In Mittelamerika angekommen

21.03.2010 San Jose
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Für Montagmorgen 10 Uhr war ursprünglich der Bus bestellt, der uns von Panama City nach Colon an der Karibikküste bringen sollte. Dort wollten wir unsere Wohnmobile aus dem Hafen holen, um endlich wieder die Nächte in der eigenen Koje zu verbringen. Pech gehabt. Das Schiff aus Cartagena hatte mal wieder Verspätung. So mussten wir einen weiteren Tag in Panama City totschlagen. Noch einmal einen heißen Tag in der Stadt herumzulaufen, hatten wir keine Lust und so nutzte ich die Zeit, um meine Berichte zu schreiben und endlich aktuell zu sein. Am Abend haben wir dann noch einmal das deutsche Restaurant besucht, um heimische Kost und Bier zu genießen.
Das Drama des vergangenen Mittwoch fand am Dienstag seine Fortsetzung auf panamaischer Seite. Um 9.30 Uhr ging es mit dem Bus nach Colon. Eine gute Stunde später trafen wir auf dem Hafengelände ein und unsere Nerven wurden durch extrem lange Wartezeiten auf die Probe gestellt. Nachdem uns dann auch noch bekannt wurde, dass unsere Fahrzeuge ziemlich robust von der Drogenfahndung in Cartagena durchsucht wurden und anschließend alle Türen und Klappen unverschlossen blieben, kannten unsere Bedenken kaum noch Grenzen. Das Warten wurde zweimal nur kurz unterbrochen, um Unterschriften zu leisten. Kurz vor 16 Uhr war es dann so weit. Die Fahrzeuginhaber, in unserem Falle ich, durften zu den Fahrzeugen. Die Zollbeamten auf panamaischer Seite hatten es geschafft. Um 16 Uhr war Feierabend und nur die Zusage, für jede Überstunde 150 US$ zusätzlich zu zahlen, machte es möglich, dass wir auch tatsächlich noch unsere Autos bekamen. Die erste Inspektion schien alle Bedenken zu bestätigen. Als ich die Garagentür öffnete, fiel mir alles Mögliche entgegen. Die Drogenfahndung hatte alles ausgeräumt, durchsucht und ziemlich planlos wieder eingeladen. Es stellte sich aber bald heraus, dass zwar sehr viel Unordnung angerichtet wurde, aber ansonsten weiter nichts geschehen war. So konnten sich unsere Nerven wieder etwas beruhigen. Die Fahrt ging dann wieder zurück nach Panama City. Es war inzwischen Rush Hour und wir lernten die Rücksichtslosigkeit der panamaischen Autofahrer voll kennen. So etwas hatten wir auf unserer ganzen bisherigen Reise noch nicht erlebt. Wir standen in einer langen Reihe von etwa 400 m vor einer Kreuzung um links abzubiegen. Wir wurden rechts und links überholt. Wenn Gegenverkehr kam, wich der Überholende halt einfach auf den linken Standstreifen aus, und wenn das nicht ging, ging gar nichts mehr. Kurz vor der Kreuzung wurde sich dann brutal in die Warteschlange wieder hereingedrängt. Nerven, Nerven, Nerven. Für die ersten 400 m brauchten wir etwa 45 Minuten. Inzwischen war es dunkel und das machte das Fahren in einem total fremden Land auch nicht gerade schöner. Nach weiteren 1,5 Stunden erreichten wir unseren Stellplatz in der Nähe der Puente de las Américas.



Für Mittwoch war nur eine kurze Strecke bis zu einem Campingplatz bei Santa Clara an der Pazifikküste vorgesehen. Von der Stadt und auch vom Strand bekamen wir so gut wie nichts zu sehen. Wir benötigten nämlich die Zeit, um wieder Ordnung in unser Wohnmobil zu bringen. Wir breiteten vor unserem Auto eine große Plane aus, auf der wir alles zwischenlagerten, bis jedes Teil wieder an seinen richtigen Ort im Wohnmobil zurückfand. So waren wir den ganzen Tag beschäftigt, unser Wohnmobil war wieder aufgeräumt und sauber und wir können nun beruhigt den nächsten Abschnitt unserer Reise beginnen.



Die Fahrt am Donnerstag sollte uns über 350 km nach David auf das Werksgelände einer Rumfabrik führen, wo für Freitagmorgen eine Werksbesichtigung angesagt war. Auf dem Weg dorthin machten wir um die Mittagszeit Pause am Strand von Las Lajas, etwa 100 km östlich von unserem Tagesziel. Der Strand war Wahnsinn. So weit das Auge sehen konnte, war nach rechts und links nur feinkörniger Sand zu sehen. Zum Land hin wurde der Strand von Palmen begrenzt. Der Strand war sehr flach und das Wasser war deutlich über 30 °C warm. Die kräftigen Wellen spielten mit uns, ohne das eine gefährliche Unterströmung zu spüren gewesen wäre. Es war also kein Wunder, dass wir auf die restliche Fahrstrecke an diesem Tag verzichteten und diesen Platz einem Parkplatz auf einem Werksgelände vorzogen. Ungeplant und unabgesprochen trafen noch fünf weitere Wohnmobile an diesem Platz ein. Es wurde einer der schönsten Abende auf unserer bisherigen Reise. Spät am Abend, das Meer hatte sich inzwischen über 100 Meter zurückgezogen, machten wir noch einen kurzen Strandbummel.



