Schöne Städte in Norditalien

04.09.2011 Malcesine, Italien
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Eigentlich war es gar nicht geplant, aber da Gavirate einen Bahnhof besitzt und von dort eine Direktverbindung nach Mailand besteht, entschlossen wir uns kurzfristig der Metropole einen Besuch abzustatten.



Um 8.55 Uhr am Montagmorgen starteten wir mit dem Regionalzug in das ca. 60 km entfernte Mailland, wo wir kurz nach 10 Uhr auf dem Nordbahnhof eintrafen. Zunächst musste natürlich ein Stadtplan her, und los ging es. Direkt vom Bahnhofsvorplatz aus begrüßte uns das Castello, das wir aber zunächst links liegen ließen und uns über die bekannte Einkaufsstraße "Dante" einen Weg ins Zentrum zur Hauptsehenswürdigkeit, dem Mailänder Dom, bahnten.



Auf dem ca. 1 km langen Weg dorthin bewunderten wir neben dem Reiterstandbild Victor Emanuels II die mächtigen Fassaden der Handelshäuser, die stolz den Reichtum der Stadt präsentieren. Und dann sahen wir sie auch schon, die einmalig prächtige Westfront des Mailänder Doms. Dies war für mich wiedereinmal so ein Augenblick, wo man die Luft anhalten möchte, um damit die Zeit zum Stillstand zu bringen. Viele Male habe ich bereits Bilder dieses herrlichen Bauwerks gesehen, aber es ist doch ein Riesenunterschied, wenn dann die eigenen Augen auf dem Objekt ruhen.
Die Fassade aus Marmor beherrscht die Plaza de Duoma. Die Kirche wurde auf Geheiß von Gian Galeazzo Visconti im Jahre 1386 begonnen. An ihr wurde, wie an allen großen Kathedralen, mehrere hundert Jahre gebaut und es wurden immer wieder Planänderungen vorgenommen. Der Baustil des Doms ist zwar der Gotik nachempfunden, entwickelt aber durch seine fünffache Gliederung eine ganz eigene Wirkung. Für Fotos von der Außenansicht waren wir noch etwas zu früh, denn erst nach Mittag hat die Sonne als idealer Beleuchtungskörper die richtige Position inne. Wir erkundeten also zunächst das beeindruckende Innere des Doms.



Anschließend ging es zur links vom Dom gelegenen Galleria di Vittorio Emanuele. Diese exklusive Adresse bietet Raum für anspruchsvolle Geschäfte, Restaurants und Firmenniederlassungen. Wir haben hier in einen kleinen Restaurant uns hervorragend gestärkt und setzten anschließend unseren Erkundungszug durch die Stadt fort. Inzwischen hatte die Sonne soweit gedreht, dass wir unsere Fotos von der Westfront des Doms machen konnten.



Weiter ging es dann noch einmal durch die Galleria zur Plaza di Scala, an der die berühmte Mailänder Oper gelegen ist. Es ist aber noch August und das Haus ist selbst für Besichtigungen noch geschlossen. Ich konnte aber zumindest durch eine offenstehende Tür im Museumsshop einen Blick in das prächtige Foyer werfen.



Zurück ging es wieder über die "Dante" zum Castello Sforzesco. Die Festung wurde im Fünfzehnten Jahrhundert von Galeazzo II Visconti und im Jahre 1451 von Francesco Storza vollendet. Sie war ursprünglich mit einem Wassergraben umgeben, den man noch gut erkennen kann. Es beherbergt heute Museen, die auch einige Werke Leonardo da Vincis besitzen.
Wir hatten das Gefühl, genug für die Kultur getan zu haben, gingen zum Bahnhof zurück und nahmen den nächsten Zug nach Gavirate.
Am Dienstag verließen wir den Vareser See und steuerten den Gardasee an. In der Nähe der Halbinsel Sirmione fanden wir einen netten Stellplatz, der uns für die beiden nächsten Tage als Basisstation diente.
Nachdem ich am Mittwoch an meinen Tagebucheinträgen gearbeitet hatte, holten wir die Fahrräder aus der Garage und es ging los nach Sirmione. Die Stadt liegt an der Spitze der Halbinsel und wird von einer mittelalterlichen Burg beherrscht. Von hieraus konnten weite Teile des südlichen Gardasees überwacht und kontrolliert werden. Heute müssen hier selbst die Fahrräder vor den Stadttoren abgestellt werden. Auf Schusters Rappen durchstreiften wir also die engen Gassen der Altstadt. Viele Straßencafés laden zum Verweilen ein. Im angrenzenden Park, der die Nordspitze der Halbinsel einnimmt, kann man mit etwas Glück sogar beschauliche Minuten abseits des Touristenstroms erleben.



