Der Tanz auf dem Vulkan

13.05.2012 Siracusa, Italien
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Na ja - ganz so wild war die Woche ja dann doch nicht, aber der Vulkan - Sprich Ätna - stand doch ganz im Mittelpunkt der kommenden Tage. Aber der Reihe nach.
Den ganzen Montag haben wir auf dem Campingplatz in Letojanni verbummelt. Inge war nach fast fünf Wochen Reise voll damit beschäftigt, ihren Haushalt auf Vordermann zu bringen. Ich habe mich ganz ruhig verhalten und habe während dessen mein Reisetagebuch auf den neuesten Stand gebracht.
Wir hatten den Ätna ja bereits aus einiger Entfernung von Taormina aus gesehen, nun wollten wir uns die Sache dann doch auch noch etwas genauer ansehen. Am Dienstagmorgen sattelten wir wieder unser Wohnmobil und steuerten zunächst die Alcantara-Schlucht an.



Der Alcantara-Fluss hat sich hier durch einen nördlichen Lavastrom des Ätna sein Bett gegraben und eine tiefe Schlucht, die teilweise nur 4 bis 5 Meter breit, aber immerhin ca. 40 m hoch ist, geformt. Leider führte der Fluss zu viel Wasser, so dass eine Wanderung durch das Flussbett verboten war. Wir mussten uns also mit einem Spaziergang auf den Höhen an der südlichen Abbruchkante der Schlucht begnügen. Unser weitere Fahrt führte uns dann ca. 5 km östlich von Randazzo, wo wir auf dem Weingut "azienda agrituristica etna wine" einen Stellplatz fanden. Der Platz ist wirklich zu empfehlen. Wir standen mitten in den Weinbergen mit einem herrlichen Blick auf den nördlichen Ätna. Noch am Abend machten wir eine kleine Weinprobe und deckten uns mit köstlichen Rotweinen ein. Der Patron machte mit uns noch eine Führung durch ein kleines Hausmuseum, den Weinkeller und die Weinberge. Durch seinen Reichtum an Gesten machte er es uns trotz Sprachschwierigkeiten nicht all zu schwer, seinen Ausführungen zu folgen. So erfuhren wir einiges über den Weinanbau auf Sizilien und die Geschichte des Anwesens.



Dann präsentierte er uns noch stolz den angeblich ältesten Weinstock der ganzen Region, den er sein Eigen nennen darf. Abends genehmigten wir uns dann eine Flasche des hier erworbenen Weines und konnten uns nicht daran sattsehen, wie der rauchende Ätna langsam in der Dunkelheit verschwand.



Welche Zerstörungskraft der Vulkan auch noch in einigen Kilometern Entfernung entfalten kann, ist auf dem nachfolgenden Bild schön zu sehen. Es entstand ganz in der Nähe der Stadt Randozza nördlich des Ätna, fast 20 km vom Krater entfernt.



Für den Mittwoch war kein Programm vorgesehen. Wir wanderten einige Stunden durch die Weinreben und Olivenhaine hier am nördlichen Fuße des Ätna und ließen es uns gut ergehen.
Am Donnerstag eroberten wir dann endgültig den Vulkan. Vom Weingut ging es zunächst in westliche Richtung nach Randazzo und dann auf der Panoramastraße in südöstlicher Richtung um den Ätna herum. Im Wintersportgebiet Ätna-Nord legten wir auf knapp 1800 m ünN einen Zwischenstopp ein. Hier ist alles neu oder noch im Werden. Die alte Station wurde beim Vulkanausbruch im Oktober 2002 vollständig unter den Lavamassen begraben. Hier herrscht natürlich jetzt im Mai absolut tote Hose. Nach einige schönen Bilder des Ätna, der sich von hier wieder ganz anders präsentiert, ging es weiter im Uhrzeigersinn um den Vulkan Richtung Ätna-Süd.



Dafür mussten wir zunächst wieder fast auf Meeresniveau absteigen und dann wieder bis auf knapp 2000 m ünN bergan. Bevor wir hier auf dem großen Parkplatz unser Nachtlager aufschlugen machten wir noch einen Spaziergang um einen kleinen Nebenkrater unweit des Parkplatzes. Abends genossen wir dann noch den Ausblick auf das nächtliche Catania.



Relativ früh am Freitagmorgen machten wir uns dann auf, um mit der Gondelbahn zunächst auf 2500 m ünN zu gelangen und dann mit einem Allradbus auf Geröllgrund und zwischen steilen Schneewänden hindurch, weitere 500 m bergauf zu steigen. Wir konnten den qualmenden Hauptkrater aus einiger Entfernung gut erkennen und machten um einen dampfenden Nebenkrater einen Spaziergang. Eine noch größere Annäherung an den Krater war nicht erlaubt.



Von Berg aus ging es dann wieder ab zu Meer auf einen Campingplatz nördlich von Catania, wo wir kurz nach Mittag bereits eintrafen. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, ging es noch am Nachmittag mit dem Bus in die Innenstadt. Der Verkehr in Catania, aber nicht nur hier, ist abenteuerlich. Ich werde mich in einem meiner nächsten Berichte diesem Thema noch ausführlich widmen. Wenn man nicht selber fahren muss und das Geschehen aus dem Busfenster heraus betrachten kann, gewinnt man der Angelegenheit sogar etwas spannendes und lustiges ab. Wir spazierten planlos durch die Altstadt und lauschten vor der Universität und auf der Piazza del Duomo den Konzerten junger Musiker. Ihr Können war nicht nur nett oder schön, sondern richtig gut. Catania gilt als eine der schönsten Barockstädte auf Sizilien. Leider gilt für Catania genau das gleiche wie für viele Orte Italiens: die Substanz ist vorhanden, aber sie wirkt doch ziemlich abgewirtschaftet. Offensichtlich stimmt die Rendite nicht und die öffentliche Hand ist ganz eindeutig mit der Erhaltung der Bauwerke überfordert.



Abends haben wir dann in der Altstadt noch ein nettes Restaurant gefunden, in dem wir uns mit köstlichen Fisch verwöhnen ließen. Wein ist hier auf Sizilien wirklich billiger als Wasser, zumindest Mineralwasser. Für den halben Liter "Vino della Casa" mussten wir im Restaurant gerade einmal 4 € hinlegen. Da könnte man tatsächlich besoffen werden.
Am Samstag sahen wir uns dann auf einem ausführlichen Stadtrundgang die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Catanias etwas genauer an.



Am Sonntag machten wir uns dann auf den Weg nach Syrakus, einem weiteren Highlight Siziliens. Aber dazu mehr im nächsten Bericht. Ich muss mich nämlich beeilen; denn heute sind Wahlen in NRW und die ersten Ergebnisse um 18 Uhr will ich nicht versäumen.

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