Die erste Woche alleine unterwegs

23.05.2010 St George
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Am Montag waren es nur noch rund 100 km, die uns von der US-Amerikanischen Grenze trennten. Entgegen allen Erwartungen verlief die Einreise in die USA völlig problemlos. Anders, als wir es von den Flughäfen her kennen, waren hier in Nogales die Grenzbeamten sehr freundlich und sogar zu einem Smaltalk aufgelegt. Auch die Zollabfertigung war absolut easy. Nach ca. 90 Minuten fuhren wir dann unsere ersten Kilometer auf amerikanischen Highways. Der Weg führte uns schnurstracks in den nächstgelegenen Walmart, wo wie unsere Vorräte noch einmal richtig auffüllten. In Mexiko waren die Supermärkte schon sehr gut sortiert, aber hier in den USA ist es noch einmal eine Stufe besser. Man wird hier wirklich verführt, alles Mögliche, was man nicht braucht, zu kaufen. Gott sei gedankt, lässt unser Auto nur eine begrenzte Zuladung zu, so dass natürliche Grenzen gesetzt waren.
Weiter ging es dann über ca. 90 Meilen unserem Tourziel entgegen. Tombstone ist eine kleine Westernstadt, die von ihrer Vergangenheit und damit vom Tourismus, lebt. Die Namen Wyatt Earp und Doc Holliday lassen wohl bei den meisten von uns den Puls schneller schlagen. Jeden Tag werden die Schießereien nachgestellt, die die Stadt weltbekannt gemacht haben. Das reale Ergebnis der Originalschießereien ist auch heute noch auf dem Friedhof der Stadt zu finden. Die Grabsteine erzählen Geschichten.

Eine der skurrilsten davon, dürfte wohl folgende sein:



Am Abend ging es dann zu einem letzten Whisky in Big Nose Kate´s Salon. Es wurde noch einmal viel erzählt, gelacht und getrunken. Jeder hat jedem versprochen sich auf jeden Fall zu melden und in Verbindung zu bleiben. Mal sehen, was von den guten Absichten bleibt.



Am Dienstagmorgen nach dem Frühstück dann ein letztes Lebewohl und Inge und ich setzten unsere große Reise alleine fort. Für diesen Tag hatten wir uns viel vorgenommen. Wir wollten vor dem Sonnenuntergang den Grand Canyon erreicht haben. Zunächst legten wir allerdings in Tucson beim AAA, dem amerikanischen Automobilclub einen Stopp ein, um uns mit den neuesten und aktuellsten Reiseunterlagen für den Südwesten der USA einzudecken. Für Mitglieder des ADAC sind diese Unterlagen kostenlos. Es lohnt sich. Die Karten, Tourbücher und Campbooks sind wirklich gut. Es fehlten uns nun noch ca. 300 Meilen bis zu unserem Tagesziel. Der RV-Park war ausgebucht und so ließen wir uns auf einem großen Parkplatz am zentralen Marketplace nieder. Es war schon 19.10 Uhr und um 19.22 Uhr war an diesen Tag der Sonnenuntergang. Also los. Wir erreichten tatsächlich noch rechtzeitig die Südkante des Canyon. Schön, oder gar spektakuläre Bilder waren nicht mehr zu schießen, aber wir hatten unser Tagesziel punktgenau erreicht.



Den Mittwoch ließen wir dann ganz gemütlich angehen. Nach einem ausführlichen Frühstück und intensiver Nutzung des Internets machten Inge und ich einen ausgedehnten Spaziergang entlang der South Rim.



Wir waren zwar nicht das erste Mal hier, aber die Aussichten und Bilder, die auf einen wirken, sind immer wieder überwältigend. Am späten Nachmittag sind wir dann mit unserem Wohnmobil etwas weiter nach Osten gefahren, um dort den Sonnenuntergang zu erleben. Die Farben sind dann natürlich viel wärmer und intensiver. Es ist einfach herrlich.



Anschließend zogen wir uns in unser Wohnmobil zurück, beobachteten dabei wie der Himmel immer dunkler wurde und genossen dazu eine gute Flasche kalifornischen Weißwein.
Das nächste Ziel war das Monument Valley, jenes Tal mit den bizarren Felsformationen, die man aus vielen Filmen seit seiner Jugendzeit kennt. Die rund 200 Meilen hatten wir bis 15 Uhr geschafft und so entschlossen wir uns, noch am selben Tag unsere Rundfahrt durch das Valley zu starten. Vom Visitor Center führt ein 17 Meilen langer Rundweg an den inposanten Felsen vorbei.



