Genug von der Insel
10.06.2012 Ferruzzano Marina, Ferruzzano, Italien
Es wäre ja eine Herausforderung, der man sich hätte stellen können: Mit dem eigenen Wohnmobil die Innenstadt von Palermo zu erobern. Wir haben es dann aber doch vorgezogen, die öffentlichen Verkehrsmittel für unser Vorhaben einzusetzen. Zu unserer großen Überraschung war aber der Verkehr in der Stadt bei weitem nicht so aggressiv wie erwartet, sondern eher diszipliniert. Wir haben schon Schlimmeres erlebt. Auch die Straßen waren relativ breit und gut.
Trotzdem war unsere Entscheidung sicher die bessere, da wir keinen Parkplatz suchen mussten und uns auch keine Gedanken um unser geparktes WOMO machen mussten.
Das Tagesticket kostet zur Zeit 3.50 €. Dafür kann man an einem Tag beliebig viel mit den Bussen fahren. Diese waren sogar meist sehr pünktlich. Die Fahrt von Isola delle Femmine bis in die Altstadt dauerte ca. eine Stunde.
Am Montag standen die berühmten Mosaiken der Capella Palatina im Palazzo Reale und des Doms von Monreale auf dem Programm. Ein kurzer Fußmarsch führte uns an der Kathedrale vorbei durch die Porta Nuova, die bereits zum Komplex des Palazzo Reale gehört.

Bei so einer Italienreise summieren sich die Eintrittsgelder in die Sehenswürdigkeiten und Museen zu einem ganz ansehnlichen Sümmchen. Auch hier war wieder ein Obolus von immerhin 10 € pro Person zu entrichten. Nach Vollendung des 65. Lebensjahres wird es dann aber für die Seniori richtig günstig; denn der Eintrittspreise fällt weg. Ich bin leider 3 Monate zu jung und darf noch überall voll zahlen. Schummeln geht nicht; denn man muss das Alter auch nachweisen.
Mit dem guten Gefühl, auch etwas für die Erhaltung der Kunstschätze getan zu haben, ging es dann in den Palazzo, der auf einen arabischen Palast aus dem 9. Jahrhundert zurückgeht und unter den Normannen und Staufern glanzvoll ausgestattet wurde. Als erstes besuchten wir die Capella Palatina. Beim Eintritt verschlägt es einem fast den Atem. Der ganze Kirchenraum ist über und über mit Gold grundierten Mosaiken ausgestattet, auf denen Szenen aus dem biblischen Geschehen dargestellt sind.
Wir haben uns zunächst einmal 10 Minuten in eine Kirchenbank gesetzt und das Gesamtbild auf uns wirken lassen, bevor wir auf einem Rundgang durch die Kirche einzelnen Bilder und Ornamente genauer in Augenschein nahmen. Um auf Einzelheiten einzugehen fehlt mir die Sachkenntnis und die dazu notwendige Sprache. Ich hoffe, dem Neugierigen mit den hier eingebetteten Links die besseren Informationen zur Verfügung zu stellen.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, konnten wir noch den Herculessaal, in dem das sizilianische Regionalparlament tagt, besichtigen. Es ging dann noch durch einige Nebenräume, die aber im Glanz des Vorangesehenen fast untergingen.
Der Bus nach Monreale, dem zweiten Highligth des Tages, fuhr erst gegen 13.30 Uhr. Wir hatten also noch gut 2 Stunden Zeit, die es zu nutzen galt. Ganz in der Nähe des Palazzo Reale fanden wir die Ruinen der kleinen Kirche San Giovanni degli Eremiti, die unter Verwendung des Vorgängerbaus, einer Moschee aus arabischer Zeit, unter Roger II im 12. Jahrhundert erbaut wurde. In der Sakristei findet man noch Reste eines Freskos in der sonst schmucklosen Kirche. Etwas besonderes ist dagegen der zauberhafte Kreuzgang der sich an die Kirche anschmiegt und ein Pool der Ruhe in der hektischen Großstadt Palermo ist.

