Quer durch die Toscana

15.04.2012 Volterra, Italien
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Die Fahrt am Montag vom Vareser See nach Genua war absolut problemfrei, obwohl der Ostermontag in Italien allgemein als Rückreisetag aus dem Osterurlaub bekannt ist und die Autobahnen in den Ballungszentren hoffnungslos überfüllt sein sollen. Wir fuhren aber der großen Blechlawine entgegen. Der entgegenkommende Verkehr, vom Mittelmeer weg, war um ein Vielfaches stärker. Erst ganz zum Schluß mussten wir ein kleines Abenteuer bestehen, als wir von der Uferpromenade im westlich der City gelegenen Stadtteil Pegli relativ steil bergan und durch enge Gassen zu dem von uns gewählten Campingplatz navigierten.
Am Nachmittag machten wir dann noch einen Erkundungsgang nach Pegli. Der Stadtteil ist, wie wohl die meisten Stadtteile von Genua, die sich über 35 km an der ligurischen Küste entlang ziehen, ziemlich abgewirtschaftet. Die meisten Hausfasaden hätten eine Renovierung dringend nötig. Im unteren Bereich weisen die Wände die üblichen Schmierereien auf. Die Parks sind ungepflegt und mit Unrat angereichert und die Gehwege weisen teilweise beachtenswerte Vertiefungen auf. Bei genauer Betrachtung fallen aber immer wieder beeindruckende Fassaden auf, die von einer besseren Zeit künden.

Für Dienstag hatten wir uns die Innenstadt zum Ziel gesetzt. Mit der Regionalbahn ging es in gut 15 Minuten zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg zur Innenstadt hat sich der Eindruck von Vortag voll bestätigt.
Direkt vor dem Bahnhof begrüßte uns eine große Statue von Christoph Columbus, der in Genua geboren wurde. Vom Bahnhof aus bewegten wir und durch enge Gassen in östliche Richtung. Ziel war natürlich die Kathedrale, der Dogenpalast und die prächtigen Palazzi in der Altstadt. Hier wird der ehemalige Reichtum der Stadt aus der Kolonialzeit noch deutlich sichtbar.
Leider spielte der Wettergott bei unserem Streifzug nicht richtig mit. Was am Morgen noch ein leichter Nieselregen war, entwickelte sich im Laufe des Tages zu einem ordentlichen Landregen. Nach ca. 3 Stunden legten wir mit der Hoffnung auf Wetterbesserung eine Mittagspause ein. Da unsere Hoffnungen nicht erfüllt wurden, nahmen wir nach einen kurzen Spaziergang zu Hafen den Bus und kehrten Campingplatz zurück.
Für den Rest des Tages hörten wir uns dann das Pochen der Regentropfen in unseren Wohnmobil an.
Am Mittwochmorgen hatte sich der Landregen zu einem kräftigen Dauerregen entwickelt. Nach dem Frühstück brachen wir Richtung Pisa auf, wo wir um die Mittagszeit eintrafen. Kaum hatte ich den Motor abgestellt, stellte auch Petrus zumindest für ein paar Stunden den Regen ab, damit wir uns die historische Altstadt in Ruhe anschauen konnten. Unser Weg führte uns natürlich direkt zum Campo dei Miracoli, an dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten versammelt sind. Und Petrus meinte es noch besser mit uns. Kaum standen wir vor dem Campanile, riss er sogar ein Loch in die Wolkendecke, damit wir auch die klassischen Bilder des schiefen Turms knipsen konnten. Natürlich machten wir auch dem Battisterio und der Cathedrale unsere Aufwartung, bevor wir unseren Spaziergang kreuz und quer durch die Altstadt bis zum Arno fortsetzten. Von der Universität ging es dann über die Piazza dei Cavalieri, dem Hauptplatz der Stadt, wieder zurück zum Campo.

Am Abend ging es noch einmal in die Altstadt. Inzwischen war die Stadt von den meisten Touristen verlassen. Alle Tagesausflügler hatten bereits die Rückreise angetreten und die Strassen und Bars gehörten, wie in jeder bedeutenden Universitätsstadt, den jungen Leuten. Rund um den Campo war es richtig still geworden und so konnten wir noch einige schöne Bilder der angestrahten Bauwerke machen. Bevor es zurück zum Wohnmobil ging, belohnten wir und mit Garmelen und Meeresfrüchtesalat und genossen dazu einen trocknen, frischen Wein aus der Toskana.
Nur wenige Kilometer nordöstlich von Pisa liegt Lucca, das wir am Donnerstag ansteuerten. Die Altstadt wird von einer noch vollständig erhaltenen, mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen. Nur wenige Hundertmeter südwestlich der Stadtmauer fanden wir einen ordentlichen Stellplatz. Von hieraus erkundeten wir Lucca dann mit unseren Fahrrädern. Man könnte meinen, Lucca sei für Fahrräder gemacht. Das Gelände ist fast eben und die schmalen Gassen sind häufig für den Autoverkehr gesperrt. Das schönste aber ist, dass man mit seinem Drahtesel die gesamte Altstadt auf der Stadtmauer umrunden kann.



Am Freitag ging es dann weiter in eine besondere Stadt - nach Florenz. Wir fuhren gemütlich über die Landstrasse, durch unzählige Dörfer und Städtchen, die auf ihre Art alle einen besonderen Reiz ausüben. Nach gut 80 km fanden wir uns dann mit unserem Wohnmobil mitten im Verkehrsgewühl einer italienischen Großstadt wieder. Alle Klischees werden von den Italienern bedient. Gedränge wo man hinschaut. Unheimlich flinke und wenig rücksichtsvolle Motorroller, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Man muss halt einfach fahren und fest daran glauben, dass es nicht kracht, dann kracht es auch nicht.

