Venedig sehen und ... - weiter geht's

11.09.2011 Porto Corsini, Ravenna, Italien
Zurück Tourenübersicht Vorwärts


Das Wetter machte uns den Abschied vom Gardasee relativ leicht. Die ganze Nacht hindurch schauerte es immer wieder und auch der Montagmorgen sah nicht viel besser aus. Nach dem Frühstück packten wir schnell unsere Sachen und auf ging es Richtung Südosten - Richtung Venedig. Wir erreichten unseren Standplatz Punta Sabbioni, unmittelbar an der Südspitze der Halbinsel, die vom Norden her die Lagune von Venedig begrenzt, kurz nach 14 Uhr.







Wir richteten uns auf dem Platz ein und machten anschließend noch einen kurzen Erkundungsausflug.
Eigentlich war ja für den Dienstag der erste Besuch in der Lagunenstadt vorgesehen. Aber wir hatten halt ohne unsere Gastgeber geplant. Am Dienstag herrschte Generalstreik in Italien und damit fuhr auch keine Fähre, die uns hätte in die Stadt bringen können. Wir machten das beste daraus, setzen uns auf unsere Fahrräder und durchstreiften die Halbinsel. Punta Sabbioni ist ein idealer Ausgangspunkt, um Venedig zu erkunden. In gut einer halben Stunde erreicht man mit dem Bus, der hier ein Schiff ist, den Markusplatz und damit das Herz der Lagunenstadt. Es ist daher kein Wunder, dass sich hier ein Campingplatz an den anderen reiht. Es hat uns aber überrascht, dass nur wenige Kilometer abseits dieses Brennpunktes die Halbinsel noch sehr ländlich geprägt ist und die Landwirtschaft noch sehr stark vertreten ist. Nach gut 30 km waren wir wieder bei unserem Stellplatz angelangt. Den Rest des Tages verbrachten wir mit allem, was nach über drei Wochen Aufenthalt im Wohnmobil so an notwendigen Arbeiten anfällt.
Am Mittwoch war es also soweit. Kein Streik mehr und die Busse fuhren wieder regelmäßig. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir den Anleger in der Nähe von San Marco. Zuerst marschierten wir in Richtung Markusplatz. Ich werde in meinem Tagebuch nicht versuchen, zum einhundert-tausendsten Mal die Sehenswürdigkeiten von Venedig zu beschreiben. Das können andere mit viel mehr Hintergrundwissen wesentlich besser. Ich werde vielmehr versuchen unsere persönlichen Eindrücke wiederzugeben. Dort wo es möglich ist, werde ich wie gewohnt mit Hyperlinks auf nähere Informationen verweisen.
Das wir nicht alleine in Venedig sein würden, war uns klar, aber dass so viele Menschen sich hier tummeln würden, haben wir nicht erwartet. Und es sollten an diesem Tage noch viel mehr werden.
Auf dem Weg zum Markusplatz kamen wir natürlich am Dogenpalast vorbei. Wie immer, wenn Inge und ich unterwegs sind, sind die schönsten und wichtigsten Baudenkmäler wegen Renovierungsarbeiten ganz oder teilweise verhüllt. So auch dieses Mal. Teile der Südfront, sowie die Ostfront waren mit riesigen blauen Planen verdeckt, von denen uns die Reklame eines großen Kosmetikherstellers entgegen schrie.



Die Seufzerbrücke, die den Dogenpalast mit dem daneben liegenden Gefängnisbau verbindet, wirkte in dem Reklameumfeld fast wie ein Fremdkörper. Renovierungsarbeiten kosten viel Geld und Sponsoren können hier sinnvolle Unterstützung bieten, aber ob es auf so aufdringliche und schreiende Art sein muss, möchte ich bezweifeln.



Auf dem Markusplatz hatten selbst die Tauben kaum noch Platz, so voll war es hier. Auch hier wieder das gleiche Bild, große Teile der Prokuratien, die den Platz im Norden und Süden begrenzen und des Napoleonischen Flügels, der den Platz auf der Westseite abschließt, waren wieder mit Werbeplanen verhangen. Zumindest der Blick von der Mitte des Platzes auf den Markusdom, den Uhrenturm und den Dogenpalast war halbwegs unverstellt. Aber der richtige Eindruck von der Schönheit und Harmonie des Platzes blieb uns leider verwehrt.
Wir verließen den Markusplatz über den Durchgang im Napoleonischen Flügel und durchstreiften kreuz und quer San Marco. Je weiter wir von den Haupttouristenattraktionen uns entfernten, desto ruhiger wurden die Gassen und es kam sogar eine Art Beschaulichkeit auf. In einem kleinen Restaurant nahmen wir eine Stärkung zu uns, bevor es dann zum nächsten Highlight weiterging. Der Kellner im Restaurant war besonders clever (dreist). Er rundete selbstständig und großzügig den Rechnungsbetrag auf einen glatten Zehnerbetrag auf, was mir natürlich überhaupt nicht gefiel und er daher ganz ohne Trinkgeld auskommen musste.



