Ein Wiedersehen mit Freunden
26.09.2010 Whiteshell Provical Park

Der Höhepunkt dieser Woche war natürlich das Wiedersehen mit unseren Pechvögeln Peter und Christel. Aber bis es soweit war, mussten noch rund 1400 km zurückgelegt werden.
Am Montag ging es zunächst von Gillette in die Black Hills. Unterwegs statteten wir dem Devils Tower in der Nähe von Spearfish einen Besuch ab. Hier wächst mitten in der Prärie ein 264 Meter hoher Monolith aus Basalt aus der Erde. Er entstand vor etwa 60 Millionen Jahren, als heiße Magna nach oben stieg. Im Laufe der Zeit wurde das weniger widerstandsfähige Material durch die Erosion abgetragen, so dass nur noch der harte Kern stehen blieb. Viele Sagen und Legenden der Ureinwohner ranken, ähnlich wie beim Ayers Rock, um diesen Fels.

Nach einem kurzen Aufenthalt ging es weiter zum Mount Rushmore, dem wohl bekanntesten National Monument der USA. Hier wurden in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts unter Leitung des amerikanischen Künstlers John Gutzon de la Mothe Borglum
die Konterfeis der amerikanischen Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln, Theodor Roosevelt in den Granit gemeißelt. Dieses gigantische Denkmal wird gerne als Altar der amerikanischen Demokratie bezeichnet, zu dem jährlich Millionen von Besuchern pilgern. In diesem Jahr gehörten wir auch dazu.

Am Besucherzentrum erfährt man einiges über die Entstehungsgeschichte der Anlage und auch über die Mentalität der Amerikaner. Abends bei der Lightening Show durften wir dann das zweite Mal innerhalb einer Woche die amerikanische Nationalhymne mitsingen. Im Gegensatz zu Cody war die Atmosphäre hier am Mount Rushmore wesentlich ernsthafter und man hatte fast den Eindruck an einer sakralen Handlung teilzunehmen. Zunächst wurden die Leistungen der vier Präsidenten in einer Videosequenz gewürdigt. Nach der Hymne wurde die amerikanische Flagge feierlich eingeholt und, wie wir das aus Filmen und vom Fernsehen her kennen, von den anwesenden Kriegsveteranen zu einem kleinen Rechteck zusammengefaltet und den Parkrangern übergeben. Während dieser Zeremonie wurden dann die vier Präsidentenköpfe illuminiert.

Der Dienstag war ein reiner Fahrtag, an dem wir uns über 600 km Richtung Osten bewegten. Unser Tagesziel hieß Bismarck, die Hauptstadt von North Dakota. Für die Nacht standen wir auf einem Parkplatz von Walmart. Am Mittwoch ging es dann relativ früh weiter. Wir hatten an diesem Tag noch einmal über 500 km hinter uns zu bringen, die uns wieder nur durch flaches Weideland, auf dem hier und da einige Rinderherden grasten und an endlosen Getreidefeldern vorbei führten, die nur durch riesige Getreidesilos unterbrochen wurden, bevor wir unsere Freunde Christel und Peter in Winkler (Kanada), südwestlich von Winnipeg erreichten. Die beiden haben sich nach ihrem Malheur in Fort Nelson (British Columbia) hier her gerettet und hoffen nun, hier im Werk, in dem ihr Wohnmobil hergestellt wurde, die notwendige Hilfe zu finden.

Die Wiedersehensfreude nach inzwischen mehr als einem Vierteljahr war natürlich riesengroß. Es gab viel zu erzählen und die Stunden vergingen wie im Fluge. Christel hatte für den Abend ein leckeres Essen vorbereitet und dazu tranken wir Wein und selbstgebrautes Bier unserer amerikanischen Bekannten Anne Marie.
Wir glaubten bis zu diesem Tag, dass wir im vergangenen Herbst mit der Werkstatt in Rio Gallegos Pech gehabt hätten und wurden von Peter eines Besseren belehrt. Was er zu erzählen hatte, hätte ich ohne die Bilder, auf denen er alles dokumentiert hatte, nicht geglaubt. Nur ein Beispiel: Beim Zusammenbau von Motor und Getriebe wurden keine Dichtungen verwendet, sondern die Nahtstellen wurden mit Silikon abgedichtet, egal wie heiß die Bauteile wurden. Ich bin inzwischen überzeugt, dass jede Werkstatt in der dritten Welt nicht einen solchen Pfusch abliefert.
Der Donnerstag war so kalt und verregnet, dass wir leider rein gar nichts unternehmen konnten. Wenigstens der Internetzugang hier vor den Werkstoren war gut und so konnten wir ausgiebig mit der Heimat telefonieren und einige andere Dinge erledigen. Am Freitagmorgen sah es zunächst auch nicht viel besser aus. Wir verabschiedeten uns von unseren Freunden, die am Sonntag erst einmal nach Hause fliegen und eine Winterpause einlegen und starteten gegen Winnipeg, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba.

Kaum hatten wir Winkler hinter uns gelassen, riss der Himmel auf und es wurde noch ein wunderschöner Herbsttag. In Winnipeg machten wir einen ausgiebigen Stadtbummel und besuchten auch das Legislativ Building, das Parlament der Provinz. Dort wird zurzeit das Original der Magna Carta von 1215 ausgestellt, so dass wir dieses für England und auch ganz Europa wichtige Dokument auch einmal unmittelbar bewundern durften. Winnipeg selber ist eine typische nordamerikanische Stadt, in der die Banken, Verwaltungsgebäude und Malls das Stadtbild prägen. Es war nett, hier gewesen zu sein.

Am Samstag folgten wir dem Red River, der sich von Winnipeg aus in vielen Windungen nach Norden schlängelt. Kurz vor der Mündung des Red Rivers in den Lake Winnipeg liegt das 8000 Seelen Städtchen Selkirk. Die wichtigste Sehenswürdigkeit hier ist das Lower Fort Garry. Dieses Fort wurde 1830 von der Hudson Bay Company, als Ersatz für das kurz vorher von einem Jahrhunderthochwasser fortgerissene Fort Garry in Winnipeg, gebaut. Das Fort diente hauptsächlich als Handelsplatz für Pelze. Fort Garry ist das besterhaltene Fort der Hudson Bay Company. Es wurde in den 1960'er Jahren als Freilichtmuseum hergerichtet.

Selkirk hat auch noch ein Marine Museum, in dessen angrenzendem Park wir für die Nacht auf Sonntag einen ruhigen Stellplatz fanden.
Nach der verregneten Wochenmitte hatten wir nun richtiges Glück. Auch der Sonntag brachte uns einen herrlichen Herbsttag. Der Himmel strahlte unendlich blau und so fuhren wir, endlich mal wieder auf dem Trans Canada Highway, gegen Osten, dem Indian Summer entgegen. Es war recht windig, aber wir hatten ja Zeit und ließen es dem entsprechend langsam angehen. Nach knapp 180 km ereichten wir den Falcon Lake im Whiteshell Provincial Park. Hier, mitten zwischen duzenden von kleinen und größeren Seen, haben wir unsere Zelte aufgeschlagen. Es ist Sonntag. Und was gibt es da Schöneres, als den Rest des Tages zu faulenzen.