Die Straße ist unbefestigt, steil und nicht gerade in einem guten Zustand. Es war noch einmal für das Auto und den Fahrer eine harte Prüfung. Aber beide haben es geschafft und die Aussichten und Bilder haben uns dafür entlohnt. Wieder gut angekommen, parkten wir unser Womo auf dem nahegelegenen RV Stellplatz und genossen beim Abendbrot einen herrlichen Sonnenuntergang, der die roten Felsen noch schöner machte.



Der Weg, der uns am kommenden Montag nach las Vegas führen soll, ermöglichte uns am Freitag einen geruhsamen Tag am Lake Powell einzulegen. Der Colorado River, der von Denver herkommend seinen Weg in den Golf von Kalifornien sucht, wird in seinem Verlauf an mehreren Stellen aus Regulierungsgründen und um elektrischen Strom zu gewinnen gestaut. So auch am Glen Canyon Dam, kurz bevor der Fluss den Grand Canyon erreicht. Der so entstandene Stausee ist der Lake Powell. Beim Eintritt in den Grand Canyon National haben wir eine Jahreskarte für 80 Dollar gelöst, die es uns erlaubt, auch alle anderen Nationalpark der USA zu besuchen, so auch diesen.



Samstagmorgen starteten wir dann in Richtung Bryce Canyon. Auf dem Weg dorthin durchquert man zwangsläufig den Red Canyon im Dixie National Forest. Purpurrote, also eisenoxidhaltige Felsen der Claron-Formation gaben diesem Canyon seinen Namen. Er ist von seinem Erscheinungsbild vergleichbar mit dem Bryce Canyon, jedoch etwas kleiner. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder erschließt sich der Red Canyon vom Talboden aus, während man beim Bryce Canyon vom Hochplateau aus hinabsteigt.



Nach weiteren 20 km erreichen wir unser Tagesziel. Im Gegensatz zum Grand Canyon, der durch den Lauf des Colorados ausgewaschen wurde, handelt es sich beim Brice Canyon um den Übergang von einem Hochplateau zu einer Ebene. Er entstand durch Erosion an der östlichen Seite des Paunsaugunt-Plateaus, die dabei eine einzigartige Abbruchkante formte, die an ein Amphitheater erinnert. Er unterscheidet sich von anderen Canyons durch seine geologischen Strukturen, die Hoodoos, welche durch Wind, Wasser und Eis aus den Sedimenten geformt werden. Die roten, orangefarbenen und weißen Sedimente bieten phantastische Aussichten. Auf der gut 30 km langen Fahrt durch den Nationalpark, auf der wir immerhin wieder eine Höhe von fast 2800 m erreichen, laden Parkbuchten und Aussichtpunkte zum Verweilen ein. Jeder dieser Punkte bietet atemberaubende Ausblicke auf die einmaligen Felsformationen. Die Nacht verbringen wir auf einem Campground im Nationalpark.

Von Las Vegas trennen uns noch ca. 450 km, die wir an zwei Fahrtagen bewältigen wollen. Am Pfingstsonntag geht es zunächst zurück zum Highway US 89 und dann über den Highway UT 14 nach Cedar City und weiter über die Interstate 15 nach St George. Der Highway UT 14 durchquert kurvenreich den Dixie National Forest und wir genießen in etwa 3000 m Höhe die Aussicht auf schneebedeckte Wiesen und zugefrorene Seen. Bergab geht es durch ein sehr enges Tal, in dem für die Straße teilweise sogar der Fluss überbaut werden musste.



Um die Mittagszeit legen wir in dem Mormonenstädtchen Cedar City leine kurze Pause ein und spazieren durch den Ortskern. Keine Menschenseele ist zu sehen, nur auf der Hauptstraße gleiten vereinzelt die Limousinen vorbei. Die letzten 85 km für diesen Tag legen wir auf der Interstate 15 zurück und erreichen kurz vor 15 Uhr unser Tagesziel St George.
Langsam rückt das Ende unserer Reise in Sichtweite. Wir kaufen uns daher neue Kunststoffkisten und verbringen den Rest des Tages damit, unseren Hausstand neu zu sortieren und die Reisetaschen zu füllen.

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