Die Anfahrt zum Stellplatz war wieder ein kleines Abenteuer. Mein Navi führte mich durch äußerst enge Gassen aber immerhin richtig, bis vor das verschlossene Tor des Stellplatzes. Pech gehabt. Also wenden, was einfacher gesagt als getan ist und einen anderen Eingang finden. Nach längerem Suchen und einigen extra Runden fanden wir dann fast zufällig ein kleines, blaues Parken-Hinweisschild, versteckt zwischen zwei Häusern und hier war tatsächlich die Einfahrt. Geschafft.
Der Stellplatz hat aber ganz sicher einige Vorteile. Nur etwa 100 Meter von der Einfahrt entfernt ist die Haltestelle der Linie 4, die einen sofort ins Herz der Stadt, zum Hauptbahnhof bringt. Man kann aber auch bequem die ca. 2,5 km lange Strecke zu Fuß zurücklegen.
Wir haben am Nachmittag die zweite Variante gewählt und zunächst den Arno angesteuert.



Am Ufer entlang ging es dann zur Vecchio-Brücke. Vor dort aus durchstreifen wir 3 Stunden lang kreuz und quer die Altstadt. Wir sahen die Uffizien, den Palazzo Vecchio, die Kirche Santa Croce, den Dom und noch eine Menge anderer Paläste, Kirchen und Sehenwürdigkeiten.
Bereits für die vergangenen Tagen war Dauerregen angesagt. Wir hatten aber bisher Glück. Auch am Samstagmorgen sah es zunächst gar nicht so schlecht aus. Es nieselte zwar, aber das kannten wir ja bereits und hofften auf Besserung. Gegen Mittag fuhren wir mit der Linie 4 in die Stadt. Dort angekommen, hatte sich der Nieselregen in einen beachtlichen Dauerregen gewandelt. So wunderte es auch nicht, dass neben Inge und mir, auch noch andere Touristen auf die Idee kamen, in den Kirchen und Museen Zuflucht zu suchen.
Wir haben erst gar nicht versucht, in die Uffizien zu gelangen, denn ohne Reservierung ging so gut wie gar nichts. Die Schlange vor dem Dom war bestimmt 100 m lange und so ging es weiter.
Zunächst statteten wir aber dem Baptisterium San Giovanni, der Taufkirche des Florenzer Doms, einen Besuch ab. Der Ursprung dieses Bauwerks ist nicht vollständig geklärt. Die Kuppel, mit einem Durchmesser von 26 m, wurde 1225 mit der weltweit größten Mosaikzyklen ausgestattet. Die Eintrittspreise in die Kulturdenkmäler in Florenz sind recht beachtlich. Pro Person mussten für diesen nüchternen, ansonstten fast kahlen Raum immerhin 5 € gelöhnt werden. Es ist nur zu hoffen, dass diese Gelder auch wirklich den Kulturdenkmälern zu gute kommen und nicht in irgendwelchen dunklen Kanälen versickern.
Vom Baptisterium ging es dann in die Warteschlange zum Dom. Es ging, Gott sei gedankt, doch recht zügig vorwärts. Die Cathedrale di Santa Maria del Fiore ist ein gotischer Bau dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Die gewaltige Kuppel gilt als technische Meisterleistung der frühen Renaissance gilt. Die Kathedrale ist nach dem Petersdom, der Saint Pauls Cathedrale in London und dem Mailänder Dom, die viertgrößte Kirche in Europa.
Für die nächste Station mussten wir wieder ca. 800 m durch den immer stärker werdenden Regen wandern. Es ging zur Franziskanerkirche Santa Croce. In dieser Kirche findet man die Grabstätten von Galileo Galilei, Michelangelo, Bernardo di Niccolò Machiavelli und anderen italienischen Künstlern und Geistesgrößen. Santa Croce ist damit für die Italiener so etwas wie ein nationales Pantheon.
Nach dem Besuch dieser einzigartigen Kirche, deren Abmaße ebenfalls fast an die Peterskirche heranreichen, machten wir uns wieder auf den Rückweg.



Wie man auf dem Bild, das auf dem Weg zum Bahnhof entstanden ist, unschwer erkennen kann, waren wir nicht die Einzigsten, die bei dem Wetter den Rückzug angetreten haben. Wir waren uns bewusst, das wir Florenz und seine Sehenswürdigkeiten nur ganz am Rande erleben konnten. Aber ein Wiedersehen ist ja nicht ausgeschlossen.
Am Sonntagmorgen ging es zunächst kreuz und quer durch Florenz und dann in Richtung Volterra. Es regnete immer noch. Erst kurz vor unserem Ziel wurde es trocken und die Wolken lockerten auf. Volterra gilt mit ihrem spektakulären landschaftlichen Umfeld als eine der schönsten in der Toskana. Wir fanden ganz in der Nähe der Stadtmauer einen Stellplatz für die kommende Nacht.

Nach einer kurzen Pause machten wir uns zu Fuß auf den Weg die Stadt zu erkunden. Vom Parkplatz mussten wir uns über viele Stufen bis hinauf zum Castello emporarbeiten, um dann festzustellen, dass das Kastell noch immer ein Hochsicherheitsgefängnis ist und somit für Besucher unerreichbar. Wir gingen dann an den etruskischen Ausgrabungsfeldern vorbei in die Altstadt, die ihren mittelalterlichen Charakter noch gut erhalten hat. Inzwischen war der Himmel wieder grau in grau und wir mussten auf die spektakulären Ausblicke notgedrungen verzichten. Nach dem Besuch der Kathedrale mit dem Baptisterium, dem Palazzo Priori, der Porta all'Arco, einem noch aus dem 2. Jahrhundert v.Chr. erhaltenen Stadttor und dem Teatro Romano ging es wieder zurück.

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