Ein Reise ganz weit in die Vergangenheit
20.05.2012 Agrigento, Italien
Und wieder taucht so ein Name auf, der die Gedanken um Jahrzehnte bis in die Schulzeit zurück wandern lässt - Syrakus. Bereits am Sonntag ging es also über knapp 80 km weiter südwärts, wo wir ca. 5 km südwestlich von Siracusa, wie es auf italienisch heißt, einen Stellplatz fanden. Am Montag packten wir dann allen Mut zusammen und stürzten uns mit unseren Fahrrädern in den sizilianischen Straßenverkehr. Das erste Stück auf der Landstraße ging ja noch recht gut, aber sobald wir die Stadt erreichten wurde der Verkehr wieder richtig hektisch und alle Verkehrsregeln schienen aus Kraft gesetzt zu sein. Aber wir haben es geschafft und erreichten nach knapp einer halben Stunde Ortygia, eine kleine, dem Festland vorgelagerte Insel, auf der sich das Kerngebiet des historischen Syrakus befindet. Sie ist über zwei Brücken mit dem Festland verbunden. Die meisten historischen Bauwerke fielen dem verheerenden Erdbeben von 1693 zum Opfer. Danach wurde die Stadt im barocken Baustil wieder aufgebaut. Das zumindest auch heute noch viele italienische Schüler sich mit der Geschichte dieser alten Stadt, die einmal die mächtigste und mit über einer Million Einwohnern auch die Größte Stadt der hellenischen Welt, wenn nicht der gesamten Erde, war, auseinander setzen müssen, konnten wir daran erkennen, dass ganze Busladungen von Schülern an die Sehenswürdigkeiten heran gekarrt wurden.

Wir ketteten unsere Fahrräder neben der Ticketausgabe des Castello Maniace an und besuchten zunächst das Kastell, das in seiner heutigen Form von dem Stauferkaiser Friedrich II im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Zu Fuß durchstreiften dann die Gassen der Altstadt mit ihren schönen Barockbauten. Wir erreichten die Piazza Duomo, einer der schönsten barocken Plätze Italiens mit dem Dom Santa Maria delle Colonne und dem Rathaus der Stadt. Der Bau besteht zum großen Teil aus dem ehemaligen Tempel der Athene, der im 7. Jahrhundert in eine Kirche umgebaut wurde.

Das Hauptschiff der Kirche bildet die ehemalige Cella des Tempels. Die Zwischenräume der sie umgebenden Säulen wurden zugemauert und bilden die äußeren Mauern.
Nach einem kleinen Imbiss holten wir unsere Fahrräder ab. Beim Verlassen der Insel legten wir noch einen Stopp bei den Überresten des Apollontempels ein, der aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert stammt und der älteste bisher gefundene Tempel Siziliens ist. Weiter ging es quer durch das Verkehrsgewühl der Neustadt zum Archäologischen Park und dort zu dem aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammenden Teatro Greco, in dem im Frühsommer klassische griechische Dramen aufgeführt werden. Eine weitere Sehenswürdigkeit waren die in unmittelbarer Nähe gelegenen antiken Steinbrüche.

Wir hatten wieder genug Steine im Kopf gesammelt. Für unsere Erholung suchten wir uns einen schönen Stellplatz ganz im Süden der Insel unmittelbar am Meer mit schönen Sandstrand aus. Der Himmel strahlte zwar im schönsten Blau, aber der Wind war doch recht stürmisch und frisch.

Ein Abstecher ins Landesinnere führte uns dann am Donnerstag in das knapp 40 km von der Küste entfernt liegende Ragusa. Das Gebiet von Ragusa ist nachweislich bereits seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelten aus Syrakus stammende Griechen die Stadt, Später war sie ein Zankapfel zwischen Karthago, Rom, Byzanz und den Arabern. Auch die Normannen und Staufer hinterließen hier ihre Spuren, die aber bei dem schweren Erdbeben, das 1693 ganz Sizilien erschütterte, schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden und bei dem fast alle Zeugnis der früheren Geschichte ausgelöscht wurden. Der Wiederaufbau im barocken Stil fand nicht nur auf dem Gebiet der alten Stadt, sondern auch auf dem etwas westlich gelegenen, höheren Felsplateau statt. Der neue Stadtteil zeigt dementsprechend den typischen quadratischen Grundriss barocker Städte auf.
Bei Ragusa waren es nicht so sehr die einzelnen barocken Bauwerke, die uns beeindruckten, als viel mehr das Gesamtbild und das Flair dieser sich über zwei Hügel dahinziehenden Stadt. Nach einen ausführlichen Spaziergang durch den alten Stadtteil Ibla ging es dann erst bergab und dann in über 300 Stufen wieder bergan zur Kathedrale San Giovanni im Stadtteil Ragusa Superiore. Über die Corsa Italia, der Pracht und Geschäftsstraße im neuen Stadtteil ging es dann an vielen, schönen aber auch meist doch stark renovierungsbedürftigen Barockbauten vorbei zurück zum Parkplatz.

Freitag, Samstag und Sonntag war dann wieder mehr der Erholung gewidmet. Wir bewegten uns dabei ca. 150 km nordwestlich an der Küste entlang nach Agrigento.