Oh wie schön ist Panama

14.03.2010 Panama City
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Die Woche begann mit Formalitäten. Die Verschiffung stand an und es mussten Kopien erstellt und Unterschriften geleistet werden. Außerdem musste natürlich auch das Wohnmobil reisefertig gemacht werden.
Montagabend starteten wir dann zu einer Stadtrundfahrt in einem Rumbabus. Mit viel Lärm, weißem Rum, Cola und Eis ging es zweieinhalb Stunden kreuz und quer durch Cartagena. Unterwegs legten wir an der Stadtmauer eine Pause ein, auf der unsere Buskapelle dann zünftig aufspielte und wir Gelegenheit zum Rumbatanz hatten.



Dienstagnachmittag waren wir so weit und am Mittwoch ging es dann ab in den Hafen. Im Bericht über unseren ersten Grenzübergang von Argentinien nach Chile habe ich davon erzählt, dass mich das Prozedere der Grenzer an die Romane von Franz Kafka erinnere. An dem, was wir jedoch an diesem Mittwoch bei der Ausfuhr unserer Wohnmobile aus Kolumbien im Hafen von Cartagena geboten bekamen, hätte Kafka seine wahre Freude gefunden und es wäre mit Sicherheit für ihn ein Grund gewesen, seine Erzählungen und Romane zu überarbeiten.
Das erste was auffiel war, dass der Hafen wohl außerhalb der Karibik liegen musste. Die Menschen, die hier beschäftigt sind und besonders die jungen Frauen, haben nicht das uns sonst schon so vertraute Strahlen in den Augen, sondern ihr Gesichtsausdruck erinnert mehr an die Temperaturen der tiefgekühlten Räume, in denen sie sich verschanzen. Wir bekamen sehr schnell zu spüren, dass wir keine Kunden, sondern Bittsteller waren, die das Handeln der Obrigkeit klaglos hinzunehmen haben. Der Hafen darf nur mit festem Schuhwerk betreten werden, was nachvollziehbar ist. Wir trugen natürlich alle Sandalen. Es war nicht so, dass man gemeinsam nach Lösungen suchte. Man war stur. Wir kramten also in unseren WOMO´s und die meisten fanden auch irgendwo geschlossene Schuhe. Bei einer Frau unserer Gruppe gab es jedoch eine besondere Lösung: Statt der sehr stabilen Sandalen musste sie in ihre ganz leichten Schuhe schlüpfen, die mehr für den Ballsaal geeignet waren?.
Dass wir viele Formulare ausfüllen und unterschreiben mussten, war selbstverständlich. Dort wo wir unterschreiben sollten, stand häufig unser Name und unserer Passnummer bereits gedruckt. Trotzdem verlangte man von uns, neben oder unter die Unterschrift noch einmal die gleichen Daten handschriftlich und gut leserlich einzutragen, obwohl meistens dafür gar kein Platz war. Die Richtigkeit der darauf aufgeführten Angaben war jedoch von untergeordneter Bedeutung. So fahre ich zurzeit ein Wohnmobil der Marke Heinz-Josef Unkelbach, das als Volkswagen beschrieben wird. Das Autokennzeichen passt mehr zu meinem Geburtstag, als zu meinem Fahrzeug. Eine Reklamation war zwecklos und wurde abgewiesen. Irgendwann waren wir aber soweit und durften unsere Autos in den Hafenbereich fahren. Dort wurde eine Sichtkontrolle durchgeführt, Stempel auf Papiere gedrückt und die WOMO´s wurden vom Hafenpersonal weiter in den Hafenbereich gefahren.



Mit den Papieren sollten wir dann wieder zum Abfertigungsgebäude zurück. Der Versuch dorthin zu gelangen war zunächst wenig erfolgreich. Von einem Tor wurden wir zum anderen geschickt. Dort angekommen, stellte sich heraus, dass dieser Ausgang nur für Personal passierbar war, unsere ID-Karten aber abwies. Also zurück. Aber kein Durchkommen. Unseren Papieren fehlten noch irgendwelche Stempel, Unterschriften und Eintragungen. Man lies uns in der glühenden Sonne über eine Stunde schmoren; denn es war ja Mittagspause. Inzwischen war nicht nur mein Hemd, sondern auch meine Hose schweißgebadet. Dann geschah es. Unsere Papiere kamen zurück und wir durften das Hafengelände Richtung Abfertigungsgebäude verlassen. Kaum dort angekommen, eilte schon wieder Jemand hinter uns her und sammelte die Papiere erneut ein. Es fehlte doch noch Irgendetwas. Inzwischen war es 14 Uhr. Wir befanden uns nun bereits gut fünf Stunden im Hafen. Endlich durften wir an der Kasse unsere Rechnung bezahlen. Fertig waren wir aber noch lange nicht. Jetzt ging es wieder zum Schalter mit Kopien unserer Pässe und von den Einfuhrpapieren. Die gaben wir dort artig ab, bekamen eine Nummer und sollten erneut warten, bis wir aufgerufen wurden. Ein neuer Verwaltungsakt war eingeleitet. Der Agent, den unsere Reiseleitung zu unserer Unterstützung eingeschaltet hatte, übernahm für uns Gott sei Dank diesen letzten Schritt. Gegen 14.45 Uhr verließen wir völlig erschöpft den Hafen und fuhren mit dem Taxi zurück ins Hotel.
Wer noch einmal etwas über den bundesdeutschen Bürokratismus sagt, den sollte man nach Cartagena in den Hafen schicken. Die Ernsthaftigkeit, Sturheit und Konsequenz, mit der hier für uns nicht durchschaubare Verwaltungsakte abgewickelt werden, ist bedrückend und, das ist das Tollste daran, ISO 9000 zertifiziert.



