Reif für die Insel

06.05.2012 Letojanni, Italien
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Die Amalfi-Küstenstraße ist für Wohnmobile gesperrt und ich weiß von Leuten, die es trotzdem versucht haben, dass es recht teuer werden kann. Wir hatten daher die Absicht, mit dem Bus über Positano bis Amalfi zu fahren und die Ausblicke auf Capri und die Sirenen zu genießen. Bustickets hatten wir bereits gekauft und warteten über 1,5 Stunden an der Bushaltestelle. Wir waren nicht alleine und zumindest ein Einheimischer wartete ebenfalls geduldig auf den Bus, aber er kam nicht. Zurück auf dem Stellplatz erfuhren wir dann, dass zwischen Positano und Amalfi die Straße gesperrt sei und daher der gesamte Busverkehr eingestellt wurde. Na prima. Wir müssen also, wenn wir wieder zu Hause sind, unsere alten Bilder raus kramen und unsere Erinnerungen auffrischen.
Am Dienstag, den 1. Mai ging es dann weiter. Unser Ziel war Paestum. Es ging zunächst wieder zurück über die Uferstraße in Richtung Neapel mit teilweise atemberaubenden Ausblicken auf die Metropole und den Vesuv. Der Verkehr auf der Halbinsel war wieder chaotisch. Alle Neapolitaner schien es wieder nach Sorrent und an die Amalfi-Küste zu ziehen. Wir waren froh, als wir die Autobahn nach Salerno erreicht hatten und das Gewusel hinter uns lassen konnten.
Wir hatten ja eigentlich Glück, die Müllwerker von Neapel streikten nicht und es türmte sich auch nicht direkt der Müll, aber die Gegend von Neapel bis Sorrent ist trotzdem mehr als schmutzig. An den Straßenrändern fliegen Plastikflaschen, Kunststoffbeutel, Papier und Alles, was man sonst noch aus dem Auto werfen kann, umher. An den Haltebuchten in den Tunnels liegen Plastikbeutel prall mit Unrat gefüllt, sie müssen absichtlich hier abgelegt worden sein. Einfach nur einmal am Straßenrand halten und aussteigen bedeutet mit beiden Füßen im Müll zu stehen. Uns drängt sich der Vergleich mit der Küstenstraße in Nordchile und Peru auf, was ganz sicher kein Kompliment ist. Wir können nicht einordnen, auf was dies zurückzuführen ist, Tatsache ist aber, dass man sich hier nicht so richtig wohlfühlen kann und der Schmutz auch kaum dem Tourismus dienen wird, von dem die Gegend hier ja vor allen Dingen lebt.



Gegen 13 Uhr erreichten wir unser Tagesziel. Paestum, von den Griechen um 600 v. Chr. unter dem Namen Poseidonia gegründet, besitzt mit die schönsten und besterhaltenen Tempelanlagen aus vorrömischer Zeit. Am Nachmittag ging es dann zunächst in das Archäologische Museum, wo die in der Tempelanlage und in der Nekropole gefundenen Gegenstände zu bewundern sind. Die Gräber bestanden aus kleinen Häusern, die innen reich mit Malereien ausgeschmückt sind. Einige der Grabstätten sind auseinander gebaut im Museum ausgestellt. Wir hatten gerade noch Glück mit dem Wetter. Als wir das Museum verließen zogen schon die ersten Wolken auf, es blieb aber vorerst trocken. Wir durchstreiften ausgiebig die Ausgrabungsstätte. Hauptanziehungspunkte waren natürlich der Tempel der Athene und die beiden Tempel Hera I und Hera II. Im Paestum ist es im Unterschied zu den anderen touristischen Highlight´s relativ leer und man hat die Chance in aller Ruhe schöne Fotos zu machen.



Die Anlage macht gegenüber Pompei auch einen recht gepflegten Eindruck. Nachdem die Dunkelheit angebrochen war, machten wir noch einmal einen Spaziergang zu der Anlage. Die Anlage selbst ist zwar zu diesem Zeitpunkt bereits lange geschlossen, aber von der Straße her kann man die wunderbar die angestrahlten Tempel sehen und fotografieren.



Am Mittwoch ging es dann gut 140 km Richtung Süden. Dort wählten wir einen Stellplatz wenige Kilometer nördlich von Cirella. Außer an den Wochenenden ist zur Zeit in Calabrien nicht viel los und so standen wir auch diese Nacht ganz alleine auf einem großen gepflegten Platz.



