Richtung Mexiko City

02.05.2010 Cholula
Zurück Tourenübersicht Vorwärts






Die neue Woche begann wieder mit einem Reisetag. Er führte uns weg von der Küste ins Landesinnere und zwar nach Palenque. Palenque ist die letzte große Mayastädte, die wir auf unserer Reise quer durch Mexiko besuchten. Die Fahrt über knapp 360 km führte uns über gute Straßen durch das mexikanische Tiefland ein letztes Mal hinein in den tropisch heißen Dschungel. Während der Fahrt machten die extremen Temperaturen, zu denen sich nun auch noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit gesellte, nicht nur uns, sondern auch meinem Auto, das ja immer noch mit nur einem Lüfter fuhr, zu schaffen. Auch die Klimaanlage brachte nur noch begrenzt Erleichterung. Aber egal, wir haben es geschafft. Nachts lauschten wir noch einmal der unverwechselbaren Melodie des Urwaldes.
Am nächsten Morgen ging es relativ früh in die archäologischen Anlagen. Wir wollten die etwas niedrigeren Temperaturen nutzen. Auch ist in diesen frühen Stunden die Anlage noch relativ leer, da die meisten Bustouristen erst in der Mittagszeit eintreffen.
Palenque wird von vielen als die vielleicht schönste der ehemaligen Mayastädte beschrieben. Sie dehnt sich auf einem 8 km langen, immer feuchten Streifen entlang eines Flusses mit überschwänglicher Vegetation aus. Palenque erlebte seine Blütezeit zwischen dem 7ten und 8ten Jahrhundert. Die Stadt unterscheidet sich in der Architektur von allen bisher gesehenen Städten durch die nur hier existierende Art ihrer Dächer. Von den hier gefundenen weit über 1000 Bauten und Strukturen wurden bisher weiniger als 20 % ausgegraben.

Eines der schönsten Bauwerke ist der Tempel der Inschriften. In dem auf der Spitze einer Pyramide stehenden Tempel wurden 620 Hieroglyphen gefunden, die zum großen Teil schon entschlüsselt werden konnten und einiges über die hier lebenden Mayas erzählen. Der Tempel wird auf das Jahr 692 beziffert und ist wohl eines der letzten in Palenque erbauten großen Gebäude.
Dominiert wird das Areal vom Palast, einem 300 m langen und 240 m breiten Gebäudekomplex, der sich aus zahllosen Räumen und Innenhöfen zusammensetzt und auch mehrere Ebenen aufweist. Hier kann man noch Originalfresken und Stuckreste bewundern, die einem einen blassen Eindruck von der hier ehemals herrschenden Pracht vermitteln. In einem der Innenhöfe erhebt sich ein wunderschöner Turm, der einzigartig in der Mayawelt ist.
Am Mittwoch starteten wir mit dem Bus einen Ausflug zum Wasserfall Cascadas de Misol Ha und nach Agua Azul.



In Misol Ha stürzt sich ein kleiner Fluss mehrere zehn Meter in die Tiefe. Ganz anders in Aqua Azul. Hier tief im Dschungel fließt ein weitaus größerer Fluss malerisch über verschiedene Kaskaden und bildet auf mehreren Ebenen hübsche kleine Wasserbecken, die zum Baden einladen. Leider sind auch hier alle Wege und Plätze von Hunderten von fliegenden Händlern gesäumt, so dass die einmalige Schönheit der Landschaft kaum Wirkung findet.



Der nächste Fahrtag führte uns wieder zurück an den Golf von Mexiko. Die erste Station war für Inge und mich das Museum La Venta in Villahermosa. Hier sind in einer Freilichtanlage die monumentalen Steinplastiken ausgestellt, die von den Menschen der Olmeken Kultur zwischen 1200 und 400 vor Christus geschaffen wurden. Die Skulpturen wurden in dem kaum zugänglichen Sumpfgebiet nordwestlich der Stadt gefunden und hier zusammengetragen.