Der Himmel war sternenklar und jeder einzelne Stern spiegelte sich im flachen Uferwasser. Selbst die Milchstraße war klar zu erkennen. Wann kann man so etwas schon erleben. Für uns war es einmalig.
Da die Werksbesichtigung bei der Firma Carta Vieja bereits für 8.30 Uhr angesetzt war, mussten wir früh raus und uns spurten. Aber wir schaffen ja inzwischen (fast) alles. Die Rumfabrik wurde 1915 gegründet und man hat das Gefühl, dass seit damals nicht allzu viel investiert und modernisiert wurde. Da wir noch weiterfahren mussten, mussten wir leider auf eine Rumprobe verzichten, aber den hier hergestellten Rum hatten wir bereits am Vorabend am Strand verkostet.
Der Grenzübergang nach Costa Rica stand an. Die Ausreise aus Panama war schnell erledigt, dafür war die Einreise nach Costa Rica umso chaotischer. Die temporäre Einfuhr unserer Fahrzeuge war auch an dieser Grenze kein alltägliches Geschäft. Wir wanderten zwischen Zoll, Copyshop und Versicherungsagentur hin und her. Keiner wusste so richtig, was verlangt wurde. Aber wir sind ja lernfähig. Nach einiger Zeit hatten wir auch dies geschafft und es ging weiter Richtung Dominical. Hier hätten wir eigentlich am Hotel Roca Verde stehen sollen, aber ich vermute, unsere Gruppe ist einfach zu groß, was die Hotelleitung wohl abgeschreckt hat. Der als Ausweichplatz angefahrene Parkplatz vor einem Restaurant, in dem abends eine Karaokeveranstaltung stattfinden sollte, war auch nicht gerade das, was wir uns erträumten. Daraufhin fuhren wir noch einige Kilometer weiter und schlugen auf einem kleinen Campingplatz direkt an der Pazifikküste unser Nachtlager auf. Der Besitzer, Platzwart oder was immer er war, freute sich riesig über unseren Besuch. Wir bekamen von ihm direkt einen Tisch und Stühle zur Verfügung gestellt und er war ständig bemüht, uns noch irgendwelche Gefälligkeiten zu erweisen.
Für die nächsten Tage stand mal wieder eine Hauptstadt auf dem Programm. San José liegt fast in der Mitte von Costa Rica auf ca. 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Unser Weg führte uns also weg von der tropisch heißen Küste, durch eine reizvolle, hügelige Landschaft, hin in das klimatisch wesentlich angenehmere Landesinnere. Noch einmal führte uns unser Weg in Höhen von über 3300 m Höhe. Wir mussten auf kurvenreicher Straße durch den Nebelwald, einem feuchtkühlen, gespenstisch wirkenden Urwald und die Sicht reichte stellenweise nicht einmal 20 Meter weit. Die Straßen waren gut und wir erreichten immerhin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ungefähr 40 km/h. Vor San José machten wir noch einen Abstecher nach Cartago und besichtigten dort die Wallfahrtskirche und die Ruinen der durch Erdbeben zerstörten Basilika.



Unser Campingplatz in Jan José lag nordwestlich der City etwas außerhalb der Stadt und die Stellplätze waren gut ausgestattet.
Den Sonntagsausflug unternahmen wir mit einem Bus. Die Reise ging zum Vulkan Poás und anschließend zum Waterfall-Garden. Der Poás ragt über dem nordwestlichen Meseta Central hoch empor und man kann an klaren Tagen das karibische Meer und nach der anderen Seite den Pazifik in der Ferne schimmern sehen. Dieses Glück hatten wir leider nicht; denn in der Regel sind Wolken und Nebel hier die vorherrschenden Elemente, die sich mit unseren Augen einen Wettstreit lieferten und nur immer wieder für wenige Augenblicke die Sicht auf den smaragdgrünen Kratersee freigaben, in dem schwefelhaltiges Wasser blubbert. Die Ureinwohner warfen Jungfrauen in den See, um so die Götter zu besänftigen. Ein kurzer Spaziergang durch den dichten Regenwald brachte uns noch zur Laguna Botos, einem weiteren Kratersee. Unsere Fahrt ging weiter durch das vor gut einem Jahr von einem starken Erdbeben heimgesuchte Gebiet, bei dem viele Menschen nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihr Leben verloren. Die Zerstörungen waren noch überall zu finden und auch die Straßen waren hier noch stark durch Erdrutsche und Verwerfungen in Mitleidenschaft gezogen.



Kurz vor unserem nächsten Ziel nahm unser Busfahrer etwas ungünstig eine sehr enge, steile Kurve in Angriff und blieb auch prompt darin stecken. Gott sei gedankt, waren es zum Waterfall-Garden noch höchstens 300 Meter, die wir zu Fuß zurücklegten. Während wir zu Mittag aßen und die Fauna und Flora im Park bewunderten, wurde unser Bus wieder flott gemacht.



Der Park selbst ist auch noch sehr stark von den Folgen des Erdbebens gezeichnet und es sind bei weitem nicht alle Sehenswürdigkeiten zugänglich. Was uns besonders gefiel waren die vielen Schmetterlinge und Kolibris, die hier zwar durch Futter angelockt, aber ansonsten völlig frei leben. Später ging es dann wieder zurück in die Stadt, die wir bei Einbruch der Dunkelheit erreichten.

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