findet man die auf das Jahr 1180 zurückgehende Kirche der Heiligen Niccolò und Cataldo, von König Tankred von Lecce gegründet, die ebenfalls einen Besuch verdient.



Als wir am frühen Nachmittag der Stadt unseren ersten Besuch abstatteten, wirkte sie wie ausgestorben. Ganz anders dagegen am Abend, als wir zum Essen noch einmal ins Stadtzentrum gingen. In den engen Gassen drängten sich nun die Menschen und von überall her hörte man Lachen und Musik.
Die Nacht zum Sonntag verbrachten wir auf dem Parkplatz vor dem Friedhof, bevor es am Sonntagmorgen zunächst wieder zurück nach Brindisi ging. Die nächste Station war Alberobello. Die Stadt ist durch ihre Kegelbauten (Trulli) berühmt, die nach dem Vorbild der Bauweise von Hirtenhütten in dieser Gegend gehäuft entstanden. In Alberobello bestehen ganze Stadtteile aus Trulli. Darum gehört der Ort heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Herzog von Acquaviva ordnete im 13. Jahrhundert diese Bauweise an, um kaiserliche Steuern zu sparen, was auch gelang. Wie immer, wenn etwas Besonderes zu sehen ist, treten sich die Touristen fast in die Fersen, wodurch viel von der einmaligen Atmosphäre verloren geht.



Nach gut einer Stunde hatten wir unsere Fotos geschossen und weiter ging es nach Bari. In der Nähe des Fährhafens fanden wir einen guten Parkplatz, der darüber hinaus an Sonntagen auch noch gebührenfrei ist. Auch Bari hat wieder eine herrliche Altstadt, die wir auf einem zweistündigen Bummel kreuz und quer durch die Gassen erkundeten. Anziehungspunkte waren wieder die großen Kirchen und das Normannen-Kastell. Nachdem wir das mächtige Kastell Friedrich II umrundet hatten ging es zunächst zur Kathedrale San Sabino aus dem 12. Jahrhundert und anschließend zur Kirche San Nicola.



Mit dem Besuch von Bari und seiner Altstadt haben wir nun endgültig das Besuchsprogramm unserer Italien-Rundfahrt abgeschlossen. Am Abend ging es noch ca. 20 km nördlich von Bari auf einen Campingplatz in Giovinazzo. Die nächsten beiden Wochen sollen ausschließlich der Erholung, der Erbauung und der Heimreise dienen.

Zurück Home Vorwärts