Auch Urlaub muss sein
03.06.2012 Isola delle Femmine, Italien
Und wieder ist eine Woche vorbei. Am Montag ging es von Mazara aus zunächst nach Marsala. Hier ist der bekannte Marsala-Wein zu Hause, ein Likörwein, der ähnlich wie Sherry, Portwein oder Madeira hergestellt wird und auch eine englische Erfindung ist. Aber viel eindrucksvoller als der Wein, ist die Altstadt mit ihren barocken Kirchen und Palästen.

Nach einem ausgedehnten Bummel durch die Gassen und einem leckeren Eis ging es weiter in das nur ca. 40 km entfernte Trapani. Wir parkten unser WOMO am Bootshafen und erkundeten von dort aus die Stadt. Auch in Trapani finden wir wieder diese hübschen, barocken Bauwerke, die der Altstadt ein wohlhabendes und gepflegtes Flair verleihen. Anders als in den Städten im Osten und Süden Siziliens, sind die Fassaden meistens in recht gutem Zustand. In Mazara fiel uns bereits die Sauberkeit der Straßen und Plätze in der Stadt auf, das setzte sich sowohl in Marsala, als auch in Trapani fort. Auch hier reichte uns ein Bummel von ca. 2 Stunden, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennenzulernen.

Wir waren relativ früh wieder an unserem Wohnmobil zurück. Der Platz hier am Hafen mag sich zwar für eine Übernachtung eignen, seine Lage ist aber nicht besonders hübsch und darüber hinaus auch noch relativ laut. Wir entschlossen uns einen Campingplatz ca. 16 km nordöstlich, in Lido Valderice anzusteuern. Hier verbrachten wir den Abend mit einer Flasche Rotwein direkt am Strand in einer traumhaften Kulisse und beobachteten den Sonnenuntergang.

Am Dienstag hatten wir uns noch einmal ein Besichtigungsprogramm auferlegt. Zunächst ging es zurück nach Trapani und dort an die Talstation der Seilbahn, die uns in einer 15 minütigen Fahrt 650 Höhenmeter überwinden lies und nach Erice brachte. Erice ist eine kleine Stadt auf dem gleichnamigen Berg, die direkt an Trapani angrenzt, sich aber gleichzeitig von dieser durch ihre einmalige Lage hoch oben auf dem Berg abgrenzt. Die Stadt hat ihren mittelalterlichen Charakter weitgehend erhalten können.

Die meisten Häuser und auch Straßenbeläge haben bereits mehrere hundert Jahre Bestand und zeugen von der hohen Baukunst des Mittelalters. Hauptsächlich von diesem Erbe leben heute die Einwohner; denn der Tourismus ist ihre Haupteinnahmequelle. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick über Trapani auf der einen Seite und nach Valderice zur anderen Seite.

Am Nachmittag ging es dann nach Segesta, 35 cm östlich von Trapani im Landesinneren gelegen. Hier warteten noch einmal ein griechischer Tempel und ein Theater auf unseren Besuch. Neben kleineren Ausgrabungen, sind nur diese beiden Bauwerke aus der Antike erhalten. Der Tempel wurde nie fertiggestellt und wurde auf Grund seiner isolierten Lage auch nie als Steinbruch missbraucht, so dass er noch heute einen unmittelbaren Einruck aus der Zeit seiner Entstehung vermittelt.

Das griechische Theater stammt aus dem 3. oder 2. vorchristlichen Jahrhundert. Seine Sitzreihen wurden in den Fels gehauen und der Blick geht von ihnen weit hinaus bis aufs Meer.
Damit hatten wir für die vergangene Woche unser Kulturpensum erfüllt. Am späten Nachmittag fuhren wir noch bis in die nordwestlichste Ecke Siziliens, nach San Vito lo Capo, wo wir den Rest der Woche mit Faulenzen und Strandaufenthalt ausfüllten. Selbst ich, ein bekennender Warmduscher, hat sich in die noch frischen Temperaturen des Mittelmeeres gestürzt.
Die knapp 5000 Einwohner von San Vito leben überwiegend vom Fischfang und Tourismus. Der sehr gepflegte Ort ist Anziehungspunkt vieler Touristen aus nach und fern und ist bereits jetzt schon an den Wochenenden fast überfüllt. Hier trafen wir noch einmal unsere Sizilienbekanntschaften Anka und Karl-Heinz und Gundi und Sepp wieder, die alle in den kommenden Tagen von Palermo aus mit der Fähre wieder in nördlichere Gefilde aufbrechen werden, während unsere Fahrt in Richtung Messina weiter gehen wird. Mit beiden Paaren haben wir abgemacht Mails auszutauschen, wenn die heimatlichen Häfen wieder erreicht sind. Ich bin mal gespannt, ob es so kommen wird.

Am Sonntag wird unser Ziel der kleine Ort Isola delle Femmine sein, von wo aus wir die Inselhauptstadt Palermo und Monreale erkunden werden. Das was ich an den vergangenen Tagen über saubere Städte erzählt habe, ist bereits wieder Vergangenheit. Isola delle Femmine bezeichnet sich als Badeort und wir zumindest erwartet, dass in Strandnähe der Müll nicht Oberhand gewinnt. Weit gefehlt. Wir sind wieder in dem Italien, was wir in den vergangenen Wochen bereits vielfach erlebt haben, vielleicht sogar schlimmer.
