Straßenchaos und Straßenschäden in Italien
23.05.2012 Italien
Um es gleich am Anfang zusammenzufassen: Der Verkehr im Süden Italiens ist abenteuerlich. Das man in südliche Gefilde kommt merkt man spätestens in der Toskana. Während in Oberitalien noch hier und da Verkehrsregeln zu gelten scheinen, verlieren sie ab Pisa jegliche Bedeutung. Richtig spannend wir es aber dann in der Region Neapel.

Ich habe mir überlegt, ob die Italiener auf der Straße einen Wettkampf oder einen Krieg ausfechten. Beides wird aber dem Verhalten der italienischen Verkehrsteilnehmer nicht richtig gerecht. Bei einem Wettkampf spielt das Wort Fairness eine gewisse Rolle, was hier aber absolut keine Rolle spielt. Wenn jemand die Chance wittert, dass er durch drängeln oder überholen auch nur einige Millisekunden gewinnen kann, wird diese rücksichtslos wahrgenommen. Man ist eben clever.
Aber auch das Wort Krieg kann das Verhalten der Verkehrsteilnehmer nicht richtig umschreiben. In einem Krieg werden Tote billigend in Kauf genommen. Davon kann aber auf keinen Fall die Rede sein. Wir haben auf unserer bisherigen Tour nur einen kleineren Blechschaden beobachten können. Auf der anderen Seite findet man besonders bei den Kleinwagen kaum einem, der nicht mindestens links, rechts, hinten oder vorne eine Macke hat. In Sorrent, als wir an der Bushaltestelle standen habe ich einmal gezählt: Von 20 Fahrzeugen hatten 17 Fahrzeuge alleine auf der rechten Seite mindestens einen gut sichtbaren Kratzer. Ein unversehrtes Auto ist also die Ausnahme. Eine weitere interessante Beobachtung konnten wir machen: Es gibt zwei Gruppen von Autofahrern. Auf die erste und eindeutig größere Gruppe trifft das oben beschriebene Streben nach jeglichem Zeitgewinn eindeutig zu. Aber da gibt es noch die Gruppe der Schleicher, die eindeutig größer ist als auf unseren Straßen. Man findet sie auf Autobahnen genauso wie im Ortsverkehr. Mir scheint, es sind Menschen, die von den anderen Verkehrsteilnehmern so verängstigt und eingeschüchtert sind, dass sie sich nur noch äußerst langsam fortbewegen wollen.

Ein anderes Kapitel sind natürlich die Straßen selbst. Viele Straßen sind sehr eng oder steil, was ganz einfach durch die örtlichen Gegebenheiten nicht anders möglich ist. Mit einem Fahrzeug unserer Größe ist das natürlich nicht immer ganz einfach. Auch wir mussten ja bereits einmal, wie berichtet, mehrere Hundert Meter im Rückwärtsgang zurücklegen, bevor wir eine Möglichkeit zum Wenden vorfanden.

Der Zustand der Fahrbahndecken ist aber katastrophal. Konnte man früher noch wenigsten davon ausgehen, dass zumindest die Autobahnen noch vernünftig zu befahren waren, ist das heute bei weitem nicht mehr überall gegeben. Besonders schlecht werden die Straßen jedoch im innerörtlichen Bereich. Selbst in Südamerika haben wir solch schlechte Straßen selten angetroffen. Das Geld wird scheinbar von Berlusconi und seines Gleichen für Bunga Bunga oder so etwas benötigt. Für die Erhaltung der Infrastruktur bleibt da verständlicher Weise nicht mehr all zu viel übrig.