Für die kommenden Tage blieben wir zwar am Gardasee, wechseln unseren Standplatz am Donnerstag aber an die Ostseite des Sees, etwa 2 km südlich von Lazise. Noch am Donnerstag statteten wir der Stadt einen Besuch ab. Natürlich wieder mit den Fahrrädern. Den Versuch, direkt am Seeufer entlang zu fahren, brechen wir nach etwa der Hälfte der Strecke ab. Der Uferweg ist eng und es wechseln sich Steine mit Sand ab. Außerdem sind so viele Badegäste dort unterwegs, dass es einfach keinen Spaß machte. Wir wechselten also zur Fahrstraße, was besser, aber auch nicht besonders prickelnd war.
Lazise ist ähnlich wie Sirmione ein mittelalterliches Städtchen, welches auch noch große Teile der Stadtbefestigung besitzt. Die hübsche Altstadt wird von Tausenden von Urlaubern beherrscht. Hier dreht sich alles um den Tourismus. Wir stellen unsere Fahrräder am Hafen ab und bummeln durch die Gassen. Nach einem leckeren Eis (Eis machen können die hier alle) ging es zurück zum WOMO.



Urlaub ist das wirklich nicht. Für Freitag stand schon wieder eine Bildungseinheit auf dem Plan. Um 10 Uhr starteten wir mit dem öffentlichen Bus nach Verona. Nach 45 Minuten erreichten wir die Innenstadt. Es waren nur wenige hundert Meter bis zur weltberühmten Arena, in der seit Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts regelmäßig im Sommer die Festspiele aufgeführt werden. Verona selbst blickt auf eine über zweitausendjährige wechselvolle Geschichte zurück und auch die Arena dürfte bald die zweitausend Jahre voll machen. Die Größe der im Herzen der Stadt gelegenen Anlage spiegelt noch heute die Bedeutung der römischen Metropole wieder.



Nach ausgiebiger Besichtigung ging es über die Via Mazzini zum Haus von Julia. Fast jedes Liebespaar auf der Erde kennt die traurige Geschichte von Romeo und Julia, die hier im vierzehnten Jahrhundert gespielt haben soll und der von William Shakespeare in seinem Drama ein unvergessliches Denkmal gesetzt wurde. Der Durchgang zum hübschen Innenhof der ehemaligen Herberge, in dem sich der berühmte Balkon befindet, ist mit tausenden von Liebesschwüren übersät, die hoffentlich alle Bestand haben werden.



Unser Weg führte uns weiter durch die Altstadt über die Plaza Erben mit ihrer schmucken Bebauung, vorbei an der Kirche von Sant 'Anastasia, dem Dom zur Etsch. Auf dem gegenüberliegenden Ufer warfen wir noch einen Blick in das römische Theater, bevor wir uns auf den Rückweg zur Bushaltestelle machten.
Der Besuch in Verona hat sich wirklich gelohnt und ich bin fest überzeugt, dass wir bei nächster Gelegenheit unsere Eindrücke von dieser großartigen Stadt, dann aber hoffentlich bei etwas geringeren Temperaturen, vertiefen werden.
Der Samstag war mit über 34°C der bis dahin absolut heißeste Tag unserer Reise, was uns aber nicht davon abhielt, dem etwa 14 km entfernten Garda mit dem Fahrrad einen Besuch abzustatten. Von unserem Stellplatz aus mussten wir zunächst ein kurzes Stück über die extrem stark befahrene Straße Richtung Norden fahren, bevor dann zumindest eine Fahrradspur vorhanden war. Von Lazise ging es dann über einen recht gut ausgebauten Fahrradweg durch Bardolino am Seeufer vorbei nach Garda. Alle die Städtchen hier am Gardasee haben ihren besonderen Reiz, der sie nicht nur für uns sondern auch für zehntausende anderer Touristen attraktiv macht. In Garda kann man den Eindruck gewinnen, dass die ganze Stadt ein einziges großes Restaurant sei. Wir gönnten uns aber nur wieder einmal ein leckeres Eis, bevor wir uns auf den Rückweg machten.



In Bardelino hatten sich inzwischen Dutzende von Oldtimern (Autos, Motorkutschen und Motorräder) eingefunden. Gemeinsames Merkmal war, dass ihr Baujahr spätestens im Jahre 1918 liegen musste. Diesen optischen Leckerbissen mussten wir natürlich ausgiebig genießen.
Am Sonntagmorgen waren die Temperaturen mit etwa 25°C zwar etwas geringer, dafür stieg die Lustfeuchtigkeit aber auf über 90%. Es herrschte Gewitterstimmung. Natürlich nicht bei Inge und mir.
Nachdem wieder alles ordnungsgemäß im Wohnmobil verstaut war, ging es über die östliche Uferstraße immer am Seeufer entlang nach Malcesine, etwa 12 km südlich der Nordspitze des Gardasees. Auf einem Spaziergang in den Ort wurden wir dann von einem kräftigen Gewitterschauer überrascht.
So kam es, dass ich an diesem Tage die Feuchtigkeit aus allen Richtungen habe kennengelernt. Zuerst von Innen, beim Herrichten des Wohnmobil am Morgen. Dann von Außen durch den Gewitterschauer und am Abend von Außen nach Innen bei einer guten Flasche Bardolino.

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