Von Rom zum Vesuv

29.04.2012 Sorento, Italien
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Auch am Montag ging es natürlich wieder in die Stadt. Nach den beiden vorangegangenen, anstrengenden Tagen hatten wir uns vorgenommen, es heute langsamer angehen zu lassen. Am Ende wurden es an Stelle der 8 bis 9 Stunden der vorangegangenen Tage, gut 10,5 Stunden, bis wir wieder in unserem Wohnmobil ankamen und endlich die Schuhe ausziehen konnten.
Aber der Reihe nach: Wir fuhren so gegen 14 Uhr wieder mit der Tram zum Hauptbahnhof und von dort aus mit dem Bus in die Altstadt. Unser erstes Ziel war der Kapitolshügel, auf dem zu Zeiten der römischen Republik der Senat tagte. Laut Theodor Heuss ist das Kapitol neben der Akropolis und Golgota einer der Hügel, auf denen Europa gegründet wurde. Heute hat im Senatorenpalast der römische Bürgermeister hier seinen Sitz. Den Platz davor ziert die Kopie eines Reiterstandbilds Marc Aurels aus vergoldeter Bronze. Das Original ist heute im Kapitolinischen Museum zu bewundern.



Geht man rechts oder links am Senatorenpalast vorbei kann man noch einmal herrliche Blicke auf die Ausgrabungsstätten des Forum Romanum genießen.
Weiter ging es zur Basilika Santa Maria in Cosmedin, deren Ursprünge bis ins 6 Jahrhundert zurückreichen. Unser Besuch galt aber vor allen Dingen der Bocca della Verità in der linken Vorhalle der Kirche. Der Legende nach verliert jeder seine Hand, wenn er diese in den steinernen Mund steckt und dabei nicht die Wahrheit sagt. Wir haben es lieber erst gar nicht versucht, was aber eher dem großen Andrang asiatischer Touristen geschuldet war, als der Wahrheitsfindung.



Einmal in Rom, mussten wir selbstverständlich auch dem Pantheon unsere Aufwartung machen. Ursprünglich als Tempel für alle römischen Götter gebaut, wurde es im Jahre 609 als Kirche für Maria und alle Heiligen geweiht und entging so der Zerstörung. In neuer Zeit fanden hier die Könige Victor Emanuel und Umberto ihre letzte Ruhestätte und wurde dadurch zu einem Symbol des geeinten Italiens.
Viele kleine Stopps, von denen ich hier gar nicht berichten kann, ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Auf der Piazza Navona fanden wir einen Tisch im Restaurant Dolce Vita. Bei einem leckeren Essen und einer guten Flasche Wein beobachteten wir das Treiben auf der Piazza.
Inzwischen war die Dunkelheit angebrochen und genau darauf hatten wir ja gewartet, denn wir wollten ja zumindest einen kleinen Teil der Baudenkmäler bei abendlicher Beleuchtung erleben. Von der Piazza ging es zum Tiber und dort zunächst zur Engelsburg, dann weiter zum Vatikan und dann quer durch die Altstadt zum Denkmal Victor Emanuels, dem Forum Romanum und abschließend noch einmal am Colosseum vorbei, bevor wir mit dem Bus 105 wieder zu unserem Wohnmobil zurückfanden.



Unsere Entscheidung, am den Montag noch einmal ausgiebig für den Besuch der Innenstadt zu nutzen, war goldrichtig. Das Wetter am Dienstag war nämlich deutlich schlechter. Mit der Tram und der U-Bahn ging es zur Piazza del Popolo. Die Porta del Popolo von der Antike bis in die Neuzeit das Tor, durch das der Besucher die Stadt von Norden her betrat. Auch Goethe schwärmte von der Schönheit dieses Ortes.
Nach einem Bummel über die Via del Corso, die Haupteinkaufsstraße Roms, die an der Piazza ihren Anfang nimmt, noch einmal vorbei an der Spanischen Treppe, ging es zurück zur Piazza Venecia und dann mit dem Bus zum Stellplatz.



Wir waren gut im Wohnmobil angekommen, als es auch schon zu regnen begann. Damit war unser erster Besuch Roms abgeschlossen.
Zusammenfassend möchten wir sagen, dass wir Rom als eine lebendige, moderne Stadt erlebt haben, mit prachtvollen Gebäuden und Kirchen, verträumten Gassen, zauberhaften Plätzen und wahnsinnig vielen Menschen. An den historischen Ort in der Stadt hat vieles seinen Anfang genommen, war heute Europa ausmacht und was auf die ganze Welt Einfluss genommen hat. Jede Stunde in der Stadt war es wert und wir brauchen sicher einige Tage und die vielen Eindrücke einzuordnen.
Was aber auch sichtbar wurde, ist der Zustand des italienischen Staates, der für seine Infrastruktur und auch die Erhaltung der Kulturdenkmäler offensichtlich nicht mehr genügend Mittel zur Verfügung hat. Überall, egal ob an den Baudenkmälern, den Straßen oder den Häusern der Stadt bröckelt es. Vielleicht sind Italien und Rom einfach überfordert mit der Masse der anstehenden Aufgaben und Europa sollte sich hier stärker engagieren, denn viele Generationen unserer Vorfahren identifizierten sich mit Rom und seiner Kultur. Es ist also auch unser Erbe.
Am späten Mittwochvormittag verließen wir Rom Richtung Süden. Unser Ziel lag in der Nähe von San Felice Circeo, einem kleinen Ort an der Mittelmeerküste, ca. 100 km südlich von Rom.
Am Donnerstag gab es dann keine alten Steine, Mosaike oder sonst eine Sehenswürdigkeit, sondern viel Zeit, um in Gedanken Rom noch einmal vor dem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen und den Kopf für neue Eindrücke wieder frei zu machen. Mit dem Fahrrad fuhren wir in den Ort und genossen am Hafen die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen.