Die Zeit reichte auch noch, um der Kathedrale Maria Santissima Assunta unseren Besuch abzustatten. In dem gigantischen Bau aus normannischer Zeit kommt der Anspruch des Erzbischofs und damit des Papstes über der Krone zu stehen zur Geltung. Diesem Anspruch setzte der sizilianische König Wilhelm II in Monreale mit der dortigen Kathedrale seinen Anspruch entgegen. Es kam, ähnlich wie im heiligen römischen Reich, zu einer Art Investiturstreit.
Die Kirche wurde mehrfach erweitert und umgebaut und erhielt ihr jetziges Aussehen in den Jahren 1781 bis 1801. Im Innern erweckt der Dom einen relativ nüchternen Eindruck. An den Säulen der dreischiffigen Basilika findet man heute einen Teil der 38 Heiligenfiguren, die ursprünglich im Altarraum ihren Platz hatten.
Es war Zeit für den Bus, der uns in einer etwa 30 minütigen Fahrt in das kleine Städtchen Monreale, ca. 7 km südwestlich des Palazzos brachte. Der Ort liegt auf einer Anhöhe, auf der der sizilianische König Wilhelm II neben einem Kloster auch einen Königspalast, ein erzbischöfliches Palais und die Kathedrale mit Kreuzgang errichten ließ. Im Jahre 1183 trotzte er Papst Lucius III für das Kloster die Würde eines Erzbistums ab und konnte damit wenigsten vorübergehend den Streit mit dem Erzbischof von Palermo für sich entscheiden.
Heute sind von diesem Gebäudekomplex nur noch die Kathedrale und der Kreuzgang vorhanden. Die Kirche besitzt einen normannisch-arabisch-byzantinischen Baustil, der im 12. Jahrhundert in Sizilien vorherrschte. Auch ihr Äußeres wurde mehrfach verändert. Der Fassade wurde im 18. Jahrhundert ein klassizistischer Portikus vorgebaut, der den ursprünglichen Eindruck der Fassade zunichte macht.

Im Innern ist der Dom ähnlich wie die Capella Palatine im Palazzo Reale über und über mit Mosaiken ausgeschmückt. Der Dom ist natürlich wesentlich größer als die Capella, entsprechend vielfältig sind hier auch die dargestellten Szenen. Während sich die Mosaiken im Mittelschiff hauptsächlich mit Themen des alten Testaments befassen, widmet sich der Chorraum dem Leben und Wirken Jesu.
In beiden Kirchen und auch in der Kathedrale von Cefalu, die wir am Mittwoch besichtigten, wird über dem Hauptaltar Christus als Pantokrator, als Weltenherrscher, wie im byzantinischen üblich, dargestellt.

Nachdem wir die Kunstwerke ausgiebig bewundert hatten, wollten wir natürlich auch den Kreuzgang besuchen. Den Eintritt hatten wir bereits mit dem Ticket für die Kirche San Giovanni degli Eremiti bezahlt. Aber es war Montag und Montagsnachmittags ist der Kreuzgang für Besucher nicht zugänglich. So blieb uns nichts anderes übrig, als noch einmal in das Portemonnaie zu greifen und ein Ticket für das Dach des Doms zu lösen, von dem man neben einem schönen Ausblick über die Landschaft auch einen Blick von Oben in den Kreuzgang erleben kann.

Am Dienstag starteten wir zum zweiten Teil unserer Palermo-Expedition. Wieder ging es mit dem Bus zur Fontana Pretoria, einem wunderschönen Barockbrunnen des Bildhauers Francesco Camilliani an der gleichnamigen Piazza Pretoria.

Von hieraus erkundeten wir dann den zentralen Teil der Altstadt. Direkt an der Piazza liegt auch die Chiesa di Santa Caterina d'Alessandria, der Kirche eines Dominikanerklosters aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche ist in ihrem Innern überaus reich geschmückt. Man erkennt noch die für die Kirche eines Nonnenklosters typischen vergitterten Balkone.

