Semana Santa und Ostern in Mittelamerika

04.04.2010 Costa del Sol
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Wir waren vom letzten Grenzübergang gewarnt, also starteten wir am Montag relativ früh in Richtung der honduranischen Grenze. Das Wetter war angenehm, die Straßen gut und so schafften wir die knapp 100 km sehr schnell und erreichten die Grenze exakt um 8 Uhr. Welch eine Überraschung, das erwartete Chaos war nirgends zu finden. Wir wurden an der Grenze von freundlichen Beamten eingewiesen. Der Ausreiseschalter aus Nicaragua und der Schalter für die Einreise nach Honduras lagen unmittelbar nebeneinander und das Ganze ohne Wartezeiten. Auch die Zollformalitäten für unsere Autos waren relativ schnell erledigt und nach 1,5 Stunden waren wir bereits wieder unterwegs. Wir mussten an diesem Tag nur noch knapp 170 km fahren und so blieb genügend Zeit, um beim Durchqueren von Tegucigalpa in einem Einkaufszentrum unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Unser Stellplatz für die kommenden zwei Nächte lag etwa 40 km nördlich der Hauptstadt im Parque Aurora, einem Freizeit- und Erholungszentrum. Es blieb sogar noch die Zeit, um die geballte Fachkompetenz der Gruppe bei Reparaturübungen an einem Notstromaggregat zu demonstrieren.



Wir standen hier sehr schön und ruhig. Nachts sanken die Temperaturen unter 15 °C, so dass Inge für die zweite Nacht sogar die Wolldecke auspackte.
Der Dienstag war für die Besichtigung von Tegucigalpa vorgesehen. Für 8.30 Uhr war der Bus bestellt, aber hier hat man ein anderes Zeitverständnis. Es war 9.20 als dann tatsächlich ein kleiner Bus und ein Großraumtaxi erschienen. Das Erscheinungsbild des Busses entsprach genau dem Bild, das wir in den nächsten Stunden von Tegucigalpa gewinnen sollten: Alt, schmutzig, laut und er stank. Die Fahrt führte uns zunächst genau den Weg zurück, den wir am Vortag nach unserem Einkauf gefahren waren. Die erste Station war die älteste Kirche Tegucigalpas: San Franzico, von der wir jedoch nur die Außenfront zu sehen bekamen, da die meisten Kirchen der Stadt wegen Raubgefahr auch tagsüber geschlossen sind. Dann ging zur Kathedrale, die sich von außen frisch renoviert präsentierte.



Na ja, recht nett, aber das Umfeld war ungepflegt und schmutzig. Und so erlebten wir auch die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mein Resümee nach diesem Besuch: Der Name der Stadt ist ihr schönstes Attribut.



Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter am Lago Yojoa vorbei nach Pulhapanzak. Hier übernachteten wir wiederum in einer Freizeitanlage ganz in der Nähe eines Wasserfalls. Die Fahrt hierher war aber im wahrsten Sinne mörderisch. Die Honduraner fahren wie gesenkte ... Auf kurvenreicher abfälliger Strecke wird man nicht nur von schwersten Trucks in ungebremster Fahrt überholt, sondern diese werden auch noch gleichzeitig von PKW´s und Kleinbussen überholt. Wenn Gegenverkehr kommt, wird halt kurz auf den linken Seitenstreifen ausgewichen und dann geht die Raserei weiter. Am Morgen, kurz nach dem Start, kamen wir an einer Unfallstelle vorbei, wo genau dieses Fahrverhalten in die Katastrophe geführt hat: fünf Tote. Als wir kurz nach Mittag unserer Tagesziel erreichten, waren wir froh, dass nach und nach alle Gruppenmitglieder heil ankamen. Der Platz zwar gefüllt mit einheimischen Erholungssuchenden, die jedoch noch vor Einbruch der Dunkelheit das Gelände wieder verliessen und wir uns für die Nacht dort breit machen konnten.
Die Fahrt am Gründonnerstag von Pulhapanzak nach Santa Rita, kurz vor Copan, verlief wesentlich entspannter. Der Osterreiseverkehr war abgeflaut und die schweren Trucks kreuzten nur noch vereinzelt unseren Weg. Das bedeutete zwar keinen defensiven Verkehr, aber die geringere Verkehrsdichte nahm dem Ganzen doch die Schärfe und wir kamen gut voran. Da unterwegs keine Sehenswürdigkeiten uns bremsten, erreichten wir unser Tagesziel bereits gegen 13 Uhr. Der für die kommenden beiden Nächte vorgesehene Platz, wiederum an einer Freizeitanlage, war auch diesmal hoffnungslos überfüllt. Wir fuhren daher zunächst einige Kilometer weiter, stellten uns an den Straßenrand und warteten, bis sich die Tagesgäste wieder auf den Heimweg gemacht hatten.
Den Karfreitag verbrachten wir mehr oder weniger zweigeteilt. Am Morgen besuchten wir zunächst die kleine Stadt San José de Copan, wo bereits in den Morgenstunden die Karfreitagsfeierlichkeiten mit einer Kreuzwegprozession begonnen hatten. Wir kamen gerade rechtzeitig, um den Auszug der Prozession aus der Kirche (1. Station des Kreuzweges, Pontius Pilatus) mit zu erleben. Inge und ich begleiteten die Prozession auf den ersten sieben Station, die in der Ortschaft steil bergan führten. Wir konnten dabei die intensive Frömmigkeit der hier lebenden Menschen bewundern, die bei Temperaturen von weit über 35 °C geduldig dem Ritual folgten und den Strapazen trotzten.