Wir wollten noch eine Nacht auf dem Festland verbringen, bevor wir nach Sizilien übersetzen wollten. Unsere Wahl fiel mehr oder weniger zufällig auf die kleine Stadt Tropea, von der wir bis zu diesem Tage noch nichts gehört hatten. Im Reiseführer wird sie zwar als hübscher mittelalterlicher Ort beschrieben, aber davon gibt es in Calabrien mit Sicherheit eine ganze Menge. Wir wurden aber trotzdem von der Schönheit des Städtchens überrascht. Tropea liegt auf einem Felsen unmittelbar an der Mittelmerküste, von dem aus man einen wunderbaren Blick über das tyrrhenischen Meer bis hin zum Vulkan Stromboli genießen kann. An diesem 3. Mai feierte die Stadt auch das Fest der Fest der drei Kreuze (I Tri da Cruci) .



Die Stadt war festlich geschmückt und gegen Abend füllten sich die Straßen und Plätze mit immer mehr Menschen. Auf einer großen Bühne spielte einer Band kalabrische Lieder, in deren Klang die arabische Vergangenheit Süditaliens noch nachklingt. Gegen 23.30 Uhr waren wir wieder auf dem Stellplatz, der absolut nicht zu empfehlen ist (siehe unten).



Am Freitag waren wir dann reif für die Insel. Von Tropea aus ging es zunächst über die Küstenstraße und die letzten Kilometer über die Autobahn südwärts Richtung Villa San Giovanni. Wir steuerten direkt den Hafen an, von dem uns eine Fähre in einer 40 minütigen Fahrt die 14 km nach Sizilien brachte. Unsere Absicht war, einen Stellplatz direkt in Messina anzusteuern. Trotz genauester Koordinaten und exakter Adresse konnten wir ihn nicht auffinden. Wir entschlossen uns also uns Richtung Süden nach Roccalumera in Bewegung zu setzen. Nur wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt standen wir plötzlich vor einer Baustelle, die nur eine maximale Durchfahrtshöhe von 2.85 m erlaubte. Wir kommen aber mit unseren Aufbauten auf gut 3 m Höhe. Wenden war nichts. Es blieb also nur der Rückwärtsgang. Die ersten Autos stauten sich bereits hinter uns. Inge stieg aus und lotste die Autos an uns vorbei und verschaffte mir damit immer einen kleinen Abstand, den ich dann wieder zurücksetzen konnte. So ging es im Schneckentempo ca. 500 m rückwärts. Eine nette Frau, die unser Elend wohl schon einige Minuten beobachtete entfernte bei unserem Näherkommen die Kette vor ihrer Einfahrt und ermöglichte uns eine mühevolles Wenden. Wäre sie nicht gewesen, hätten wir noch weitere 500 m zurücklegen müssen, um wenden zu können. Eins muss man den Italienern, die sonst bei jeder Gelegenheit ungeduldig hupen, lassen: sie waren sehr nachsichtig mit uns.
Es ging dann zurück zur Autobahn, auf der wir die Engstelle umfuhren. Der Stellplatz auf dem wir dann standen war wirklich nichts besonderes. Er wurde von der Autobahn und der Eisenbahn rechts und links begrenzt. Entsprechend laut war es dort. Aber für eine Nacht war es auszuhalten. Zur Belohnung, dass wir dort blieben, bekam Inge dann noch eine Plastiktüte voll mit frisch geernteten, sonnengereiften Zitronen.
Zum Wochenabschluss ging es dann auf einen Campingplatz nach Letojanni. Der Platz ist sehr schön unmittelbar am Strand gelegen und die Einrichtungen sind topp. Leider ist es auch hier wegen der Enge des Uferstreifens, auf dem sich neben der normalen Landstraße noch die Eisen- und Autobahn drängen, auch nicht ganz so ruhig wie erhofft. Es ist aber auszuhalten. Von hier aus ging es dann am Sonntag mit dem Fahrrad ca. 6,5 km nach Mazzaro, am Fuße des Monte Tauro, auf dem sich die historische Altstadt von Taormina erhebt. Taormina geht auf eine Gründung der Sikuler zurück, die im 4 Jahrhundert v. Chr. griechisch wurde.



Auf Grund des milden Klimas und der historischen Gebäude blickt die Stadt auf eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende touristische Tradition zurück. Hauptanziehungspunkt ist das antike Theater, von dessen Rängen man vor allem in den Morgenstunden einen traumhaften Blick auf den Ätna genießen kann.



Abends saßen wir noch lange mit Anka und Karl-Heinz aus Breckerfeld, die wir hier auf dem Campingplatz kennenlernten zusammen und tauschen Erfahrungen als WOMO-Fahrer aus.





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