Von Beschaulichkeit konnte keine Rede mehr sein, als wir uns der Rialto Brücke näherten. Tausende Menschen drängen genau wie wir von rechts und links auf die Brücke, um von sich oder dem Canale Grande ein Foto zu machen. Leider sind die Geschäfte, die früher die Arkaden der Brückenbebauung belebten alle verwaist und damit fehlt auch etwas von dem Flair, den das Bauwerk früher ausgestrahlt haben mag. Weiter ging es dann wieder durch die Gassen. Immer wieder, wenn wir auf einer der über 400 Brücken einen Kanal überquerten, genossen wir die Ausblicke auf verträumte Palazzi mit ihrem maroden Scharm.
Gegen 15 Uhr beendeten wir unseren ersten Streifzug durch Venedig und kehrten mit den Bus (Schiff) zu unserem Wohnmobil zurück.
Mein Eindruck von Venedig nach diesem ersten Tag war: Ja, diese Stadt ist wunderschön, aber der Kommerz dominiert sehr brutal. Von Wohlfühlatmosphäre und Authentizität wie wir sie in anderen Städten erlebt haben, konnten wir nicht viel spüren.
Am Donnerstag ging es erst am Nachmittag wieder in die Lagunenstadt. Wir hatten uns vorgenommen, mit dem Bus (Schiff) den Canale Grande vom Markusplatz bis zum Bahnhof und zurück zu befahren. Die Boote sind an diesem Nachmittag (wahrscheinlich aber immer) unheimlich voll. Ich wahr froh einen Platz an der Reling zu bekommen, damit ich wenigsten ein paar schöne Fotos von den Palazzi machen konnte, die sich wie an einer Perlenschnur links und rechts am Ufer des Canale Grande aufreihen. Auch die Rialto Brücke, unter der wir nun natürlich hindurch fuhren, entwickelte aus dieser Perspektive eine ganz andere, viel schönere Ansicht. In unserem Reiseführer finden 45 Paläste Erwähnung, die hier ihre Pracht entfalten und den Stolz und Reichtum der alten Handelsstadt noch erahnen lassen.



Vom Bahnhof aus schlenderten wir durch das Viertel Santa Croce, bevor es auf dem gleichen Weg wieder zurück nach San Marco ging. Inzwischen war es dunkel geworden. Nicht alle aber doch einige Palazzi erstrahlten nun kunstvoll beleuchtet. Auch die Rialto Brücke entfaltete im Kunstlicht eine ganz andere Atmosphäre.



Am Freitag ging es als erstes zur Insel Murano. Hier auf der Insel wird auch heute noch das weltbekannte Muranoglas gefertigt. Gleich nach der Anlegestelle konnten wir einen Blick von der Straße her in eine Glasbläserei werfen. Wir beobachteten die Handwerker, die im Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit einen großen Teil zum Reichtum Venedigs beitrugen, bei ihrer schweißtreibenden Arbeit. Im Ort selber reiht sich ein Glasgeschäft an das andere und man fragt sich, wer alles das kaufen soll. Uns wirklich ansprechende Stücke, fanden wir relativ wenige und die besaßen Preise, die uns nicht mehr in Versuchung führten.



Mittags ging es dann an der Friedhofsinsel Cimitero vorbei an die Nordküste Venedigs. Von hieraus durchwanderten wir wieder gemütlich die Altstadt, bevor wir wieder den Dogenpalast erreichten. Von Außen hatten wir ihn uns ja schon mehrmals angesehen. Nun wollten wir natürlich auch das Innere erleben. Nach Entrichten den Eintrittsgeldes betreten wir von der Piazzetta di San Marco aus durch die Westfront den Innenhof des Dogenpalastes. Hier lassen wir zunächst die großartige Architektur auf uns wirken.



Wir bewundern die Treppe der Giganten in der Nordecke des Innenhofes, bevor wir und dann den Amts- und Repräsentationsräumen des Palastes zuwenden. Beeindruckend sind die großen Säle mit ihren kostbaren Wand- und Deckengemälden, von denen das größte Leinwandgemälde der Welt, die 7 mal 22 m große Darstellung des Paradieses im Sala del Maggior Consiglio erwähnt werden muss. Es befindet sich hinter dem Dogenthron und dominiert den Saal. Ich persönlich würde mir das Paradies doch etwas anders vorstellen und habe daher beschlossen, vorläufig noch hier auf der Erde zu bleiben. Das fotografieren in den Innenräumen war leider verboten und wurde richtig streng überwacht.
Den Abschluss des Tages und sicher auch einer der Höhepunkte unseres Venedig Aufenthalts war dann der Besuch im Innern der Sankt Markus Basilika. Hier in der offiziellen Staatskirche der Republik Venedig kumuliert der Reichtum der alten Handelsmetropole. Hier wurden auch die Beutestücke gewonnener Kriege ausgestellt. Zeitweise waren heimkehrende Seefahrer verpflichtet, etwas zur Verschönerung von San Marco mitzubringen. So kommt es, dass im Innern der Kirche die unterschiedlichsten Stilrichtungen vertreten sind.



Beim Verlassen der Basilika konnte ich dann auch noch die Löwen von San Marco endlich fotografieren, was an den vorangegangenen Tage durch die anwesenden Menschenmassen einfach unmöglich war.



Damit war unser Besuch von Venedig beendet. Venedig ist eine wunderschöne Stadt und es gibt viele einmalige Objekte zu bewundern. In die Gruppe der "Top Five", der fünf mich am stärksten ansprechenden Städte konnte Venedig aber nicht eindringen, dazu vermisste ich etwas die Atmosphäre und es dominierte zu stark der Touristenrummel.
Samstag ging es dann Richtung Süden. Nur wenige Kilometer nördlich Ravenna fanden wir in Porto Corsini einen netten Stellplatz. Von hier aus sind es nur wenige hundert Meter bis zum herrlichen Sandstrand. Das Wasser ist sogar für mich erträglich (geschätzte 28°C). Hier wollen wir einige Tage ausspannen und das Leben genießen.

Zurück Home Vorwärts