Zwischen Karibik und Pazifik

11.04.2010 Panajachél
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Wieder ist es Montag und schon wieder hat eine neue Woche begonnen. Die Zeit vergeht in rasend schneller Fahrt. Es sind jetzt nur noch acht Wochen, bis wir das Flugzeug besteigen werden und die Heimreise antreten. Von Reisemüdigkeit ist bei uns, aber auch bei den anderen Mitreisenden nichts zu spüren. Jeder neue Tag bringt Erlebnisse, die für uns einmalig sind.
So war es auch an diesem Montag. Nach dem sonntäglichen Ruhetag war eine Bootsfahrt zu den Mangrovenwäldern der nahen Küste angesagt. Mit drei kleinen Booten ging es aus der Lagune hinaus, an der mit Mangroven bewachsenen Küste entlang und dann in die engen Seitenarme der sumpfigen Landschaft. Es ist interessant zu sehen, wie teils mächtige Bäume auf filigranem Wurzelwerk, das bei Ebbe mehrere Meter aus dem Wasser hervorragt, sich der Sonne entgegenstrecken. Tiere waren diesmal weniger zu beobachten. Viel interessanter als die Flora und Fauna waren allerdings die Menschen, die am Rande dieser Wälder leben und die wir kennenlernen durften.



Wir besuchten eine Dorfgemeinschaft und dort primär eine Schule, die nicht allenthalben von Touristen überrollt wird. Nur Dank früherer Beziehungen von Janette und Uwe waren wir hier willkommen. Die Menschen freuten sich wirklich über unseren Besuch. Obwohl noch schulfreie Tage herrschten, waren fast alle Schüler in ihren Schuluniformen erschienen um uns zu begrüßen. Niemand bedrängte uns und die Kinder wollten eigentlich nur immer wieder fotografiert werden.

Die Schule wird von ca. 110 Kindern im Alter zwischen 4 und 13 Jahren besucht. Es gibt nur drei Klassenräume und es stehen auch nur drei Lehrer zur Verfügung, die im Zweischichtbetrieb versuchen, den Kindern das Notwendigste beizubringen. Die Lehrer selbst konnten wir nicht kennenlernen, aber die Schulverwaltung, einige Eltern und eine Kanadierin, die vor Jahren hier an der Costa del Sol hängen geblieben ist und den Kindern versucht die englische Sprache näherzubringen, erläuterten uns den Schulalltag. Obwohl eine siebenjährige Schulpflicht besteht, achtet auf deren Einhaltung kaum jemand. So ist es kein Wunder, dass das Analphabetentum doch noch recht verbreitet ist. Häufig ist es immer noch so, dass die Kinder, sobald sie zum Broterwerb beitragen können, auch dafür herangezogen werden.
Nachdem einige Kinder uns ein Liedchen dargebracht hatten, bedankten auch wir uns mit der ersten Strophe von `Muss i denn ...`; denn das war das einzige Lied, auf das wir uns in der Schnelle einigen konnten. Aber ich glaube, es kann gut an. Eine spontane Spendenaktion brachte immerhin auch noch einen Betrag von 500 US$ zusammen, die für den Aufbau einer Wasserversorgung im Dorf genutzt werden sollen. Die eben erwähnte Kanadierin verwaltet das Geld treuhänderisch und wir sind alle überzeugt, dass sie unser Vertrauen voll verdient.
Anschließend ging es mit dem Boot zu einem nahe, direkt am Ufer liegendem ´Restaurant´, wo wir eine köstliche Fischmahlzeit zu uns nahmen. Vor allen Dingen war die Toilette dieses Restaurants sehenswert, eben wirklich der natürlichen Umgebung angepasst.



Die Fahrt am Dienstag nach Santa Anna war auch gleichzeitig eine Bewährungsprobe für unser weidwundes Wohnmobil. Es hat die Prüfung hervorragend bestanden und ich bin guter Dinge, dass wir mit defensiver Fahrweise und etwas Glück die Zeit bis zum Eintreffen des Ersatzteiles überbrücken können.
Für Mittwoch stand bereits der Grenzübergang nach Guatemala auf dem Programm. Bis zur Grenze waren es noch knapp 80 km. Die Abfertigung an der Grenze ging diesmal zwar nicht ganz so zügig wie bei den beiden letzten Malen, war aber auch problemlos. Nach exakt 2 Stunden war alles geschafft und die Reise ging durch Guatemala Stadt weiter nach Antigua de Guatemala, die alte, von vielen Erdbeben bedrohte und heimgesuchte Hauptstadt des Landes. Unser Stellplatz für die kommenden zwei Nächte lag ca. 10 km vor Antigua auf einer Höhe von knapp 2000 Meter. Für die Nacht war es angebracht, die Wolldecken aus ihrer Versenkung hervorzukramen; denn nach Sonnenuntergang ließen die Temperaturen doch sehr zu wünschen übrig.