Nach einer kurzen Erfrischung ging es dann zu den Copan Ruinas. Copán war eine im heutigen Staat Honduras gelegene bedeutende Stadt der Maya während der sogenannten klassischen Periode (etwa 250 n. Chr. bis 900 n. Chr.). Im achten Jahrhundert erlebte sie ihre Blütezeit, wurde bald darauf jedoch verlassen und verfiel, wie die meisten anderen Maya-Städte im Tiefland der Halbinsel Yucatán. Die Ruinenstätte wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts erforscht und gehört seit 1980 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wie der historische Name der Stadt lautete, ist noch nicht vollständig geklärt.



Für Karsamstag stand der zweite Grenzübergang in dieser Woche an. Die Reise sollte uns über 360 km zur Pazifikküste nach El Salvador an die Costa del Sol führen. Nach ca. 100 km leuchtete an meinem Armaturenbrett eine rote Warnlampe und machte mich darauf aufmerksam, dass die Kühlwassertemperatur einen kritischen Wert erreicht hatte. Zwar war die Strecke bergig und kurvenreich, aber das Auto und ich hatten schon ganz andere Herausforderungen geschafft. Zunächst war guter Rat teuer; denn für diesen Tag stand noch eine Passüberquerung von knapp 2000 Meter Höhe auf dem Programm. Einer der beiden Kühlungslüfter hatte einen Lagerschaden und zog auf Grund dessen soviel Strom, dass die Sicherungen laufend durchbrannten. Aber nach einer knappen Stunde verzweifeltem Nachdenken, hatte ich eine Lösung, mit der ich hoffentlich die Zeit, bis ich zu den passenden Ersatzteilen komme, überbrücken kann. Wir schafften den Pass problemlos und erreichten kurz nach halb Zwölf die Grenze zu El Salvador. Es war wieder eine Überraschung. Von den Beamten an der Grenze wurden wir mit Handschlag begrüßt und später wieder verabschiedet. Stress bei der Abwicklung der Formalitäten gab es nicht. Die Grenzer nahmen uns fast alle Arbeiten ab und in einer guten halben Stunde war alles erledigt. Richtig schön. Die Fahrt ging weiter, quer durch die Hauptstadt San Salvador und nach weiteren 70 km erreichten wir fast unser Tagesziel. Bevor es jedoch so weit war, mussten wir noch eine besondere Fahrprüfung bestehen. Es ist ja Ostern und der Strand war an diesem Tag mit Menschen überfüllt, die um diese Uhrzeit nur noch einen Wunsch hatten: Ab nach Hause. Es war so, als ob wir mit unserem Wohnmobil zur Oktoberfestzeit über die Wiesen gefahren wären. Ermattet, aber mit unserer Tagesleistung zufrieden, erreichten wir unseren Stellplatz an der Spitze einer Halbinsel zwischen Lagune und Pazifischen Ozean.



Honduras kam uns wie ein zweigeteiltes Land vor: Der Teil von der nicaraguanischen Grenze bis hinter Tegucigalpa war sehr trocken, ärmlich und schmutzig. Der nördlichere Teil erschien uns deutlich grüner, wohlhabender und auch sauberer. In allen Landesteilen scheint es aber üblich zu sein, den Müll, der während einer Autofahrt anfällt, einfach durch das Fenster zu entsorgen.
Am Ostersonntag konnten wir endlich mal wieder in Ruhe ausschlafen. Nach einem Osterfrühstück auf der Terrasse unseres Wohnmobils bei angenehmen 27 °C ging ich daran, den defekten Lüfter auszubauen, was überraschend einfach war. Die dadurch gewonnene Zeit nutzte ich dazu, diesen Bericht fertig zu schreiben und ich hoffe, ihn auch heute noch Online stellen zu können, damit auch ihr alle endlich mal wieder Up to date seid.

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