Für Donnerstag stand die Überwindung des Darien Gaps an. Das Darien Gap ist die letzte Lücke auf dem Weg der Panamricana von Nord nach Süd. Die Strecke ist ein Klassiker unter Abenteuertouristen, da sie nur zu Fuß oder per offroadfähigem Motorrad bewältigt werden kann.



Wir wählten lieber den Flieger, der uns kurz nach 17 Uhr nach Panama City brachte. Der Flug dauerte eine knappe Stunde. Die Kontrollen auf dem Flughafen von Cartagena waren besonders streng, was dem Drogenschmuggel geschuldet ist. Die Einreise nach Panama ging schnell und problemlos. Der schwierigere Teil, nämlich die temporäre Einfuhr unseres Wohnmobils steht ja auch noch für die kommende Woche an. Die Temperaturen in Panama City waren noch einmal um einige Grade höher.
Das Hotel hier in Panama City war aber eine Zumutung. Das Zimmer, in dem wir die erste Nacht verbringen mussten, war nicht nur sehr ungepflegt, sondern die Klimaanlage erzeugte einen Lärm, der ein Schlafen unmöglich machte. Andererseits war ein Schlafen ohne Klimaanlage auch nicht denkbar, da die Temperaturen in den Zimmern unerträgliche Temperaturen annahmen. Noch eine Nacht hätten wir nicht in diesem Zimmer verbracht. Der Vorteil des Hotels war, dass unmittelbar neben ihm eine Deutsche Kneipe mit Deutscher Küche zu finden war. Ich konnte nicht widerstehen und habe mir ein Eisbein mit Sauerkraut geleistet. Dazu gab es Warsteiner Pils vom Fass.



Für Samstag standen die Führung durch die Altstadt und ein Besuch am Kanal auf dem Programm. Die Altstadt steht unter dem Schutz der UNESCO, besitzt auch einige sehr schöne Gebäude, strahlt aber ansonsten den Flair der Vergänglichkeit aus. Sehr viele Häuser stehen vor dem Verfall und dies, nach Aussage unseres Guide, mit voller Absicht. Man sagt, die Altstadt sei das Havanna Panamas. Dies trifft sicher auch auf den aktuellen Stand des Verfalls zu. Ansonsten ist Panama City eine sehr moderne Bankenmetropole mit beeindruckender Skyline. Immer mehr Hochhäuser drängen in Richtung Altstadt und begraben Villenviertel und sonstige koloniale Bauwerke unter sich.



Der Besuch am Panamakanal ist natürlich ein besonderes Ereignis. Nicht etwa, das die dort zu sehenden Einrichtungen so einmalig und großartig wären, aber es ist eben der Panamakanal und das strahlt schon eine eigenartige Anziehungskraft aus. Ist es doch so, dass dieses Bauwerk schon seit Kindertagen in unseren Köpfen herumschwirrt und wir es kaum glauben können, dass wir nun tatsächlich hier sind. Natürlich beeindruckt auch die Technik und es ist auch ein tolles Schauspiel, den großen Kähnen beim Schleusen zuzusehen.

Der Panamakanal hat nicht nur wirtschaftliche Bedeutung für dieses Land, sondern trägt durch seine Existenz, so paradox es klingt, nicht wenig zum Natur- und Artenschutz bei. Damit immer genügend Wasser für das Schleusen verfügbar ist, achtet die staatliche Kanalgesellschaft sehr darauf, dass die im Einzugsgebiet des Río Chagres gelegenen Ur- und Regenwälder unversehrt bleiben.
Den Sonntag nutzten wir dann, um einige dringend benötigte Klamotten einzukaufen. Wir fanden ein gut sortiertes Einkaufszentrum, das darüber hinaus auch noch angenehm gekühlt war.

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