Am Freitag legten wir auf dem Weg zum Vesuv noch einen Zwischenstopp in Santa Maria Capua Vetere ein. Dort besuchten wir das Amphitheater, dass bis zur Vollendung des Kolosseums in Rom, das größte seiner Art in Italien war.



Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Anlage, setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen am Nachmittag den Parkplatz am Vesuv. Auf den letzten 11 km mussten wir auf einer schmalen und serpentinenreichen Straße einen Höhenunterschied von rund 1000 m bewältigen. Zu allem Überfluss kamen uns auch noch riesige Reisebusse entgegen und es wurde manchmal richtig eng. Oben angekommen war die Hölle los. Dutzende Reisegesellschaften und hunderte Einzelreisende hatten das gleiche Ziel wie wir. Wir hatten Glück und fanden noch einen respektablen Parkplatz. Nach einer kurzen Pause, zogen wir unsere Wanderschuhe an und es ging auf zum Kraterrand. Der Weg ist nicht besonders lang, aber dafür entsprechend steil. Wir wagten einen Blick in den Krater, der an diesem Tag besonders brav und ruhig dort lag. Kein Dampfwölkchen, nichts zu hören und auch nichts zu riechen. Als Belohnung kann man von hier oben noch einen herrlichen Blick über den Golf von Neapel genießen. Als wir gegen 19.30 Uhr wieder zum Wohnmobil kamen, war der Parkplatz so gut wie leer. Die Händler hatten ihre Buden geschlossen und der letzte Reisebus war dabei, seine Passagiere einzufangen. Wir beschlossen, die Nacht hier oben zu bleiben. Nach dem Essen nahmen wir unsere Weingläser und setzten uns auf die nahen Bänke des Ausflugslokals, von dem aus wir beobachten konnten, wie in Neapel die Lichter angingen und die Nacht hinauf zog. Gegen 21 Uhr waren wir dann ganz alleine hier oben.



Eigentlich hatten wir geplant auf dem Weg nach Pompei in Herculaneum Station zu machen, aber ich fand keinen geeigneten Parkplatz für unser Wohnmobil. Außerdem waren die Straßen sehr eng und der Verkehr chaotisch. Nach einer halben Stunde Suchen beschlossen wir dann direkt unser Tagesziel anzusteuern. Auf einem Campingplatz ganz in der Nähe der Ausgrabungsstätte fanden wir einen sicheren Stellplatz, von dem aus wir gegen 16 Uhr uns auf den Weg zum antiken Pompei machten. Von der Porta Marina ausgehend durchstreiften wir ca. 3 Stunden lang die Anlage. Mit etwas Phantasie kann man sich Ruinen durchaus das Leben in der antiken Stadt vorstellen. Das Forum, das mit einem gedeckten Portikus umgeben war, bildete das Zentrum des städtischen Lebens. Hier standen auch die wichtigsten Tempel und Verwaltungseinrichtungen, wie die Basilika. Auf dem Weg zur großen Palästra und dem Amphitheater kamen wir auch an den Termen vorbei. Gerade dadurch, dass diese Anlage so stark beschädigt ist, gewinnt man einen interessanten Einblick in die Technik des Wasserversorgungssystems und der Heizungsanlage.



In einigen Häusern sind die Gipsabdrücke der Menschen zu sehen, die von dem zerstörerischen Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. überrascht wurden und nicht mehr rechtzeitig fliehen konnten.



Hier komme ich wieder nicht um eine Anmerkung umhin. Seit unserem letzten Besuch in Pompei vor ca. 10 Jahren, haben wir den Eindruck, dass die Anlage ziemlich vernachlässigt ist. Der Eintrittspreis beträgt zur Zeit pro Person immerhin 11 €, was bei 3 Millionen Besuchern im Jahr eine ganz passable Summe ausmacht. Dafür hätten wir erwartet, das zumindest der Unrat, leere Plastikflaschen, Papier und Sonstiges, was der moderne Tourist so gerne zurücklässt, beseitigt wird. Auch sind z.B. die Schaukästen und Plexiglasscheiben, die die Exponate und Wandbilder vor den flinken Fingern der Besucher zu Recht geschützt sollen, so verschmutzt, dass das eigentlich Sehenswerte kaum noch zu erkennen ist.



Über das Forum, das inzwischen fast menschenleer war, gingen wir zurück zur Porta Marina und beendeten unseren Ausflug in die Vergangenheit.
Am Sonntag ging es dann nach dem Frühstück weiter nach Sorrent. Alle Italiener hatten wieder den gleichen Gedanken wie wir und so war es kein Wunder, dass wir für die ca. 26 km von Pompei bis Sorrent gut 2 Stunden benötigten. Die Stadt war voller Menschen und alle Geschäfte hatten geöffnet. Wir bummelten kreuz und quer durch die bunten Gassen und genossen immer wieder auch den Blick über den Golf hin zum Vesuv und Neapel.



Abends war es noch richtig schön warm und wir konnten bis nach 23 Uhr vor unserem Wohnmobil sitzen und bei einem Glas Wein den Tag Revue passieren lassen.

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