Unmittelbar daneben liegt an der Piazza Bellini die Kirche San Cataldo, Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eine der letzten Kirchen Siziliens im arabisch-normannischen Stil.

Die letzte Kirche in Palermo, der wir einen Besuch abstatteten war die Chiesa del Gesu, auch Casa Professa genannt. Sie ist die älteste Kirche des Jesuitenordens auf Sizilien und wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Sie wurde im 2. Weltkrieg durch Bombenangriffe schwer beschädigt und später aufwendig restauriert. Die eigentliche Casa Professa liegt direkt neben der Kirche und beherbergt heute die Stadtbibliothek. Hinter der eher nüchternen Fassade der Kirche findet man einen prächtig ausgeschmückten, dreischiffigen Innenraum, mit kreuzförmigem Grundriss.

Anschließend wandten wir uns profaneren Dingen zu. Es ging über einen Markt, auf dem alle Genüsse der Insel angeboten wurden.

Nach einem Imbiss an der Piazza Marina und einem Bummel an der Hafenpromenade ging es dann mit dem Bus wieder zurück zu unserem mobilen Zuhause.

Es waren zwei anstrengende Tage in der Großstadt. Am Mittwoch ging es relativ früh weiter Richtung Osten, nach Cefalu. Gegen Mittag hatten wir bereits unsere Zelte etwa 4 km westlich der Stadt aufgeschlagen und unsere Fahrräder startklar gemacht.

In der Stadt angekommen, machten wir uns dann zu Fuß auf zu einem Erkundungsgang. Die Altstadt liegt malerisch am Fuße des Rocco di Cefalu und hat weitgehend ihren mittelalterlichen Charakter erhalten. Die engen Gassen locken natürlich nicht nur uns, sondern weitere tausende anderer Touristen auch an, da stört es dann doch erheblich, dass scheinbar keinerlei Verkehrsbeschränkungen in der Altstadt gelten und man permanent Autos und Motorrollern ausweichen muss. Sieht man von diesem Mangel ab, kann einem Cefalu doch sehr gut gefallen. Die meisten seiner Häuser stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind in einem beachtlichen Zustand. Hauptanziehungspunkt der Stadt ist jedoch der Normannendom San Salvatore aus dem 12. Jahrhundert.

Der Dom prägt schon von weit her sichtbar das Stadtbild. Er wurde im arabisch-byzantinisch-normannischen Stil begonnen und im Stil der katalanischen Spätgotik erst im 15. Jahrhundert vollendet. In ihm standen ursprünglich die Sarkophage die Roger II für sich und seine Gemahlin hatte anfertigen lassen. Friedrich II ließ diese jedoch nach Palermo schaffen und als Grablege für seinen Vater und sich reservieren. Heute kommen die Besucher meist, um die Mosaiken im Chorraum der Kathedrale zu bewundern, die auch hier wieder Christus als Pantokrator zeigen.

Die nächsten beiden Tage gehörten wieder voll der Erholung. Am Freitag habe ich fast den ganzen Tag daran gearbeitet, mein Reisetagebuch auf Vordermann zu bringen. So vergehen schnell die Tage. Am Samstag machten wir dann einen deutlichen Sprung nach Osten. Zunächst ging es an der Küste entlang und dann von Sant'Agata di Militello aus über Cesarò und Randazzo durchs sizilianische Gebirge zurück an den Ätna. Noch einmal verbrachten wir eine Nacht im Schutze (oder besser im Schatten) des Vulkans.

Sonntagmorgen war es dann so weit. Es ging zurück nach Messina zur Fähre und wieder aufs italienische Festland. Nach weiteren 80 Km fanden wir einen wunderschönen Platz direkt am Meer, wo wir die kommende Nacht verbrinen werden.