Die Überraschung des Tages waren allerdings Rainer und Susi, die nach ihrem Abschied in Quito nach gut sechs Wochen mit ihrem prächtigen amerikanischen Wohnmobil wieder zu uns stießen. Das musste natürlich gefeiert werden. Die beiden hatten auf ihrem Weg durch Mexiko Tequila getankt, den wir unter ihrer sachkundigen Anleitung mit Salz und Zitrone genossen. Sie hatten natürlich viel zu erzählen, aber auch wir hatten zwischenzeitlich einiges erlebt und so wurde der Abend auf keinen Fall langweilig. Ich bin überzeugt, dass der Gesprächsstoff auch noch für die nächsten Tage reichen wird.
Der Donnerstag gehörte dann voll und ganz Antigua. Nichts was ich an Beschreibungen und Bildern von dieser Stadt gesehen habe, ist übertrieben. Es macht richtig Spaß durch die Gassen zu spazieren und den Flair dieser Stadt zu genießen. Zunächst fuhren wir mit Rainer und Susi zu einem Mirador und verschafften uns von oben einen ersten Überblick. Ausgehend von der Plaza Major durchstreiften wir alle möglichen Straßen und auf dem Weg zum Kloster La Merced kamen wir an einem unscheinbaren Toreingang vorbei, hinter dem sich das Hotel Don Rodrigez mit einem prächtiger Innenhof befand. In einer Ecke des Hofes fand ich den Eingang zu einem der besten Restaurants auf unserer Panamericana Tour. Wir beschlossen spontan hier unseren Mittagstisch zu uns zu nehmen. Da es erst 10.30 Uhr war, hatten wir noch genügend Zeit uns den Sehenswürdigkeiten der Stadt weiter zu widmen. Nach dem Mittagessen besuchten wir den lokalen Markt. Es ist immer wieder schön, diese Märke zu besuchen, auf denen sich die einheimische Bevölkerung mit dem Notwendigen versorgt. Das Angebot an Lebensmitteln aller Art ist dort riesig und man fragt sich, wer das alles essen soll.

Beim Rundgang durch die Altstadt entdeckten wir allerdings auch noch viele Wunden, die das große Erdbeben von 1978 der Stadt zugefügt hatte. Besonders viele der Monumentalbauten aus der Kolonialzeit sind noch stark in Mitleidenschaft gezogen. Wir haben allerdings den Eindruck, dass intensiv daran gearbeitet wird, auch diese Wunden wieder verheilen zu lassen.
Unser nächstes Ziel war Panajachél, eine kleine Stadt am Atitlan See. Die letzten Kilometer hierher stellten höchste Ansprüche an Fahrer und Fahrzeug. Zunächst mussten wir uns durch sehr enge Gassen, an ausladenden Verkaufsständen, parkenden Autos und schwatzenden Menschen vorbeiquälen, um dann auf einer sehr steil abfallenden Serpentinenstrecke, deren durchschnittliches Gefälle über 8 % betrug, um rund 800 Meter bergab an unseren Zielort heranzupirschen. Für drei Nächte stehen wir hier am Hotel Tzanjuyu, dass zwar eine wunderschöne Aussicht über den See und zu gleich vier Vulkanen, die das Landschaftsbild dominieren bietet, aber sonst einen eher abgewirtschafteten und ungepflegten Eindruck hinterlässt. Die ehemals wohl wunderschöne Hotelanlage ist in den letzten Jahren an die nächste Generation weitergegeben worden und der oder die neuen Eigentümer haben entweder kein Talent oder kein Interesse an dem Hotel.



Abends bummelten wir mit einigen Anderen durch den Ort und fanden das gleiche Hotel wie am Vortag in Antigua, mit gleich guter Küche und gleich gutem Service. Wir konnten nicht widerstehen uns nochmals verwöhnen zu lassen.
Die Hektik der vergangenen Wochen ist etwas abgeflaut und so diente der Samstag im Wesentlichen der Erledigung sonstiger wichtiger Arbeiten, wie Wäsche waschen, Ersatzteile bestellen oder einfach der Erholung. Am Abend haben sich dann Monika und Otto von unserer Gruppe wieder verabschiedet. Sie hatten mit der Südamerikatour 2008 begonnen, ihr Wohnmobil über den Sommer in La Paz untergestellt und stießen dann in Cartagena zu uns. Von dort begleiteten sie uns bis hier nach Guatemala um auf dem kürzesten Weg über Mexico in die USA zugelangen. Sie sind uns in den vergangenen Wochen vertraute Freunde geworden, denen wir auf ihrer weiteren Reise alles Gute wünschen. Wir freuen uns heute schon auf ein Wiedersehen in der Heimat.



In diesem Teil Guatemalas lebt überwiegend eine indigene Bevölkerung, die ihre Traditionen pflegt, zu der auch das alltägliche Tragen ihrer Trachten gehört. Viele Orte haben an bestimmten Tagen ihre Märkte, die sich durch ein, im wahrsten Sinne, buntes Treiben auszeichnen. Am Sonntag besuchten wir einen solchen Markt im 40 km von unserem Stellplatz entfernten Chichicastenango. Natürlich waren neben uns auch noch andere Touristen dort, aber der Markt war so groß, das die Touristen kaum ins Gewicht fielen. Es war wirklich ein Markt auf dem die Einheimischen ihren Bedarf an Textilien, Lebensmitteln und sonstigen Dingen des täglichen Gebrauchs decken.



Die Fahrt dorthin unternahmen wir mit einem Bus, der in seinen besten Jahren als Schulbus in den USA im Einsatz war. Es ist interessant, in ganz Mittel- und auch Teilen Südamerikas findet man die ausgedienten gelben Schulbusse aus den USA. Ich habe den Eindruck, je ärmer das Land, desto häufiger findet man die Busse. Teils fahren sie so, wie sie aus den USA importiert wurden, andere sind bunt bemalt und mit mehr oder weniger sinnvollen Sprüchen verziert, in denen Maria oder Jesus um Beistand gebeten oder lobpreist werden. Das ist bei der Fahrweise der Busfahrer auch dringend von Nöten.





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