Inge und ich hatten uns für diesen Tag von der Gruppe abgemeldet; denn in Villahermosa sollten wir auf einen Asphaltplatz ohne Versorgung stehen, der sich tagsüber kräftig aufgewärmt hatte. Nach weiteren 300 km fanden wir an der Laguna Catemaco einen sehr schönen Campingplatz, wo wir sicher stehen konnten. Abends bummelten wir am Seeufer des Ortes mit gleichem Namen und trafen auf andere Tourteilnehmer, die ebenfalls Reißaus genommen hatten. Nach einem guten Essen wanderten wir zurück durch eine stürmische Nacht zu unserem Stellplatz, dessen großzügige Anlage uns für diese Nacht ganz alleine gehörte.



Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, schliefen wir tief und fest. Am nächsten Morgen ging es dann nach Vera Cruz. Zunächst erledigten wir in der Stadt die wichtigsten Einkäufe. Es war wieder extrem heiß an diesem Tage und auf dem Weg durch die Stadt arbeitete unser Wohnmobil hart an der Grenze zur Überhitzung. Kurz vor dem Erreichen des Einkaufszentrums trat plötzlich ein deutlicher Leistungsverlust auf und die gelbe Motorwarnlampe ging an. Aber wir hatten Glück, nach unseren Einkäufen war der motor so weit abgekühlt, dass wir ohne weitere Probleme zu unserem Stellplatz etwa 20 km südöstlich der Stadt gelangten, wo wir sehr schön direkt am atlantischen Ozean die Nacht verbrachten.
Auf dem Weg zur mexikanischen Hauptstadt mussten wir noch einmal Höhen von rund 2700 m erklimmen. Aus der Ferne konnten wir den Popocatépetl erkennen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage, starteten wir am Samstag besonders früh, um die Kühle der Morgenstunden auszunutzen. Außerdem hatte ich die Motorhaube abgebaut, um so den Luftstrom, der den Motor kühlen sollte, zu erhöhen. Wir taten auch gut daran.



Die ersten 70 km bis zur Autobahn waren anstrengend. Von da an ging es dann langsam bergan und mit jedem Höhenmeter ging die Außentemperatur zurück. Die Passhöhe in knapp 2700 m schafften wir dann problemlos. Bereits gegen 11 Uhr, so früh wie noch nie, erreichten wir unser Tagesziel Cholula, 10 km westlich von Puebla, der Stadt in der VW seit fast 40 Jahren Autos baut. Aber nicht aus diesem Grunde machten wir hier halt, sondern weil sowohl Cholula als auch Puebla wunderschöne spanische Kolonialstädte sind.



Am Sonntag besichtigten wir dann gemeinsam beide Städte. Das historische Zentrum Pueblas, einer Stadt mit immerhin Millionen Einwohnern, gilt seit 1987 als UNESCO Weltkulturerbe. Prächtige koloniale Bauten wechseln mit noch prächtigeren Kirchenbauten, die im Unterschied zu europäischen Kirchen auch noch tatsächlich bestimmungsgemäß genutzt werden. Ich habe es lange nicht mehr gesehen, dass an einem normalen Sonntag eine Kirche so voll war, dass die Menschen bis hinaus auf den Kirchenvorplatz dem Gottesdienst folgten.
Cholula mit seinen 150000 Einwohnern wirkte dagegen wie ein Dorf. Auch hier befinden sich rund um den zentralen Platz schöne Kirchen und Kolonialgebäude. Die Hauptattraktion dieser Stadt ist jedoch die Quetzalcóatl Pyramide. Diese gigantische Pyramide mit einer Höhe von 62 m besitzt eine Kantenlänge von 425 m und ist damit das vom Volumen her größte je von Menschenhand geschaffene Bauwerk. Einzig Teile der Westseite wurden bis heute ausgegraben und rekonstruiert. Nach der Ankunft der Spanier richteten diese ein Blutbad unter den Indianern an, dem zwischen 300 und 600 Menschen zum Opfer fielen. Den Rest schaffte zwischen 1544 und 1546 eine Epidemie. Zum Zeichen ihres Sieges zerstörten die Spanier die Spitze der Pyramide und erbauten auf ihr die Kirche Nuestra Senora de los Remedios.

Zurück Home Vorwärts